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Seite | Seite | ||||
Zellulose | 5 | Andere Verwendung der Viskose | 30 | ||
Kristallite, Faserstruktur
Streckspinnen |
5
6 |
Kunstrosshaar, Kunstborsten und
Zellophan
Technische Details über Viskose-Kunstseide |
30
30-36 |
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Baumwollzellulose | 6 | Kupferoxyd - Ammoniakseide (Cuprat-, | |||
Zellstoff, Sulfitzellstoff, Natronzellstoff, | 6 | Bembergseide) | 36 | ||
Sulfatzellstoff
a, b, g-Zellulose Formel der Zellulose Chemische Eigenschaften der Zellulose Löslichkeit der Zellulose in Schweizer- |
6
6-7 7 7-10 |
Geschichte
Ausgangsmaterial Lösen im Schweizer-Reagens Spinnen und dazu gehörende Apparate Eigenschaften |
36
37 37 38-39 |
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Reagens | 7 | Azetatseide | 40 | ||
Hydrolyse der Zellulose
Derivate der Zellulose (Nitrat, Xanthoge- nat [Viskose], Azetat) Reinigung der Zellulose und Preise |
8
9-11
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Geschichte
Ausgangsmaterial, Essigsäure, Essigsäure- anhydrid, Azeton, Baumwolle Herstellung des Triazetates und Verseifung |
40
40-42 |
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Spinnen der Kunstseide | 12 | zum 2,5-Azetat | 42 | ||
Spinndüsen und Spinnpumpen
Druckakkumulator |
12-14
13 |
Lösen und Spinnen.
Eigenschaften |
42-44
44 |
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Chardonnetseide | 14 | Benennung, Verwendungsgebiete, | |||
Geschichte
Ausgangsmaterial |
14-15
16 |
Produktionszahlen
Andere Arten der Kunstseide. |
45-47
46 |
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Nitrierung | 16 | Allgemeines über Kunstseiden und andere | |||
Nitriersäure
Technische Nitrierung und Untersuchg. der Nitrozellulose Lösg. und Filtration der Kollodiumlösg. Lösungskessel und Filterpressen Spinnen der Kollodiumlösung Wiedergewinnung des Lösungsmittels (Aether, Alkohol) Denitrierung des Fadens Aufarbeitung des Denitrierbades |
16
16-17
20-21
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Textilien
Unterscheidung der Kunstseiden Mikrophotographien von Kunst- und Natur- seide Titer (Feinheiten der Kunstseide) Reissfestigkeiten Elastizitäten. Feuchtigkeitsgehalte Tabelle über die Produktion der Kunstseide Gesamtproduktion der verschiedenen |
47-55
47, 50 48-50
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Viskose-Kunstseide | 23 | Kunstseiden | 55 | ||
Geschichte und Entwicklung dieser
Industrie
Herstellung der Alkalizellulose Zusammensetzung Reifen Vereinigung mit Schwefelkohlenstoff (Sulfidieren) Bildung des Xanthogenates Lösen und Reifen Spinnen Spinnapparate Fällbad Zusammensetzung |
23 24 25 26 26
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Baumwollernten
Tabellarische Übersicht der am 1. Juli 1929 bestehenden Kunstseidefabriken, Kapitalien, Produktionsmöglichkeiten, Nationale und internationale Beziehungen Kapitalanlagen in der Kunstseidenind. Literaturnachweis Mikroskopische und mikrophotographische Einrichtung Herstellung von Querschnitten Fabriken für Apparate der Kunstseidenindustrie Graphische Tabellen über Produktionen und mechanische Eigenschaften |
55
56-67
70
73-77 |
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Lilienfeld-Viskoseseide | 30 | ||||
Herstellung und Eigenschaften | 30 |
Um einen Einblick in dieses Neujahrsblatt zu ermöglichen, folgen die Seiten 11 bis 17, allerdings ohne Bilder:
13
Die Chardonnetseide.
