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Inhalt:
Inhaltsverzeichnis: Seite I. Vom neuen Planeten Pluto . 5 II. Vom Siriusbegleiter 12 1. Die Entdeckung des Siriusbegleiters 13 2. Die Bahn des Siriusbegleiters und die Dimensionen des Siriussystems 14 3. Die Masse von Sirius und seinem Begleiter . 16 4. Der Gegensatz der grossen Masse und der geringen Leuchtkraft 16 5. Die Prüfung der grossen Dichte durch die Rotverschiebung der Spektrallinien 19 6. Überprüfung der Erfahrungsdaten. Eine neue Helligkeitsbestimmung. 20 7. Physikalische Möglichkeit der grossen mittleren Dichte. Milne's Versuch der Einordnung der weissen Zwergsterne in die Gesamtheit der Sternsonnen . 22 III. Das Spektrohelioskop, ein neuer Apparat für die Sonnenforschung
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Seiten 5-7:
1. Vom neuen Planeten Pluto.
Seit vierhundert Jahren, seit Kopernikus, kennen wir die Ordnung der
Weltkörper in unserem näheren Weltwinkel. Wir wissen, dass die
Sonne, die Erde mit ihrem Mond und die Planeten mit ihren Trabanten ein
Weltkörpersystem für sich bilden im grossen All. Die Sonne ist
der mächtige Zentralkörper in diesem grossen Weltkugelspiel,
das wir als unser Sonnen- oder unser Planetensystem bezeichnen. Bis vor
150 Jahren waren nur sechs die Sonne umkreisende Planeten bekannt: Merkur,
Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn. Merkur der sonnennächste Planet
umläuft sie in einem Vierteljahr und Saturn in 29½ Jahren.
Die halbe grosse Achse der Merkurbahn ist 0,4 astronomische Einheiten,
diejenige der Saturnbahn 9,5. Unter der astronomischen Einheit versteht
man die mittlere Entfernung Erde-Sonne = 149800000 km. Im Jahre 1781 entdeckte
Herschel einen siebenten Planeten, Uranus, der ausserhalb der Saturnbahn
in der Entfernung von 19 astronomischen Einheiten in 84 Jahren einmal um
die Sonne läuft. Uranus ist ein Planet, der an Hand guter Sternkarten
mit Leichtigkeit schon mit einem Feldstecher gefunden werden kann. Es scheint
fast erstaunlich, dass er nicht viel früher entdeckt wurde. Sicher
wäre es auch geschehen, wenn man schon im 17. und 18. Jahrhundert
gute vollständige Sternverzeichnisse und Sternkarten gehabt hätte.
Gut 60 Jahre später, im Jahre 1846, wurden die Grenzen unseres Sonnensystems
noch einmal erweitert durch die Entdeckung des grossen Planeten Neptun,
der in der Entfernung von 30 Sonnenweiten in 165 Jahren die Sonne umläuft.
Abb. 1. Der berechnete u. der von Galle beobachtete Neptunort.
Diese Entdeckung gehört zu den glänzendsten Leistungen der
Weltallforschung. Neptun wurde durch Berechnung gefunden, bevor ihn ein
menschliches Auge entdeckte. Beobachtete Störungen in der Bewegung
des Uranus liessen vermuten, dass ausserhalb der Uranusbahn ein weiterer
grösserer Weltkörper laufen müsse, dessen Anziehung auf
Uranus die Störungen hervorbringe. Der junge Leverrier und ein Engländer,
Adams, berechneten fast gleichzeitig und ohne von einander etwas zu wissen
aus den Störungen die Lage, die Form, die Grösse der Bahn, die
Umlaufzeit des vermuteten Planeten und auch seinen Ort am Sternenhimmel.
Galle in Berlin fand den Planeten nur etwa einen Grad vom vorausberechneten
Ort entfernt (Abb. 1).
