Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich

Gehe zu Jahre 2001 - 94(183kB), 1993, 1992, 1991, 1990, 1989, 1988, 1987, 1986Jahre 1985 - 56(517kB), Jahrgang 1-100, Homepage
 
1993
138. Jahrgang letzter JahrgangTopNächster Jahrgang
Kissling, Eduard Seismische Tomographie: Erdbebenwellen durchleuchten unseren Planeten
1-20 (1)
  Ausgehend von den bewährten Methoden der klassischen Seismologie und in Anlehnung an die medizinische Tomographie wurde die seismische Tomographie zur quantitativen Erfassung und Darstellung der 3-dimensionalen Strukturen der Erde entwickelt. Die Auflösungsmöglichkeiten der seismischen Tomographie sind in den letzten Jahren durch rechentechnische Massnahmen und durch die Verwendung besserer Daten derart gesteigert worden, dass wir heute in günstigen Fällen auch komplizierte Strukturen von einigen Kilometern Ausdehnung auflösen können. Moderne tomographische Bilder vom Erdmantel zeigen unter den Kontinenten mehrheitlich höhere Geschwindigkeiten und unter den mittelozeanischen Rücken eher erniedrigte Geschwindigkeiten an. Ein Tomogramm des Erdmantels unter dem Nordatlantik kann dahingehend interpretiert werden, dass entlang einer Zone in der Mitte des Nordatlantiks im oberen und mittleren Erdmantel gegenüber den Gebieten unter den Kontinenten relativ heisses Material vorhanden ist. Die geographische Korrelation dieser Zone mit dem mittelatlantischen Rücken macht eine Konvektionsbewegung im Mantel im Zusammenhang mit den plattentektonischen Bewegungen als Ursache wahrscheinlich. In Subduktionszonen schieben sich zwei Lithosphärenplatten übereinander, wobei eine in den Erdmantel abtaucht und in grösseren Tiefen langsam aufgeschmolzen wird. Dieser Vorgang ist von starken Erdbeben begleitet und manifestiert sich an der Erdoberfläche durch Vulkanismus und Gebirgsbildung. Tomographische Bilder von Subduktionszonen -ein Beispiel von Alaska wird vorgestellt - können wesentliches zum besseren Verständnis dieser Prozesse beitragen. Die seismische Tomographie wird auch zur Untersuchung von aktiven Vulkanen eingesetzt. Neben der Bestimmung der Geschwindigkeits-Struktur zur exakten Lokalisierung der Erdbeben - was wiederum ein wesentliches Element der überwachung darstellt -steht dabei vor allem die Suche nach und die Erfassung einer allfälligen Magmakammer im Vordergrund.
Blum, Hubert E. Gentechnologie: Prinzip und Medizinische Bedeutung
21-36 (1)
  Für die Medizin der neunziger Jahre ist die Gentechnologie von besonderer Aktualität. Mit der raschen Entwicklung molekularbiologischer Verfahren finden die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der Gentechnologie zunehmend Eingang in die Humanmedizin. Das Prinzip der Gentechnologie wird aufgezeigt. Die medizinischen Applikationen für die Diagnostik, Therapie und für Prävention von Erkrankungen werden dargestellt. Bei der raschen naturwissenschaftlich-medizinischen Entwicklung der Gentechnologie ist die Lösung der damit verbundenen rechtlichen und ethischen Probleme von besonderer Bedeutung.
Woelfli, Willy Beschleunigermassenspektrometrie und Umweltforschung
37-66 (1)
  Die Beschleunigermassenspektrometrie (AMS) ist eine ultraempfindliche, isotopenselektive Atomzählmethode, die zurzeit vor allem zum Nachweis der langlebigen, kosmogenen Radionukliden eingesetzt wird. Diese Isotope sind in den wichtigsten Archiven unserer Erde (Bäume, Polareis, See- und Tiefseesedimente) chronologisch eingelagert. Die in den meisten Fällen nur mit AMS mögliche Bestimmung ihrer Konzentrationsprofile liefert Informationen über änderungen in der Sonnenaktivität, des geomagnetischen Feldes und des Erdklimas über längere Zeiträume in der Vergangenheit. Nach einer kurzen Beschreibung der Methode wird anhand von drei ausgewählten Beispielen erläutert, wie die komplexen Konzentrationsprofile entschlüsselt werden können und welchen Stellenwert diese Informationen in der modernen Umweltforschung haben.
Wehrli, Bernhard Chemie am Seegrund
69-79 (2)
  Der Stoffhaushalt vieler Seen wird wesentlich geprägt durch einen millimeterdünnen Biofilm auf der Sedimentoberfläche. In diesem Grenzbereich zwischen Seewasser und Sediment laufen intensive biogeochemische Umwandlungsreaktionen ab, welche entscheiden, ob ein Stoff in gelöster Form wieder ins Tiefenwasser zurückdiffundiert oder ins Sediment eingebaut wird, wo er über geologische Zeiträume der Biosphäre entzogen bleibt. Feinskalige Probenahmetechniken sind notwendig, um die Gradienten gelöster Stoffe am Seegrund zu bestimmen. Zur direkten Messung des diffusiven Transports werden automatisch beprobte Flusskammern eingesetzt. Dieses Vorgehen wird hier illustriert am Beispiel des Sempachersees, welcher mittels Sauerstoff künstlich belüftet wird. Obwohl das Qualitätsziel für Sauerstoff im Tiefenwasser eingehalten wird, treten im Sommer an der Sedimentoberfläche anoxische Zustände auf. Eisen und Manganoxide lösen sich unter diesen Bedingungen auf und der Rückhalt von Phosphor im Sediment bleibt gering. Als seeinterne «Kläranlage» hat die interne Seesanierung mit Sauerstoff deshalb einen geringen Wirkungsgrad. Eine Verringerung der Phosphor-Fracht aus der Landwirtschaft und damit kleinere Sedimentationsraten von leicht abbaubarer Biomasse sind die Voraussetzungen für die langfristige Sanierung der Seesedimente.
Oertli, J. Jakob Die Problematik bei Umweltanalysen
81-104 (2)
  Brauchbare Umweltanalysen müssen zuverlässige Prognosen über die zukünftige Entwicklung der Systeme erlauben. Zwischen Umwelt und Objekt wird Materie und Energie ausgetauscht, und aus Umweltanalysen sollte es möglich sein, Art, Geschwindigkeit und Ausmass dieser Interaktionen vorauszusagen. Anhand des Systems Boden-Pflanze wird gezeigt, dass mit der heute verwendeten Bodenanalytik die obigen Bedingungen selten oder nie erfüllt werden. Die Gründe dafür sind, dass wohl auf einen bestimmten Stoff analysiert wird, die Relevanz des Ergebnisses aber fraglich ist und dass die lokalen Bodenverhältnisse zu wenig oder nicht berücksichtigt werden. Als Verbesserung wird vorgeschlagen, dass permanente Bodeneigenschaften, welche das Reaktionsvermögen (z. B. gegenüber Kalium oder Phosphor) des Bodens bestimmen, erfasst und kartiert werden. Ist einmal dieses Reaktionsvermögen bekannt, dann lässt sich durch einfache Bodenanalysen der Momentanzustand des Systems bestimmen. Auf dieser Grundlage können treffsichere Prognosen gemacht werden und die richtigen Bewirtschaftungsmassnahmen getroffen werden. Ein solches Vorgehen erlaubt nicht nur eine gesicherte landwirtschaftliche Produktion bei einer minimalen Belastung der Umwelt, sondern es bildet auch eine Basis für eine sinnvolle Gesetzgebung zum Schutze der Umwelt.
Schoop, Ralph W. Die Alptransit-Basistunnel der Schweiz und ihre geologischen Grundlagen
105-119 (2)
  Planung und Bau der Basistunnel der Alpentransversalen mit Längen von 35 und 50 km und einer Gebirgslast von über 2000 m werden durch die geologischen Vorarbeiten und ihre Interpretation stark beeinflusst. Vor allem die stark zerscherten Metasedimente des Gotthards müssen durch besondere Baumassnahmen frühzeitig gesichert werden, um keine Verzögerungen im Bau, der vor allem mit Tunnel-Bohrmaschinen geplant ist, zu verursachen. Die unterschiedlichen Gesteinsverhältnisse von Gotthard und Lötschberg setzen für jede Basisvariante unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte.
Sticher, Otto Ginkgo biloba - Ein modernes pflanzliches Arzneimittel
125-168 (3)
  Präparate aus Ginkgo-Blättern werden in der Bundesrepublik Deutschland und in Frankreich seit längerer Zeit in der Therapie von peripheren und zentralen Durchblutungsstörungen und von Hirnleistungsstörungen eingesetzt. Fertigarzneimittel auf der Basis des bis l989 patentrechtlich geschützten Spezialextraktes EGb 761 haben höchste Umsatzzahlen erreicht. Mittlerweile sind auch in der Schweiz etliche Produkte mit Ginkgo-Extrakten erhältlich, die in erster Linie in der Selbstmedikation eingesetzt werden.
Im vorliegenden Review werden die Systematik, Botanik, Chemie, Pharmakologie und Klinik sowie die Analytik von Ginkgo biloba und Ginkgo-Phytopharmaka vorgestellt. Arbeiten des eigenen Arbeitskreises, die sich mit der Qualitätskontrolle befassen, werden im Detail besprochen.
Oertli, J. Jakob Der Saftaufstieg in Bäumen
169-190 (3)
  Ein grosser, kräftiger Baum kann im Laufe eines Tages 1000 Liter Wasser vom Boden in die Krone transportieren und dort an die umgebende Luft abgeben. Pro Hektare macht dies einige Zehntausend Liter pro Tag aus. Die höchsten heute bekannten Bäume erreichen 100 m. Es stellt sich die Frage, wie es möglich ist, dass so grosse Mengen an Wasser auf diese Höhen gehoben werden können. Es gibt keine Anzeichen, dass ein Druckpumpenmechanismus vorhanden ist. Eine Saugpumpe ist nach physikalischen Gesetzen auf eine Pumphöhe von 10 m beschränkt. Die Kapillarität könnte Wasser in Leitelementen auf höchstens einige Meter anheben. Unsere heutige Vorstellung ist, dass der Pflanzensaft trotzdem durch eine Saugwirkung gehoben wird. Dadurch muss in den Leitelementen ein negativer Druck, d. h. eine Spannung im Wasser entstehen. Das Wasser sollte unter diesen Bedingungen sieden, weil die Gasphase stabiler ist als die flüssige Phase. Das Sieden wird aber durch einen hohen Energiebedarf verhindert, der zur Bildung von Blasen einer kritischen Grösse notwendig ist. Keime, an denen sich Gasblasen bilden können, fehlen im pflanzlichen Flusssystem. Sie können aber durch Lufteintritt durch Poren in der Wand eingeführt werden. Die Gefahr eines Lufteintritts ist umso grösser, je grösser die Pore. Eine Blasenbildung führt zur Embolie, das Leitelement entleert sich, wird funktionsunfähig und kann nur unter bestimmten Bedingungen, die in einem hohen Baum kaum zutreffen, wieder gefüllt werden. Verschiedene Mechanismen bieten der Pflanze einen gewissen Schutz gegen das Auftreten und die Konsequenzen des negativen Druckes: Wandverstärkungen schützen gegen das Kollabieren der Gefässe, weitlumige, lange Gefässe verringern den Druckverlust in der Flussrichtung, enge, kurze Leitelemente schützen besser gegen die Folgen einer Embolie durch Schadensbegrenzung, und die Hoftüpfel von Gymnospermen besitzen eine Art von Ventil, das die Öffnungen verschliesst, sobald eine Embolie in einer Tracheide stattgefunden hat. Dies lokalisiert den Schaden, weil eine Ausbreitung der Embolie in benachbarte Tracheiden verhindert wird. Es ist möglich, dass die Embolie ein kritischer Faktor ist, der die Baumhöhen begrenzt.
Kucera, Ladislav J. Stadtbäume
191-202 (3)
  Bäume im Siedlungsbereich - Strassen-, Alleen- und Parkbäume - erfüllen zahlreiche Aufgaben. Zugleich werden sie vielfältigen und teils extrem negativen Beanspruchungen ober- und unterirdisch ausgesetzt. Diese Beanspruchungen führen zu beschleunigter Alterung (Vitalitätsabnahme) und zahlreichen Krankheiten, verursacht oft durch holzzerstörende Pilze. Altersschwache und kranke Bäume stellen einen Risikofaktor für ihre Umgebung dar: sie können durch stürzende oder brechende Baumteile Unfälle und Sachbeschädigungen verursachen. Zu den wichtigsten Aufgaben der Baumpflege gehört die rechtzeitige Erfassung labiler Baumzustände (verminderte Stand- oder Bruchsicherheit) und das Ergreifen geeigneter Gegenmassnahmen. In der vorliegenden Arbeit werden die bekannten Methoden und Einrichtungen zur Untersuchung des inneren Baumzustandes vorgestellt. Besondere Aufmerksamkeit wird dem an der ETH Zürich entwickelten Messgerät Vitamaat gewidmet, welches eine rasche und quasi zerstörungsfreie Aufdeckung von Faulstellen im Baumstamm ermöglicht.
Burckhardt, Johann Jakob Rudolf Wolf (1816-1893)
227-229 (4)
  Der Zürcher Bürger Johann Rudolf Wolf war ein hervorragender Astronom, Wissenschaftshistoriker, Sammler und Bibliothekar des 19. Jahrhunderts.
Larcher, Verena Rudolf Wolfs Jugendtagebuch 1835-1841
231-240 (4)
  Rudolf Wolf führte über die Jahre 1835 bis 1841 ein Tagebuch, das hauptsächlich seine Studienaufenthalte in Wien, Berlin und Paris sowie die ersten zwei Berner Jahre zum Inhalt hat. Diese Aufzeichnungen sind eine wertvolle Quelle sowohl zu Wolfs Biographie als auch zur Kulturgeschichte der Epoche. Der nachfolgende Text möchte einen Eindruck des Tagebuches vermitteln, ohne auf Einzelheiten näher einzugehen.
Balmer, Heinz Rudolf Wolf in Bern.
241-256 (4)
  Rudolf Wolf unterrichtete 1839-1855 an der Realschule für Knaben in Bern. über seine Geometrie- und Physikstunden hinaus nahm er sich ihrer Freizeit an, förderte den Schulsport und leitete in den Sommerferien zweiwöchige Wanderungen, wobei er den Oberschülern weite Gebiete der Schweiz zeigte. Nebenher dozierte er an der Universität Mathematik und Astronomie. 1847 reinigte er die vernachlässigte Stemwarte, setzte sie wieder in Betrieb und richtete auch meteorologische Messungen ein. Pflichtgetreu wirkte er für die kleine Berner Naturforschende Gesellschaft, in der er oft vortrug. Er gründete 1843 die «Mittheilungen», deren Redaktor er bis 1855 war. Sie bestehen heute noch. Als die Schweizerische Naturforschende Gesellschaft 1841 ihre Dokumente in Bern niederlegte, wurde er der erste Archivar. Wolf erschloss die Bestände in Katalogen und mehrte die Handschriften, indem er Originalbriefe von vielen hundert Naturforschern zusammentrug und aufbewahrte. Mein Beitrag stützt sich fast rein auf handschriftliche Quellen und sucht Wolf in seine Umgebung zu stellen. Daher erscheinen viele Namen, wiederholen sich aber häufig. Dank schulde ich Frau Marianne Howald im Stadtarchiv und Frau Annelies Hüssy in der Burgerbibliothek Bern. Aufmunterung spendeten Professor J.J. Burckhardt und Dr. Beat Glaus.
