Neujahrsblatt der NGZH Nr. 86 auf das Jahr 1884;
34 S. mit 1 Tafel.(Format des Hefts: 20.7 x 26 cm)
Die Wassernuss, Trapa natans L.
von J. Jäggi
herausgegeben von der
Naturforschenden Gesellschaft
auf das Jahr 1884.
LXXXVI
Druck von Zürcher & Furrer in Zürich
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German only |
Inhalt:
Einleitung
I. Beschreibung der Pflanze und ihrer Fruchtformen 3
II. Verbreitung der Trapa natans
III. Die Trapa (Wassernuss) und der Tribulus in pflanzen-geschichtlicher
Beziehung 11
IV. Trapa als Heilmittel 18
V. Trapa als Nahrungsmittel 23
VI. Aussterben der Trapa und Ursachen desselben. 25
Zusätze und Berichtigungen 32
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II. Verbreitung der Trapa natans.
Während die Wassernuss auf dem Pfahlbautenrevier von Robenhausen
einst häufig gewesen sein muss (siehe Fig. 9), ist sie dagegen heutigen
Tages auf dem Gebiete des Cantons Zürich nirgends mehr zu finden.
Wir lesen zwar in A. Kölliker's Verzeichnis der phanerog. Gewächse
des Cantons Zürich vom Jahr 1839, auf Seite 121, dass Trapa natans
bei Andelfingen und im Zürichsee wachse. Als Gewährsmann
wird Gandin citirt; Gandin stützt sich für diese Angabe in seiner
Flora Helvetica auf Haller, und dieser wiederum in seinen Stirpes Helvetica
für die nämliche Angabe auf Conrad Gessner. Sehen wir also endlich
bei Gessner nach, so finden wir unter den im Jahre 1577 durch Caspar Wolff
herausgegebenen ,Epistolæ mediomales Conradi Gessneri' einen Brief
Gessner's an einen gewissen Holzach, einen berühmten Arzt in Schaffhausen,
de dato 15. April 1563, worin mitten zwischen medicinischen Abhandlungen
folgende botanische Notiz eingeschoben ist: » Jenes schwarze, stachlige
Ding, welches Du mir gesandt hast, ist keine Wurzel, wie jener Unkundige
glaubte, sondern eine Frucht, und zwar vom Tribulus aquaticus (damaliger
Name für Trapa natans L.). Ich wünschte sehr, dass Du in Erfahrung
bringen könntest, wo sie wächst, damit ich sie könnte kommen
lassen, wenn sie blüht, denn mit der Blüte ist diese Pflanze,
wie ich glaube, noch von Niemandem abgebildet worden.« Und
in Parenthese fügt Gessner bei: »Auch ich habe einst gehört,
dass sie in irgend einem See oder Teich des Zürichgebietes gefunden
werde, bei Andelfingen, wenn ich mich recht erinnere.« 1)
Wir sehen hiemit, dass alle die successive bis auf C. Gessner zurückführenden
Angaben über das Vorkommen der Trapa im Zürchersee und bei Andelfingen
auf sehr schwachen Grund sich stützen. Denn C. Gessner spricht
nicht vom Zürchersee, sondern von irgend einem Sumpf oder See des
Zürcher Gebietes. Auch von Andelfingen spricht er nur vom Hörensagen.
Es sind denn auch niemals Exemplare der Trapa vom Zürichsee oder von
Andelfingen bekannt geworden, obschon die betreffenden Gegenden oft und
viel daraufhin untersucht wurden.
Bremi hat zwar, wie Kölliker angibt, die Nüsse im Zürchersee
gefunden, allein sie sind nicht mehr vorhanden, man weiss also nicht sicher,
ob es neue oder alte, gar aus irgend einer Pfahlbaustation des Zürchersees
hervorgespülte Nüsse waren. Möglicherweise waren es auch
aus alten Apotheken stammende und zufällig in den See gekommene Stücke,
denn die Wassernüsse wurden früher und bis in unser Jahrhundert
hinein als Heilmittel viel in den Apotheken gehalten, worauf wir in einem
folgenden Artikel ausführlicher zurückkommen werden.