Die Geschichte der Chardonnetseide ist ein äusserst
interessanter Beleg dafür, wie eine Erfindung während vieler
Jahre ins Auge gefasst wurde, wie sie sich plötzlich zu unerwarteter
Grösse und finanzieller Bedeutung entwickelt und wie sie verhältnismässig
rasch von andern billigeren und z.T. besseren Verfahren verdrängt
wird. Sie ist aber auch ein Beweis dafür, dass eine, wenn auch veraltete
Industrie befruchtend auf das ganze Gebiet wirken kann und wie der ursprüngliche
Erfinder es erleben muss, dass er von glücklicheren Konkurrenten überflügelt
wird.
Der erste Chemiker, welcher den Gedanken hatte, dass
es möglich sein sollte, den glänzenden Faden des Maulbeerspinners
(Bombix mori) auf künstlichem Wege nachzuahmen, war der berühmte
französische Chemiker René-Antoine Ferchault de Réaumur
(geboren 1683, gestorben 1757). Wohl durch seine scharfsinnigen Beobachtungen
über die Bildung der festen Schalen vieler Tiere angeregt, kam er
auf die Idee, durch Verfestigung von Gelatinefäden eine künstliche
Faser zu erzeugen, welche der Seidenfaser ähnlich wäre. Dieser
im Jahre 1734 geäusserte Geistesblitz konnte aber keinerlei praktische
Folgen haben, weil Chemie und Technik dem Erfinder noch keine Mittel in
die Hand gaben, um ein derartiges Ziel zu erreichen.
Die französische Revolution, das erste Kaiserreich
und die grosse industrielle Entwicklung der nachfolgenden 40 Jahre liessen
dieses Problem wieder auftauchen. Im Jahre 1846 wurde das Material entdeckt,
welches den Grund zu der heutigen Industrie der Kunstseide legen sollte,
nämlich das
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alkohol-ätherlösliche Zellulosenitrat, welches
man häufig zu Unrecht als Nitrozellulose bezeichnet.
Diese interessante Verbindung - man nennt sie auch Kollodiumwolle
- ist von dem Chemiker Christian Friedrich Schönbein (geb. 1799, gest.
1865, Professor in Basel von 1828 bis zu seinem Tode) entdeckt worden3).
Wir sehen dann schon im Jahre 1855 den Lausanner AUDEMARS
sich des neuen Materials bemächtigen. Er schlug in seinem englischen
Patente Nr.253 vom Jahre 1855 vor, den Bast von Maulbeerbäumen nach
der Methode von SCHÖNBEIN zu nitrieren, darauf aus dem Produkt, welches
in einem Gemische von Alkohol und Äther löslich ist, eine Lösung
herzustellen und durch Eintauchen einer spitzen Nadel in die honigdicke
Flüssigkeit Fäden auszuziehen. Diese im Prinzipe wohl richtige
Erfindung konnte keinen Erfolg haben, weil die technische Ausführung
doch gar zu primitiv war. Immerhin verdient es festgehalten zu werden,
dass schon 35 Jahre vor der praktischen Lösung der technischen Schwierigkeiten
ein erster Gedanke auftauchte, welcher einen richtigen Kern enthielt. Besonders
merkwürdig scheint es uns heute, dass AUDEMARS, wohl aus einer unbewussten
Einstellung heraus, den Bast von Maulbeerbäumen zur Gewinnung von
Kunstseide gewählt hat, wie wenn es nötig wäre, den inneren
Zusammenhang zwischen der Seide des Maulbeerspinners und dem neuen Materiale
aufrecht zu erhalten.
Später, im Jahre 1852, benützte man dann die
Eigenschaft der gelösten Kollodiumwolle, sich in dünne Fäden
ausziehen zu lassen, zur Herstellung von verhältnismässig dicken
Fäden, welche nachträglich durch eine besondere Operation wieder
in Zellulose zurückverwandelt wurden (Denitrierung). Man erkannte
nämlich, dass eine derartige r e g e n e r i e r t e Zellulose besonders
dichte und widerstandsfähige Kohlenfäden gebe, die für die
gerade damals von Edison erfundene KohlenGlühfaden-Lampe verwendet
wurden 4). Es sei hier daran erinnert, dass ~an später auch aus der
sogenannten Kupferseide vielfach die Träger der bekannten Auerschen
Glühstrümpfe (incandescent light) hergestellt hat, weil auch
dieses Material sich durch besonders günstige Eigenschaften in bezug
auf Schrumpfung beim Verkohlen auszeichnet. Sogar Gewebe aus Zellulose,
die aus nitrierter Baumwolle erhalten worden waren, konnte man im Jahre
1885 auf einer Ausstellung in London sehen (SWANN's Erfindung).
