Jugendpreis 2004 der Naturforschenden Gesellschaft
in Zürich
Dieses Jahr wurden zum zweiten Mal alle Gymnasien im Kanton Zürich
eingeladen, je ihre beiden besten Maturitätsarbeiten aus den Bereichen
Biologie, Chemie, Geographie, Mathematik und Physik für den Wettbewerb
um den Jugendpreis der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich einzureichen.
Von sieben Schulen gingen insgesamt zehn Arbeiten ein. Wiederum war die
Jury sehr beeindruckt vom grossen Engagement aller Autorinnen und Autoren
und der hervorragenden Qualität dieser Arbeiten. Als Hauptkriterien
für die Entscheidungsfindung dienten Wissenschaftlichkeit, Originalität
und Relevanz.
Der erste Preis ging an eine Arbeit aus dem Bereich Künstliche
Intelligenz, der zweite Preis wurde für eine ökologische Arbeit
vergeben.
Gewinner des Jugendpreises 2004: Dominik Käser, Gossau (Kantonsschule
Zürcher Oberland in Wetzikon) Zweiter Preis: Stephan Reber (Literaturgymnasium
Rämibühl Zürich)
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen erhalten als Anerkennung für
ihren ausserordentlichen Einsatz und die hohe Qualität ihrer Maturitätsarbeiten
eine NGZ-Mitgliedschaft für das Jahr 2005. Zudem erhielt der Sieger
Fr. 500.- und der Zweite Fr. 250.-.
Die Verleihung der Preise erfolgte am 6. Dezember 2004 an der ETH im
Rahmen eines NGZ-Vortrages des Wintersemesters 2004/05.
Felix Stauffer
Laudatio zum 1. Preis
für Dominik Käser, 8625 Gossau
PHILEMON: Künstliche Intelligenz in einem Schachprogramm
Kantonsschule Zürcher Oberland Wetzikon, Klasse C6a
Betreuer: Oliver Seipel
Erstaunlich ist bereits das Motiv, das Dominik Käser anspornte,
sein Schachprogramm PHILEMON zu entwickeln: Es war eine Wette mit einem
fortgeschrittenen Clubspieler (ELO-Wert 1721), der die Zürcher Oberländer
Einzelmeisterschaft gewonnen hatte. Die Wette bestand darin, dass in einem
Jahr PHILEMON fähig sein würde, den Clubspieler in verschieden
langen Partien zu schlagen. Am 11. Januar 2004 war es soweit: PHILEMON
gewann 2 Spiele à 5 Minuten, 2 Spiele à 15 Minuten und 1
Spiel à 50 Minuten!
Was steckt hinter dieser grandiosen Programmierleistung? Die Beschreibung
der Entwicklungsschritte des Programms besticht durch absolute Klarheit
und durch ein erstaunlich sicheres und zielgerichtetes Vorgehen. Dominik
Käser hat eine enorm rasche Auffassungsgabe und beweist eine eindrückliche
Fähigkeit zur Synthese verschiedenster Ideen, die er sowohl in Büchern,
Artikeln und natürlich im Internet findet. Ohne seinen spielerisch-souveränen
Umgang mit dem Computer wäre ihm das Kunststück der Integration
seiner Funde in sein Programm wohl kaum gelungen. Gekonnt bewegt er sich
auf dem schmalen Grat zwischen summarischen Vereinfachungen und analytisch-exakten
Bewertungsschlüsseln, die ihm für jeden Zug eine Bewertung der
resultierenden Stellungen und Figuren abgeben. Für diese zentralen
Schritte brauchte er neben seinen fundierten Programmierkenntnissen auch
ebenso gute Kenntnisse über das Schachspiel, gepaart mit einem sicheren
Gefühl für Gewinnstrategien!
Übrigens: Die vollständige Beschreibung der Arbeit inklusive
Quellencodes und Beispielen von gespielten Partien ist als Buch mit ansprechendem
Layout für
Fr. 29.-- erhältlich unter philemon@cycovery.com
(Druck: Sihldruck Stulz AG, Zürich).
Dr. Fritz Gassmann, Paul Scherrer Institut, Villigen PSI
Laudatio zum 2. Preis
für Stefan Reber, 8044 Zürich
Klein aber oho - Wie wirkt sich die Erzwespe (Encarsia formosa) auf eine Population Weisser Fliegen (Trialeurodes vaporariorum) aus?
Literargymnasium Rämibühl
Betreuer: Dr. Daniel Halter
Die weissen Fliegen oder Mottenschildläuse und ihre Larven sind
allen Gärtnern, die Wärme liebende Pflanzen im Gewächshaus,
im Wintergarten oder in der Masoala Halle halten wollen, wohl bekannt,
weil sie viele Pflanzen schädigen, immer wieder auftreten und meist
nur mit Problemen eliminiert werden können. Da liegt es nahe, den
Einsatz eines Nützlings zu versuchen. Laut dem schweizerischen Verzeichnis
der Pflanzenschutzmittel 2004 gibt es auch einen solchen Nützling,
der Encarsia formosa heisst und in der Schweiz gekauft werden kann. Diese
kleine Schlupfwespe stammt ursprünglich aus dem tropischen Amerika.
Und in England wurden bereits 1935 jährlich 1½ Millionen davon
gezüchtet und in verschiedene Länder exportiert. Die ersten Erfahrungen
aus der Schweiz wurden von Dr. Walter Vogel schon 1964 im „Schweizerisches
Gartenbau-Blatt“ publiziert. Seit dieser Zeit haben ganze Institute in
verschiedenen Ländern die Biologie von Encarsia formosa und ihren
praktischen Einsatz zur Bekämpfung der weissen Fliegen studiert. Somit
scheint alles klar und das Problem der weissen Fliegen sollte eigentlich
leicht und elegant gelöst werden können.
Die Maturarbeit von Stephan Reber zeigt erstens deutlich, dass der
Einsatz von „Encarsia“ nicht so einfach ist, und dass die verschiedenen
Anwendungsauflagen auf den Verkaufspackungen nicht aus der Luft gegriffen
sind. Zweitens dokumentiert der Maturand, dass mit viel Phantasie, Freude
an Pflanzen und Insekten, Wissensdurst und Geduld auch in einem Privathaus
weisse Fliegen mit der Schlupfwespe „Encarsia“ mit Erfolg bekämpft
werden können. Auf viel Unterstützung von Experten konnte der
Maturand nicht zählen, weil die entsprechenden Personen entweder gestorben
oder weg rationalisiert wurden. Zudem waren bei diesem Projekt verschiedene
Pflanzen, verschiedene Schädlinge und eben auch Nützlinge beteiligt.
Darum ist es nicht erstaunlich, dass in diesem komplizierten biologischen
Netzwerk auch unerwartete Schwierigkeiten und Rätsel auftauchten.
Aber sie wurden Dank Durchhaltewillen, den richtigen Überlegungen
und Experimenten gelöst. Wer „Encarsia“ mit Erfolg gegen die weissen
Fliegen einsetzen will, wird von der Lektüre der Arbeit von Stephan
Reber sicher profitieren.
PD Dr. Erich Städler, Eidg. Forschungsanstalt für Obst-,
Wein- u. Gartenbau, Wädenswil