Lutstorf, Heinz Rudolf Wolfs Zürcher Jahre, 1855-1893
257-266 (4)
  Rudolf Wolf wirkte ab 1855 bis zu seinem Tode 1893 wieder in Zürich, als Extraordinarius der Universität und Professor am Polytechnikum für Astronomie, bis 1861 zudem als Mathematiklehrer am Oberen Gymnasium. Zugleich war er Direktor der Stemwarte und Bibliothekar des Polytechnikums. Er war der Initiant des Neubaus der Eidgenössischen Stemwarte (1862-1864). Die heutige ETH-Bibliothek verdankt ihm ihre Entstehung und den grössten Teil ihrer wertvollen Sammlung von Erstdrucken (15.-19. Jhdt.). Ausserdem war Wolf Präsident der Geodätischen und der Meteorologischen Kommission.
Friedli, Thomas Karl und Hans Ulrich Keller Rudolf Wolf als Pionier der Sonnenfleckenforschung
267-281 (4)
  Rudolf Wolf begann seine regelmässigen Sonnenfleckenbeobachtungen 1848 an der alten Sternwarte in Bern. Zur Quantifizierung der Sonnenfleckenhäufigkeit führte er sogenannte Relativzahlen ein, indem er zur Anzahl der Einzelflecken die zehnfache Anzahl der Fleckengruppen addierte. Dieses einfache Zählmass wurde bald zum internationalen Standard und ist bis heute der meistverwendete Index zur Charakterisierung der Sonnen(flecken)aktivität geblieben. 1852 entdeckte er gleichzeitig mit A. Gautier und E. Sabine die erste solarterrestrische Beziehung: Die Korrelation zwischen der Sonnenfleckenhäufigkeit und der Variation der Magnetnadel. Um diese neue Entdeckung besser zu erhärten, gelang es ihm, mittels Beobachtungen aus alten Schriften und Chroniken, die von H. Schwabe entdeckte Sonnenfleckenperiode bis ins Jahr 1610 nachzuweisen und deren durchschnittliche Dauer auf 11,11 Jahre festzulegen. Nach seiner Übersiedlung nach Zürich im Jahr 1855 wurde Wolf am neu eröffneten Polytechnikum (heute ETH) zum ersten Professor für Astronomie ernannt. Hier gründete er die Eidgenössische Stemwarte, deren erster Direktor er wurde, und initiierte die weltbekannte Zürcher Sonnenfleckenstatistik, die von seinen Nachfolgern A. Wolfer, W. Brunner und M. Waldmeier kontinuierlich weitergeführt wurde und noch heute mittels Beobachtungen an seinem Originalfernrohr weitergeführt wird.
Ineichen, Robert «... und will der Würfel Ungefähr bestehn»
Über die umfangreichen Zufallsexperimente des Astronomen Rudolf Wolf
283-298 (4)
  In den Anwendungen der Stochastik spielen empirisch bestimmte Schätzwerte für Wahrscheinlichkeiten oft eine sehr wesentliche Rolle. Der Zürcher Astronom Rudolf Wolf hat wohl die umfangreichsten Versuchsreihen mit Würfeln, Nadeln und Karten durchgeführt, um auf empirischem Weg solche Schätzwerte zu gewinnen. - In dieser Arbeit gehen wir zuerst auf den Begriff der statistischen Regelmässigkeit ein und behandeln dann einige der zahlreichen Zufallsexperimente, die Wolf mit Würfeln durchgeführt hat, ebenso seine Bemühungen, eine Theorie des «realen Würfels» zu finden. Wir schliessen mit der Beschreibung seiner Versuche zur ersten p -Bestimmung nach einer Monte-Carlo-Methode mit Hilfe des Nadelexperimentes von Buffon und seiner Untersuchungen zum Rencontre-Problem.
Berichte und Notizen
Sauter, Willi Die entomologischen Sammlungen an der ETHZ
203-218 (3)
  Die Geschichte der Entstehung und Entwicklung des Entomologischen Instituts an der ETH Zürich ist anlässlich von Jubiläen mehrfach dargestellt worden, wobei stets Lehre und Forschung im Vordergrund standen. Als Ergänzung soll hier die museologische Seite in den Vordergrund gerückt und vor allem auch Ereignisse aus meiner Zeit als Konservator der Sammlungen festgehalten werden. Als Anhang wird eine Liste der Sammler, deren Sammlungen sich in unserem Institut befinden und einige Angaben dazu, beigefügt.
R.W. Schoop Alpentransversalen NEAT 219,AR (3)
  Verkehrs- und wirtschaftspolitisch heiss umstritten, stellen die geplanten Transversalen auch die Ingenieure und Naturwissenschaftler vor Fragen und Probleme, die den üblichen Rahmen sprengen.
Mit Längen von 50km, bzw. 35 km und einer Gebirgsüberlagerung von bis zu 2500 m werden Massnahmen notwendig, die bei kleineren Projekten nicht berücksichtigt werden müssen: Zur Verkürzung der Bauzeit wird der Basistunnel gleichzeitig von beiden Enden und von verschiedenen Schächten aus begonnen. Der Einsatz von Tunnelbohrmaschinen ermöglicht bei «normalen» Felsbedingungen einen raschen Bohrfortschritt, das Auftreten von bautechnisch schwierigem Gestein erfordert die Rückkehr zur konventionellen Bohr- und Sprengtechnik mit wesentlich geringerem Tagesfortschritt. Die Lagerung oder Wiederverwendung des Ausbruchsmaterials und die Bewältigung der Gesteins- und Arbeitswärme sind weitere Faktoren, die einzuplanen sind. Die Gebirgsüberlagerung verursacht eine Verformung der ausgebohrten Tunnelwand, die mit grösserem Durchmesser zunimmt. Daraus ergeben sich Grenzen für den Tunneldurchmesser, die bei der Entscheidung Doppelspur- oder Einspursystem wichtig sind. Der Naturwissenschaftler muss bei seinen geologischen Prognosen die mechanischen Eigenschaften der Gesteine mitberücksichtigen, die Genauigkeit - oder Schwankungsbreite - von vorhergesagten Gesteinstypen und -mächtigkeiten angeben und Aussagen über Störungsverlauf Wasserführung und Zonen mit besonders schwierig zu bearbeitenden Gesteinen machen. Die erwähnten Probleme werden an einigen Beispielen aus den bisherigen Untersuchungen erläutert.
Paul H. Hufschmid, Fritz Gassmann, U. Schotterer, Maja Doetzkies, E.W. Haltiner Podiumsdiskussion: Klimaänderungen - wissenschaftliche Evidenz, Betroffenheit, Massnahmen 219,AR (3)
  Klimaänderungen gab es früher auch. Sind die heutigen Anzeichen für eine solche Änderung gesichert, die Auswirkungen, Ursachen und Konsequenzen klar? Die Podiumsteilnehmer werden u. a. die Problematik der Erforschung von Klimaänderungen an Beispielen zeigen und mögliche Szenarien und Massnahmen darlegen, um im Plenum die Diskussion anzuregen.
R. Sergei Knochenmarkstransplantationen bei genetischen Krankheiten 219,AR (3)
  Angeborene Krankheiten der Blutbildung, der Infektabwehr und des Stoffwechsels manifestieren sich schon beim Säugling und Kleinkind und können in wenigen Jahren zum Tod durch Verblutung, unbeherrschte Infekte oder Speicherung toxischer Substanzen führen. Da die Gen-Therapie noch in den Kinderschuhen steckt, steht heute als wirksame Behandlung der Austausch des kranken Knochenmarkes gegen ein gesundes im Vordergrund, die sog. Knochenmarkstransplantation (KMT). Drei Risiken bestimmen den Verlauf einer KMT: Das fremde Transplantat kann den Wirt angreifen (Graft-versus-Host = GvH-Reaktion), der Wirt kann das Transplantat abstossen, und Infektionserreger können von der vorübergehenden Abwehrschwäche profitieren. Bei der Bekämpfung dieser Komplikationen wurden in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt. Das Spendermark kann von aggressiven T-Lymphozyten im Labor gereinigt werden, um die GvH-Reaktion zu vermeiden. Durch monoklonale Antikörper lässt sich die Abstossungsreaktion unterdrücken. Infektionen schliesslich können durch kindgerechte Sterilpflege-Einheiten, moderne Antibiotika und «Wachstumshormone» für das neue Knochenmark verhütet werden. Unter diesen «Schutzmassnahmen» findet heute erstmals jedes Kind mit einer lebensbedrohlichen genetischen Krankheit seines Knochenmarkes einen geeigneten KM-Spender, sei es ein voll gewebeverträgliches Geschwisterkind (ideal), einen gewebeverträglichen freiwilligen Fremdspender oder seine «halbverträglichen» Eltern. Anhand von Fall-Beispielen wird auf die Erfolge und Grenzen der heutigen KMT bei genetischen Krankheiten eingegangen.
René Schwarzenbach Grundwasserverschmutzungen - Sind wir im Begriff, eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen ernsthaft zu gefährden? 220,AR (3)
  Sind wir im Begriff, eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen ernsthaft zu gefährden? Mit über 70% Anteil bildet das Grundwasser auch in der Schweiz die Hauptressource für die Trinkwassergewinnung. Grundwasser hat(te?) den grossen Vorteil, dass es ohne grosse Aufbereitung für Trinkwasserzwecke genutzt werden kann. Zahlreiche Untersuchungen haben in den letzten Jahren aber gezeigt, dass es mit der Qualität unseres Grundwassers auch nicht mehr zum besten steht. Verschmutzungen durch anorganische und organische Verbindungen u. a. - aus Deponien (Altlasten), - durch die Verwendung von Chemikalien in der Land- und Forstwirtschaft, - durch Unfälle und Nachlässigkeiten bei Transport, Umschlag, Lagerung und Gebrauch von Alltagschemikalien und - durch die Infiltration von belastetem Oberflächen- und Regenwasser gehören zu den alltäglichen Problemen, mit denen Wasserversorgungen zu kämpfen haben. Im Vortrag soll anhand von Fallbeispielen auf die Problematik solcher Grundwasserbelastungen, sowie auf die Möglichkeiten der Sanierung bestehender und die Verhütung zukünftiger Grundwasserverschmutzungen eingegangen werden.
Claude Nicollier STS-46, Wissenschaft und Abenteuer im Weltraum 220,AR (3)
  Am 31. Juli 1992 startete die Shuttle Mission STS-46 zu einem 9 tägigen Flug in den Weltraum.
Hauptexperiment war das Aussetzen und die Inbetriebnahme von EURECA, einer rückführbaren ESA-Forschungsplattform, bestückt mit 15 ferngesteuerten Experimenten. Die Frage wird erläutert, wieso trotz grosser Automatisierbarkeit der Experimente der Mensch im Weltraum - wie gerade bei diesem Shuttleflug wieder unter Beweis gestellt - eine wichtige Aufgabe hat. Dies wurde deutlich beim Experimentieren mit dem italienischen Fessel-Satelliten (Tethered Satellite). Der Vortrag soll neben dem Vorstellen der wissenschaftlichen Experimente auch die Faszination vermitteln, die ein Astronaut bei einem Weltraumflug erlebt, nachdem er über 20 Jahre von einem solchen Einsatz geträumt und ihn sorgfältig vorbereitet hat.
Maya Borkowsky Schwangerschaft - eine physiologische Krankheit? Rückblick auf das 19. Jahrhundert - Ausblick auf heute 221,AR (3)
  Leitgedanken des Vortrags: - Darstellung einiger geschichtlicher Hintergründe des Themas «Krankheit Schwangerschaft - Krankheit Frau» anhand der Ansichten der Mediziner des 19. Jahrhunderts. Ziel: den heutigen Fragestellungen schärfere Konturen verleihen. - Die damaligen Geburtshelfer und Frauenärzte stellen die Frau als körperlich, geistig und seelisch unvollkommenes, mangelhaftes Wesen dar. - Zudem wird die Frau völlig durch ihre Geschlechtlichkeit, insbesondere durch ihren Uterus, beherrscht. - Einzig sinnvolles Lebensziel ist die Mutterschaft, die an sich Ausdruck der höchsten Gesundheit ist. - Die geschlechtlichen, auf die Mutterschaft ausgerichteten Funktionen - Monatsregel, Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillen, Menopause - gehen aber ständig mit Fast-Krankheiten oder Krankheiten einher. Weil die Mutterschaft naturgemäss, physiologisch ist, sind diese Krankheiten «eigentlich» keine Krankheiten, nicht pathologisch, sondern sozusagen «physiologische Krankheiten», gesundheitsgemässe Krankheiten - was ein Widerspruch in sich selbst ist. - Kinderlose Frauen sind in dieser Darstellung noch kränker als Mütter. - Fazit: Die Frau ist sehr häufig, notwendigerweise, existentiell «von Natur aus», krank und behandlungsbedürftig. Frage: Inwieweit und wo wirken die Ansichten, dass die geschlechtlichen Funktionen der Frau unrein, tabu, krankhaft seien und einer Behandlung bedürfen, heute weiterhin nach?
Rolf Nöthiger Geschlecht und Geschlechtsbestimmung im Tier- und Pflanzenreich 221,AR (3)
  Das Phänomen der Sexualität und die Tatsache, dass die meisten Tiere und Pflanzen in zwei Geschlechtern vorkommen, haben die Menschheit seit Urzeiten fasziniert und beschäftigt. Bei der Taufliege Drosophila sind die genetischen und molekularen Mechanismen der Geschlechtsbestimmung weitgehend geklärt: ein primäres chromosomales Signal, XY oder XX, löst eine Kaskade alternativer Genaktivitäten aus, an deren Ende dann der männliche oder weibliche Phänotyp steht. Anhand von weiteren Beispielen (Mais, Fadenwürmer, Stubenfliege, Maus, Mensch) werden Parallelen und Unterschiede aufgezeigt. Während die Strategien gleich bleiben, sind auf der molekularen Ebene grosse Divergenzen zu finden. Die Frage der Evolution geschlechtsbestimmender Mechanismen wird diskutiert.
Brigitte Woggon Depressionen - Symptomatik und Behandlung 221-222,AR (3)
  Die Häufigkeit von Depressionen hat nicht zugenommen, obwohl dies oft in den Medien behauptet wird. Weltweit beträgt die Stichtagsprävalenz für behandlungsbedürftige Depressionen 3-4%. Das Risiko, mindestens einmal im Leben an einer Depression zu erkranken, beträgt 10-20%. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig an Depressionen wie Männer. Die möglichen Gründe für diesen Befund werden immer wieder engagiert diskutiert, eine schlüssige Erklärung liegt jedoch bisher nicht vor. Die Depression stellt eine lebensgefährliche Krankheit dar, etwa 15% der betroffenen Patienten sterben durch Suizid. Deshalb ist es sehr wichtig und auch möglich, eine wirkungsvolle Behandlung durchzuführen. Die Auswahl des oder der im Einzelfall anzuwendenden therapeutischen Verfahren ist vor allem vom Schweregrad der depressiven Symptomatik abhängig, insbesondere von der Ausprägung der schon eingetretenen sozialen Konsequenzen einer Depression. Auf Grund von Verlaufsstudien lässt sich zeigen, dass viele Depressionen die Tendenz haben, mehrmals im Leben aufzutreten und dass der Prozentsatz von langfristigen Depressionen (mehr als 2 Jahre) grösser ist als früher vermutet wurde. Deshalb rückt die Langzeitbehandlung von affektiven Störungen mehr und mehr in den Mittelpunkt des Interesses.
