German only. Geology, groundwater and wells of Zurich. The theory of Pettenkofer on cholera and typhus, caused by rising groundwater level, which is pushing the putrid air out of the ground, is falsified in this paper for Zurich with anticoincidences. Sewer constructions and building of a safe drinking water system started. Cholera bacteria were discovered by R. Koch twelve years later. |
Inhalt: Einleitung I. die geologische Beschaffenheit des Bodens II Allgemeine Bemerkungen über Quellen und Grundwasser 1. Ursprung des Wassers 2. Bildung der Quellen 3. Grundwasser III Die Wasserverhältnisse Zürichs
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1. Die geologische Beschaffenheit des Bodens.
Schon in unserm Neujahrsblatt für 1862 wurde dargethan,
dass das Innere des Zürichberg-Pfannenstiel-Zug, und des Uetliberg-Schnabel-Rückens,
mit Ausnahme der obersten Uetlikuppe, aus wechselnden Schichten hauptsächlich
von Sandstein und Mergeln bestehen, deren übereinstimmender Gesteinscharacter
und durchgehends gleichförmige wagrechte oder fast wagrechte Lage
bestimmt darauf hinweisen, dass diese Bänke ursprünglich unmittelbar
zusammengehangen haben, und dass ihre Oberfläche eine Ebene bildete,
welche sich zufolge ähnlichen Beobachtungen in andern Gegenden über
das ganze zwischen den Alpen und dem Jura befindliche Land und weit über
die Schweiz hinaus nach West-Süd-West und nach Ost-Nord-Ost erstreckte.
Diese Gesteine, Molasse genannt, und der obern, neuem Abtheilung der Tertiär-Periode,
dem sogenannten Miocän, angehörig, wurden später, wahrscheinlich
zur Pliocän-Zeit, dem jüngsten Abschnitt der Tertiär-Zeit,
oder bei Beginn der Quartär-Periode in Folge von mächtigen, andauernden
Bewegungen, die in den Alpen und im Jura statt fanden, in der Nähe
dieser Gebirgsketten ebenfalls aufgerichtet, theilweise zusammengequetscht;
in der mittlern Gegend der jetzigen hügeligen Schweiz blieben sie
dagegen ungestört in fast oder ganz horizontaler Lage.
Es ist nun nicht unwahrscheinlich, dass bei diesen Bewegungen,
namentlich von den Alpen her Spalten entstanden, welche, vorherrschend
von Süd-Ost gegen Nord-West gerichtet, sich mehr und minder weit in
das Gebiet der Molasse hinein erstreckten und, verbunden mit der allgemeinen
Bodensenkung gegen die Aare und den Rhein hin, den von den Alpen abfliessenden
Gewässern die Hauptrichtung für ihre erodirende oder wegfegende
und ausgrabende Thätigkeit bezeichneten.
Durch solche vereinigte Wirkung von Spalten und Erosion
wären also die als Thäler sich darstellenden Lücken zwischen
unsern Molasse-Bergen und -Hügeln, den stehen gebliebenen Ueberresten
der ehemaligen Hochfläche, entstanden, so auch das Thal des Zürichsees
und der Limmat.
