Mammute vor den Toren Zürichs
Spektakulärer Fund in Niederweningen Text und Realisation: Susanne Haller-Brem, Zürich
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Der jüngste Fund ist in verschiedener Hinsicht bemerkenswert.
Es handelt sich um einen zusammenhängenden Skelettrest eines ausgewachsenen
Mammuts. Da die Knochen - anders als bei den bisherigen Funden - diesmal
nicht zerstreut waren, kann man davon ausgehen, dass das Mammut an der
Fundstelle gestorben war und im Moor versank. Aus welcher Zeit der Mammutfund
stammt, ist noch umstritten. Während ein Spezialist aufgrund der Pflanzenpollen
(Pollen = Blütenstaub) in der Torfschicht auf ein Alter von etwa 100'000
Jahren schloss, konnte ein anderer einen früher gefundenen Knochen
auf 34'000 Jahre datieren. Mit neuen Altersbestimmungen von Knochen und
Zähnen des Mammuts und von Holzresten aus dem Torf hofft man, dieses
Problem an der ETH Zürich lösen zu können.
Anhand der gefundenen Pflanzenreste und Käfer lässt sich zudem der Lebensraum des Mammuts nachbilden. Dazu arbeiten die Paläontologen und Archäologen mit Fachleuten aus der Geologie (Wissenschaft von Aufbau, Entstehung und Entwicklung der Erde) und Archäobotanik (Wissenschaftszweig, der sich mit der Untersuchung von Pflanzen in archäologischem Fundgut beschäftigt) zusammen. So gewinnt man Informationen, wie das Wehntal zu Lebzeiten des Mammuts ausgesehen haben muss. Wo heute Wohnhäuser stehen, breitete sich während der letzten Eiszeit ein weites Flachmoor am Ufer des verlandenden Wehntalersees aus. Dieser Lebensraum war reich an verschiedenen Gräsern, Kräutern und Zwergsträuchern (vgl. auch hintere Seite). Während die 1890 gefundenen Mammutknochen als spektakuläres Schaustück im Zoologischen Museum der Universität Zürich ausgestellt sind, will die Gemeinde Niederweningen für den jüngsten Fund ein eigenes Mammutmuseum bauen. Man plant, die Fundstelle nachzubauen und die Knochen im Boden zu präsentieren. Bereits anfangs 2005 soll das Niederweninger Museum fertig gestellt sein. |
Aussehen und Lebensraum des Mammuts
Wenn vom Mammut die Rede ist, ist meist das Wollhaarmammut der letzten Eiszeit gemeint (Fachausdruck: Mammuthus primigenius). Die übrigen Mammute tragen Namen wie zum Beispiel Südelefant, Steppenelefant oder Waldelefant. Von unzähligen gefundenen Knochen und Zähnen weiss man recht gut über das Skelett des eiszeitlichen Wollhaarmammuts Bescheid und hat auch eine Vorstellung von der Körpergrösse (etwa die Grösse des heutigen Indischen Elefanten mit einer Schulterhöhe um 3,5 Meter). Einen Eindruck vom Aussehen vermitteln zudem auch die Mammutleichen, die im Dauerfrostboden von Sibirien und Alaska gefunden worden sind. An diesen sind oft die Muskulatur und die Haare erhalten, manchmal sogar die inneren Organe und der Mageninhalt. Auch die zahlreichen Mammutdarstellungen der Eiszeitmenschen vermitteln einen Eindruck vom Aussehen dieser mächtigen Pflanzenfresser. Durch Untersuchungen an Pflanzenpollen, die man in den Ablagerungen an den Fundstellen gefunden hat, aber auch durch Analyse des Mageninhaltes gefrorener Mammutkadaver, weiss man heute, dass diese riesigen Pflanzenfresser die so genannte „Mammutsteppe“ bevölkerten. Dieser Lebensraum überzog grosse Teile der eisfreien Gebiete der nördlichen Halbkugel. Charakteristisch für die „Mammutsteppe“ war, dass die etwas höher gelegenen Regionen, die den grössten Teil ausmachten, recht trocken waren. Hier wuchsen viele verschiedenen Gräser und Seggen. Daneben gab es aber auch zahlreiche Kräuter wie beispielsweise Hahnenfuss, Beifuss und Fingerkraut. In tiefer gelegenen Gebieten wie etwa Flusstälern war es feuchter. Dort wuchsen Sträucher und Bäume wie Birke, Weide, Erle und Nadelhölzer. Am Ende der letzten Eiszeit ist die „Mammutsteppe“ weitgehend verschwunden. |
![]() pinx. Pavel Major, Praha (Quelle: „Das Mammut ... und seine ausgestorbenen Verwandten“ von Burkart Engesser, Oldrich Fejfar, Pavel Major, Veröffentlichung aus dem Naturhistorischen Museum Basel, Nr. 20, 1996) |
Auf älteren Darstellungen sieht man häufig Mammut-Herden, die durch eis- und schneebedeckte Landschaften stapfen. Diese Bilder sind bestimmt falsch, denn womit sollen sich die mächtigen Pflanzenfresser in diesen vegetationslosen Landschaften ernährt haben? Wir müssen uns den Lebensraum des eiszeitlichen Wollhaarmammuts zwar nicht mit üppigem Pflanzenbewuchs vorstellen, aber doch recht reich an Gräsern, Kräutern und Zwergsträuchern. (Darstellung aus „Das Mammut ... und seine ausgestorbenen Verwandten“ von Burkart Engesser, Oldrich Fejfar, Pavel Major, Veröffentlichung aus dem Naturhistorischen Museum Basel, Nr. 20, 1996) |