Obschon nun die Industrie der "Nitrokunstseide" sozusagen
fertig vorlag, brauchte es dennoch weitere vier Jahre, bis Graf Hilaire
DE CHARDONNET 5) an der Weltausstellung von Paris im Jahre 1889 die erste
technisch hergestellte Kunstseide zeigen konnte. Sein Material war aber
noch nicht dazu geeignet, grosses Vertrauen einzuflössen, bestand
es doch aus unveränderter äusserst feuergefährlicher und
explosiver Schiessbaumwolle, wie sie heute nur noch zur Herstellung von
verbrennbaren Pulversäcken für schwere Geschütze verwendet
wird. Auch war dieses Material sehr unbeständig, indem es sich nach
kürzerer oder längerer Zeit von selbst zersetzte und, auch ohne
direkten Schaden zu stiften, zu einem unansehnlichen Pulver zerfiel. Graf
DE CHARDONNET erfand bald darauf eine einfache und billige Methode, um
die entzündliche "Nitrokunstseide" von den gefährlichen Nitrogruppen
zu befreien. (Chemisch richtig heisst es nicht Nitrogruppe, sondern Nitratgruppe,
siehe Seite 10 bei der Besprechung der Zelluloseabkömmlinge.)
Diese "Denitrierung" ermöglichte es erst, die Chardonnetseide
als schönes, neues und völlig gefahrloses Fasermaterial auf den
Markt zu bringen. Das Verdienst DE CHARDONNETs besteht in erster Linie
darin, dass er sich durch keine Misserfolge von dem als richtig erkannten
Wege abbringen liess.
3) Brief Schönbeins an Michael Faraday vorn 18. März
1864, Seite 155 des Briefwechsels, herausgegeben von G. W. Kahlbaum und
F. V. Darbishire, 1599.
4) Patente von Swann, Weyne. Powel, Weston, Swinburn,
Crookes: corref. nach Ullmann Enzyklopaedie (Band 7, Seite 306,1. Aufl.).
5) Graf Hilaire De Chardonnet, dessen eigenhändige
Aufzeichnungen aus dem Jahre 1924 die Grundlage zu einem Rapporte der Journee
lndustrielle bilden, ist wenige Wochen nach Erscheinen dieses Rapportes
in seinem 55. Lebensjahre am 11. März l924 in Paris gestorben. (Ein
Teil dieses Rapportes ist hier mitverwendet worden, während in dem
Kapitel Chardonnetseide in "Herzog, die Kunstseide", geschrieben von DR.
A. v. VAJDAFFY, der grösste Teil dieser wichtigen Mitteilungen übersetzt
vorliegt.)
16
Als Ausgangsmaterial für Chardonnetseide verwendet
man ausschliesslich Baumwolle, Linters 1. Diese müssen sorgfältig
gereinigt und auf einen Trockengehalt von 1 - 0,5 % Wasser gebracht werden.
Die Trocknung geschieht immer in Lufttrockenschränken; Vakuumschränke
können natürlich auch verwendet werden.
Um Chardonnetseide zu erhalten, wird die Baumwolle in
der Weise nitriert, dass sie in einem Gemische von Aether und Alkohol vollkommen
löslich ist. Diese Lösung wird hergestellt und durch geeignete
Filter filtriert, was eine schwierige Operation ist, weil die Lösungen
ausserordentlich dickflüssig sind. Darauf presst man die Lösung
unter hohem Druck in die Luft, und nach einer ganz kurzen Luftstrecke in
Wasser. Der so erhaltene sehr explosive Faden wird denitriert, gewaschen
und gebleicht, und schliesslich gezwirnt.
Nitrierung:
Damit eine in Alkohol-Aether vollkommen lösliche
Nitrozellulose erhalten werde, ist es nötig, eine Nitriersäure
zu verwenden, die 18 % Wasser enthalte. Technisch verwendet man
ein Gemisch von:
18 % Wasser
14,2 % Salpetersäure
ca. 67/68 % Schwefelsäure.