Bosshard, Hans Heinrich Editorial
225 (4)
Schnitter, Marco Die Redaktoren der Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich (NGZ) von 1856 bis 1993
226 (4)
  Prof. Albert Mousson "Mitteilungen der NGZ" von 1847 bis 1855, vier Bände.
Vierteljahrsschrift: (Nr. 1/1 am 21. Januar 1856) Prof. Rudolf Wolf (1816-1893) von 1856 bis 1893; Prof. Ferdinand Rudio (1856-1929) von 1894 bis 1912; Prof. Dr. Hans Schinz (1858-1941)von 1912 bis 1939; Prof. Dr. phil. II Hans Steiner (1889-1969)von 1939 bis 1959; Prof. Dr. sc. nat. Eugen Thomas (1912-1986) von 1960 bis 1981; Prof. Dr. sc. nat. et phil. I Hans Heinrich Bosshard von 1981 bis 1986, 1987-1993; Walter Kyburz 1987.
Späni, Dieter Jugendpreis der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich (1993): Cornelia Halin
299-300 (4)
  Untersuchungen am Quellwasser der Stadt Zürich

 
1992
137. Jahrgang 
Bentor, Yaacov K. Geologische Ereignisse in der Bibel
1-27 (1)
  Die Bücher der Bibel enthalten viele, häufig ausserordentlich genaue Beschreibungen geologischer Ereignisse. Eine Anzahl von diesen werden hier vorgestellt: Erdbeben und Erdrutschungen, welche solche begleiten (Überschreitung des Jordans); «Seiches» und «Tsunamis» (von Erdbeben verursachte stehende Wellen und Flutwellen) (Sintflut); Überschwemmungen (Sodom und Gomorra), Verwerfungen, brennendes Erdgas (der brennende Busch) und Vulkanismus (der Berg Sinai). Diese geologischen Ereignisse und Erscheinungen wurden in den biblischen Text vor allem aus künstlerischen Gründen eingeführt, d.h., sie werden als Hintergrund zur Dramatisierung biblischer Erzählungen verwendet und zur Erzeugung einer übernatürlichen Atmosphäre. Daher sind auch Zeit und Ort dieser geologischen Ereignisse in den Augen der Erzähler gänzlich unwichtig und können frei umhergeschoben werden.
Embrechts, Paul Zufall
23-40 (1)
  Der Zufall spielt im menschlichen Denken und Handeln sowie bei der physikalischen Modellierung auf allen Ebenen eine grosse Rolle. Die meisten menschlichen Bestrebungen, angefangen vom täglichen Interesse an Lotterien bis z. B. zu komplizierten Sicherheitsproblemen von Kernreaktoren, werden von den Gesetzen des Zufalls mitbestimmt. In der vorliegenden Arbeit wird ein spezielles Experiment ausführlich beschrieben, welches uns erlaubt, die oft verschlungenen Pfade vom Versuch zur mathematischen Theorie zu begehen. Nach einem kurzen Ausflug in die Geschichte der Wahrscheinlichkeitstheorie verweilen wir etwas länger bei der stochastischen Modellierung in Versicherungsmathematik und erörtern einige Schlüsselfragen aus der Risikotheone. Schliesslich sollen ein paar Beispiele den Leser davor warnen, dass oberflächliche Vorstellungen von Zufall oft zu falschen Schlüssen verleiten.
Primas, Hans Umdenken in der Naturwissenschaft
41-62 (1)
  In den modernen Naturwissenschaften ist von der Natur kaum die Rede. Die Ausklammerung der Frage nach dem Wesen der Natur war in der Tat die Vorbedingung für die Entwicklung und den Erfolg der neuzeitlichen experimentellen Naturwissenschaften. Erste Voraussetzung der traditionellen Naturwissenschaften ist die cartesische Unterscheidung von «res cogitans» und «res extensa». Die Idee einer vom Bewusstsein losgelösten «res extensa» war die Ausgangsbasis für eine mathematische Physik. Damit war aber auch ein tiefer Bruch zwischen Natur und menschlichem Bewusstsein entstanden. Das zweite ausschlaggebende Moment in der Entwicklung der experimentellen Naturwissenschaften ist die Verbannung finaler Fragestellungen aus den Naturwissenschaften durch Francis Bacon. Dieses Postulat öffnete den Weg zur Naturbeherrschung und einer wissenschaftlich untermauerten Technik, schloss aber zugleich die Möglichkeit eines «vernünftigen Dialogs mit der Natur» aus. Es ist überraschend und bedenkenswert, dass der Gang der neueren Naturwissenschaft gezeigt hat: die cartesische Trennung von Subjekt und Objekt kann in einem absoluten Sinne nicht aufrechterhalten werden. Somit sind die Grundvoraussetzungen der traditionellen Naturforschung ernsthaft in Frage gestellt, und es ist selbst aus der engen Sicht der Naturwissenschaften notwendig, über die Natur und die Naturwissenschaft nachzudenken. - Selbstverständlich können die folgenden Gedanken nur einen winzigen Teil der gesamten Problematik erfassen. Ich weiss, dass andere Dinge auch noch angepackt werden müssen. Meine Absicht ist lediglich, einige Fragen zur Diskussion zu stellen.
Huber, Martin Fibonacci-Zahlen
65-76 (2)
  Nach einer kurzen Einführung in Leben und Werk des italienischen Mathematikers Leonardo Fibonacci (ca. 1170-1240) wird seine berühmte Kaninchenaufgabe samt ihrer Lösung vorgestellt.
Diese Lösung besteht aus einer rekursiv beschriebenen Folge von Zahlen, welche heute «Fibonacci-Zahlen» genannt werden. Das nach Binet benannte explizite Bildungsgesetz für die Fibonacci-Folge enthält die Verhältniszahl t des goldenen Schnittes. Ein weiterer interessanter Zusammenhang zwischen dem goldenen Schnitt und der Fibonacci-Folge wurde schon von Kepler in seiner «Weltharmonik» beschrieben.
Vor diesem Hintergrund wird dann das Phänomen beleuchtet, dass die Fibonacci-Zahlen bei der Blatt- und Blütenanordnung (sog. Phyllotaxis) eine ausgezeichnete Rolle spielen. So erscheinen sie z.B. beim Blütenstand einer Sonnenblume. Die Blüten sind in zwei Scharen von Spiralen angeordnet, und die Anzahl dieser Spiralen sind - von seltenen Ausnahmen abgesehen - zwei aufeinanderfolgende Fibonacci-Zahlen.
Busch, Georg Albert Mousson, 1805-1890, Erster Professor für Experimentelle Physik in Zürich (kein Abstract)
77-89 (2)
Holenstein, E. Die Philosophie. die (anderen) Wissenschaften und das Leben
91-105 (2)
  Die einzelnen Wissenschaften haben sich nach einer gängigen Vorstellung allmählich von der Philosophie befreit und als eigenständige Disziplinen etabliert. Die Medizin kann jedoch ebenfalls eine Mutterschaft in der Genealogie der Wissenschaften in Anspruch nehmen. Darüber hinaus ist heute eine Gegenbewegung, eine Rephilosophierung der Wissenschaften festzustellen. Der Grund dafür ist die Theorieabhängigkeit aller Empine. Die Unentscheidbarkeit der Grundlagenprobleme hat zur Folge, dass der Philosophie keine normative und kritische Richter-Funktion mehr zusteht, sondern nur die Aufgabe einer Evaluation. Mit ein und derselben Wissenschaft sind verschiedene Weltbilder vereinbar, auch solche, die man als eine kontinuierliche Weiterbildung vorwissenschaftlicher Vorstellungen deuten kann.
Cogoli, Augusto Biologie und Biotechnologie im Weltraum
109-122 (3)
  Seit zwei Jahrzehnten werden biologische Experimente im Weltraum durchgeführt. Aber erst seit der Inbetriebnahme des europäischen Laboratoriums Spacelab in 1983 können Wissenschaftler regelmässig und systematisch Untersuchungen unternehmen. Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Zellbiologie. Die vorliegenden Resultate zeigen eindeutig, dass Einzelzellen aus allen Stufen der Evolution ihr Verhalten im Weltraum merklich verändern. Für diese Effekte kann sowohl die Schwerelosigkeit als auch die kosmische Strahlung verantwortlich sein. Ziele der biologischen Forschung im Weltraum sind die Grundlagenforschung, die medizinische Diagnostik und die Biotechnologie. Mit der Inbetriebnahme der permanent bemannten Raumstation Columbus Ende der 90er Jahre erwartet man eine bedeutende Erweiterung der Mikrogravitationsforschung.
Balderer, Werner Salzwasser - Süsswasser, ein Problem nur der Küstengebiete?
123-142 (3)
  Das Süsswasser stellt eine notwendige Grundbedingung für das kontinentale Leben dar. Die Verfügbarkeit von Süsswasser ist dabei an das Vorhandensein von Niederschlags-, Oberflächen-oder Grundwasser geknüpft, welches eine nicht zu hohe Mineralisation aufweist und die Anforderungen an Trinkwasser erfüllt. Im Bereich der Küstengebiete wird jedoch das «süsse», schwach mineralisierte Grundwasser aufgrund des Dichteunterschiedes vom stärker mineralisierten salmen Meerwasser unterlagert. Zwischen beiden Flüssigkeiten bildet sich eine Grenzfläche (Interface).
Innerhalb der Festländer der Kontinente kommen saline Grundwässer (bis eigentliche Solen) als fossile Bildungen im Bereich sedimentärer Becken sowie innerhalb des tieferen Grundgebirges vor. In semi-aridem bis aridem Klima kann es bei ungünstigem bzw. gestörtem Gleichgewicht innerhalb des Wasserkreislaufes sogar zu einer Neubildung von oberflächennahen Salzwässern kommen. Für die landwirtschaftliche als auch Grundwassernutzung ist es dabei äusserst wichtig, dass das vorhandene Gleichgewicht nicht gestört wird, damit nutzbare Grundwasservorkommen und sogar ganze Landschaften nicht durch eindringendes Salzwasser überflutet und zerstört werden.
Wäffler, Hermann Kernphysik an der ETH Zürich zu Zeiten Paul Scherrers
143-176 (3)
  Kein Abstract
Cogoli, Augusto Biologie und Biotechnologie im Weltraum 177,AR (3)
  Seit dem ersten Flug eines Menschen im Weltraum vor mehr als 30 Jahren hat die bemannte Raumfahrt einen enormen Aufschwung erfahren. Einerseits wird die Erforschung des Sonnensystems vorangetrieben, andererseits werden Laboratorien eingerichtet, in welchen Grundlagen-und angewandte Forschung in der Schwerelosigkeit betrieben wird. Heute werden regelmässig das Shuttle-/Spacelab-System und die Station MIR für Forschungszwecke verwendet. In etwa zehn Jahren wird die Internationale Raumstation Freedom mit dem Europäischen Modul Columbus in Betrieb genommen. Auch Schweizer Wissenschaftler und die Schweizer Industrie sind an diesen Projekten beteiligt.
Biologische Experimente an Bakterien, Pflanzen, Protozoen und menschlichen Zellen haben gezeigt, dass viele dieser Organismen Schwerkraft-empfindlich sind, das heisst einige ihrer Funktionen wie Zellteilungsrate, Sekretion von spezifischen Zell-Produkten und der Stoffwechsel im Weltraum ändern sich merklich. Die Aufklärung dieser Befunde ist Gegenstand der heutigen biologischen Forschung in Weltraumlaboratorien. Dabei sind interessante und bahnbrechende Resultate zu erwarten. Spätere biotechnologische Anwendungen sind nicht ausgeschlossen, aber vorerst noch nicht in Sicht.
Amrhein, N. Synthese und Funktion aromatischer Verbindungen in höheren Pflanzen 177,AR (3)
  Während Tiere praktisch keine aromatischen Verbindungen (d.h. Verbindungen mit einem oder mehreren Benzolringen) selbst synthetisieren können, produzieren höhere Pflanzen eine enorme Fülle der verschiedenartigsten Aromaten. Der nach Cellulose zweithäufigste Naturstoff auf der Erde, das Lignin, gehört in diese Stoffgruppe, aber auch z. B. viele Blütenfarbstoffe, Alkabide und Substanzen aus dem chemischen Verteidigungsarsenal der Pflanzen. Durch die Entwicklung und den Einsatz von möglichst spezifischen Hemmstoffen der Biosynthese dieser Verbindungen lassen sich anhand der auftretenden Ausfallerscheinungen ihre vermuteten Funktionen bestätigen. Nicht zuletzt ist eines der derzeit wichtigsten weltweit im Einsatz befindlichen Herbizide ein Hemmstoff der Aromatenbiosynthese in Pflanzen.
Schaub, M. C. Können Skelettmuskeln die Pumpfunktion des Herzens übernehmen? 177,AR (3)
  Differenzierte Organe für die Lokomotion ganzer Organismen, also Muskeln, haben sich nur im Tierreich ausgebildet. Doch ein Muskel ist nicht ein Muskel. Der Vergleich ausdauernder tonischer Haltefunktionen mit momentanen Höchstleistungen, etwa bei einem rettenden Sprung zur Seite im Strassenverkehr, veranschaulichen die beträchtlichen Unterschiede im Anforderungsprofil an die Kontraktionseigenschaften bestimmter Muskeln. Während einzelne Muskeln rasch ermüden, wenn sie Arbeit leisten, schlägt das Herz rhythmisch immerzu. In Ruhe pumpt das Herz im Jahr 2-3 Millionen Liter Blut durch das Gefässsystem. Bei körperlicher Arbeit verbraucht die Muskulatur etwa 0,5 kg ATP pro Minute oder 30kg pro Stunde. Diese Menge ATP kostet in 99% reiner Form im Handel um die 600 000 Franken. Neben solch immensen Energie-flüssen erstaunt nicht minder die Präzision und Schnelligkeit der intrazellulären Steuerung der Kontraktion, zum Beispiel der Fingermuskeln eines Konzertpianisten, der bis zu 10mal pro Sekunde zu trillern vermag. Des weiteren stellen die Muskeln das anpassungsfähigste Organsystem gegenüber veränderten physiologischen und pathologischen Bedingungen dar. Die Grundlagenforschung auf diesem Gebiet hat dazu geführt, dass bei Versagen oder massiver Schädigung des Herimuskeis dessen Funktion zumindest teilweise von körpereigenen Skelettmuskeln übernommen werden kann. So können Herzverpflanzungen in bestimmten Fällen umgangen werden und damit entfallen die schwer zu beherrschenden Abwehrreaktionen gegen körperfremdes Gewebe.
Kummer, Hans Was wissen Tierprimaten über ihre Umwelt? 178,AR (3)
  Was Tiere fühlen, lässt sich anscheinend nicht wissenschaftlich fassen, wohl aber was sie über ihre und unsere gemeinsame Umwelt wissen. Zuerst ist zu zeigen, unter welchen Voraussetzungen dies möglich ist, und was wir unter ,,Wissen" verstehen wollen. Aus der Feld- und Laborforschung an Primaten werden dann Beispiele ihres Wissens über Pflanzenarten und Raubtiere und danach Beispiele ihres sozialen Wissens über die Beziehungen in ihrer Gruppe referiert. Im letzten Teil folgen Befunde zu den Fragen, ob Tierprimaten einander täuschen und ob sie ihre Jungen belehren.
