Ines Neukom Dominic Martin
Naturforschende Gesellschaft in Zürich
Die Preisträger des Jugendpreises der Naturforschenden Gesellschaft des Jahres 2010

Verliehen wurden am 6. Dezember 2010 zwei erste Preise an:
 

1.Preis 1.Preis
Ines Neukom, Dominic Martin
Ines Neukom
Maur
Dominic Martin
Uitikon Waldegg
Mehr Milch mit Musik? Eine Untersuchung zum Einfluss von Musik auf die Milchleistung von Red-Holstein Kühen. Der Haussperling im Zürcher Hauptbahnhof
KS Stadelhofen KS Enge

Jugendpreis 2010 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
Im Rahmen des letzten NGZH-Vortrages des Herbstsemesters wurde an der Universität Zürich am 6. Dezember 2010 der Jugendpreis für hervorragende naturwissenschaftliche Maturitätsarbeiten überreicht. Zwei biologische Arbeiten beeindruckten die Jury am stärksten. Beide zeichnen sich dadurch aus, dass mit originellen Ansätzen und einfachen Mitteln selbständig formulierten Fragen wissenschaftlich korrekt nachgegangen wurde und teilweise überraschende Resultate gefunden wurden.

Gewinner des Jugendpreises 2010:
Ines Neukom, Maur
Dominic Martin, Uitikon Waldegg

Die Preisträgerin und der Preisträger erhielten je ein Urkunde und 500.-. Zudem erhalten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Anerkennung für ihren? ausserordentlichen Einsatz und die hohe Qualität ihrer Maturitätsarbeiten? eine NGZH-Mitgliedschaft für das Jahr 2011.

Felix Stauffer
Laudatio zum 1. Preis
für Ines Neukom
Mehr Milch mit Musik? Eine Untersuchung zum Einfluss von Musik auf die Milchleistung von Red-Holstein Kühen.
Kantonsschule Stadelhofen, Zürich,
Betreuerin: Katharina Lienemann

Untersuchungen zum positiven Einfluss von Musik auf Pflanzen und Tier sind ja im Prinzip nichts Neues. Die Preisträgerin Ines Neukom hat der Thematik aber noch eine weitere Komponente hinzugefügt und sie hat sich gefragt, welche Art von Musik so einen positiven Effekt hervorruft. Man kann sich natürlich sofort vorstellen, dass es bezüglich Musikstilen eine Vielzahl von Varianten und persönlichen Geschmäckern gibt. Was aber mögen aber Kühe? Techno? Ländler? Rap? Klassik?
Was waren die ausschlaggebenden Punkte, die zur Prämierung der Arbeit geführt haben? Im Zentrum stand die originelle Fragestellung und die Umsetzung zu deren Beantwortung. Besonders gut gefallen hat mir die Eigeninitiative, die aus der Arbeit herauszuspüren ist. Ebenso die Umsetzung von eigenen Ideen, und nicht nur das "Nachkochen" von bestehenden Rezepten.
Interdisziplinarität ist ja so ein – manchmal leider schon ein wenig abgenutztes - Schlagwort. In der Arbeit von Ines Neukom kommt diese aber sehr schön zum Ausdruck: Man muss sich erst mal mit der Physiologie (und Psychologie?) von Kühen und der Produktion von Milch vertraut machen. Dann braucht es im Prinzip Kenntnisse aus dem Bereich Musikwissenschaften. Dann ist agronomisches und landwirtschaftliches Wissen nötig, z.B. zum Melkvorgang, damit man dann den Versuch auch durchführen kann. Und am Schluss noch Mathematik bzw. Statistik, um die Daten auch richtig auszuwerten.
Zusätzlich war in meinen Augen die Kombination von Theorie und Praxis bemerkenswert: Zuerst ist ein Überblick über bestehendes Wissen nötig, der als Grundlage für die Planung der Experimente dient. Anschliessend muss man das Experiment auch praktisch durchführen, also sog. Feldarbeit machen. Ich bin ein Fan von Feldarbeit. Ich finde es toll, wenn man einen Versuch plant und dann "rausgeht", um ihn durchzuführen.
Kühe geben also mehr Milch, wenn sie einen bestimmten Musikstil hören. Das ist die wichtigste Kernaussage aus der Arbeit von Ines Neukom. Sie unterscheidet dabei klassische Musik von Ländlermusik und schreibt dazu: "Die Resultate des Versuchs bestätigen die Vermutung, dass Musik die Milchleistung von Kühen beeinflussen kann. Es spielt durchaus eine Rolle, mit welchem Musikstil sie beschallt werden. Die These, dass beruhigende Musik, in diesem Fall Klassik, milchleistungsfördernd wirken kann, hat sich in meinem Versuch bewahrheitet. Im Weiteren wirkte sich die beschwingte und schnelle Ländlermusik tendenzielle negativ auf die Milchleistung der Versuchskühe aus […]."
Ich gratuliere Ines Neukom herzlich zur gelungenen Arbeit!

