German only
Umschlagbild unten:
1925: Vor fünfzig Jahren vom Verfasser selber aufgebauter
Röhrenoszillator (Tonsender), bestimmt für Nervenreizung mit
niederfrequentem Wechselstrom (max. 200 Hz). Man beachte die Philips-«
E »-Röhren vom alten Typ! Eingesetzt: Stromkurve, aufgenommen
mit Saitengalvanometer; zeigt ferromagnetische sowie übersteuerungsbedingte
Verzerrung (Wyss, 1925). - Photo: Max Oscar Wyss senior, 1925.
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Umschlagbild oben:
1975: Prototyp eines Mittelfrequenz-Impulsgerätes für stufenlos
variable Trägerfrequenzen zwischen 1000 und 3000 Hz, für Impulssequenzen
zwischen 0,5 und 80 pro Sekunde und Impulsdauern zwischen 5 und 15 Millisekunden.
Bestimmt für die Untersuchung der Reizwirkung im Übergangsbereich
zwischen Nieder- und Mittelfrequenz an Nerven und Muskeln. Kathodenstrahl-Oszillogramme
von Mittelfrequenz-Impulsen verschiedener Trägerfrequenz. - Konstruktion:
Jean Monti, Grand-Lancy (Genève). Photomontage: Martin Wyss, Atelier Photo, Vevey.
«Ich gebe zu, dass dies nur eine Wortfrage ist,
aber in der Wissenschaft haben auch Worte ihren
Werth.» J. BURDON SANDERSON (1899)
Kritische Einleitung
Überblickt man die Literatur zum Thema der elektrischen
Reizung, so stellt man eine ausgesprochene Diskrepanz fest zwischen ungezählten
äusserst interessanten Beobachtungen und der spärlichen und ungenügenden
Berücksichtigung dieser zahlreichen Befunde in gelegentlichen zusammenfassenden
Darstellungen. Es wäre Sache einer besonderen historischen Abhandlung,
dieser Frage bis auf den heutigen Tag nachzugehen, viel Versäumtes
nachzuholen und manches Ungeklärte und Fehl-gedeutete zu klären
und richtigzustellen. Doch hätte dies andernorts zu geschehen.
Dort würde der Leser auch das finden, was er in
der vorliegenden Schrift vermissen mag: die mathematische Behandlung der
elektrischen Reizung, die nur in gewissen Fällen die Erkenntnis gefördert,
in vielen dagegen in geradezu unverantwortlicher Weise auf Irrwege geführt
hat. Von den vielen «Reizgesetzen», die rückblickend betrachtet
meistens nur noch der Autorennamen wegen erwähnt werden, wird also
im folgenden nicht die Rede sein. Auch die Reizphysiologie ist, wie jede
Art Biologie, nicht lediglich angewandte Physik und Chemie, insbesondere
etwa Elektrizitätslehre, angewandt auf lebendes erregbares Substrat.
Man denke nur an NERNST (1899), dessen Quadratwurzelgesetz bei den höheren
Frequenzen, wo es noch zu gelten schien, heute eindeutig nicht stimmt,
bei den niedrigen, wo es a priori nicht anwendbar war, zum Ausweg über
eine (als «chemisch» vermutete) biologische Reaktion führte
und damit allerdings zum Begriff der «Akkommodation» (NERNST,
1908), wenn auch nicht zu deren Deutung Anlass gab. Dies nur als eines
der typischen Beispiele. Es gibt wohl Prinzipien (vielleicht Gesetzmässigkeiten)
der elektrischen Reizung; sie in die Zwangsjacke mathematisch formulierter
Gesetze einschliessen zu wollen, wäre heute ebenso unzeitgemäss
wie unsachgemäss.
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