Erschrickt nun auch die Phantasie vor einem Processe,
der sämmtliches Molasse-Material wegführte, welches zwischen
dem Albis- und dem Pfannenstiel-Zuge vorhanden gewesen sein muss, bis zur
oder vielmehr bis unter die Sohle des Zürichsees hinab, da das Senkblei
gerade an den tiefsten Stellen kein Molassegestein, sondern nur neuen Schlamm
erreicht hat, so ist anderseits zu bedenken, dass wir die Dauer dieser
Erosions-Periode durchaus nicht bestimmen können und wollen uns in
dieser Hinsicht an das alte, der Natur-Beobachtung entnommene Sprichwort
erinnern «der Tropfen höhlt den Stein aus». Jedoch stossen
wir auch bei Annahme dieser Erklärung gerade beim Zürichsee doch
noch auf eine Schwierigkeit; seine grösste 142 Meter betragende Tiefe
befindet sich nämlich zwischen Herliberg und Thalweil d. h. in einer
Gegend, in welche alpine Spalten sich wohl nicht erstreckt haben; der Tropfen
aber höhlt den Stein nur bis auf diejenige Tiefe aus , von der das
Wasser noch abfliesst. Hat das Wasser aber kein Gefäll mehr, so hört
seine erodirende Kraft auf. Nun wissen wir allerdings nicht, in welcher
Tiefe unter der Sohle des See's und unter der Oberfläche der Limmat
gegen Baden hinab das Molasse-Gestein vorhanden ist. Theils das zu Tagegehen
von ganz normal wagrecht liegender Molasse im Burghölzli, im Nebelbach
und in der Karthüs im Riesbach, im Hombach bei der Seidenzwirnerei
und vom Drahtzug an aufwärts, in der Klus, auf der Fläche des
Polytechnikums und im Abhang gegen den Hirschen- und Seilergraben und den
Weinberg, am Limmatufer selbst, gerade thalauf vom Drahtschmidli (entblösst
gewesen im Jahr 1860), deren Zusammenhang nur verdeckt ist durch die anderwärts
vorhandene Schuttdecke, theils die allmälige und regelmässige
Tiefenabnahme des See's (s. die topogr. Karte) von seiner tiefsten Stelle
zwischen Herliberg und Thalweil bis zum Ausflusse der Limmat sprechen aber
nicht gerade dafür, dass thalab von dieser Stelle der ursprüngliche
Boden des See's durch herbeigeschwemmten Schlamm in ansteigendem Maasse
um mehr als 142 Meter d.h. um den Betrag der grössten Seetiefe erhöht
worden sei; der mittlere Wasserspiegel des See's befindet sich nämlich
nach der topogr. Karte 408,6 Meter, der tiefste Punkt des See's 266 Meter
ob dem Meere.
Sehen wir ferner beim Seminar Wettingen, etwa 365 Meter
ob Meer, beide Ufer und das Bett der Limmat aus Molasse-Fels bestehen,
der ohne Zweifel ohne Unterbrechung unter dem Wettingerfelde durch in die
Grundlage des Sultberges fortsetzt, so ergibt es sich als unmöglich,
dass jemals ein Stromschlund existirt habe, der bei Zürich um mehr
als 140 Meter unter das jetzige Niveau der Limmat hinabgereicht hätte,
bei Wettingen unter das Felsenbett der Limmat um 99 Meter, selbst ganz
abgesehen vom nöthigen Gefälle, das gegenwärtig zwischen
Zürich und Wettingen ungefähr 43 Meter beträgt.
Wir könnten freilich auch annehmen, dass der Zürichsee
einst bis zum Felsenbett bei Wettingen hingereicht und letzteres damals
sammt seiner Umgebung um 99 Meter tiefer gelegen habe, seither aber um
diesen Betrag aufwärts gestiegen sei, oder wir könnten, was auf
das Gleiche herauskömmt, voraussetzen, dass der Boden des Zürichsee's
um diesen Betrag gesunken sei, oder dass diese 99 Meter sich auf eine Hebung
bei Wettingen und auf ein Einsinken des Zünchseebodens vertheilen.
In allen diesen Fällen wäre der See durch die jüngeren,
in der Folge zu betrachtenden, Alluvionen um die Strecke von Wettingen
bis Zürich hinauf verkürzt und sein Niveau um die nöthigen
142 Meter aufgestaut worden. (99 Meter und 43 Meter Gefäll, welch
letzteres die Alluvionen sich selbst gegeben hätten.)