Kissling, E. Seismische Tomographie: Erdbebenwellen durchleuchten unseren Planeten 178,AR (3)
  Die Kenntnis der dreidimensionalen Struktur der Erde ist von fundamentaler Bedeutung für viele geowissenschaftliche Fragestellungen. Von den geophysikalischen Methoden hat einzig die seismische Tomographie das Potential, die gewünschten Details der Erdstrukturen aufzulösen. Noch ist es allerdings nur in günstigen Ausnahmefällen möglich, hochauflösende tomographische Bilder des Erdinnern zu berechnen und zu interpretieren. Die vorgestellten Beispiele umfassen: - Die Suche nach grösseren Magmakammern unter den Vulkanen Ätna (Italien), Yellowstone und Lona Valley (beide USA)
- Verschiedene Querschnitte durch die obersten 150 km der Erde im südlichen Alaska geben einen Einblick in eine Subduktionszone. Dies sind Gebiete von grosser seismischer und vulkanischer Aktivität, in welchen sich zwei Lithosphärenplatten übereinanderschieben, wobei eine der Platten in den heisseren Erdmantel abtaucht und teilweise aufgeschmolzen wird. - Ein bereits klassisches Untersuchungsgebiet der seismischen Tomographie ist der gesamte Erdmantel. Dabei interessiert man sich heute vor allem für die Effekte der Strömungen im Erdmantel, welche von der Plattentektonik postuliert werden und welche unseren dynamischen Planeten prägen. - Ein Querschnitt durch die Alpen soll zeigen, wie sehr unsere Wünsche betreffend Auflösung und die Möglichkeiten der seismischen Tomographie heute in manchen Fällen noch auseinanderklaffen.
Ammon,H.-U., F. Hirt, Frank A. Klötzli, H. Popp, R. Walser, H. Schüepp Podiumsgespräch: Landwirtschaft - Schutz oder Ausbeutung der Natur? 178,AR (3)
  Dr. H.-U. Ammon, Eidg. Forschungsanstalt für landwirtschaftlichen Pflanzenbau Pflanzenschutz und Naturschutz müssen keine Gegensätze sein.
- F. Hirt, Amt für Raumplanung des Kantons Zürich: Ziele und Möglichkeiten im Naturschutz auf kantonaler Ebene
- Prof Dr. FA. Klötzli, Geobotanisches Institut ETH Zürich Konkrete Beiträge der Landwirte zum Schutze der Natur
- Prof. Dr. H. Popp, Bundesamt für Landwirtschaft: Die Oberziele der Agrarpolitik, siebter Landwirtschaftsbericht
- Dr. R. Walser Schweizerischer Handels- und Industrieverein: Agrarpolitische Zielkonflikte, Verhandlungen mit GATT und EG im Agrarbereich
- PD Dr. H. Schüepp, Eidg. Forschungsanstalt Wädenswil Gesprächsleitung
Sauter, Ch. Medikamentöse Krebsbehandlung 179,AR (3)
  Unter dem Begriff «Krebs» versteht man heute über hundert Tumorarten des Menschen, die sehr verschiedene Eigenschaften aufweisen. Die Behandlung ist dementsprechend kompliziert. Die stürmische Entwicklung des jüngsten Zweiges der drei üblichen Behandlungsarten des Krebses (Chirurgie, Radiotherapie, medikamentöse Behandlung) brachte es mit sich, dass gewisse Tumoren heute durch Medikamente (Zytostatika) allein geheilt werden können. Weitere Anwendungsgebiete der Zytostatika sind die prophylaktische Gabe nach Krebsoperationen und die Linderung der Beschwerden bei nicht mehr heilbaren Patienten.
Man versucht heute die krebshemmenden Medikamente nach ihrem Wirkungsmechanismus einzuteilen. Ist dieser zu kompliziert oder unbekannt, wird häufig auch nach dem Herkunftsort gruppiert, z.B. Pilzprodukte, Hormone usw. Nach dem Wirkungsmechanismus werden momentan vier Gruppen unterschieden: alkylierende Substanzen (Stickstofflost und dessen Abkömmlinge wie «Alkeran», «Endoxan», «Leukeran» sowie wahrscheinlich die Platin-Komplexe), Antimetaboliten (Folsäure-, Purin- und Pyrimidinantagonisten), Spindelgifte (Vinca-Alkaloide, Podophyllotoxine) und DNS-interkalierende Substanzen (Anthrazykline).
Die gemeinsame Eigenschaft der meisten heute gegen den Krebs verwendeten Medikamente ist die Hemmung der Zellteilung, deshalb auch der Name Zytostatika. Dem Angriff auf die Zellteilung liegen jedoch sehr unterschiedliche Mechanismen zu Grunde; eine Kombination verschiedener Zytostatika ist daher häufig sinnvoll. Neue Therapieprinzipien mit biologischen Substanzen wie Interferon oder Interleukin-2 zeigen gänzlich anders geartete Angriffspunkte, zum Teil immunologischer Art. Verfahren mit neuen Trägersubstanzen sind in Prüfung; diese erlauben es, Zytostatika selektiv an die Tumorzelle heranzubringen. Die Suche nach Krebsmedikamenten in der Natur, vor allem in der Flora, scheint nach den bisherigen Erfahrungen vielversprechend und ist erst so richtig angelaufen.
Imboden, Dieter M. Physik und Ökologie: Schuld und Sühne? 179,AR (3)
  Das physikalische Weltbild hat unser Leben seit Jahrhunderten geprägt und den grossen Erfolg der Technik ermöglicht. Der tiefere Grund für die wachsenden Umweltprobleme wird heute von vielen Kritikern bei dieser technischen Entwicklung und damit beim analytischen, scheinbar das Bild des Ganzen verlierenden physikalischen Denken gesehen. Hat die Physik ausgedient? - Sicher nicht! Daher steht beispielsweise im neuen ETH-Studiengang «Umweltnaturwissenschaften» die Physik als gleichwertiger Partner neben den anderen Naturwissenschaften. Allerdings bietet die Kritik Anlass, die Rolle der Physik in der Vergangenheit (Schuld?) und ihre zukünftige Chance und Aufgabe in einer ökologisch orientierten Gesellschaft (Sühne?) zu überdenken. Zur Illustration dienen Beispiele aus derjüngsten umweltphysikalischen Forschung.
Jetzer,P., N. Straumann und D. Twerenbold Dunkle Materie im Universum
181-206 (4)
  Zahlreiche astronomische Beobachtungen zeigen, dass mindestens 90 Prozent der gravitierenden Materie im Weltraum nicht leuchten. Wir diskutieren einige der wichtigsten Bestimmungen der dunklen Materie in verschiedenen astronomischen Systemen. Daneben werden auch die Gründe besprochen, weshalb die mittlere Dichte des Universums vermutlich nahe beim kritischen Wert ist. Dann müssten sogar 99 Prozent der Materie dunkel sein und exotische, zur Zeit noch völlig unbekannte Formen von Materie den Hauptinhalt des Weltalls ausmachen. Die Suche danach gehört zu den vordringlichsten Aufgaben der heutigen Physik und Astronomie.
König, Gabriele M., Anthony D. Wright, Stephan M. Oechslin, Otto Sticher Naturstoffe aus Meeresorganismen und höheren Pflanzen
207-225 (4)
Bei der Suche nach neuen pharmazeutischen Wirkstoffen spielen biogene Verbindungen eine wichtige Rolle. Um aktive Naturstoffe zu erhalten muss eine gezielte Auswahl und Aufarbeitung des biologischen Untersuchungsmaterials erfolgen. Dieser Ansatzpunkt führte in unserem Labor zur Isolierung und Strukturaufklärung neuer und/oder biologisch aktiver Naturstoffe aus Proben unterschiedlichster taxonomischer Zugehörigkeit. Die vorgestellten Naturstoffe geben einen Einblick in die charakteristischen Sekundärmetaboliten, wie sie in Meeresalgen, Schwämmen und höheren Pflanzen der Familie Papaveraceae vorkommen. Hinsichtlich der Strukturaufklärung wird insbesondere der Nutzen neuer Methoden der zweidimensionalen Kernresonanzspektroskopie aufgezeigt.
Der Einsatz von sensitiven in vitro Bioassay-Methoden erlaubte die Evaluation der biologischen Aktivitäten der isolierten Naturstoffe. Hierbei wird auf Naturstoffe mit Wirkung gegen kultivierte Krebszellen, gegen den Malariaerreger Plasmodium falciparum und mit antimfiammatorischen Eigenschaften eingegangen.
Endress, Peter K. Zu Christian Konrad Sprengels Werk nach zweihundert Jahren
227-233 (4)
  1793 erschien Christian Konrad Sprengels klassisches Werk «Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen» (das Buch war 1788 erstmals angekündigt worden im Zürcher «Magazin für die Botanik», der weltweit ältesten botanischen Zeitschrift). Das Werk begründete die Blütenbiologie, indem es aufgrund von vergleichenden Beobachtungen an gegen 500 Pflanzenarten die allgemeine Bedeutung der Insekten als Blütenbestäuber nachwies und erstmals in der Blütenorganisation viele grundsätzliche Anpassungen an diese Symbiosen zeigte. Die Blütenbiologie hat sich in den letzten Jahrzehnten stark entwickelt. Durch die weltweite Bedrohung der Diversität der Lebewesen in der Gegenwart wird aber auch stärker bewusst, wie viele Aspekte dieser Symbiosen unbekannt sind, besonders auf der Ebene der Okosysteme.
Berichte und Notizen
Späni, Dieter Jugendpreis der NGZ 1992: Andreas Bartels
235-236 (4)
  Simulation neuronaler Netze

 
 
1991
136. Jahrgang 
Börner, Gerhard Die räumliche Verteilung der Galaxien
1-12 (1)
  In den letzten Jahren haben Messungen der Rotverschiebung von Galaxien eine Fülle von räumlichen Strukturen in der Verteilung der leuchtenden Materie aufgedeckt. Die Schwierigkeiten, diese Verteilungen im Rahmen eines kosmologischen Modells zu verstehen, beruhen vor allem auf dem Gegensatz zwischen dieser inhomogenen Verteilung und dem äusserst gleichmässigen kosmischen Mikrowellenhintergrund. Ein spezieller Ansatz, das sog. Pfannkuchenmodell, wird kurz geschildert.
Bonsen, Karel J. M. Gefässverschluss-Mechanismen in Laubbäumen
13-50 (1)
  Von den in der Schweiz einheimischen und einigen eingeführten Laubholzarten wurden 65 Arten aus 45 Gattungen und 24 Familien auf Gefässverschlüsse untersucht. Vorkommen, Typen und Beschaffenheit der Gefässverschlüsse werden angeführt. Die schweizerischen Laubbaumarten weisen zwei Haupttypen von Gefässverschlüssen auf: Gummi und Thyllen. Ob eine Pflanze nur Gummi oder auch Thyllen bildet, hängt von der Grösse der Öffnungen der Gefäss-Parenchym Tüpfel ab. Ist diese grösser als 3 mm, dann werden Thyllen gebildet. In den ersten angiospermen Pflanzen sind die Gefässe mit Thyllen verschlossen worden. Durch Verkleinerung der Tüpfel entstand später ein Verschluss mittels Gummi, wobei mit der Zunahme der Gefässdurchmesser sekundär wieder Verschluss mittels Thyllen entstand. Es werden verschiedene Aspekte diskutiert wie: Zusammenhänge zwischen der Art des Gefässverschlusses und der Baumart, Auslösung (Ursachen, äussere Bedingungen), Ontogenie (Entstehung, Entwicklung, Anfang und Dauer des Prozesses), Funktion, technologische Konsequenzen und Möglichkeiten zur Verhütung der Gefässverschlüsse. Die Gefässverschlussbildung kann durch einen erhöhten Sauerstoffgehalt, durch pflanzeneigene Stoffe, Mikroorganismen oder durch eine Unterbrechung der osmotischen Druckregulierung der Parenchymzellen ausgelöst werden. Gefässverschluss stellt sich nur ein, wenn die Parenchymzellen vital genug sind, genügend Wasser und Stärke verfügbar sind und die Temperatur im richtigen Bereich liegt. Gefässverschlüsse sind ein Teil der Kompartimentierung des Holzes.
Zbinden, Gerhard Toxikologische Prüfung von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln
51-65 (1)
  Durch grundlegend neue Methoden der Biotechnologie ist es möglich geworden, hochaktive Wirksubstanzen, die vom menschlichen Körper selbst synthetisiert werden, in grossen Mengen und in reiner Form zu fabrizieren. Dadurch werden völlig neue Therapiemöglichkeiten eröffnet. Für die experimentelle Prüfung der Unbedenklichkeit dieser Arzneimittel ergeben sich zahlreiche neue Probleme. Die wichtigsten sind die besondere Bedeutung der artspezifischen Reaktionen auf viele dieser nur beim Menschen vorkommenden Substanzen und die immunologischen Prozesse, die bei den Versuchstieren durch Verabreichung artfremder Eiweisse ausgelöst werden. Die bisherige Erfahrung hat aber gezeigt, dass wenigstens ein Teil der für den Menschen wichtigen Nebenwirkungen auch im Experiment erfasst werden kann. Es ist aber notwendig, von der konventionellen Prüfmethodik abzurücken und für jedes neue Biotechnologieprodukt auch für die Sicherheitsuntersuchungen einen wissenschaftlich fundierten und mit modernen Methoden ergänzten Prüfplan aufzustellen.
Dimroth, Peter Energiekonservierung in anaeroben Bakterien
77-91 (2)
  Die ersten Lebewesen auf dieser Erde waren Anaerobier, denn eine O2-haltige Atmosphäre bildete sich erst nach der Entstehung der Photosynthese. Auch auf der heutigen Erde gibt es noch ausgedehnte O2-freie Bereiche. die von anaeroben Mikroorganismen besiedelt werden. Diese Organismen sind dazu in der Lage, ein breites Spektrum von organischen Verbindungen abzubauen. wobei die Mechanismen der biologischen Energiekonservierung jedoch begrenzt sind. Zum Teil sind diese Mechanismen identisch oder ähnlich wie die ihrer aeroben Artgenossen. Eine (grosse Zahl anaerober Bakterien synthetisiert ihr gesamtes ATP durch Substratkettenphosphorylierung. Andere benutzen einen chemoosmotischen Mechanismus für die ATP-Synthese. Der als Triebkraft für die ATPase dienende elektrochemische Protonengradient wird dabei von einer anaeroben Atmungskette erzeugt, in der statt Sauerstoff ein weniger starkes Oxidationsmittel, z. B. SuIfit oder Schwefel, als terminaler Elektronenacceptor fungiert. In Propionigenuim modestum wird durch Decarboxylierung von Methylmalonyl-CoA ein elektrochemischer Na -Gradient über die Membran aufgebaut, der von einer speziellen Na -translozierenden ATPase zur ATP-Synthese genutzt wird. Oxalobacter formigenes erzeugt in einem 1: 1-Gegentausch von Oxalat gegen Formiat einen elektrochemischen Protonengradienten. der für die ATP-Synthese verwendet wird. Getrieben wird der Austausch von der Decarboxylierung des Oxalats, denn hierdurch bildet sich für Oxalat ein von aussen nach innen und für Formiat ein von innen nach aussen gerichteter Konzentrationsgradient über die Membran hinweg.
