Neujahrsblatt der NGZH  Nr. 144 auf das Jahr 1942, 78S. mit 24 Abb. in 7 Tafeln
Das Pflanzenkleid des Kantons Zürich
von A.U. Däniker

DÄNIKER A.U.   DAS
PFLANZENKLEID
DES KTS.ZÜRICH
 
Pflanzengeographie

 Gebr. Fretz AG. Zürich
Bild: Pflanzengeographie 
German only
Inhalt: 
Einleitung 
5
Die Methoden der Vegetationsforschung
7
Die an der Bildung der Vegetation des Kantons Zürich beteiligten Biocoenosengürtel und ihre Pflanzengesellschaften
9
Die Oberflächengestalt
19
Die Gliederung der Vegetation des Kantons Zürich
24
Literatur 
34
Spezieller Teil 
37
Tafel I; Das zürcherische Rheintal
38
Tafel II; Die Deckenschotterhöhen
42
Tafel III; Sumpfwald und Flachmoore des innermoränischen Teiles der Fluvioglacialtäler
46
Tafel IV; Die Flussauengehölze und das Querceto-Carpinetum
50
Die Ufergesellschaften
53
Die Hochmoore
55
Tafel V; Der Molassebergzug
59
Tafel VI; Die Schmelzwasserrillen
65
Die Nagelfluhterassen am Zürichsee
67
Die Bergspitzen im Zürcher Oberland
68
Tafel VII; Der Lägernkamm
71 
Der Nordhang des Hohen Ron
74
Ueber den Naturschutz
75
Die an der Bildung der Vegetation des Kantons Zürich beteiligten Biocoenosengürtel und ihre Pflanzengesellschaften
Von den in Europa vorkommenden Biocoenosengürteln sind nicht alle am Aufbau der zürcherischen Vegetation beteiligt und auch diese in sehr ungleichem Masse. Einige derselben sind nur durch Arten repräsentiert, die sich Pflanzengesellschaften anderer Gürtel angeschlossen haben, oder kommen in Abhängigkeit von Kulturgesellschaften vor. Andere sind mit eigenen Gesellschaften nur reliktisch erhalten. Der Fagus-Abies-Gürtel dagegen beherrscht mit seinen verschiedenen Waldgesellschaften, soweit er nicht durch künstliche Vegetation verdrängt worden ist, weitaus den grössten Teil des Gebietes.
Die Ursache für diese Verteilung ist die bioklimatische Entwicklung, welche seit der Eiszeit, wie heute sicher steht, nicht eine geradlinige war, sondern im ganzen, zum Teil sekundär, im kleinen vielleicht mehrfach ansteigend und wieder rückläufig war. Dies trotz der im geologischen, wie im pflanzengeographischen Sinne kürzeren Zeitspanne!
Zudem, und das ist besonders zu betonen, scheinen die Veränderungen anzudauern. Ein Ausgleich, wie ihn namentlich die Vegetationen in wärmeren Erdteilen zeigen, ist weit weniger vorhanden. Daher sind auch endgültig stabile und nur nach den Standorts-Bedingungen differenzierte Biocoenosen, die über weite Strecken ausgedehnt sind und die den Wert einer Klimaxvegetation beanspruchen können, wenig ausgeprägt.
Hier wäre wohl der Buchenwald zu nennen. Doch ist dieser durch jahrhundertlange forstwirtschaftliche Massnahmen, durch die Bevorzugung einzelner Holzarten, sowie durch die konsequente Nutzung bestimmter Altersstadien und den so verunmöglichten Ausgleich derselben derart verändert, dass er sowohl floristisch als auch in der Gliederung und in der Struktur seiner einzelnen Gesellschaften kaum rekonstruierbar ist
So sind entwertete, gemischte Gesellschaften oder unnatürliche Regenerationsstadien als Zwischen- oder Übergangsbildungen überall zu finden. Die Gliederung der Gesellschaften, die ursprünglich wahrscheinlich ziemlich markant war und in feiner Abhängigkeit von Boden- und Geländeeigenschaften gestanden hat, ist verwischt. Ja, die Vegetation des Buchenwaldes ist sogar besonders trivialisiert

Die Biocoenosengürtel unserer Vegetation sind:
der Vaccinium uliginosum-Loiseleuria-Gürtel
der Larix-Pinus Cembra-Gürtel
der Picea-Gürtel
der Fagus-Abies-Gürtel
der Quercus Robur-Calluna-Gürtel
der Pinus silvestris-Pulsatilla-Gürtel
der Quercus-Tilia-Acer-Gürtel
der Quercus pubescens-Gürtel.

Diese Gürtel liegen bei uns und besonders in den Alpen im Grossen ganzen jedoch nicht immer stufenmässig übereinander. doch sind sie keineswegs mit Vegetationsstufen zu verwechseln. Der Begriff des Biocoenosengürtels ist chorologischen, derjenige der Vegetationsstufe geographisch-topographischen Inhaltes. Die Höhenanordnung der Gürtel war nicht immer so;  ihre Garnituren sind eher Floren zu vergleichen, die in zeitlich verschiedenen Epochen bei uns einwanderten, in verschiedenem Masse geherrscht, z. T. sogar das ganze Gebiet als die damaligen Floren eingenommen haben, die sich später aber in die ihnen heute zukommenden Gebiete und Lagen zurückgezogen haben. Dabei sind in den Gürteln floristische Veränderungen durch Aufnahme neuer Arten und besonders aber durch Verluste anderer entstanden. Es sind aber auch die Pflanzengesellschaften, die sie im einzelnen bildeten, nicht genau die gleichen gewesen wie die heutigen. Hierin lässt sich immerhin durch Rückschlüsse ein gewisses Bild rekonstruieren.
Die Quartärgeologie, die Arealgeographie und vor allem die Pollenanalyse haben uns bis heute ein Bild der Entwicklung unserer Flora seit der Eiszeit gegeben, das in den grossen Zügen als gesichert gelten kann. Ein Nachteil dabei ist allerdings der, dass man über die Geschichte der Kräuter relativ wenig weiss. Hier lässt sich das Bild immerhin durch die Prüfung des ökologischen und des biocoenologischen Verhaltens konstruktiv soweit ergänzen, (lass wir durch die Angaben der Geschichte einer Baumart bis zu einem gewissen Grade auch Vermutungen über deren Begleitflora und damit über die Vegetation machen können. 14, 15, 16, 23)

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