Schon Leverrier glaubte, dass es nach 30 -40jähriger Verfolgung
der Bewegung von Neptun möglich sein müsse, aus den Abweichungen
der beobachteten von den berechneten Neptunorten einen allfälligen
transneptunischen Planeten zu errechnen. In der Tat setzten schon in den
letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts die ersten dahingehenden Versuche
ein, zum grössten Teil auf dem von Adams und Leverrier vorgezeichneten
Weg, zum Teil aber auch auf einer ganz anderen Grundlage. Die Vergleichung
der Kometenbahnen ergab eine besondere Anordnung der Bahnen einer grossen
Zahl von Kometen in bezug auf die Bahnen der äusseren grossen Planeten
unseres Sonnensystems. Etwa drei Dutzend bilden die sogenannte Kometenfamilie
von Jupiter. Die äusseren Teile ihrer Bahnen, die den sonnenfernsten
Punkt derselben, das Aphelium, enthalten, liegen alle in der Nähe
der Jupiterbahn. In ähnlicher Beziehung stehen einige wenige Kometenbahnen
zur
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Bahn von Saturn, zu der des Uranus und etwa 6, worunter die Bahn des
berühmten Halleyschen Kometen, zur Bahn des Neptuns. Aus anderen Kometenfamilien,
deren Glieder nahe übereinstimmende Apheldistanzen zeigen, glaubten
Forbes, Pickering und andere auf ferne transneptunische Planeten schliessen
zu können. Sehr viel Vertrauen wurde allerdings diesem Vorgehen nicht
entgegengebracht.
Auch blieb der Erfolg, die wirkliche visuelle Entdeckung eines neuen
Planeten auf Grund einer Voraussage aus.
Im Jahre 1915 erschien die Arbeit von Pergivall Lowell, «Memoir
on a Transneptunian Planet», die heute als mathematische Entdeckung
des Pluto gewertet wird, allerdings nicht unbestritten und nicht so entschieden
wie die Arbeiten Adams und Leverrier für die Entdeckung des Neptuns.
Lowell versucht die Bahnelemente und den Ort eines transneptunischen Planeten
zu berechnen aus den Abweichungen der beobachteten Uranusörter von
den unter Berücksichtigung der Störungen aller grossen Planeten
berechneten Örtern. Er benutzt dabei die Ergebnisse einer von Gaillot
in den Publikationen der Pariser Sternwarte kurz vorher veröffentlichten
Neubearbeitung der klassischen Theorie der Uranusbewegung von Leverrier.
Wenn vorausgesetzt werden dürfte, dass die normale Bahn von Neptun
genügend genau bekannt wäre, könnte natürlich ein Transneptun
aus Neptunörtern genauer berechnet werden, da die Störungswirkungen
auf Neptun grösser sein müssen als auf Uranus. Der von Neptun
seit seiner Entdeckung zurückgelegte Bogen ist aber zu kurz, um eine
Trennung der Störungen durch einen Transneptun von den immer noch
nötigen Elemente Verbesserungen zu gestatten. Lowell verzichtete deswegen
zum vornherein auf die Benutzung von Neptunörtern. Die Astronomen
stellten sich unausgesprochen eher skeptisch zur Arbeit Lowell's, obwohl
diese wegen der strengen sorgfältigen Durchführung des Problems
der Vorausberechnung eines transneptunischen Planeten angenehm abstach
gegen einige andere ähnliche Versuche. Diese Skepsis wird begreiflich,
wenn man bedenkt, dass Leverrier zur Errechnung von Neptun Restfehler von
133" zur Verfügung hatte, während Lowell die Bahnelemente des
neuen Planeten aus 30-40 mal kleineren Restfehlern der Uranusörter
herauszuholen versuchte. Lowell gab auch die Helligkeit seines errechneten
Planeten zu gross an, 12. bis 13. Grösse in der astronomischen Helligkeitsskala,
in der ein Stern 6. Grösse von blossem Auge gerade noch sichtbar ist.
Viele Astronomen glaubten wohl, dass ein Planet dieser Helligkeit bei den
vielen photographischen Durchmusterungen besonders auch der Tierkreisgegend,
wo die Planeten laufen, schon hätte gefunden werden müssen. Auch
die Tatsache, dass die vielen früheren Nachforschungen auf Grund anderer
Vorausrechnungen zu keinem Erfolg führten, trug wohl zu dieser Skepsis
bei.
Lowell's Rechnungen geben zwei mögliche Positionen für den
unbekannten, die Uranusbahn störenden Planeten, nämlich für
das Jahr 1915 den Winkelabstand 84° 0 oder 262°. 8 vom Frühlingspunkt
aus im Tierkreis in der Richtung der Bewegung der Sonne gemessen. Die zugehörigen
Entfernungen von der Sonne waren 43.0 und 44.7 astronomische Einheiten.