Die Wassermenge darf kaum variieren, dagegen hängt
die Menge der Schwefelsäure z. T. von der Menge des gelösten
Stickoxydes (NO2) ab. Eine mir bekannte Chardonnetseidenfabrik arbeitete
z. B. bei einem NO2-Gehalt
von 2-3 % mit obengenannten Zahlen, während man bei höherem NO2-Gehalt
etwas mehr Schwefelsäure verwenden muss. Man kann bei einem NO2-Gehalt
von 6-7 % ohne weiteres auf 75 Teile Schwefelsäure 100 %ig
gehen, aber das Verhältnis von Wasser : Salpetersäure soll immer
möglichst nahe an 18 : 14 sein.
Es ist nun unbedingt nötig, dass die Mischsäure,
so nennt man das Gemisch von Wasser, Salpetersäure und Schwefelsäure,
nach dem Mischer vollständig geklärt werde. Beide Säuren
lösen nämlich für sich allein gewisse Mengen Eisensalze
auf, die sich nach dem Mischen als feiner weisser Schlamm niedersetzen,
auch wenn vorher beide Säuren vollkommen klar waren. Auch etwas Bleisulfat
wird bei dem Mischen abgeschieden. Die Klärung, die in grossen Reservoirs
aus Eisenblech vor sich geht, dauert ungefähr drei Tage, und nur vollkommen
wasserhelle Mischsäure wird zur Herstellung verwendet.
Operiert man mit unreiner Säure, dann gehen die
Eisensalze z. T. in die Nitrozellulose über und können nicht
mehr vollständig ausgewaschen werden. Sie finden sich in den Lösungen,
erschweren die Filtration der Kollodiumwolle-Lösungen und machen die
Kunstseide unansehnlich. Zudem bewirken sie unangenehme Verstopfungen der
feinen Glasdüsen beim Spinnen.
Die Nitrierungstemperatur beträgt 30-40°. Im
Sommer geht man etwas tiefer als im Winter. Das Mengenverhältnis von
Baumwolle zu der Mischsäure ist:
11 Teile Baumwolle
500 Teile Mischsäure.
Die Nitrierung geschieht nach dem sogenannten Topfverfahren.
Man gibt die Mischsäure in einen nach unten konisch zugespitzten Gusseisentopf,
der auf kleinen Rädern steht. Darauf stösst man die trockene
Baumwolle mit einer Eisenzange (ähnlich einer Feuerzange) rasch unter
das Niveau der Mischsäure und lässt die Säure 2 Stunden
in der Ruhe einwirken.
Die Nitriertöpfe sind auf einer elliptischen Schienenbahn
hintereinander aufgestellt und jedesmal, wenn ein neuer Topf gefüllt
wird, rutscht der letzte "einen Topf" vorwärts, bis er nach 2 Stunden
an die eiserne Zentrifuge gelangt. Diese ist unter einem Helm aufgestellt,
der die schädlichen Gase absaugt. Die Nitriertöpfe werden mit
einem Aluminiumdeckel bedeckt.
Es sind so viele Nitriertöpfe vorhanden, dass es
immer zwei Stunden dauert, bis ein Topf zur Zentrifuge gelangt.
Nun wird der Nitriertopf, der ähnlich wie ein Kochbuttertopf
auf der Seite Henkel besitzt, mittels eines kleinen Flaschenzuges und einer
Gabel in die Höhe gehoben, die Arbeiter stürzen den
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Topfinhalt in die langsam laufende Zentrifuge, die darauf
in rasche Drehung versetzt wird. Man zentrifugiert 15 Minuten. Das Mengenverhältnis
von Nitrozellulose und der in dem Nitriergut verbleibenden Abfallsäure
ist ziemlich genau 1 :1. Die abgeschleuderte Säure geht in den Betrieb
zurück, nachdem man sie mit hochkonzentrierter Mischsäure auf
die nötige Konzentration gebracht hat. Man kann sie 5-10 mal verwenden,
bevor man sie regeneriert. Der Säureverlust beträgt 5%. Dieser
Teil der Fabrikation ist der gefährlichste. Es kann bei unrichtiger
Arbeit vorkommen, dass der ganze Zentrifugeninhalt plötzlich verpufft.