Gassmann, Fritz Die wichtigsten Erkenntnisse zum Treibhaus-Problem
93-104 (2)
  Die Physik des Treibhauseffektes ist mit Hilfe einfacher Relationen qualitativ und quantitativ begreifbar. Es lassen sich damit die wissenschaftlichen Schlussfolgerungen der Weltklimakonferenz 1990, die mit dem IPCC-Bericht identisch sind, nachvollziehen sowie deren Schwachstellen diskutieren. Insbesondere könnte sich herausstellen, dass die Prognosen über die kommende Klimaveränderung nach oben korrigiert werden müssen. Aber auch ohne eine solche Verschärfung des Problems wird aufgrund paläoklimatischer Erkenntnisse klar, dass es sich um eine drastische Veränderung des globalen Klimasystems in ungeheuer kurzer Zeit handelt. Weiter legt der Verlauf der atmosphärischen Kohlendioxid- und Methankonzentrationen sowie der Temperatur über die letzte Eiszeit hinweg nahe, dass das Klimasystem instabil ist und empfindlich auf kleine Störungen reagiert. Es ist trotz vieler wissenschaftlicher Unsicherheiten heute klar, dass sich der Planet Erde in einer entscheidenden Übergangsphase befindet, die seine Entwicklung in eine lange Zukunft hinein prägen wird. Ob dieser durch den Menschen verursachte Prozess ihm selbst und der ganzen Biosphäre vorteilhaft sein wird, ist äusserst fraglich.
Merz, Bernhard Die Fruchtfliegen der Stadt Zürich (Diptera: Tephritidae)
105-111 (2)
  Auf dem Gebiet der Stadt Zürich wurden 1987-1990 insgesamt 31 Arten von Fruchtfliegen (Diptera: Tephiritidae) aus 20 Gattungen gefunden. Für Tephritis matricariae (LOEW) wird mit Crepis taraxacifolia eine neue Wirtspflanze nachgewiesen. Phänologie, Wirtspflanzenbeziehungen und Biotopbindung der einzelnen Arten werden diskutiert.
Schwyzer, Martin Was war zuerst, das Virus oder der Wirt?/
113-130 (2)
  Weder die Viren noch die dadurch hervorgerufenen Krankheiten haben fossile Spuren hinterlassen. Kein Virusisolat existiert, das mehr als 80 Jahre alt wäre. Dennoch vermitteln uns die Epidemiologie und die molekulare Analyse der heutigen, Tiere und Menschen infizierenden Viren ein zunehmend klares Bild von deren entfernten Vorläufern. Die Viren und Viroide geben auch Anlass zu Spekulationen, dass sie am Ursprung des Lebens beteiligt sein könnten, da sie zu den einfachsten Informationsträgern mit der Fähigkeit der Selbstvermehrung gehören. Diese Frage lässt sich aber kaum schlüssig beantworten; denn die Evolution der Viren verläuft rund eine Million mal schneller als die der Wirtsorganismen.
Sticher. Hans Schutz der natürlichen Ressourcen - Das Beispiel Boden
137-149 (3)
  Bodenschutz umfasst alle direkten und indirekten Massnahmen, welche dazu beitragen, die Funktionen des Bodens in ihrer Gesamtheit und in ausgewogenem Verhältnis auf lange Frist nachhaltig zu bewahren. Im Sinne der Erhaltung des Bodens als Lebensraum und Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen geht es also darum, ausreichende Flächen für die Primärproduktion freizuhalten, die Fruchtbarkeit dieser Flächen langfristig sicherzustellen, ökologische Ausgleichsflächen auszuscheiden und den Landverbrauch so weit wie möglich zu begrenzen. Ausgehend von allgemeinen Überlegungen zur Gefährdung der Bodenqualität durch den Menschen wird die Bodenschutzpolitik der Schweiz vorgestellt. Getroffene Massnahmen werden kritisch gewürdigt, und vereinzelt werden notwendige Ergänzungen vorgeschlagen.
Apel, Klaus Die lichtabhängige Kontrolle der Chloroplastenentwicklung bei höheren Pflanzen
151-161 (3)
  Bei Abwesenheit von Licht bilden höhere Pflanzen einen etiolierten Keimling, dessen Plastiden noch kein Chlorophyll besitzen. Der Chlorophyllbiosyntheseweg führt in den sogenannten Etioplasten zur Bildung der unmittelbaren Chlorophyllvorstufe, dem Protochlorophyllid. Erst mit Beginn der Belichtung wird das Protochlorophyllid zum Chlorophyllid reduziert. Gleichzeitig mit der dann einsetzenden Chlorophyllakkumulation erfolgt im Licht der Aufbau des Photosyntheseapparates. Die Umgestaltung des Membransystems beim lichtinduzierten Übergang des Etioplasten zum Chloroplasten wird von mindestens zwei verschiedenen genetischen Systemen kontrolliert, die im Kern bzw. im Plastiden lokalisiert sind. Nur ein verhältnismässig kleiner Teil der Plastidenproteine wird von der Plastiden DNA aus kodiert und an den plastideneigenen Ribosomen in den Organellen synthetisiert. Der grössere Teil der Plastidenproteine wird von der Kern-DNA aus kodiert und erst nach der Synthese an den cytosolischen Ribosomen als höhermolekulare Vorstufe in das Organell transportiert und dort prozessiert. Das Wechselspiel beider genetischer Systeme wird zusätzlich noch durch den Aussenfaktor Licht beeinflusst. Die Lichtwirkung wird dabei über mindestens zwei verschiedene Photorezeptoren vermittelt. Die Synthese von mehreren kernkodierten Plastidenproteinen, deren Erscheinen im Plastiden durch Licht kontrolliert wird, wird auf dem Transkriptionsniveau über den Photorezeptor Phytochrom gesteuert. Daneben ist als zweiter Photorezeptor die Protochlorophyllid-Reduktase in den Plastiden an der Steuerung der lichtabhängigen Chloroplastenentwicklung beteiligt. Das Zusammenwirken beider Photorezeptoren wird am Beispiel von Mutanten analysiert, bei denen die Wirkung jeweils eines der beiden Photorezeptoren ausgeschaltet worden ist.
Turner, Hans Die Weichtiere (Molluscula) des Kantons Zürich: Artinventar und Gefährdung
163-181 (3)
  Fast 100 Jahre nach dem ersten zürcherischen Molluskenverzeichnis, das etwa 100 valide Arten umfasste, wird seine Neubearbeitung vorgelegt. Gegenwärtig können wir belegen, dass während der letzten zwei Jahrhunderte im Kanton Zürich rund 160 Arten von Weichtieren (106 Landschnecken-, 33 Wasserschnecken- und 21 Muschelarten) angetroffen wurden, das sind 60% der gesamt-schweizerisch registrierten Anzahl rezenter Mollusken-Arten. Weitere 13 Arten (vorwiegend Nacktschnecken) dürften im Kanton Zürich bei intensiver Suche noch auffindbar sein. Vermutlich bereits seit längerer Zeit aus dem Kanton Zürich verschwunden sind sechs Arten, die auch gesamtschweizerisch gefährdet erscheinen, und weitere zehn Arten wurden in ZH nur fossil in quartären Ablagerungen gefunden. Zwei Arten, nämlich das Glatte Posthörnchen Gyraulus laevis und die Bachmuschel Unio crassus, werden als vom Aussterben bedroht eingeschätzt, während acht Arten in die Gefährdungskategorie 2 (stark gefährdet) eingestuft werden müssen. Nicht weniger als 47 weitere Arten erscheinen derzeit wegen Dezimierung und Zerstörung ihrer Habitate oder wegen ihrer Seltenheit gefährdet. Gesamthaft sind bereits rund 40% aller Weichtierarten im Kanton Zürich entweder bereits verschwunden oder sind ernsthaft gefährdet. Separat erwähnt werden acht Adventivarten, von denen nur wenige als eingebürgert betrachtet werden können. In neuerer Zeit sind fünf Arten eingewandert bzw. eingeschleppt worden, die sich durchwegs expansiv verhalten. - Basierend auf der schweizerischen Mollusken-Datenbank werden abschliessend einige Habitate des Kantons Zürich genannt, die wegen des Vorkommens bedrohter oder seltener Arten schützenswert sind.
Stenflo, Jan Olof Unser nächster Stern, neue Projekte in der Sonnenforschung 186,AR (3)
  Die Aktivität der Sonne und Sterne ist durch magnetische Kräfte verursacht. Mit einem internationalen Grossteleskop auf den Kanarischen Inseln soll die Feinstruktur der solaren Magnetfelder erforscht werden. Neue Möglichkeiten zur Bestimmung der inneren Struktur der Sonne ergeben sich durch die «Helioseismologie», die Untersuchung der globalen Eigenschwingungen der Sonne.
Brack,E., R. Eggli, S. Staub-Bernasconi, H. U. Wanner Podiumsgespräch und Diskussion: Wie gesund ist die Luft in Zürich? 186,AR (3)
  Es wird dargelegt, was die Grenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung sind und wie sie erarbeitet werden. Die Gesundheit der Luft in der Agglomeration Zürich und Massnahmen zu ihrer Verbesserung werden diskutiert. Es soll versucht werden, das Ganze in den grösseren Rahmen des Zusammenspiels Wohnbevölkerung, menschliche Grundbedürfnisse, Wirtschaft und Politik zu stellen.
Kränzlin, P. Chiropraktik: Historische Aspekte - Situierung in der Schulmedizin - Grundkonzepte 186,AR (3)
  Zusammenfassung: Historisch-Anekdotisches aus der Frühzeit der Chiropraktik in den USA und der Schweiz, das Krankheitsverständnis um die Jahrhundertwende - Vergleiche mit der Schulmedizin, 1939 die Zulassung der Chiropraktik zur selbständigen Praxis im Kanton Zürich, 1965 Aufnahme ins Kranken- und Unfallversicherungsgesetz (KUVG). Die moderne Chiropraktik: Ausbildung, Fortbildung und Forschung. Umschreiben des Tätigkeitsgebietes und Situierung als Subspezialität in der Schulmedizin. Einführung in das Konzept: Wirbelsäulen-Schmerzsyndrom - Blockierung des Wirbelgelenks und die chiropraktische Manipulation.
Jäckli, Heinrich Erlebte Erdgeschichte rund um Zürich 186,AR (3)
  Es soll versucht werden, das nie abreissende geologische Spiel von Abtrag und Aufschüttung an der uns wohivertrauten Umgebung von Zürich zu verfolgen und in einen etwas grösseren erdgeschichtlichen Rahmen zu stellen. Dazu bezeichnen wir als «Aktuogeologie» die heute in unserer Gegenwart stattfindenden natürlichen geologischen Vorgänge, deren Augenzeugen wir sind, und als «Anthropogeologie» jene, bei denen der Mensch in dieses natürliche Geschehen eingreift und es bewusst oder unfreiwillig beeinflusst. Diese anthropogeologische Aktivität zwingt uns heute zu einer Relativierung des Begriffs des geologischen Aktualismus im klassischen Sinne, stellt doch die Tätigkeit des Menschen einen geologischen Faktor dar, der früher fehlte, der aber in Zukunft progressiv zunehmen wird.
Iken, Almuth Tiefbohrungen im Jakobshavngletscher, Grönland, ein Beitrag zur Erforschung der Bewegungsmechanismen grosser Eisströme 187,AR (3)
  Der Jakobshavngletscher befördert jährlich 37 Kubikkilometer Eis ins Meer; an der Kalbungsfront beträgt die Geschwindigkeit 7 km/Jahr. Zur Untersuchung des Mechanismus der hohen Geschwindigkeit wurden Heisswasserbohrungen bis zu einer Tiefe von 1630 m durchgeführt. In den Bohrlöchern wurden Eistemperaturen, Eisdeformation und subglazialer Wasserdruck gemessen. Die Resultate der Messungen weisen darauf hin, dass die Bewegung dieses Eisstromes zu einem grossen Teil auf Eisdeformation zurückzuführen ist, wobei die leicht deformierbare Basisschicht des Eises eine wichtige Rolle spielt.
Haller, O. Virusinfektionen: Prozesse der Erkrankung und Genesung 187,AR (3)
  Die modernen Methoden der Zell- und Molekularbiologie erlauben neue Einblicke in grundlegende Vorgänge der Virus-Wirtszell-Interaktion und der Virusabwehr. Influenzaviren gehören zu den bestuntersuchten Viren. Wir haben heute klare Vorstellungen über früher als rätselhaft geltende Vorgange, wie die jährliche Wiederkehr des Virus in der Bevölkerung, die krankmachenden Eigenschaften des Virus und die Überwindung der Infektion durch den Körper. Wir werden diese Frage anhand experimenteller Systeme diskutieren.
Stucki, Peter Neue Informatikwerkzeuge für die Visualisierung von Daten aus Wissenschaft und Technik 187,AR (3)
  Die Informatik stellt für die rechnergestützte Aufbereitung und Darstellung von Daten und Modellen aller Art neue und leistungsfähige Hardware- und Software-Werkzeuge zur Verfügung, die heute in vielen Fachbereiche der Naturwissenschaften und der Technik vermehrte Nutzung finden. Nach einer einleitenden Schilderung der Entwicklung der Computertechnik werden bekannte und neue Konzepte für die 2D- und 3D-Visualisierung vorgestellt. Anhand konkreter Aufgaben aus der Praxis (Erdwissenschaften, Medizin, Ingenieurwesen) werden die Datenaufbereitungsschritte - von der Datenakquisition bis hin zur Datenrepräsentation durch Animation - besprochen und demonstriert.
P. Hoyningen, H.M. Eppenberger, H.J. Müller, H.P. Schreiber, Ch. Weissmann, P. Widmer Podiumsgespräch: Die Beobachter-Initiative und ihr Gegenvorschlag zur Gentechnologie: Pro und Contra 187,AR (3)
  Im Rahmen eines Podiumsgesprächs sollen die Vorschläge zur Regelung der Forschung und der Anwendung in den Bereichen Fortpflanzungsmedizin und der Gentechnologie kritisch diskutiert werden. Dabei sollen naturwissenschaftliche, medizinische, ethische und juristische Gesichtspunkte zur Sprache kommen. Das Publikum ist eingeladen, Fragen zu stellen und Meinungen zu äussern.
Blum, Herbert Treibhauseffekt und Pflanzenwachstum
189-206 (4)
  Die Klimamodelle zeigen grosse Fehler bei der Berechnung des heutigen Klimas, sie sind bei weitem noch nicht validiert. Die Modelle sind sehr sensitiv gegenüber verschiedenen Wolkenparametem, die ihrerseits noch gar nicht zuverlässig bestimmt worden sind. Verschiedene klimawirksame Prozesse sind nicht oder ungenügend berücksichtigt. Die Klimaprognosen können nicht angenähert als zuverlässig betrachtet werden. Der berechnete Temperaturanstieg der letzten 100 Jahre, von ungefähr 0,5 0C, basiert auf z.T. unsicheren Annahmen und Korrekturen. Er liegt im Bereich der natürlichen Variation des Klimas. Das Ausmass und die geographische Verteilung dieserErwärmung stimmen nicht mit den Vorhersagen überein. Die Eisbohrkeme aus der Antarktis widersprechen dem für den Treibhauseffekt charakteristischen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang. Der C02-Anstieg fördert das Pflanzenwachstum primär durch zwei Effekte: Eine starke Zunahme der Photosynthese, die bei C02-Verdoppelung zu einer Wachstums- und Ertragszunahme von ca. 25-100% führt und eine Verminderung der Transpiration von ähnlichem Ausmass. Das Temperaturoptimum des Wachstums erhöht sich um etwa 2 0C, die Pflanzen würden von einer mässigen Temperaturerhöhung sogar profitieren. Die Wassernutzungseffizienz wird etwa verdoppelt, d.h. unter limitierenden Bedingungen kann mit dem verfügbaren Wasser ein etwa doppelt so hohes Wachstum erwartet werden. Alle diese Effekte nehmen auch bei einem C02-Anstieg über 600 ppm hinaus weiterhin zu. Die Forderung nach einer Reduktion des C02-Ausstosses ist für die am stärksten industrialisierten Länder sinnvoll, hätte aber für die Entwicklungsländer katastrophale Folgen.
