Verliehen wurden am 19. November 2007 ein erster und drei zweite Preise
an:
2.Preis | 2. Preis | 2.Preis | 1.Preis |
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Dominik Benz
Winterthur |
Stefan Gerber
Mettmenstetten |
David Frey
Samstagern |
Dominik Letsch
Zollikon |
Das Schlafverhalten von Mittelschülerinnen und Mittelschülern. Wann ist der optimale Schulbeginn? | Nachtfalter zweier Lebensräume - ein Vergleich | Der Naturgarten - eine ökologische Ausgleichsfläche im Siedlungsraum? | Die tertiäre Molassesedimentation: Die Geologie der Molasse zwischen Zürichsee und Glatttal |
KS Rychenberg Winterthur | Kantonsschule Limmattal | Kantonale Maturitätsschue für Erwachsene | KS Rämibühl, Realgymnasium |
Laudatio zum 1. Preis
für Dominik Letsch
Die tertiäre Molassesedimentation: Die Geologie
der Molasse zwischen Zürichsee und Glatttal
92 pp., div. Karten, lithologische Profile
Kantonsschule Rämibühl, Realgymnasium, betreut von Ulrich
Käser
Herr Dominik Letsch befasst sich mit Gesteinsformationen im Mittelland,
welche das Leben der Mehrheit der in der Schweiz wohnenden und reisenden
Menschen auf vielfältige Weise bestimmen. Vor dem interessierten Leser
liegt eine reich illustrierte und referenzierte, in sich abgeschlossene
- aber keineswegs kleine - wissenschaftliche Arbeit, in der sedimentologische,
paläogeographische und tektonische Aspekte der Bildung des alpinen
Vorlandbeckens beschrieben werden. Bemerkenswert ist zudem der korrekte
und überzeugende Umgang mit der geologischen Terminologie und der
deutschen Sprache. Dominik Letsch hat den zweiteiligen Text als Matura-Arbeit
bei Herrn Ulrich Käser am Realgymnasium Rämibühl abgeliefert.
Der erste Teil besteht aus einer ausführlichen Abhandlung der
Molassesedimentation in der Schweiz. Bereits der einleitende historische
Ueberblick über die Erforschung des Molassebeckens seit der Mitte
des 19. Jhds. ist ein Vergnügen zu lesen. Denn er spart darin nicht
mit Lob für die in ihrer Zeit fortschrittlichen Forscher sowie mit
Tadel für einen damals sehr berühmten Professor, der sich aus
unerklärlichen Gründen gegen neuere Erkenntnisse stemmte. In
der Beschreibung der tektonischen Deformation der Subalpinen Molasse in
der Steilzone von Feusisberg zeigt Dominik Letsch die Fähigkeit komplizierte
geologische Verhältnisse zu analysieren und ein eigenes, glaubhaftes
Modell zur Erklärung der Vorgänge zu entwerfen.
Im zweiten Teil präsentiert er die Ergebnisse seiner eigenen Felduntersuchungen
in der Oberen Süsswassermolasse am Pfannenstiel und seiner weiteren
Umgebung. Neben einer Kartierung der vielfältigen Lithologien wird
ein reicher Datenschatz aus ca. 30 Bachprofilen zusammengestellt, der Auskunft
gibt über die vorherrschenden sedimentären Prozesse und Ablagerungsräume,
die Herkunft der Gerölle und mögliche oder nicht vorhandene laterale
Korrelationen der Lithologien mittels vulkanischen Aschenlagen oder Seeablagerungen.
Als aktualistisches Model für den damaligen Sedimentationsraum wird
der Kosi-Fächer im indisch-nepalesischem Himalaja herangezogen. Die
Auseinandersetzung mit gross- und kleinmassstäblichen tektonischen
Strukturen in diesem Gebiet schliesst diesen praktischen Teil ab.
Dominik Letsch’s Arbeit ist von einer Qualität und Reife, die
einen Vergleich mit Bachelor- oder gar Master-Arbeiten von Studierenden
der Erdwissenschaften nicht scheuen muss. Die spürbare Begeisterung
für die Geologie zeigt uns auch, dass junge Menschen schon früh
für erdwissenschaftliche Themen empfänglich wären. Leider
wird dieses Potential im Unterricht der Schweizerischen Gymnasien nicht
ausreichend erkannt.
