NGZ-Neujahrsblatt 1965, 140S., 17Tafeln.
Die fossilen Eichen und Ahorne aus der Molasse der Schweiz und von Oehningen (Süd-Baden)
Eine Revision der von Oswald Heer diesen Gattungen zugeordneten Reste
René Hantke
Acer trilobatum
  Die fossilen Eichen und Ahorne 
aus der Molasse der Schweiz und
von Oehningen (Süd-Baden)
Eine Revision der von Oswald Heer diesen Gattungen zugeordneten Reste
Umschlagbild:
"Quercus curciata", Acer trilobus
German only
Inhaltsverzeichnis
Vorwort  5
Die Paläobotanik, ein «fossiler» Wissenszweig ?  7
Zur Erforschungsgeschichte der Paläobotanik in der Schweiz  7
Problematik, Methodik und Stellung der Paläobotanik  9
Die Pflanzenfundstellen in der schweizerischen Molasse  12
Die Oehninger Fundstellen  13
Der Oehninger Maarsee, seine Ufervegetation und die Kalksedimentation in seinem Becken  14
Mutmassliche Gründe für HEERS Fehldeutungen 17
Die fossilen Eichen der Molasse  19
Die Mannigfaltigkeit der Eichenblätter in Umriss und Nervatur  19
Die ersten als Eichenblätter gedeuteten Reste  19
Das Ansteigen der Artenzahl und Heers Revisionsbestrebungen  21
Die weiterhin als Eichen zu deutenden Quercus-Arten  21
Die von den Eichen auszuschliessenden und anderen Gattungen zuzuweisenden «Quercus»Arten  27
Zusammenfassung  54
Die fossilen Ahorne der Molasse  59
Die ersten als fossile Ahorn-Blätter erkannten Reste  59
Die in den Oehninger Kalken unterschiedenen Ahorn-Arten  59
Zur Variationsstatistik der von O. HEER unterschiedenen fossilen Ahorn-Blätter von Oehningen  80
Nur aus der schweizerischen Molasse bekannt gewordene Ahorn-Arten  86
Die von den Ahornen auszuschliessenden «Acer»-Arten  90
Bisher anderen Gattungen zugewiesene Ahorn-Reste  92
Zusammenfassung  96
Literatur  98
Erwähnte Pflanzen  103
Tafeln 107
Ahorn - Zusammenfassung
Eine umfangreiche Revision der in schweizerischen Museen liegenden fossilen Ahorn-Reste ergab, dass von den von Oswald Heer unterschiedenen Ahorn-Arten nur wenige als solche bestehen können. Von den 16 aus den obermiozänen Süsswasserkalken von Oehningen aufgeführten Arten, die HEER mit heutigen der verschiedenen Sektionen verglichen hatte, fand sich im Uferwald des Oehninger Maarsees nur eine einzige: Acer trilobatum (STERNB.) A. BR. s. n. Dies konnte neben einer minuziösen Überprüfung der Originale auch variationsstatistisch bestätigt werden, wofür über 300 Blätter ausgewertet wurden.
Dagegen steht die wahre Natur grossflügliger, als Acer otopteryx GOEPP. bezeichneter Fruchtreste, die R. KRÄUSEL in Banisteriaecarpum giganteum (GOEPP.) umbenannt hatte und damit zu den Malpighiaceen stellte, noch nicht endgültig fest.
Die dem A. trilobatum sehr ähnlichen Ahorn-Blätter aus den aquitanen Mergeln vom Höhronen, die HEER einerseits mit diesem vereinigt, andererseits als eigene Arten beschrieben hatte, sind dagegen als solche einer dem A. trilobatum nahestehenden, aber in Blattform und Randzähnung deutlich abweichenden Ahorn-Art abzutrennen. Sie wurden als A. dasycarpoides HEER sensu novo zusammengefasst.
Von A. trilobatum sicher als eigene Art gut auseinanderzuhalten ist der in der Oberen Süsswassermolasse weit verbreitete schmallappige Ahorn, Acer angustilobum. Ebenso sind die bisher mit A. decipiens A. BR., einer höchst zweifelhaften Oehninger Art, vereinigten Blattreste aus den ebenfalls obermiozänen Süsswasserkalken von Le Locle als einen dem rezenten A. monspessulanum L. nahestehenden Ahorn, als A. loclense nov. nom. abzutrennen.
Auch der ihm nahestehende Acer rueminianum aus der chattischen Unteren Süsswassermolasse, der sich durch noch längere und schmälere Lappen auszeichnet, ist als selbständige Art zu betrachten. Dagegen sind die zu A. rueminianum gestellten Reste aus der Oberen Süsswassermolasse mit A. angustilobum zu vereinigen. Dieser Ahorn kann jedoch sehr wohl aus dem chattischen A. rueminianum hervorgegangen sein.
Daneben konnten einige bisher zu anderen Gattungen gestellte Reste als Ahornblätter erkannt werden. So erwies sich ein unvollständig erhaltenes Oehninger Blatt, das HEER als Sterculia tenuinervis beschrieben hatte, als Acer trilobatum. Auch in den als Folium Ribis und als Viburnum opulus bezeichneten Blättern aus der LAVATERSchen

Sammlung, in dem von HEER zu Quercus drymeia UNG. gestellten Blatt und in einem von ihm als Crataegus sp.? beschrifteten Oehninger Exemplar liegen Blattreste von A. trilobatum vor. Die aus der Unteren Süsswassermolasse als Quercus firma HEER beschriebene Art konnte als Seitenlappen von A. dasycarpoides erkannt werden, während die als Sterculia modesta HEER und als S. labrusca UNGER bekannt gewordenen Reste als schmallappige Ahorn-Blätter zu deuten und zu A. angustilobum oder einem nahverwandten Ahorn bzw. zu A. rueminianum zu stellen sind, womit die tropische Gattung Sterculia in der schweizerischen Molasse zu streichen wäre.
Umgekehrt konnten einige zu den Ahornen gestellte Blätter als solche von Pappeln, von Populus mutabilis HEER, P. balsamoides GOEPP. und P. latior A. BR., erkannt werden.

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