Egloff, Fabian G. Dauer und Wandel der Lägernflora
207-270 (4)
  Das geologisch und landschaftlich vielgestaltige Lägemgebiet (Kantone Aargau und Zürich) weist eine artenreiche Gefässpflanzenflora auf, die einerseits typisch ist für das schweizerische Mittelland und den Nordostjura, andererseits aber lokale Besonderheiten aufweist. Die Landschaft hat während der letzten hundert Jahre intensive Veränderungen durchgemacht, die Einwirkungen auf die Flora zeigen. Mittels älteren Herbarbelegen, Exkursionsnotizen und floristischen Publikationen lässt sich die ehemalige Flora einiger Teilgebiete und Lokalitäten wie auch des ganzen Gebietes teilweise rekonstruieren und mit der heutigen vergleichen. Zudem werden Bedrohungsfaktoren diskutiert und auf Möglichkeiten hingewiesen, die floristische Vielfalt und lokalhistorisch bedeutsame Arten zu erhalten.
Streiflichter aus Wissenschaft und Forschung
Leibundgut, Hans Waldgesinnung
183-186 (3)
Berichte und Notizen
Dargel, Horst Jugendpreis der Naturforschenden Gesellschaft Zürich (1990): Christian Busenhart und Simon Wyss
67-68 (1)
  Chaos in der Mathematik
Ein Ergebnis ist ein 19 Min. Videofilm (mit Fraktalen)
Dargel, Horst Jugendpreis der Naturforschenden Gesellschaft Zürich (1991): Katarina Manic
271-272 (4)
  Evaluation von zwei Methoden zur schnellen Identifizierung von Candida albicans

 
 
1990
135. Jahrgang 
Niederer, Peter Hochtechnologie in der Medizin
1-16 (1)
  Das Ziel heutiger diagnostischer Methoden besteht grundsätzlich darin, einerseits eine wenig belastende, vorzugsweise nichtinvasive Anwendung am Patienten zu erlauben und andererseits eine krankheitsspezifische Aussage sicherzustellen. Ein unspezifischer und falscher Einsatz soll möglichst vermieden werden. Viele der zur Zeit zur Verfügung stehenden und noch in Entwicklung begriffenen Verfahren, welche diesen Forderungen nahe kommen, sind wesentlich auf die Hochtechnologie angewiesen bzw. werden durch diese überhaupt erst möglich.
Am Beispiel der Computertomographie, medizinischen Anwendungen des Ultraschalles und neuer Verfahren der computerassistierten Röntgenbildauswertung wird die Bedeutung hochtechnologischer Verfahren gezeigt. Ebenso ergeben sich in der Therapie bessere Behandlungsmethoden dank der Hochtechnologie. Ein bekanntes Beispiel hiefür ist die Nierensteinzertrümmerung mit Hilfe mechanischer Stosswellen.
Burga, Conradin A. Vegetationsgeschichte und Paläoklimatologie
17-30 (1)
  Ein kurzer wissenschaftshistorischer Überblick zur paläobotanischen und palynologischen Erforschung Europas wird in der Einleitung dargelegt. Folgende Methoden dienen zur Erforschung des Paläoklimas: Pollenanalyse, Dendrochronologie, Sauerstoffisotopenanalyse, C02-Analyse, Gletscherausdehnungen, Verwitterung, Erosion/Akkumulation, Löss-Stratigraphie, Schwermineralien, Seespiegelschwankungen, planktonische Foraminiferen, Käfer-Nekrozönosen usw.
Es werden die wichtigsten Probleme zur Rekonstruktion der Paläovegetation bzw. des Paläoklimas mit Hilfe der Pollenanalyse dargelegt. Folgende Punkte sind hierbei von Bedeutung: Natürliche Sukzession, Bodenbildungen, Einwanderung von Pflanzen, Wandervermögen und -möglichkeiten, Konkurrenzverhalten, Höhenstufung der Vegetation.
Die spät- und postglazialen Klimaschwankungen in den Schweizer Alpen werden bezüglich der Waldgrenz-Schwankungen seit dem Alleröd-Interstadial aufgezeigt. Während etwa 1000 Jahren stieg in den westlichen Zentralalpen die Waldgrenze zu Beginn des Holozäns um etwa 500-600 Höhenmeter. Zur Zeit des postglazialen Wärmeoptimums befand sich die Waldgrenze um 100-200 m höher als die heutige potentielle Lage. Der holozäne Klimarückschlag im Boreal (Oberhalbstein-/Schams-/Venediger-Schwankung) ist in den Zentralalpen gekennzeichnet durch einen massiven Arven-Rückgang für die Zeit von 8500-7200 v. h. Dieser Arvenrückgang, der in Graubünden, im Wallis, im Berner Oberland, im Salzkammergut, in den Hohen Tauern und im Südtirol sich abzeichnet, wird vor allem durch Frosttrocknis bedingt betrachtet.
Zum Schluss werden die Entwicklung des zentralalpinen Waldgürtels der Schweiz seit der Späteiszeit und der Verlauf der klimatischen Schneegrenze zusammenfassend dargelegt.
Nievergelt, Bernhard Ökologische Strategien als Hilfe für das Verständnis von Umweltproblemen bei Tier und Mensch
31-46 (1)
  Ökologische Strategien wie die r-K-Typen oder Pionier- und Klimaxarten sind einfache Modelle und stellen eine Verständnishilfe dar, wenn es darum geht, einzelne Tier- oder Pflanzenarten als in ihrer Umwelt angepasste komplexe Systeme zu begreifen oder Arbeitshypothesen zu formulieren. Als Beispiele werden drei Tierarten behandelt: Eisvogel, Reh und Steinbock, ausserdem - im Sinne eines etwas spekulativen Diskussionsbeitrages - unsere menschliche Gesellschaft, bei der ein unvollständiger Strategiewechsel beschrieben wird. Der Wert einfacher Modelle liegt nicht in der Deckungsgleichheit der Modellvorstellung mit dem verglichenen System. Einfache Modelle können mit der vernetzten und stets differenzierteren Wirklichkeit nicht übereinstimmen. Es wird zu zeigen versucht, dass neben den passenden Merkmalen gerade vom Modell abweichende Eigenheiten für das Verständnis einer Art besondere Beachtung verdienen.
Stettler, Peter Martin Wagenscheins naturphilosophischer Ansatz
47-61 (1)
  In der Einleitung wird kurz Martin Wagenscheins pädagogisches Wirken geschildert, in dessen Zentrum das ursprüngliche Verstehen und exakte Denken steht. Das Verstehen der Physik gelingt nur, wenn diese nicht als voraussetzungslos, sondern sich selbst auf das Messbare beschränkend betrachtet wird. Die Selbstbeschränkung ihrer Disziplin scheinen viele Physiker wenig zu beachten, wenn sie z. B. aus einer einheitlichen Theorie des Universums dessen Sinn deuten wollen. Wagenscheins philosophisches Interesse gilt der Hervorbringung der Physik aus der Lebenswelt. Dieser Erkenntnisweg wird am Beispiel eines Saitenklangs geschildert. Bei der Frage nach dem Wesen des Lichts wird in wagenscheinscher Art darauf hingewiesen, dass das Licht «an sich» gar nicht sichtbar ist. Dadurch wird der Gleichnis-Charakter von Lichtwellen oder Photonen und deren komplementäres Verhältnis auch vom «Anfänger» mühelos erkannt. Das eigentlich Bildende im wissenschaftlichen Umgang mit der Natur sieht Wagenschein in deren Verstehbarkeit, in der Entdeckung der rätselhaften Ordnung des Kosmos.
Eidg. Kommission für Lufthygiene Ozon in der Schweiz
63-69 (1)
  "Streiflicht aus Wisssenschaft und Forschung", kein Abstract
Hitzig, Walter H. Langzeitverlauf von Krankheiten im Kindesalter
73-88 (2)
  Zum Abschied von meiner Lehrtätigkeit am Kinderspital Zürich demonstrierte ich den Studenten Langzeitbeobachtungen aus meinem engeren Arbeitsgebiet, der Hämatologie. Als Leitmotiv ist ein entscheidender Einfluss der ärztlichen Erkenntnisse und Eingriffe auf die Lebensqualität bzw. auf das Überleben der Kinder zu erkennen. - Die Patienten wiesen folgende Probleme auf:
1. Eine angeborene Anomalie des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin Zürich), die an sich harmlos ist, aber nach Behandlung mit gewissen Medikamenten zu Blutzersetzung (Hämolyse) führt: Beispiel einer iatrogenen Krankheit.
2. Eine Krebserkrankung der Niere (Nephroblastom), die zum Verständnis der malignen Entartung von Körpergeweben beiträgt. Das Kind konnte durch kombinierte Behandlung geheilt werden, aber eine Arznei-Nebenwirkung führte später zu einer schweren Herzschädigung, die eine Herztransplantation notwendig machte.
3. Eine Leukämie bei einem 4jährigen Mädchen, die vor 23 Jahren geheilt werden konnte, so dass die herangewachsene Patientin später heiraten und zwei gesunde Kinder gebären konnte.
4. Eine mit dem Leben nicht vereinbare angeborene Störung der Abwehrsysteme (Schwerer Kombinierter Immundefekt = SCID), die wir durch Knochenmark-Transplantation heilen konnten.
Klingler, J., P. Kunz und A. Buser Der Vektornemathode Xiphinema diversicaudatum und das Arabismosaikvirus der Erdbeere im Schweizer Mittelland 
89-96 (2)
  Die Verbreitung von X. diversicaudatum in der Schweiz wird anhand einer neuen Karte dargestellt. Sie zeigt den Stand bis Ende 1989. Gegenüber früheren Karten sind weitere Fundorte hinzugekommen, das bisherige Verbreitungsmuster bleibt jedoch grundsätzlich unverändert. Die Ostschweiz östlich von Walensee - Zürichsee - Limmattal (nach Sturhan auch der angrenzende süddeutsche Raum) bleibt nach wie vor ohne Funde; solche konnten ausschliesslich westlich der genannten Achse registriert werden. Eine früher formulierte Hypothese über mögliche geologische und pedologische Ursachen für dieses Verbreitungsmuster wird deshalb aufrechterhalten.
Das Auftreten des Arabismosaikvirus, welches durch X. diversicaudatum übertragen wird, steht in enger Beziehung zur Abundanz dieses Vektors. Bei Populationen von über 400 Nematoden pro Liter Erde kQnnte das Virus immer, bei Dichten unter 100 dagegen nie nachgewiesen werden. Im Zwischenbereich gab es positive wie auch negative Befunde. Geographische Schwerpunkte des AMV-Auffretens können der Verbreitungskarte entnommen werden. Die dargelegten Beziehungen ermöglichen eine Prognose über die Gefährdung von Erdbeerkulturen durch das Arabismosaikvirus in Böden, in denen der Vektornematode vorkommt.
Das Auftreten des Vektornematoden seinerseits steht in Beziehung zu den Bodeneigenschaften. Es beschränkte sich in allen unseren Untersuchungen auf deutlich saure bis neutrale Böden. Unter den Bodentypen verzeichnen «sandiger Lehm» und - weniger häufig - «Lehm» die meisten Funde.
Landolt, Elias, Frank Klötzli, Krystyna Urbanska, Andreas Gigon, Egon Horak und Matthias Baltisberger Das Geobotanische Institut an der ETHZ, Stiftung Rübel
97-116 (2)
kein Abstract; Inhalt: Geschichte, Organisation und Aufgaben, Heutige Forschung: Das Institut umfasst fünf Forschungsrichtungen 1. Biosystematische Ökologie von Pilzen, 2. Biosystematische Ökologie von Phanerogamen, 3. Genetische Pflanzenökologie und Populationsbiologie, 4. Ökosystemslehre und physiologische Pflanzenökologie, 5. Pflanzensoziologische Ökologie (Synökologie).
Eiberle, K. Die Bedeutung des Waldes für die Tierwelt
117-127 (2)
  "Streiflicht aus Wisssenschaft und Forschung", kein Abstract
Hasler, Friedrich Zur Pathogenese der rheumatoiden Arthritis
129-138 (3)
  Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine komplexe Erkrankung noch unbekannter Ätiologie, wo genetische, hormonelle und immunologische Faktoren interagieren und zu Gelenk- sowie System-manifestationen führen. Beide Arme des Immunsystems, der humorale und der zelluläre, sind am Krankheitsprozess beteiligt. Antikörper im Gelenkraum, vor allem Rheumafaktoren (= Antummunglobuline), bilden Komplexe mit Antigenen und aktivieren das Komplementsystem. Die resultierende Gelenkentzündung wird dann hauptsächlich verursacht durch polymorphkernige Leukozyten und ihre Produkte. Zellen der chronischen Entzündungsreaktion (Lymphozyten und Makrophagen) infiltrieren das Synovium und produzieren dort lösliche Faktoren, welche weitere Gewebsdestruktionen und Entzündung induzieren. Von wesentlicher pathogenetischer Bedeutung am Krankheitsprozess ist die Interaktion von CD4 positiven Helfer T Lymphozyten mit HLA Klasse II kodierten Glykoproteinen auf der Oberfläche von Antigen präsentierenden Zellen.
Mancktelow, Neil Bewegung, Verformung und Gefüge des Gesteins
139-154 (3)
  Verformungsstrukturen sind in orogenen Zonen wie den Alpen, wo zwei kontinentale Landmassen kollidiert sind, in allen Massstäben zu beobachten. Sie zeigen die endliche Form, die durch Gesteinsbewegungen über Zeiträume von Jahrmillionen entstanden ist. Ihre Geometrie ist heute weitgehend durch detaillierte Feldaufnahmen bekannt. Die aktuelle Herausforderung ist die Rekonstruktion der Bewegungsgeschichte, d.h. der Kinematik, des Gesteins aus den vorhandenen Feldbeobachtungen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind verschiedene Arten von skalierten Modellen besonders nützlich, weil sie uns erlauben, die fortschreitende Entwicklung solcher Verformungsstrukturen zu verfolgen. Solche Modelle umfassen: kleinmassstäbliche Feldbeispiele für Regionalstrukturen; felsmechanische Experimente, in denen Zeit, Spannung und Temperatur gegeneinander skaliert sind; Modelle mit Analogmaterialien (z. B. Paraffinwachs); und schliesslich mathematische Modelle. Die Resultate dieser Modelle können dann im Feld angewendet werden: zum Beispiel in der Bestimmung der Bewegungen bei wichtigen Störungen wie der regionalen Abschiebung, die zwischen Simplonpass (Wallis) und Domodossola (Italien) aufgeschlossen ist.