Prof. Dr. Wilfried H. Winkler
Geologisches Institut der ETH Zürich
Laudatio zum 2. Preis
für Dominik Benz
Das Schlafverhalten von Mittelschülerinnen und
Mittelschülern. Wann ist der optimale Schulbeginn?
Kantonsschule Rychenberg Winterthur, Betreuer: Hans-Peter Pleisch,
Zweidlen
Jeder Mensch verbringt rund einen Drittel seines Lebens im Schlaf und
jedem einzelnen ist klar, wie wichtig Schlaf ist. Trotzdem wird dieser
regelmässig wiederkehrende Zustand einer reversiblen Bewusstlosigkeit
in der Schule höchstens in einem negativen Sinn thematisiert, nämlich
dann, wenn sich das Schlafbedürfnis zur „falschen“ Zeit meldet. Dominik
Benz hat dieses heikle Thema mit jugendlicher Unvoreingenommenheit und
in der erklärten Absicht aufgegriffen, mit Hilfe wissenschaftlicher
Methoden einige Fragen in diesem emotional dominierten Thema so objektiv
wie möglich zu beantworten. Er hat sich deshalb entschlossen, seine
Mitschülerinnen und Mitschüler fachgerecht zu befragen und die
Ergebnisse statistisch auszuwerten. Durch geschickte Argumente und taktisch
kluges Vorgehen konnte er sich die Unterstützung der Schulleitung
sichern und damit erreichen, dass seine sorgfältig ausgearbeiteten
Fragebogen via das Schulsekretariat verteilt und während der Unterrichtszeit
ausgefüllt wurden. So konnte sich Dominik eine repräsentative
Datenbasis über 1064 Mädchen (64%) und Knaben (36%) zusammenstellen,
die die Bearbeitung von einer ganzen Reihe von interessanten Fragen gestattete.
Die schriftliche Arbeit mit ihrem umfangreichen Tabellenanhang wurde
gut zusammengefasst, anschaulich präsentiert und teilweise kommentiert.
Interessant finde ich, dass die Resultate in Bezug auf den morgendlichen
Schulbeginn gar nicht weit von den üblichen Zeiten entfernt liegen.
So wurde als optimaler durchschnittlicher Schulbeginn eine Zeit zwischen
8:00 und 8:20 Uhr erhalten, je nachdem, ob man für das grosse Kollektiv
optimiert (8:00 Uhr) oder so weit möglich auch Ausreisser berücksichtigt
(8:20 Uhr). Im Frühlingssemester lag der durchschnittliche Schulbeginn
(ohne Freifächer) bei knapp 8:00 Uhr; er wird also gemäss der
vorliegenden Studie dem Grossteil der Schülerinnen und Schüler
gerecht.
Es ist klar, dass Dominik Benz mit seinem recht knappen Fragebogen
nicht alle Aspekte angehen konnte, die man sich wünschen würde.
So muss beispielsweise bei Untersuchungen des Verhaltens von Menschen immer
mit dem bei Ökonomen gut bekannten sog. „Rebound-Effect“ gerechnet
werden. Im vorliegenden Fall würde dies bedeuten, dass ein späterer
Schulbeginn am Morgen fast automatisch eine Verschiebung der Lichtlöschzeit
in die Nacht hinein zur Folge hätte, was die Vorteile der Optimierungsmassnahme
weitgehend oder ganz zunichte machen könnte!
Fritz Gassmann, PSI
Laudatio zum 2. Preis
für Stefan Gerber
Nachtfalter zweier Lebensräume - ein Vergleich
Kantonsschule Limmattal, Betreuerin: Brida Bütikofer-Dosch, Ottenbach
Stefan Gerber hat an seinem Wohnort, Dachlissen (Grenze zur Landwirtschaftszone) und in einer nahe
gelegenen Wald-Ried-Landschaft (1.75 km entfernt) mit einer Lichtfalle Nachtfalter gefangen. Die Ausbeute
war auch ohne problematische Tötungsmittel, die einem Maturanden kaum zugänglich sind,
eindrücklich: 145 bestimmte Arten aus 14 Lepidopteren (Schmetterlings-Ordnung) Familien; total
1338 Individuen. Diese grosse Anzahl Individuen von den 30 Fangnächte der Monate April bis
September 2006 wurden einzeln bestimmt und registriert.