Die Umlaufszeiten ergeben sich daraus nach dem dritten Kepler'schen Gesetz
zu 282 oder 299 Jahren. Der erste Wert entspricht einer mittleren täglichen
Bewegung von 1° 29. Damit rechnet man für 1930 einen Längenabstand
vom Frühlingspunkt von 103° aus. Dieser Abstand führt auf
die Gegend des Sternes Delta im Sternbild der Zwillinge. In dieser Gegend,
etwa 6° vom theoretischen Ort entfernt, entdeckte am 21. Januar 1930
ein Assistent an der Lowell-Sternwarte ein winziges Objekt von 15. Grösse
in der astronomischen Helligkeitsskala, das nahe in Opposition zur Sonne
stand und wie es ein Planet in dieser Stellung tun muss, eine scheinbare
rückläufige
Abb. 2. Die Lichtspur des Pluto auf Platten der Lowell- Sternwarte am 2. und 5. März 1930. Man beachte die Ortsveränderung in den drei Zwischentagen. Der helle Stern mit den Strahlen ist Delta Geminorum.
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Eigenbewegung zeigte. Der Betrag der Bewegung entsprach etwa der Entfernung
von 45-50 astronomischen Einheiten, d.h. ungefähr der von Lowell für
seinen Transneptun berechneten Distanz. Weitere photographische Aufnahmen
auf der Lowell-Sternwarte in den auf die Entdeckung folgenden Wochen bestätigten,
dass das Objekt ein Planet sein müsse, der ausserhalb der Neptunbahn
um die Sonne läuft (Abb. 2). Am 13. März 1930 wurde die Entdeckung
des neuen Gliedes unseres Planetensystems durch die Harvard-Sternwarte,
welche die amerikanische Zentrale für die telegraphische Verbreitung
von wichtigen astronomischen Entdeckungen ist, durch folgendes Telegramm
an astronomische Institute und an die Zentralstelle der astronomischen
Gesellschaft bekanntgegeben:
«Lowell Observatory telegraphs systematic search begun years
ago supplementing Lowell's «investigation of Trans-Neptunian planet
has revealed object which for seven weeks has in rate «of motion
and path consistently conformed to Trans-Neptunian body and approximate
distance «he assigned 15th magnitude, Position March 12th 3h GMT
was 7" west from Delta Geminorum, «agreeing with Lowell's predicted
longitude».
Rasch setzten nun ausgedehnte Beobachtungsreihen ein und eifrige Bahnrechner
waren schnell bereit, aus wenigen beobachteten Örtern erste Bahnelemente
herzuleiten. Aus einem kurzen Stück einer krummen Bahnkurve ist es
aber nicht möglich, mit genügender Sicherheit die Form, Grösse
und Lage der ganzen Bahn zu bestimmen. Für eine gute Bahnbestimmung
war es nötig, beobachtete Örter aus möglichst weit zurückliegenden
Jahren zu haben. Es werden jede helle Nacht soviele Aufnahmen der verschiedensten
Himmelsgegenden gemacht, dass sicher anzunehmen war, dass der ferne Planet
schon lange irgendwo auf der einen oder anderen photographischen Platte
als Dokument seines Daseins eine feine Schwärzungsspur gezogen hatte,
die zunächst nicht beachtet wurde. Gestützt auf die Beobachtungen
vom 21. Januar bis Ende Mai 1930 wurden von verschiedenen Seiten erste
Bahnelemente und genäherte Örter des Planeten am Himmel gerechnet,
auch für frühere Jahre. Auf Grund derselben gelang bald
die Auffindung des Planeten auf einer Platte Delporte's auf der Sternwarte
in Uccle aus dem Jahre 1927. Eine auf diese Position und auf zwei Normalorte
des Entdeckungsfrühlings aufgebaute Bahnberechnung ergab für
alle anderen Beobachtungen des Entdeckungsjahres nur geringe Restfehler,
so dass die Identität des Uccler Objektes mit dem neuen Planeten bewiesen
war. Neue verbesserte Aufsuchungsortsverzeichnisse führten zur Entdeckung
mehrerer Aufnahmen des Planeten aus dem Jahre 1919 auf Platten der Mount-Wilson-Sternwarte
und aus den Jahren 1921 und 1927 auf Platten des Yerkes-Observatoriums.