Schönle, Eugen J Das Kind mit Diabetes mellitus: Zwischen Immunologie und Psychologie
155-168 (3)
  Der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kind (Typ-l-Diabetes mellitus) ist eine Hormonmangelkrankheit, es fehlt das lebenswichtige Hormon Insulin. Allgemein ist heute akzeptiert, dass der Typ-l-Diabetes die Folge einer Autoimmun-Störung ist. Diese entwickelt sich auf dem Hintergrund einer genetischen Prädisposition. Jüngste Ergebnisse aus der molekulargenetischen Forschung deuten auf eine prädisponierende Stelle innerhalb des Gens für das HLA-DQ-BetaProtein. Auslösende spezifische Faktoren, die der selektiven autoimmunen Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen vorausgehen, sind bis heute unbekannt. Am Ende des autoimmunen Prozesses sind alle Betazellen des Pankreas zerstört, eine Regeneration ist nicht möglich, die lebenslange Insulin-Ersatztherapie unumgänglich. Genaue Therapie verzögert das Auftreten der Spätschäden bei Diabetikern. Deshalb werden bereits an die Behandlung des Diabetes mellitus bei Kindern hohe Anforderungen gestellt. Eine Optimierung der Therapie bedingt vor allem eine ausführliche Schulung des Patienten und seiner Eltern, die Anwendung der modernen Urin- und Blutzucker-Kontrollmöglichkeiten, einen exakten Ernährungsplan und multiple tägliche InsulinInjektionen. Der heutige Stand der Forschung erlaubt noch keine Prävention, insbesondere keine Unterbrechung des autoimmunen Zerstörungsprozesses.
Merkle, Hans P. Systeme zur transdermalen Therapie: Wege, Chancen und Grenzen
169-190 (3)
  Wie wenige andere Beispiele zeigen die seit einiger Zeit zu beobachtenden Fortschritte und Rückschläge auf dem Gebiet der Entwicklung von Arzneiformen zur transdermalen Aufnahme von Arzneistoffen die Komplexität moderner pharmazeutischer Forschung. Die Grundlagen zu diesem Gebiet umfassen u. a. die Anatomie und Biochemie der Haut, die Polymerchemie relevanter Polymere, die Herstellung mehrfach geschichteter Polymerpflaster und die Pharmakokinetik und Pharmakodynamik bei langfristiger Zufuhr von Arzneistoffen. Einfluss haben auch Fragen der lokalen Veränderung der Haut durch sog. Absorptionsbeschleuniger, die Steuerung der Diffusion in mehrschichtigen Systemen und die thermodynamische Aktivität von Arzneistoffen in Abhängigkeit ihrer Träger. Ausschlaggebend sind schliesslich Fragen der Arzneimittelsicherheit und ihre Risiken. Es ist das Ziel dieser Arbeit, deutlich zu machen, dass diese Fragen nur durch einen interdisziplinären Ansatz bearbeitet werden können, wobei sich Fortschritte wegen der engen Randbedingungen nur sehr langsam erzielen lassen.
Ramsay, John G. Die Entwicklung des Himalaja als Folge der Kollision Indien-Asien
191,AR (3)
  Vor etwa 150 Millionen Jahren war die Indische Halbinsel, gemeinsam mit Afrika und der Antarktis, Teil des südlichen Gondwana-Kontinents. Als Folge von Konvektionsströmungen im Mantel bewegte sich Indien auf Asien zu, wobei die ozeanische Kruste zwischen den beiden Kontinenten unter Asien subduziert wurde. Grosse vulkanische Inselbögen, vergleichbar mit den heutigen Inselbögen Japans und Malaysias, bildeten sich entlang des asiatischen Kontinentalrandes. Vor 60 Millionen Jahren kollidierte Indien mit diesen Vulkanbögen und anschliessend mit der asiatischen Kontinentalkruste. Diese letztere Kollision führte durch extreme Gesteinsformation mit Faltungen, Uberschiebungen und Hebungen zur Bildung der Himalaja-Kette. Es wird im Vortrag diskutiert werden, wie Geologen und Geophysiker die Geschichte dieses Gebirgszuges rekonstruiert haben.
Grauer, Rolf Die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle: Chemische Aspekte
191,AR (3)
  Die Sicherheit eines Endlagers für hochradioaktiven Abfall basiert auf einem gestaffelten System von technischen und natürlichen Barrieren. Die Abfälle aus der Aufarbeitung der Brennelemente werden in Glas fixiert und in Stahlbehälter mit einer Wanddicke von 25 cm eingeschweisst. Die Lagerstollen werden mit quellfähigem Bentonit-Ton verfüllt. Diese etwa meterstarke Verfüllung stellt wegen ihrer geringen Wasserdurchlässigkeit und der guten Sorptionseigenschaften eine effiziente Transportbarriere dar, die nur von sehr langlebigen Nukliden überwunden werden kann. Einige davon sind im Grundwasser schwer löslich, die meisten werden auf ihrem Weg durch das Wirtgestein und die darüberliegenden Sedimentschichten durch Absorption und alle durch Matrixdiffusion verzögert. Sicherheitsanalysen haben nachzuweisen, dass die aus der Nuklidfreisetzung aus einem Endlager resultierende Strahlenexposition das behördlich festgelegte Schutzziel nicht überschreitet. Zur Absicherung solcher Analysen ist es notwendig, das Langzeitverhalten der technischen Barrieren und den Chemismus der Radionuklide auf dem potentiellen Migrationspfad zu kennen. Dabei genügt eine phänomenologische Beschreibung nicht; erforderlich ist das Verständnis der relevanten Reaktionsmechanismen.
Perret, Peter; Joan Davis, Paul Brunner, Hans-Peter Fahrni, Erich Suter Podiumsgespräch und Diskussion: Müll: Die Abfallwirtschaft im Spannungsfeld Versorgung-Entsorgung
191,AR (3)
Moderne Dienstleistungsgesellschaften wie die Schweiz sind geprägt durch einen hohen Stoff-umsatz. Die Abfallwirtschaft hat zum Ziel, diese Stoffe umweltverträglich zu entsorgen. Durch die hohe Versorgungsrate wird die Entsorgung dauernd mit mehr und neuen Abfällen konfrontiert. Es stellt sich die Frage, inwiefern eine Strategie der Vermeidung und Verminderung von Abfällen die Abfallwirtschaft entlasten kann.
Wirz-Justice, Anna Licht und Depression
191-192,AR (3)
  Licht vermag die endogenen circadianen Rhythmen bei Mensch und Tier auf den 24stündigen Tag-Nacht-Wechsel zu synchronisieren. Saisonale Rhythmen bei Tieren (z. B. Winterschlaf, Reproduktion, Migration) werden durch die Tageslänge (Photoperiode) gesteuert. Gewisse Depressionen zeigen eine eindrückliche Periodizität des Auftretens im Herbst/Winter und können durch helles Licht behandelt werden. Licht eröffnet neue Möglichkeiten der Beeinflussung circadianer Rhythmen beim Menschen (z. B. Schichtarbeit, «jet lag», gewisse Schlafstörungen).
Furrer, Heinz Dinosaurier der Schweiz
192,AR (3)
  In den letzten 15 Jahren wurden in der Schweiz mehrere spektakuläre Dinosaurierfunde gemacht. Auf steilgestellten Felsplatten der Obertrias im Wallis und im Engadin fanden sich viele versteinerte Fussabdrücke und Fährten dieser grossen landbewohnenden Reptilien. In etwa gleichaltrigen Schichten der Nordschweiz wurden Knochen und Zähne, aber auch zusammenhängende Skelette von prosauropoden Dinosauriern ausgegraben. Längst bekannte Skelettreste und neu entdeckte Fährten von Sauropoden in Malmkalken des Juragebirges belegen auch das Vorkommen dieser grössten Dinosauriergruppe in der Schweiz.
Schachner, Melitta Das Mit- und Gegeneinander von Nervenzellen
192,AR (3)
  Zell-Zell-Interaktionen spielen während der Entwicklung des Nervensystems eine wichtige Rolle bei der Ausbildung neuronaler Netzwerke. Wichtig hierfür sind Erkennungsmechanismen, die durch Zelloberflächenkontakte vermittelt werden. Es sollen Untersuchungen beschrieben werden, die zeigen, dass Zellerkennung einerseits zur Stabilisierung von Zellkontakten, andererseits aber auch zur Destabilisierung führen kann. Das Zusammenspiel der beiden gegensätzlichen Phänomene könnte für die Regeneration von Nervenzellen und die Regulation der synaptischen Aktivität ausschlaggebend sein.
Börner, Gerhard Die grossräumige Verteilung der Galaxien
192,AR (3)
  Da inzwischen von vielen Galaxien sowohl die Position am Himmel als auch die Rotverschiebung gemessen worden sind, kann man sich ein Bild von ihrer räumlichen Verteilung machen. Es zeigt sich eine schaumartige Struktur mit grossen, blasenförmigen, leeren Gebieten und einer dichten Ansammlung von Galaxien auf den Wänden der Blasen. Daneben findet man langausgedehnte filamentartige Strukturen. Die Entstehung derartiger Gebilde ist noch nicht völlig verstanden. Eine im Augenblick aktuelle Vorstellung ist das «Pfannkuchenmodel», bei dem zuerst grosse, flache Gebilde durch Kollaps auf eine Ebene und dann durch Fragmentierung einzelne Galaxien entstehen. Dieses und einige weitere Modelle zur Galaxienbildung werden im Vortrag geschildert.
Paul Hoyningen-Hüne; Eva Segmüller, Lilian Uchtenhagen-Brunner, A. Aeschlimann, Ernst Mühlemann, Ernst Rüesch Podiumsgespräch und Diskussion: Schweizerische Forschungspolitik: Leitlinien und Realisierung
192,AR (3)
Vertreterinnen und Vertreter der Politik und der Wissenschaft nehmenzur naturwissenschaftlichen Forschung in der Schweiz Stellung:
1. Leitlinien: Welches sind die Grundsätze unserer Forschungspolitik? Soll die Forschung mehr bedürfnisorientiert sein, oder soll vorrangig einfach erstklassige Forschung unterstützt werden? Welche Schwerpunkte sollen und können gebildet werden?
2. Realisierung: Wie sieht unsere Forschungspolitik in der Praxis aus? Wie steht es um die Aufgabenteilung und Koordination zwischen Bund, Kantonen und Industrien? Was tun wir für unsere Nachwuchsförderung?
Siegmann, H. C. Verbrennungsaerosole
197-219 (4)
  Vielfältige Fortschritte haben zu einer besseren Erkenntnis der schädlichen Wirkungen geführt, die das primäre (Rauch) und das sekundäre (Smog) Verbrennungsaerosol u. a. auf die menschliche Gesundheit, das Wetter und die Pflanzen hat. Grundlage für die dringende Verhesserung der Luftqualität ist die messtechnische Erfassung der Verbrennungsaerosole. Der traditionell schwierige Russ ist aus feinen einheitlichen Kugeln, den primären Teerteilchen, aufgebaut, auf denen je nach dem Betriebszustand und der Art der Verbrennungsmaschine giftige Stoffe adsorbiert sind. Russpartikel sind Agglomerate von Hunderten von Teerteilchen, deren optische Absorption jedoch trotz der bizarren Formen und dem zwischen der Anwendbarkeit der Rayleigh- und Mie-Theorie gelegenen Grössenbereich mit dem Konzept der fraktalen Struktur beschrieben wird. Adsorbate auf den Russpartikeln können mit der photoelektrischen Aufladung nach ihrer Desorptionstemperatur klassifiziert werden. Der photoelektrische Aerosolsensor erlaubt ausserdem die einfache und dynamische Ermittlung der totalen Masse der karzinogenen Adsorbatgruppe der polyzyklischen Aromate (PAH). Damit sollte es dem Gesetzgeber endlich möglich sein, Vorschriften zur Überwachung der Verbrennungsmaschinen zu erlassen, die den heutigen Bedürfnissen und dem Stand des Wissens Rechnung tragen.
Grauer, Rolf Die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle: chemische Aspekte
221-238 (4)
  Die Sicherheit eines Endlagers für hochradioaktiven Abfall basiert auf einem gestaffelten System von technischen und natürlichen Barrieren. Die Abfälle aus der Aufarbeitung der Brennelemente werden in Glas fixiert und in Stahlbehälter mit einer Wanddicke von 25 cm eingeschweisst. Die Lagerstollen werden mit quellfähigem Bentonit-Ton verfüllt. Diese etwa meterstarke Verfüllung stellt wegen ihrer geringen Wasserdurchlässigkeit und der guten Sorptionseigenschaften eine effiziente Transportbarriere dar, die nur von sehr langlebigen Nukliden überwunden werden kann. Einige davon sind im Grundwasser schwerlöslich, und die meisten werden auf ihrem Weg durch das Wirtgestein und die darüberliegenden Sedimentschichten durch Adsorption zurückgehalten. Alle Nuklide werden auf ihrem Transport durch Matrixdiffusion verzögert.
Sicherheitsanalysen haben nachzuweisen, dass die aus der Nuklidfreisetzung aus einem Endlager resultierende Strahlenexposition das behördlich festgelegte Schutzziel nicht überschreitet. Zur Absicherung solcher Analysen ist es notwendig, das Langzeitverhalten der technischen Barrieren und den Chemismus der Radionuklide auf dem potentiellen Migrationspfad zu kennen. Dabei genügt eine phänomenologische Beschreibung nicht; erforderlich ist das Verständnis der relevanten Reaktionsmechanismen.
C. Vonarburg, E. Ruoss, C. A. Burga Bioindikation mit Flechten an Rosskastanien am Zürichsee
239-258 (4)
  An ufernahen Standorten rund um den Zürichsee wurde an 131 Baumstämmen der Rosskastanie (Aesculus spec.) die Flechtenvegetation untersucht. Ein aus der Gesamtdeckung und der Arten-zahl berechneter Flechtenindex zeigt im Untersuchungsgebiet einen deutlichen Gradienten zu einer besser entwickelten Flechtenvegetation in südwestlicher Richtung. Auch an Orten mit einem hohen Flechtenindex sind gegenüber Luftverunreinigungen empfindliche Arten selten und nur mit geringer Deckung vorhanden. Eine deutliche Tendenz zu einer besser entwickelten Flechtenvegetation hat sich auch von zentrumsnahen zu ausserhalb der Kemzonen liegenden Standorten gezeigt. Die selben Tendenzen widerspiegelt die Einteilung in sechs Flechtenzonen unter Einbezug von weiteren Parametern wie Schädigung und Vitalität. Die Resultate der Flechtenzonierung und des Flechtenindexes lassen auf eine abnehmende Belastung der Luft mit flechtenbeeinträchtigenden Stoffen vom nordwestlichen zum südöstlichen Teil des Untersuchungsgebietes schliessen. Der Vergleich mit technischen Immissionsmessungen weist auf die dominierende Rolle von Schwefeldioxid als flechtenschädigender Stoff hin, wobei im Untersuchungsgebiet synergistische Wirkungen mit anderen Schadstoffen wahrscheinlich sind.