Zur Auswertung wurden die Fänge der zwei Standorte systematisch verglichen, analysiert
und zusammen mit auffallenden Einzelbeobachtungen dargestellt. Trotz der kleinen Distanz
zwischen den zwei Standorten unterschieden sie sich in Bezug auf die gefangenen Arten und der
Häufigkeit der Individuen stark. Die Wirtspflanzen Spezifität der gefangenen Arten der
zwei Habitate waren auffallend verschieden. Die im Wald-Ried Biotop gefangenen Arten sind auf
gewisse Wirtspflanzen spezialisiert, während jene im offenen Landwirtschaftsland eher zu den
Generalisten gehören.
Beurteilung:
PD Dr. Erich Städler
Laudatio zum 2. Preis
für David Frey
Der Naturgarten - eine ökologische Ausgleichsfläche
im Siedlungsraum?
(Einschliesslich von Empfehlungen zum Bau von Naturgärten sowie
als Teil von Korridoren zwischen Naturschutzgebieten)
Kantonale Maturitätsschue für Erwachsene, Betreuer: Dr. Fabian
Egloff, Wettigen
Neuere Erkenntnisse der Landschaftsökologie, teilweise auch die
Inseltheorie als solche, haben bestätigt, dass namentlich kleinere
Naturschutzgebiete im besseren Zustand erhalten werden können, wenn
sie durch Verbindungskorridore in einem gewissen Kontakt bleiben können.
Zu diesen Korridoren zählen Wasserläufe, Baumreihen, Hecken,
Waldstreifen und zusätzlich auch Kleininseln in Siedlungen in Form
von Naturgärten.
Die Qualität solcher Gärten lässt sich mittels der vorhandenen
Organismen bewerten. Aber immer noch sind gründliche Vergleiche von
Gartentypen recht selten.
In diesem Zusammenhang ist es das grosse Verdienst von Herrn Frey zwei
Pole von benachbarten, unter ähnlichen Ausgangsbedingungen geschaffenen
Gärten des Mittellandes gründlich untersucht zu haben. Es handelt
sich hier nämlich um einen typischen vielfältigen und doch gut
gepflegten Naturgarten und einen mit mehr technischem Aufwand unterhaltenen
„Normgarten“.
Diese zwei Gärten wurden anhand der dort beobachteten Organismengruppen
vergleichend untersucht. Aber es wurde nicht nur die Vielfalt insbesondere
der Pflanzen bestimmt, sondern anhand von sogenannten Zeigerpflanzen und
deren Aussage bezüglich von Wasser- und Nährstoff-Haushalt sowie
gewisser Ökosystem-Funktionen. Ausserdem wurde der von Frey speziell
entwickelte Einbürgerungsgrad von Neo- und Agriophyten zur Erfassung
des Wertes beigezogen. Damit konnten die Lebenszustände der Organismen
(ihre „Ökologie“) beurteilt und eine naturschützerische Bewertung
vorgenommen werden. Während dem Naturgarten eine „Trittstein“-Funktion
zukommt, ist der „Normgarten“ in organismischer Sicht bedeutend weniger
Wert und wird bei zunehmend technischem Aufwand nahezu wertlos. Dank den
durchwegs gut geeichten Zeigerpflanzen und der guten Artenkenntnis des
Autors sind die Schlussfolgerungen klar und deutlich.
Die Arbeit wurde methodisch einwandfrei durchgeführt und kommt
zu einer eindeutigen, nachvollziehbaren Aussage.
Die gut gelungene Parallel-Untersuchung und umfassend ausgewertete
Arbeit ist für die Praxis wertvoll und verdient den Jugendpreis der
NGZ.
Prof. em. Dr. Frank Klötzli, Geobotanisches Institut ETH, Zürich
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