An einem dritten von Kölliker und Hegetschweiler angegebenen
Standorte, bei Elgg im Canton Zürich, hat sie vor langer Zeit Dr.
Cäsar Steiner gefunden. Das gut erhaltene Exemplar von da findet sich
im Herbarium Hegetschweiler im botanischen Garten. Ob sie bei Elgg noch
vorhanden ist, konnte Herr Steiner nicht sagen. Neuere fanden sie
nicht mehr.
In andern Cantonen der nördlichen Schweiz, diesseits der Alpen,
in welchen die Trapa früher vorkam, sucht man sie gegenwärtig
vergebens; so besitzen wir Exemplare, die Dr. Jos. Fridolin Wieland im
Jahre 1827 im Johanniterweiher bei Rheinfelden gesammelt hat; - dort ist
sie schon seit Dezennien verschwunden.
1) Epist. medic. C. Gessneri, pag. 86, b: Nigrum illud
aculeatum, quod ad me misisti, non radix est, ut pauper ille putabat, sed
fructus, nempe Tribuli aquatici. Pervelim autem observari a te, quo in
loco crescat, ut possim mandare mittendum ad me cum floret, nam cum flore
a nemine adhuc (puto) picta est haec planta. (Audivi et ego olim, in lacu
aut stagno aliquo agri Tigurini inveniri, Andelfingae, si bene memini.)
Am längsten hat die Trapa natans in einem kleinen Weiher im Dorfe
Roggwyl im Canton Bern ausgehalten. Dr. Georg Krauer, der bekannte
Dichter des Rütliliedes, hat auf diesen Standort zuerst, und zwar
in seinem Prodromus Florae Lucernensis vom Jahr 1824 aufmerksam gemacht.
Die Abbildung der Pflanze auf unserer Tafel, in 1/4 natürlicher Grösse,
wurde nach einem von Roggwyl aus dem Jahre 1870 stammenden Exemplar angefertigt.
In einem Weiher bei St. Gallen, dem sogenannten Nestweiher, fand man
wohl, nach Prof. Dr. B. Wartmann, vor Jahren eine gut erhaltene Nuss, -
dass aber die Pflanze je dort gewachsen sei, darüber fehlen alle Nachrichten;
vielleicht stammt jene Nuss von früheren, missglückten Anpflanzungsversuchen
her, denn die Lage von St. Gallen ist für Trapa zu hoch.
Ferner findet man die Wassernüsse, ähnlich wie bei Robenhausen,
auch in den Pfahlbaustationen am Moosseedorfsee im Canton Bern. Wir
werden auf diese nordschweizerischen Standorte in dem Abschnitt, der speciell
vom Aussterben der Trapa handeln wird, näher eingehen.
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Erklärung der Tafel.
1 Trapa natans, nach einem getrockneten Exemplar von
Roggwyl (0.33 fach)
1b Blüte
1d Die Enden zweier Zähne vom Blattrand (24 fach)
2a und b Zwei Wassernüsse (Steinkerne) der Pflanze von Roggwyl,
eine schief von der Seite und eine von oben
3 a,b,c Zwei Nüsse der T. natans var. conocarpa Aresch. vom See
Immeln in Schweden (bot. Museum Lund)
4a und b 2 Nüsse aus Ungarn
6. aus dem Muzzanersee
10 Roggwyl
11 Ungarn
Originalgrösse: 17.3 x 21.5 cm (Rahmen)
Breite des Ausschnitts 16.5 cm |
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Trapa natans wurde durch Menschen ins schweizerische Mittelland
eingeführt und ist inzwischen wieder verschwunden. (Einjährig
und nicht sehr fruchtbar.) Sie kommt noch südlich der Alpen im Muzzaner-
und Luganersee vor.
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