Da es aber gegenwärtig an andern, directen Beweisen
fehlt, dass solche Bodenschwankungen seit der hier in Betracht kommenden
Periode stattgefunden haben, so lassen sich auch die Ursachen nicht mit
Bestimmtheit angeben, die neben und ausser der Wasser-Erosion bei der Bildung
des Zürichseethals mitgewirkt haben; im höchsten Grade unwahrscheinlich
ist aber die namentlich von englischen Naturforschern aufgestellte Ansicht,
dass das Seebecken durch Gletscherwirkung ausgewühlt worden sei.
.Jüngere oder quartäre Ablagerungen. - Ist es
obigen Angaben zufolge unmöglich, dass die Limmat als Strom bei Zürich
in einem 140 Meter tiefern Bett geflossen ist, und ungewiss, ob der See
sich in einem wesentlich tiefern Niveau bis Wettingen hinab erstreckt habe,
so weist doch das Grien des Silfeldes, dessen Mächtigkeit jedenfalls
10 Meter überschreitet, da Sodbrunnen von annähernd dieser Tiefe
sich ganz in ihm befinden, darauf hin, dass das ursprüngliche Molassebett
sich noch etwas tiefer befunden haben muss. Ist dieser Schluss unabweislich,
so drängt sich die Frage auf, wie es denn möglich sei, dass die
dem aus Molasse bestehenden Kamme aufgesetzte oberste Uetlikuppe (Fig.
1) aus einem früher löchrige Nagelfluh genannten Conglomerat
bestehen könne, das bestimmt jünger zu sein scheint als die Entstehung
des Zürichsee-, des Reppisch- und des Reussthals. Dieses Conglomerat
weicht nämlich in seiner Beschaffenheit wesentlich ab von der eigentlichen,
der Molasse untergeordneten, Nagelfluh der Balderen Burgruine und des alten
Uetliberghauses wie schon im Neujahrsheft 1862 auseinander gesetzt ist.
Dagegen stimmt es sammt den begleitenden sandigen Schichten vollständig
und namentlich auch hinsichtlich zahlreicher kleiner Schichtunregelmässigkeiten
und des Vorkommens vieler eckiger und wenig abgerundeter Geschiebe vollständig
überein mit den Conglomeraten von Alt-Wädenschweil, der Au, des
Aathals, welche sämmtlich zwischen Molassebergen eingeschlossen als
Ablagerungen sich darstellen, die jünger sind als die Bildung dieser
Thäler. Wir werden daher darauf geführt auch das Conglomerat
der Uetlikuppe als ein Gebilde zu betrachten, das ...
Am Ende des Kapitels sind Schätzungen zur Erosion:
etwa 1 m pro 10000 Jahre. + chemische Erosion.
Das nächsteKapitel behandelt Niederschlagsmessungen
(Zürich Sternwarte 1.053m, Kuppe Uetliberg 0.885m, Messreihe
49Jahre) Lysimeter für die Versickerung. Geschwindigkeit des Grundwassers.
3. Grundwasser.
Hatten wir es in den Quellen mit dem wieder an die Oberfläche
tretenden versickerten Wasser zu thun, so müssen wir es auch da betrachten,
wo die Terraingestaltung derart ist, dass es in unmittelbarer Nähe
nicht wieder zu Tage tritt, sondern seinen Weg unterirdisch bis zu irgend
einem noch tiefer liegenden Ausflusspunkt fortsetzt. In diesem Falle versinkt
das Wasser durch die obern Schichten bis auf eine gewisse Tiefe, in der
es auf dort schon vorhandenes Wasser trifft, alle Poren des Bodens füllt
und so ein unterirdisches Reservoir bildet, in welchem das Wasser wie iii
einem See sich langsam fortbewegt. Auch bei scheinbarer Ruhe findet
immer eine Bewegung nach einer Ausflussstelle statt, da sonst bei dem fortwährenden
Zufluss von versickertem Wasser der unterirdische Wasserspiegel immer steigen
müsste. Dieser Wasserspiegel ist der in neuerer Zeit so vielfach genannte
Grundwasserstand. Oberhalb desselben ist der Boden durch das auf der Oberfläche
versickerte Wasser mehr oder weniger feucht, enthält jedoch in seinen
Poren immerhin noch viel Luft; unterhalb des Wasserspiegels sind alle Poren
mit Wasser erfüllt, das die Luft ausgetrieben hat. Bei seiner Bewegung
nach der untersten Ausflussstelle findet das Grundwasser im Boden durch
die Reibung bedeutenden Widerstand, der durch das Gefäll im Wasserspiegel
überwunden werden muss. Je nach der Beschaffenheit des Bodens ist
dieses Gefäll verschieden und kann dasselbe ebensowohl stärker
wie schwächer sein als jenes der Boden-Oberfläche. Dasselbe
wächst mit der Wassermenge, welche letztere durch das Quantum des
versickernden Wassers bestimmt wird, daher einem Steigen der Versickerungsmenge
ein Steigen des Grundwassers folgen muss, das um so grösser ist, je
weiter die Entfernung von der untersten Abflussstelle.