Diese älteren Beobachtungen zusammen mit den vielen neuen ermöglichten
eine wesentlich bessere Bahnbestimmung.
Um ohne grosse und mühsame Störungsrechnungen rasch eine
vorläufige gute Bahn zu bekommen, ist Zagar einen besonders einfachen,
interessanten Weg gegangen. Er sagte sich, dass die Hauptstörungen
Plutos von Uranus und Neptun herrühren, während die Störungen
der Planeten von Merkur bis Saturn wegen der grösseren Entfernung
klein sind und sich auch mehr oder weniger aufheben wegen der verschiedenen
Lagen dieser Planeten in ihrer Bahn gegenüber Pluto. Zagar bestimmte
deshalb zuerst die Kepler'sche, d.h. die ungestörte elliptische Bahn
für den Schwerpunkt des Systems der Sonne und den sechs alten Planeten,
ohne Uranus und Neptun. Die den neuen Planeten in seine Bahn zwingende
zentrale Anziehungskraft geht also in diesem Fall vom Schwerpunkt des erwähnten
Systems aus und von einer Masse gleich der Summe aus den Massen der Sonne
und der sechs alten Planeten. Die auf Grund dieser Bahn berechneten Örter
am Himmel können mit den auch auf den Schwerpunkt des Systems bezogenen
und von den Uranus-Neptunstörungen befreiten Beobachtungen verglichen
werden. Die Abweichungen schwanken zwischen (-2.8") und (+3.7"). Wie hinreichend
dieses einfache Verfahren ist, zeigt die Tatsache, dass eine während
der Ausführung der Rechnungen bekannt gewordene ältere Beobachtung
von Wolf in Heidelberg aus dem Jahre 1914 für die beiden Winkelkoordinaten
nur Reste von der Ordnung einer Bogensekunde gibt. Bower und Whipple wenden
eine ähnliche rasch zum Ziel führende Methode an, während
Nicholson und Mayall von der Mount-Wilson-Sternwarte den mühsamen,
klassischen Weg der speziellen Störungen gehen. Ich stelle die Ergebnisse
der drei genannten wichtigsten Bahnbestimmungen zusammen durch Angabe der
Bahnelemente, die die Lage, die Gestalt und die Dimensionen der Bahn bestimmen.
Zum Vergleich füge ich auch die von Lowel vorausberechneten Zahlenwerte
an. Elemente der Bahn von Pluto (Epoche 1930)
Bower & Whipple | Zagar | Nicholson & Mayall | Lowell | dtv 2000 | |
Halbe gr.Achse AE | 39.597 | 39.579 | 39.600 | 43 od. 44.7 | 39.529 |
Exzentrizität | .254 | .247 | .246 | .202 od. .195 | .248 |
Neigung zur Erdbahn | 17° 8' | 17° 7' | 17° 7' | ca. 10° | 17° 9.0' |
Länge des Perihels | 222° 30' | 222° 30' | 222°24' | 203.8° od. 19°.6 | |
Länge des Knotens | 109° 22' | 109° 22' | 109° 22' | - | |
Umlaufzeit | 249.17 a | 248.86 a | 249.22 a | 247.7 a | |
Mittlere tägl. Bewegung | 14.256" | 14.258" | 14.238" | ||
Durchgang durch das Perihel | 27/02/1989 | - | 2/10/1989 |
Auf S.12 steht die Vermutung, dass Pluto zu einem zweiten Ring von Planetoiden gehöre.
Siriusbegleiter = Weisser Zwerg (Radius 0.03 Sonnenradien und Dichte
52000kg/l) Moderner sind Werte von 0.01 und die Dichte entsprechend
höher.
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Fig.4: Die Sonne bei visueller Beobachtung im
Spektrohelioskop im Lichte der roten Wasserstofflinie (Ha)
mit hellen und dunklen Wasserstoffflocken und Rand-Protuberanzen.
(Die hellen Flocken konnten wohl im Kontrast, aber nicht in der Farbe ganz richtig wiedergegeben werden. Sie sind intensiver rot.) |