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Depressionen
erkennen
und richtig behandeln Prof. Dr. Brigitte Woggon
Einleitung
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1. Teil: Depressionen Erkennen
Es gibt keinen psychologischen oder biologischen Test, mit dem man
Depressionen nachweisen kann. Die genaue Beobachtung und Exploration psychopathologischer
Symptome ist die Basis der Depressions-Diagnostik. Dabei ist zu berücksichtigen,
dass es bei keiner psychiatrischen Erkrankung Verhaltensweisen gibt, die
prinzipiell neu sind, also nicht auch beim Gesunden vorkommen können!
Deshalb ist zusätzlich zur genauen Symptombeschreibung das Ausmass
der sozialen Konsequenzen von grösster Relevanz für die Beurteilung,
ob ein Symptom oder eine Verhaltensweise krankheitswertig und behandlungsbedürftig
ist. ....
...
Als kleines Textfragment, die Einführung im zweiten Teil zu
den Antidepressiva:.
C Antidepressiva
Es ist heute nicht mehr nötig, Monate oder Jahre unter den Auswirkungen
einer Krankheit zu leiden, die man wirksam und sicher behandeln kann. Wenn
man frühzeitig mit der richtigen Behandlung beginnt, lassen sich die
sozialen Konsequenzen vermeiden, die viel schlimmer sind, als man früher
angenommen hat.
Die 1989 publizierte Untersuchung von Kupfer, Frank und Perel hat ganz
deutlich nachweisen können, dass durch rasch einsetzende Behandlung
eine deutliche Verkürzung der depressiven Phase möglich ist.
Sie haben 45 Patienten, die sie in einer vorangegangenen depressiven Phase
mit Tofranil behandelt hatten, in der darauffolgenden Phase gleich nach
Auftreten erster depressiver Symptome mit dem gleichen Medikament und in
ähnlicher Dosierung behandelt. Diese zweite Phase konnte um vier bis
fünf Monate abgekürzt werden, eine sehr deutliche und für
die Patienten sicher sehr wichtige Auswirkung des frühen Behandlungsbeginns.
Das Zögern vieler Therapeuten und Ärzte, rechtzeitig oder
sogar frühzeitig Depressionen wirksam zu behandeln, führt zu
verlängertem Leiden und hohen «Folgekosten». Viele Patienten
werden über Jahre in einer leichten Depression «gehalten»,
weil sich der behandelnde Arzt nicht die Mühe nimmt, das eigentliche
Therapieziel mit allen Mitteln zu erreichen. Wie bei anderen Erkrankungen
auch, lautet der Behandlungsauftrag nicht «es soll etwas besser gehen»,
sondern «der Patient soll gesund/symptomfrei werden». Wir wissen
heute, dass bei richtigem, das heisst konsequentem Einsatz der zur Verfügung
stehenden Behandlungsmöglichkeiten dieses Ziel fast immer erreicht
werden kann. Der Einsatz ist zum Teil enorm gross, aber er lohnt sich!