Der Stand des Grundwassers lässt
sich am einfachsten durch den Wasserstand der Sodbrunnen bestimmen. Letzterer
wird ziemlich jener Höhe entsprechen, wo die Poren des Bodens ganz
mit Wasser gefüllt sind, allerdings um so viel tiefer liegen, als
die Capillarität das Wasser in den feinen Poren des Bodens hebt.
Die Schwankungen des Wassers im Brunnen entsprechen ganz jenen des Grund-Wasserspiegels,
sofern der Zufluss hinlänglich stark ist, um die Einwirkung des zufälligen
Wasserschöpfens zu überwiegen. Sofern man Sodbrunnen zu
Grundwasserbeobachtungen benutzen will, muss man in der Auswahl allerdings
vorsichtig sein, und sich hüten, in ziemlich wasserdichtem, einzelne
Wasseradern enthaltenden Boden den Wasserstand eines durch eine solche
Ader gespeisten Brunnens als Grundwasserstand anzusehen. In einem solchen
Fall braucht nämlich der umgebende Boden durchaus nicht ganz mit Wasser
erfüllt zu sein, sondern es findet von dem Brunnen wie von der wasserführenden
Schicht aus eine langsame Filtration nach einem möglicher Weise viel
tiefer liegenden Grundwasserspiegel statt.
War das Vorhandensein eines Grundwasserspiegels früher
hauptsächlich nur durch die Möglichkeit der Erstellung von Sodbrunnen
wichtig, so würde in neuerer Zeit nach der berühmten Pettenkofer'schen
Grundwassertheorie in der relativen Höhe der Bodenoberfläche
zum Grundwasserspiegel und namentlich in den Schwankungen der letztem
die Existenzbedingung für das epidemische Auftreten verschiedener
Krankheiten namentlich der Cholera und des Typhus gesucht.
(Max Pettenkofer 1818-1901, 1883 von Pettenkofer)
In bewohnten Ortschaften fliessen dem Boden mit dem versickernden
Wasser mancherlei Unreinigkeiten zu und versinken theilweise mit letzterem
zum Grundwasserstand hinab; sie gehen dabei durch die noch theilweise mit
Luft erfüllten Poren der oberen Schichten, welche bleibend über
dem Grundwasserstand liegen, gelangen dann in eine Zone, welche zwischen
den verschiedenen Grundwasserständen liegt, also bei hohem Wasserstand
ganz mit Wasser, bei niedrigem dagegen theilweise mit Luft erfüllt
ist, und mischen sich schliesslich unter dem niedrigsten Stand des Grundwassers
letzterem bei.
