NGZ-Neujahrsblatt 1967, 39S., 12 "Abb."
Über den Fliegenpilz
Conrad Hans Eugster
Amanita muscaria Inhaltsverzeichnis
Vorwort 
Kurze Beschreibung des Fliegenpilzes 
Der Fliegenpilz als zentralaktive Droge 
Die «Fliegen» und der Fliegenpilz 
Historischer Abriss der chemischen Untersuchungen 
Die Chemie des Muscarins 
Isolierung zentralaktiver Isoxazolole (Muscimol und Ibotensäure) 
Eigenschaften und Struktur des Muscimols 
Eigenschaften und Struktur der Ibotensäure
Eigenschaften und Struktur des Muscazons
Synthesen des Muscimols 
Synthesen der Ibotensäure
Synthese des Muscazons
Hinweis auf Wirkstoffe anderer halluzinogener Pilze
Andere Inhaltsstoffe des Fliegenpilzes
Schlusswort
Literaturverzeichnis
 

Umschlagbild:Fliegenpilzgruppe auf Magerwiese (Buschwald) bei Biel ob Bürglen (1650müM), Schächental Sept. 1963 St.Furger Altdorf.
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Vorwort
In den letzten Jahren sind eine Reihe neuer chemischer und pharmakologischer Befunde am Fliegenpilz erhoben worden, die eine Zusammenfassung der Resultate sinnvoll machen. Es mag zwar ungewöhnlich scheinen, ein Neujahrsblatt der Besprechung einer einzelnen Pflanze zu widmen, ist doch ihr Chemismus genau so speziell, wie der irgendeiner anderen. Die heutige Chemie hat als hochspezialisierte Wissenschaft immer Mühe, ihre Ergebnisse allgemeinverständlich darzustellen. Am ehesten gelingt dies noch im Zusammenhang mit Naturstoffarbeiten, wo Forschungsgegenstand und Ziel allgemein einleuchtend sind. Hiezu diene diesmal der Fliegenpilz, obwohl auch er nur eines von den am Organisch-Chemischen Institut gepflegten Naturstoff-Arbeitsgebieten darstellt.
Wir haben die Arbeiten am Fliegenpilz im Herbst 1953, zunächst mit einem vom Schweizerischen Nationalfonds zugesprochenen Forschungsbeitrag und in Zusammenarbeit mit dem Pharmakologen Prof. P. G. Waser begonnen. Seit 1954 sind sie dann materiell und personell von der Firma J. R. Geigy AG, Basel, grosszügig unterstützt worden. Ihr Umfang spiegelt sich etwa im verwendeten Ausgangsmaterial: bis Herbst 1966 sind für unsere Arbeiten über 6000 kg frische Fliegenpilze gesammelt und verarbeitet worden.
An die Isolierungsprozesse schlossen sich Strukturaufklärungen, chemische Synthesen sowie pharmakologische Untersuchungen an. Ein derartig umfangreiches und kostspieliges Vorhaben kann von einem Hochschuldozenten, der über relativ beschränkte personelle und finanzielle Hilfsmittel verfügt, erfolgreich und innert nützlicher Frist nur in enger Zusammenarbeit mit der Industrie angegangen werden, vor allem dann, wenn um einzelne Probleme ein scharfer internationaler Konkurrenzkampf entbrennt.
Allen seit 1953 direkt am Fliegenpilzprojekt tätigen oder tätig gewesenen Mitarbeitern, sowie der Geschäftsleitung der Firma GEIGY, insbesondere den Herren Direktoren Dr. Dr. h. c. A. KREBSER und Dr. Dr. h. c. W. G. STOLL, sei an dieser Stelle für langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit und Ermöglichung des Projektes gedankt.
Zürich, Mitte Oktober 1966.

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