PD Dr. Helmuth Brandl, Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften, Universität Zürich.

Laudatio zum 1. Preis
für Dominic Martin
Der Haussperling im Zürcher Hauptbahnhof
Kantonsschule Enge, Zürich
Betreuer: Silvio Stucki

Den Haussperling oder Spatz kennt jedes Kind. Er liebt die Nähe zum Menschen und ist ihm bis in die dicht besiedelten Innenstädte gefolgt. Die grosse Anpassungsfähigkeit des Haussperlings hat zur Folge, dass die Art auch in Lebensräumen vorkommt, in denen Wildvögel kaum erwartet werden. Ein solcher Extremlebensraum ist der Hauptbahnhof Zürich. Wer regelmässig dort unterwegs ist, hat sich wohl auch schon über die erstaunlich zahlreichen Haussperlinge gewundert. Dank der ausgezeichneten Maturitätsarbeit von Herrn Dominic Martin wissen wir nun, was es mit dem Spatz im Hauptbahnhof Zürich auf sich hat.

Die Arbeit präsentiert im ersten Teil einen informativen und umfassenden Überblick über Kennzeichen, Verbreitung, Bestandsentwicklung und Ökologie des Haussperlings. Herrn Martin ist es bestens gelungen, die sehr umfangreiche Literatur über diese weltweit verbreitete und häufige Art in prägnanter Weise zusammenzufassen.

Die eigentliche Forschungsarbeit folgt im zweiten Teil und befasst sich mit der Häufigkeit, den Neststandorten und den Aufenthaltsorten dieser Art im Hauptbahnhof Zürich. Die Arbeit enthält klare Fragestellungen, auf welche mit adäquaten Methoden Antworten gesucht werden. Diese Methoden sind gut verständlich dargelegt und nachvollziehbar. Die sehr interessanten Ergebnisse werden in knapper, aber völlig ausreichender Form anschaulich präsentiert. Besonders überrascht hat mich, dass der Haussperling nicht im unterirdischen, sondern nur im oberirdischen Teil des Hauptbahnhofs brütet. Die Lage der Nester an den aus menschlicher Sicht "unmöglichsten" Plätzen belegt wunderbar, wie anpassungsfähig dieser kleine Singvogel ist. Die Resultate werden schliesslich in einer sehr guten Diskussion interpretiert. Unter anderem werden vier Hypothesen gebildet, um die Gründe für die im Vergleich zur Zahl der anwesenden Haussperlinge geringe Anzahl Bruten zu erläutern. Die Hypothesen werden aufgrund der Befunde der Arbeit und der Literatur gleich evaluiert.

Herrn Dominic Martin ist eine Arbeit von hoher Qualität über eine (noch) häufige Art in einem extremen Lebensraum gelungen. Die Studie belegt auf eindrückliche Weise die Flexibilität dieser Vogelart. Sie zeugt aber auch von den besonderen Fähigkeiten von Herrn Martin, denn obwohl wir alle den Haussperling zu kennen glauben, ist die Art nicht einfach zu beobachten, schon gar nicht an einem Ort wie dem Zürcher Hauptbahnhof! Ich gratuliere Herrn Dominic Martin zu seiner hervorragenden Arbeit und beglückwünsche ihn zum verdienten Gewinn des Jugendpreises 2010 der Naturforschenden Gesellschaft Zürich.

Sempach, 30. November 2010 Dr. Gilberto Pasinelli
    Wissenschaftlicher Adjunkt
    Schweizerische Vogelwarte, Sempach

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