Die für das Auftreten der Krankheiten bestimmende
Ursache wird nun in dem Zersetzungs-und Fäulnissprocess dieser Verunreinigungen
des Bodens und zwar in jener bald mit Luft bald mit Wasser erfüllten
Zone gesucht. In dem obern, beständig Luft enthaltenden Theil
geht unter Mitwirkung der Luft eine ziemlich schnelle unschädliche
Verwesung von Statten. In der Tiefe unter dem Wasserstand, wo die
Luft abgeschlossen ist, findet ein anderer Process statt, es geht die Zersetzung
viel langsamer vor sich, was sich namentlich in Kirchhöfen beobachten
lässt, in denen die Leichen unter Wasser liegen. Dazwischen
liegt nun jene Schicht, welche bald wassererfüllt bald nur feucht
ist, und es lässt sich vermuthen, dass in dieser Schicht der stärkste
Process vor sich gehe, wie ja beispielsweise das Holz sich da lange
erhält, wo es ganz trocken oder ganz nass ist, dagegen bei einem Wechsel
dieser Zustände sehr schnell fault. Diess gilt namentlich für
die Zeit des fallenden Grundwassers, wo durchfeuchtete Theile neu der Zersetzung
ausgesetzt werden, während bei einem Steigen das Wasser die Oberhand
gewinnt, und die Zersetzung hindert. Dieser Zersetzungsprocess im Boden,
wie er durch die Bodenfeuchtigkeit und namentlich durch deren Schwankungen
bestimmt ist, wird nun als bedingendes Moment für das epidemische
Auftreten der genannten Krankheiten angesehen. Wie die Pflanzen im
einen Klima gedeihen, im andern nicht, wie für sie die verschiedenen
Jahreszeiten maassgebend sind, so soll gewissermassen der Grad der Bodenfeuchtigkeit,
die Tiefe des Grundwassers, ähnlich dem Klima, die locale Empfänglichkeit
bedingen, während die Schwankungen in der Feuchtigkeit oder im Grundwasser
ähnlich den Jahreszeiten die zeitliche Empfänglichkeit bestimmen.
Es sind keineswegs die im Boden vor sich gehenden Zersetzungen selbst,
welche die Krankheiten bilden, sie bereiten bloss das Feld für solche
vor. Es brauchen auch die Unreinigkeiten, welche als Träger
der Gifte jener Krankheiten angesehen werden, keineswegs in die Tiefe des
wechselnden Wasserstandes, ja überhaupt nicht in den Boden zu gelangen,
sondern es braucht das eingeführte Gift nur günstige örtliche
und zeitliche Grundwasserverhältnisse zu finden, um ein epidemisches
Auftreten der Krankheit zu gestatten.
Es ist hier nicht der Platz, im Allgemeinen ein Urtheil
über diese Theorie abzugeben; doch werden wir uns später fragen,
ob sich dieselbe in unserer Gegend bisher bestätigt habe und gelangen
dann allerdings zu dem Schlusse, dass diess nicht der Fall sei.
Grundwasser neben Flüssen. Noch bleibt uns übrig
von dem Auftreten des Grundwassers längs der Flüsse, namentlich
längs hochliegender eingedämmter Flüsse, zu sprechen.
Man dürfte verniuthen, es sei der ganze Boden bis auf die Höhe
des Wasserspiegels mit Wasser durchdrungen, und stimme also der Grundwasserspiegel
und der Wasserspiegel im Flusse überein, doch es ist diess keineswegs
überall der Fall.
Klares Wasser bewegt sich frei und ununterbrochen durch
die Poren des Bodens namentlich durch lockeren Kiesboden, nicht so das
mehr oder weniger trübe Wasser. Letzteres wird auf diesem Wege
filtrirt. Die in solchem schwebenden Unreinigkeiten werden bei der
langsamen Bewegung des Wassers zurückgehalten und verstopfen schnell
die Poren. Diese Verstopfung geschieht sofort beim Eintritt in die
filtrirende Schicht, so dass sich an der Oberfläche mit der Zeit eine
annähernd wasserdichte Schicht bildet, welche ein ferneres Eindringen
des Wassers verhindert. Ein solches wird nur dann wieder stattfinden,
wenn eine stärkere Strömung die wasserdichte Decke wegschwemmt
und den reinen Boden blosslegt, oder wenn eine Bewegung in umgekehrter
Richtung stattfindet, welche die Decke abhebt und auswischt.