Dabei entsteht keine Explosion, wohl aber giftige Gase, die die Arbeiter
zur raschen Flucht nötigen.
Das fertig abgeschleuderte Gut wird nun rasch in viel
Wasser geworfen (Eisenzangen) und während 15 Minuten gut gewaschen.
Darauf nimmt man die Nitrozellulose heraus, zentrifugiert und kocht die
Nitrozellulose 30 Minuten lang mit 2 %iger
Salzsäure. Dadurch werden möglichst viel Metallverunreinigungen
und gleichzeitig die in der Nitrozellulose chemisch gebundene Schwefelsäure
entfernt (Verseifung).
Darauf wäscht man die Schiessbaumwolle in zwei weiteren
Bottichen, bis der Säuregehalt unter 0,1% gefallen ist. Das zum Waschen
verwendete Wasser darf kein Eisen enthalten. Es muss andernfalls vorher
in einem Teiche gelüftet und abgesetzt werden. Zum Waschen braucht
man ungefähr das 50fache Gewicht an reinem Wasser. Es ist schädlich,
die Nitrozellulose, ähnlich wie bei der Fabrikation des Schiesspulvers,
zu lange zu "holländern", weil dadurch die Festigkeit der Chardonnetseide
leidet. Es ist, wie wenn durch die starke mechanische Behandlung die Faserstruktur
zerstört würde.
Nachdem die Zellulose gewaschen ist, wird sie zentrifugiert
und hat dann rund 25-27 % Wasser. Dieses Wasser wird nicht entfernt, sondern
bleibt zur Auflösung in dem Nitriergute.
Untersuchung der Nitrozellulose:
Man bestimmt in einem Muster den Schwefelgehalt. Dieser
soll unter 0,1 % betragen. Die Asche darf 0,6 % nicht übersteigen,
kann aber bei trüber Mischsäure auf 1,7-2 % ansteigen. Eine derartige
Kollodiumwolle ist nicht brauchbar.
Optische Untersuchung:
Die Kollodiumwolle muss unter gekreuzten Nicols unter
Wasser rein hellstrohgelb aussehen und es sollen keine weissen unnitrierten
Fasern sichtbar sein. Wenn man Alkohol zusetzt, muss die Faser nach kurzer
Quellung rein blass-himmelblau erscheinen, weder stahlblau noch rötlich-blau.
Herstellung und Filtration der Kollodiumlösung:
Als Lösungsmittel für die nitrierte Baumwolle
dient ein Gemisch von Alkohol und Äther. Das Mischungsverhältnis
ist:
18 Teile "trockene" Kollodiumwolle mit 11,5 %
Stickstoffgehalt
60 Teile Alkohol
40 Teile Äther.
Dazu kommt noch das in der feuchten Nitrozellulose enthaltene
Wasser.
Die Fabrikation des Äthers geschieht immer in den
Fabriken selbst und zwar nach dem bekannten Verfahren, welches darin besteht,
dass man Alkohol in ein verbleites Gefäss eintropfen lässt, in
welchem sich z. B. 2500 kg Schwefelsäure befindet, die eine Temperatur
von möglichst genau 135° besitzt. Bei dieser Temperatur wird aus
dem Alkohol kontinuierlich Äther gebildet nach der Gleichung:
2CH3 CH2OH - H2O
= CH3-CH2-O-CH2-CQ
Alkohol
Äther (Äthyläther)
Bemerkungen: Unter Kunstseide verstand man 1930 ausschliesslich Stoffe auf der Basis von Naturzellulose. Erwähnenswert ist, dass Seide als Eiweiss zu den Polyamiden, Viskose etc. aber zu den Kohlehydraten (Polyestern) gehört. Andere vollsynthetische Kunstfasern erlangten erst später Marktreife. Erfindungsjahre? etwa: 1910 Bakelit, 1914 PVC, 1930 Polystyrol, Polyacrylamid, 1937 Polyurethane, etc. sowie 1900 Polyamid, Markteinführung Nylon (Polyamid-66) 1940.