Bei den künstlichen Filtern der neueren Wasserversorgungen
muss aus diesem Grunde die Oberfläche, welche sich nur wenige Millimeter
tief mit Schlamm füllt, von Zeit zu Zeit abgehoben und ausgewaschen
werden; es wird ein solches Auswaschen der Oberfläche auch bei dem
gegenwärtig im Bette der Limmat oberhalb der Münsterbrücke
in Ausführung begriffenen Filter nothwendig werden und ist die Lage
desselben so gewählt, dass die Strömung des Wassers den durch
Aufrühren der Oberfläche auszuwaschenden Schlamm fortführt,
ohne den Sand selbst wegzureissen. Wo die sogenannte natürliche
Filtration, das heisst die Filtration durch natürlichen Kiesboden
benutzt wird, tritt gewöhnlich, trotz des ungemein starken anfänglichen
Wasserzudranges mit der Zeit eine fortgesetzte Wasserabnahme ein, indem
eine ununterbrochene, nach der gleichen Richtung gehende Filtration oder
Reinigung eines trüben Wassers ganz undenkbar ist.
Quellen von Zürich, rechtes Limmatufer, Total 6 Leitungen mit zusammen 116 Quellen, Links:2 Leitungen mit 30 Quellen. ... "Diese Quellverhältnisse sind derart, um die in Ausführung begriffene Wasserversorgung jede Hoffnung auf Gewinnung eines ausreichenden Quantums Quellwasser in der Nähe der Stadt zu zerstören." ... "Man hat sich daher nur für das geringere Quantum Trinkwasser für die vorhandenen Quellen, im Uebrigen aber für die Benutzung des Seewassers entschieden."
Was das Auftreten von Typhus betrifft, so liegen
genauere Aufzeichnungen nur für die innere Stadt während der
Jahre 1865 und 1866 vor. Seither war von einem stärkern Auftreten
keine Rede mehr, und entzogen sich daher die vereinzelten Falle der Registrirung.
Ob diese Abnahme, wie Viele hoffen, eine Folge der seither durchgeführten
Reformen im Kloakenwesen sei oder ob sie in andern, vielleicht nur vorübergehenden
Verhältnissen liege, lässt sich nicht entscheiden; jedenfalls
hat solche mit den Grundwasserverhältnissen nichts zu thun.
In dieser Richtung bleibt nur das auffallende Auftreten des Typhus in der
Kaserne im Frühjahr 1865 bemerkenswerth. Durch die Trockenlegung
des Schanzengrabens wurde damals der Grundwasserstand im Thalacker und
Bleicherweg in solcher Weise gesenkt, dass die meisten Brunnen dieser Gegend
ihr Wasser ganz verloren. Gerade während dieser Zeit eines ausserordentlich
tiefen Grundwasserstandes trat in der Kaserne, wie erwiesen zu sein scheint,
durch das schlechte Trinkwasser auf dem Exerzirplatz, das aus einem Brunnen
unmittelbar neben den grossen Jauchebehältern geschöpft wurde,
veranlasst eine heftige Typhusepidemie auf, welche zu einer Aufhebung des
betreffenden Kurses führte. Trotz des nach der Theorie für
die Ausbreitung ausserordentlich günstigen Grundwasserstandes, der
in hohem Grade Besorgnisse erregen musste, trat keinerlei weitere Verbreitung
der Epidemie ein, und spricht hernach auch diese Erfahrung gegen einen
Zusammenhang beider Erscheinungen in unserer Gegend.
Sollen wir dieses für unsere Gegend verneinende
Resultat, welchem wir übrigens keineswegs eine allgemeine Gültigkeit
zuschreiben wollen, bedauern und die zahlreichen Beobachtungen, welche
dazu führten, als verlorene ansehen? Im Gegentheil darf man sich befreuen,
nicht unter dem drückenden Gefühle stehen zu müssen, dass
die durch die Natur bestimmten, der Einwirkung der Bewohner entzogenen
Localverhältnisse für die Gesundheit der Gegend unbedingt maassgebend
seien. Wie wurden sich die ungeheuren Kosten für Kanalisation
und bessere Wasserversorgung rechtfertigen, wenn dadurch doch gegenüber
dem Auftreten der eingreifendsten Krankheiten, der Cholera und des Typhus,
wenig geholfen wäre und solches nur von den ausser unserm Bereich
liegenden Feuchtigkeits-Verhältnissen bedingt würde? Durch jenes
verneinende Resultat wird man zu der zuerst von England ausgegangenen Ueberzeugung
geführt, dass eine Gegend in dem Maasse von Cholera und von typhösen
Fiebern frei werde, als solche von der Zersetzung der Abfallstoffe in den
Häusern befreit und mit reinerem Wasser verseben wird. Trockenheit
in und um die Wohnungen, reine Luft und reines Wasser werden damit Hauptbedingungen
für die Gesundheit. Von dieser Anschauung ausgehend ist unsere
Stadt mit einem vollständigen Dolennetz zur schnellen Ableitung alles
Schmutzwassers und zur Entwässerung des Bodens bis unter die durchschnittliche
Kellertiefe versehen worden, durch die Vermehrung der Abtrittkübel
nimmt die Masse des in Abtrittgruben aufgespeicherten, im Innern der Stadt
faulenden Unrathes immer sehr ab; die Stadt erhält endlich durch die
neue Wasserversorgung in die Häuser reines und reichliches Brauchwasser
und an den Brunnen kühles Trinkwasser. Schon folgen auch verschiedene
Ausgemeinden in gleichem Sinne nach, indem Riesbach diese Anlagen schon
besitzt und Hottingen ohne Zweifel ebenfalls bald damit beginnen wird.
Wenn namentlich auch die in ihren ökonomischen Verhältnissen
eingeschränkte Gemeinde Aussersil in neuerer Zeit mit einer die Gemeinde
und deren Behörden sehr ehrenden Weise mit Energie vorgeht, darf man
hoffen, es werde auch die noch im Rückstand begriffene Gemeinde Enge
nicht länger zögern und ebenfalls zu der Ansicht gelangen, dass
ein Vertrauen auf eine bevorzugte, günstige Lage, welche ohne eigenes
Zuthun gesundheitsschädliche Einflüsse auf die Dauer fern halten
werde, trügerisch sei.
Es kann auf solche Art gerade das für die Grundwasser-Theorie
verneinende Resultat unserer Beobachtungen einen Sporn zur Thätigkeit
bilden.
Schwankungen in der Härte des Wassers.
Nach der frühern Erklärung der Grundwassertheorie kommt bei derselben
die mehr oder weniger starke Verunreinigung des Wassers selbst nicht in
Betracht, sondern die Zersetzung der Unreinigkeiten in der den Schwankungen
des Wasserspiegels ausgesetzten bald Luft, bald mit Wasser
erfüllten Bodenschicht. Diese Unreinigkeiten kommen theils durch
die Versickerung von oben, theils aus dem Wasser selbst her, und schien
daher eine Beobachtung der Schwankungen in den fremden Bestandtheilen des
Wassers möglicher Weise von Werth zu sein. Bei den zu Gebot
stehenden Mitteln konnte es sich nicht um eine genaue Analyse namentlich
geht um Bestimmung der organischen Bestandtheile handeln , sondern musste
versucht werden auf ganz einfachem Wege, wenn auch auf Kosten der Genauigkeit,
vor zugehen. Aus diesem Grunde wurde die Härte des Wassers, das heisst
dessen Gehalt an erdigen Salzen, der sich mit der Seifenprobe äusserst
leicht bestimmen lässt. als Maassstab gewählt. Man war sich wohl
bewusst. hieran nur einen sehr einseitigen Massstab zu besitzen, glaubt
aber doch annehmen zu dürfen, dass in vielen Fällen, namentlich
bei schnell erfolgenden Veränderung des Wassers in demselben Brunnen,
einer Vermehrung der Verunreinigung durch aufgelöste erdige Salze
auch eine Vermehrung der übrigen Unreinigkeiten entspreche und umgekehrt.
Die diessfälligen Beobachtungen sind ebenfalls graphisch
aufgetragen, auf Tabelle 4 enthalten. Aus den bis jetzt vorliegenden
Beobachtungen kann noch kein Zusammenhang der Schwankungen der Wassermengen
und der Härte gefunden werden. Das Wasser im See ist sehr constant,
ebenso in den von ihm direkt beeinflussten Sodbrunnen des Kiesbodens der
kleinen Stadt, obgleich hier die Härte theilweise bedeutend grösser.
Stärker sind die Schwankungen in den Brunnen von Aussersil, wohl des
hier vom Berge zufliessenden Grundwassers wegen, noch stärker endlich
an den verschiedenen Quelleitungen und an den Sodbrunnen im Zeltweg und
am Zürichberg.
In den vorstehenden Blättern ist eine Uebersicht
der Erfahrungen, Beobachtungen und Untersuchungen gegeben worden, welche
einem richtigen Urtheile über die Wasser-Versorgung unserer Stadt
vorausgehen mussten. Die Verhältnisse gestalteten sich der Art,
dass die vorhandenen Quellen auch bei bester Benutzung und möglichster
Vermehrung nur für Trinkwasser genügen können, dass dagegen
die weit grössere für den Hausverbrauch, sowie für polizeiliche
und industrielle Zwecke nöthige Wassermenge in der Limmat gefunden
wurde, deren chemische relative Reinheit gerade für diese Verwendungen
sehr vortheilhaft ist. Diess veranlasste das grossartige hydrotechnische
Unternehmen, welches unter unsern Augen seine Arme polypenartig durch alle
Gassen und in alle Häuser ausstreckt und nun bald zur Vollendung gelangt.
Welche, zum Theil eigenthümlichen und sinnreichen, technischen Mittel
bei der Ausführung zur Anwendung kamen, gehört nicht in den Bereich
der gegenwärtigen Blätter, und hat überdiess bereits im
XIV. und XV. Band der Schweiz. Polytechnischen Zeitschrift eine übersichtliche
Darstellung gefunden.
Uns muss es genügen, die Seite der für unsere
Stadt so wichtigen Angelegenheit näher beleuchtet zu haben, welche
mit den Naturverhältnissen Zürichs in unmittelbarer Beziehung
steht.
Erläuterung:
Der experimentelle Beweis für krankheitsverursachende
Bakterien wurde durch Robert Koch (1843-1910) anhand von Anthrax erst fünf
Jahre später erbracht (1876). Seine Ideen waren bahnbrechend. Er entdeckte
1882 auch den TB-Erreger und schliesslich 1883 den Erreger von Cholera
(Nobelpreis 1905 (Mycobacterium tuberculosis, TB)).
Max von Pettenkofer war derart von seiner Theorie
überzeugt, dass er eine Reinkultur von Vibrio colerae schluckte, um
zu beweisen, dass er Recht hatte. (Er überlebte den Versuch.)
Mit diesem Neujahrsblatt wurde Pettenkofers Theorie
falsifiziert, was Einiges der Kompliziertheit der Argumentation erklärt.
Im Jahre 1871 handelten Bürkli und der Stadtrat von Zürich zwar
richtig, aber gegen den Stand des anerkannten, neuesten Wissens. Inzwischen
sind Koch's Arbeiten Allgemeingut und es ist schwer verständlich,
dass man die Zusammenhänge nicht früher begriff.
Blau: Seeschlamm und Torf;
Rot: Moräne; Rosa: Grundmoräne;
Beige: "Zürichboden" Moränetrümmer + Molasseschutt mit
Geschieben;
Gelb: Molasse; Grau: Ablagerungen der Sihl und des Hornbachs.