Schiess, H. Schilfbestände als Habitatinseln von Vögeln
259-265 (4)
  "Streiflicht aus Wisssenschaft und Forschung", kein Abstract
Dr. Erich Suter Ehrenmitglied der NGZ: Laudatio
195 (3)

 
 
1989
134. Jahrgang 
Schneebeli, Martin, Meinrad Küttel und Josef Fäh Die dreidimensionale Entwicklung eines Hanghochmoores im Toggenburg, Schweiz
1-32 (1)
  Das im Oberen Toggenburg (Schweiz) gelegene, teilweise abgetorfte Hanghochmoor wurde im Rahmen der Abklärungen seiner Regenerationsmöglichkeiten auf seine Entwicklung pollenanalytisch untersucht. An einer der tiefsten Stellen des Torfsedimentes wurde ein Bohrkern für das Standardpollenprofil abgeteuft. Diesem Bohrkern wurden im Abstand von 5-10 cm Proben entnommen und die Pollen ausgezählt. Zusätzlich wurden 10 Proben dieses Bohrkerns 14C-datiert. Zur Bestimmung der Ausbreitung und des Wachstums wurden in einem Raster von 50 m Seitenlänge an 43 Stellen Proben in der Grenzschicht zwischen Torf und Lehm entnommen. Zusätzlich wurden entlang zweier Transsekten aus drei Tiefen Proben gezogen. Aufgrund des Standardprofils konnte für die letzten 10000 Jahre die vegetationsgeschichtliche Entwicklung sowohl des Moores als auch der Region rekonstruiert werden. In den frühen Phasen ergänzen Influxberechnungen die Aussagen des Prozentpollendiagramms. Die visuelle Gliederung des Pollendiagramms ermöglichte die visuelle Zuordnung der Basis- und Transsektproben zu einer bestimmten biostratigraphischen Zone. In einem zweiten Ansatz wurde die Datierung der Basis- und Transsektproben durch numerische Korrelation versucht. Bei geeigneter Transformation der Ausgangsdaten lassen sich die Proben genauer zuordnen, als dies mit einem visuellen Vergleich möglich ist. Eine Fehlerabschätzung durch Anwendung verschiedener Korrelationsmethoden zeigt, dass sich 90% der Proben innerhalb von +- 880a einordnen lassen. Die Darstellung dieser Daten in Form von Ausbreitungs- und Wachstumskarten zeigt, dass sich das Moor, von zwei randlich gelegenen Zentren ausgehend, über mehrere Geländestufen hangaufwärts ausgebreitet hat. Obwohl die horizontale Ausbreitung aus geologischen Gründen um 0 n.Chr. abgeschlossen war, lässt sich bis zum Eingreifen des Menschen im 19. Jh. keine Abnahme des vertikalen Wachstums erkennen.
Niederer, Ueli Kometen, Monde, Neue Sterne: Der Einfluss der Beobachtungen auf die kopernikanische Revolution
33-54 (1)
  Nachdem die Beobachtungen für Kopernikus selbst noch eine nebensächliche Rolle gespielt hatten, beeinflussten sie später in bedeutendem Masse die Verbesserung und die Aufnahme des kopernikanischen Systems. Mehrere Wirkungsweisen lassen sich unterscheiden. Die Beobachtungen Tycho Brahes veranlassten Kepler zur Weiterentwicklung des Systems. Die Neuen Sterne von 1572 und 1604 und der Komet von 1577 liessen erkennen, dass am Himmel Veränderungen möglich waren und deshalb die aristotelischen Ansichten über die Natur des Himmels, auf denen die alte Astronomie beruhte, nicht stimmen konnten. Die von Galilei 1610 entdeckten Jupitermonde bewiesen, dass es neben der Erde auch andere Bewegungszentren gab, was wiederum dem heliozentrischen System mehr Glaubwürdigkeit verlieh. Neuere und genauere Beobachtungen machten immer deutlicher, dass die neue Astronomie auch in der Anwendbarkeit der älteren überlegen war.
Scharfetter, Christian Heilkunde und Menschenbild
55-66 (1)
  Wissenschaft und mit ihr auch die Medizin als kulturelles Subsystem sind zeit- und kulturabhängige cognitive Strukturierungen. Die Heilkunde ist in ihrem Verständnis vom Menschen, von Wissenschaft, von Krankheit und Heilen kulturabhängig. Eine ganzheitliche Medizin sollte im Ideal somatisch-physiologische, psychologische, soziale und transpersonale Perspektiven auf den Menschen in Gesundheit und Krankheit einbeziehen. Auf nur einen Bereich fixierte Perspektiven sind gefährdet für ideologische Einschränkungen. Der «Normalität des Leidens» im menschlichen Leben entspricht ein vielschichtiges Heilangebot. Die kritische Sozialgeschichte der Medizin als Beruf zeigt die Selbstmonopolisierung der akademischen Medizin als Profession, die Alleinanspruch auf Heilungsberechtigung erhebt und andere Heilsangebote verdrängt. Die Common-factor-Forschung sucht nach gemeinsamen Wirkbereichen in der Heilungsinteraktion verschiedener Heilsysteme.
Landolt, E. et al. Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)
67-80 (1)
  Ergebnisse Podium und Diskussion 15.Febr.1988: Willy A. Schmid:Grundsätze des methodischen Vorgehens bei UVPs; Christian Zimmermann: Erfahrungen der Privatwirtschaft mit der UVP. Hans-Peter Margulies und Heinz Trachsler: Erster rfahrungen mit der UVP.
Dütsch, Hans U. Das antarktische Ozonloch - eine Folge der Luftverschmutzung
85-108 (2)
  Ausgehend vom einfachen Chapman-Ansatz wird die moderne photochemische Theorie dargestellt, in welcher der Ozonabbau wesentlich durch katalytische Kreisprozesse mit reaktiven Radikalen erfolgt. Es wird gezeigt, dass die beobachtete Ozonverteilung nur durch eine enge Verknüpfung von sehr komplexen chemischen mit ebenfalls komplizierten Transportprozessen verstanden werden kann. Das sogenannte Ozonloch, das sich im antarktischen Frühjahr seit Ende der 70er Jahre entwickelt hat, wird durch vom Menschen in die Atmosphäre gebrachtes zusätzliches Chlor bei sehr tiefen Temperaturen verursacht. In einer annähernd den ganzen antarktischen Kontinent überdeckenden Luftmasse, die nach aussen durch die dynamischen Verhältnisse über mehrere Monate fast völlig isoliert ist, wird das Chlor vorwiegend durch heterogene Reaktionen aktiviert und baut nach Rückkehr der Sonne das Ozon in der unteren Stratosphäre rasch ab, und zwar durch kompliziertere katalytische Zyklen als sie die normale Theorie kennt. Dabei besteht eine enge Beziehung (Rückkoppelungen) zwischen Chemie und Zirkulation.
Bolliger, Thomas und Mark Eberhard Neue Floren- und Faunenfunde aus der Oberen Süsswasserrnolasse des Hömligebietes (Ostschweiz)
109-138 (2)
  Die Molasse des Hörnli wurde schon verschiedentlich zu gliedern versucht, was aber nicht befriedigend gelang. Paläontologische Objekte blieben immer Zufallsfunde. M. Weidmann (Jongny VD) hatte 1986 erfolgreich einige Fundstellen beprobt. Eine gegenwärtige systematische Bearbeitung des Gebietes liess verschiedentlich Mollusken, Kleinsäugerzähnchen, Holz-, Blatt-, Frucht- und Samenreste auffinden. Die Ausbeute an Säugerfunden ist noch spärlich. Eine vorläufige biostratigraphische Gliederung der höchsten Hörnlischichten lässt eine Säugerzonierung (Neogene Mammal Units = MN) in MN 6-7 zu, MN 5 und MN 8 lassen sich gemäss bisherigen Erkenntnissen ausschliessen. Die Florenassoziationen deuten auf die Phytozonen OSM 3a-3b hin. Im Leiachertobel (835 m) ergeben vorläufige Resultate eine Auenwaldvergesellschaftung eines warm-gemässigten Klimas. Am Chlihörnli (930 m) weisen Pflanzenreste, Schnecken und Ostrakoden auf einen unter 350 m gelegenen Auenbereich hin. Säugetiere und Landmollusken lebten ebenfalls in diesen Gebieten, teilweise aber auch in trockeneren, offeneren Landschaftsteilen. Klimarekonstruktionen lassen Jahresmitteltemperaturen von 15-17 0C und jährliche Regenmengen von über 1300 mm annehmen. Für den Fundpunkt auf 1000 m sind keine wesentlichen Unterschiede dieser Werte zu finden, einige Pflanzen- und Molluskenreste weisen jedoch auf eine Höhendifferenzierung hin. Eine Veränderung von einem warm-gemässigten (Leiachertobel 835 m) zu einem warm-temperierten Klima (Chlihörnli 930 m und 1000 m) zeichnet sich ab.
Specker, Ernst Die Logik oder die Kunst des Programmierens
139-150 (2)
  Die Grundgedanken der Logikprogrammierung werden am Beispiel eines Geduldspiels (Türme von Hanoi) erläutert. Die möglichen Stellungen dieses Spiels bilden einen Graphen, wenn zwei Stellungen durch eine Kante verbunden werden, falls sie durch einen legalen Zug auseinander hervorgehen. Dieser Graph wird auf zwei Arten realisiert: zum einen in unserer materiellen Welt mit Hilfe einer Vervielfältigungsmaschine, zum anderen in der idealen Welt von Herbrand mit Hilfe der Logikprogrammierung.
Bauer, Friedrich L. Algorithmen, Strukturen, Maschinen: Inhalte der Informatik
151-156 (2)
  "Streiflichter:" Festvortrag vor der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; Nachdruck aus dem Jahrbuch 1987 (ohne Bildmaterial) mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlegers.
Potrykus, Ingo Gentechnologie bei Pflanzen
165-174 (3)
  In den vergangenen Jahren sind Methoden entwickelt worden, welche die Möglichkeit eröffnen, isolierte Erbfaktoren (Gene) in somatische Pflanzenzellen zu übertragen, und aus diesen genetisch veränderten Zellen vollständige Pflanzen zu regenerieren. Diese Pflanzen unterscheiden sich von den Ausgangspflanzen in der Regel nur in dem neuen, durch das übertragene Gen bedingte Merkmal. Das Fremdgen kann aus einer Pflanze oder aus anderen Organismen stammen. Sobald es in das Erbgut der Pflanzenzelle integriert ist, verhält es sich genau so wie ein Gen der Wirtspflanze. Das Fremdgen kann auch vor der Übertragung gezielt verändert werden, z. B. durch Änderung der Steuersignale, die darüber entscheiden, wo und wann das Gen aktiv wird. Gentechnologie bietet damit die Möglichkeit, Pflanzen sehr gezielt zu verändern. Dies wird von einem Teil der Bevölkerung als Chance, von einem anderen Teil als Gefahr gesehen. Vermutlich wird beides übertrieben. Gefahren auf der Grundlage transgener Pflanzen sind schwer zu erkennen, und die Möglichkeiten der Verbesserung von wichtigen Pflanzen bewegen sich in engen Grenzen.
Kucera, Ladislav J. Einsatzmöglichkeit der Kernspintomographie in der Holzforschung 
175-196 (3)
  Die Kernspintomographie ist eine zerstörungsfreie Methode, mit welcher zweidimensionale Bilder der Wasserverteilung in einem Holzkörper gewonnen werden können. In der vorliegenden Arbeit werden die Einsatzmöglichkeiten der Kernspintomographie in holzkundlichen und holztechnologischen Untersuchungen im Zusammenhang mit der Wasserverteilung im Holz aufgezeigt. Einleitend wird auf die Rolle des Wassers in der Baumphysiologie, der Holzkunde und der Holztechnologie hingewiesen. Die bisherigen Methoden der Wassergehaltsbestimmung werden kritisch besprochen. Die Grundlagen der kernspintomographischen Darstellung des Wassers werden kurz erörtert und die Aussagekraft anhand zahlreicher Beispiele veranschaulicht. Im Sinne einer Synthese werden die möglichen Aufgabenstellungen für die Kernspintomographie in der Holzforschung aufgezeigt.
Mittelstrass, J. Kopernikanische oder Keplersche Wende? - Keplers Kosmologie, Philosophie und Methodologie
197-215 (3)
  Die Wissenschafts- und Geistesgeschichte verbindet mit dem Namen des Kopernikus eine fundamentale Veränderung in theoretischen und methodologischen Dingen. Dabei wird übersehen, dass das Kopernikanische Programm in Wahrheit ein konservatives Programm ist und eine entsprechende Revolution erst im Rahmen der Keplerschen Astronomie stattfindet. Während Kopernikus noch einem antiken astronomischen Forschungsprogramm zu neuer Geltung verhelfen wollte, bricht Kepler mit diesem Programm und leitet damit eine neue Entwicklung ein, die auch in physikalischer Hinsicht weit über die bisherige Astronomie hinausführt. Zur Verdeutlichung einer «Keplerschen Wende» dient die Darstellung der kinematischen und dynamischen Erklärungen Keplers. Weitere Abschnitte bilden der Keplersche Fortschritt, die Harmonien des Kosmos und die Keplersche Einheit von Naturphilosophie und Naturerklärung.
Wolters, G. Vierzehn wissenschaftsphilosophische Thesen zum Problem der «neuartigen Waldschäden»
216-223 (3)
   
Milinski, Manfred Konkurrenten, Feinde, Parasiten und die Überlebensstrategien des Dreistachligen Stichlings
224,AR (3)
  Ein kleiner Fisch wie der Stichling muss fast ständig zwei verschiedene Aufgaben gleichzeitig erfüllen, nämlich fressen und vermeiden, gefressen zu werden. Der beste Kompromiss zwischen beiden hängt ab vom aktuellen Feindrisiko, vom eigenen Energiebedarf, und davon, was seine Konkurrenten tun und was seine Parasiten wollen, dass er tut. Parasiten können den Kompromiss beeinflussen durch Erhöhung des Energiebedarfs ihres Wirts, durch Veränderung seiner Konkurrenzfähigkeit und auch dadurch, dass sie sein Verhalten direkt manipulieren, so dass er leichter durch den Endwirt oder einen Vektor gefressen werden kann.
Dütsch, Hans-Ulrich Das Ozonloch: Bildung und mögliche globale Konsequenzen
224,AR (3)
  Seit Ende der 70er Jahre wurde im antarktischen Frühjahr eine rasche Abnahme des stratosphärischen Ozongehalts auf weniger als die Hälfte beobachtet, und man spricht etwas irreführend von einem Ozonloch. Diese Abnahme kann weder mit der bis anhin für die Erklärung der stratosphärischen Ozonschicht entwickelten photochemischen Theorie noch als Folge einer veränderten stratosphärischen Zirkulation verstanden werden. Sie ist durch neuartige chemische Prozesse bedingt, die unter den extremen meteorologischen Bedingungen am Ende der antarktischen Polarnacht ablaufen, und bei denen die rasch steigende Belastung der Atmosphäre durch die anthropogenen Chlorfluorwasserstoffe eine entscheidende Rolle spielt. Die zusätzliche, hier in Erscheinung tretende Ozonsenke bewirkt eine Reduktion dieses Spurengases auch in Teilen der Südhemisphäre ausserhalb der Antarktis. Ob ähnliche Vorgänge unter wesentlich anderen meteorologischen Voraussetzungen auch in der Arktis mit Auswirkungen auf die Nordhemisphäre auftreten können, ist noch umstritten.
Potrykus, Ingo Gen-Transfer bei Pflanzen
224,AR (3)
  In den vergangenen 5 Jahren sind Methoden entwickelt worden, welche es ermöglichen, isolierte Erbfaktoren (als DNS-Moleküle) in das Erbgut von Pflanzen zu übertragen. Die «fremden» Erbfaktoren verhalten sich dort wie die ursprünglichen Pflanzengene. Diese neuartige und gezielte Veränderung von Pflanzen wird von den einen als Chance zur Verbesserung von Kulturpflanzen, von anderen als grosse Gefahr gesehen. Im Anschluss an eine Darstellung der Möglichkeiten des Gentransfers mit Pflanzen ist der Autor gern bereit, Fragen nach möglichen Gefahren zu diskutieren.
Borbély,A.; F. Gutzwiller, R. Humbel, W Vetter, B. Wüthrich und G. Zbinden Podiumsgespräch und Diskussion: Gesundheit und Ernährung
224,AR (3)
  kein Autoreferat
Valavanis, Anton Neue bildgebende Verfahren für die Untersuchung des Gehirns und seiner Erkrankungen
225,AR (3)
  Eine nicht voraussehbare technologische Entwicklung in den letzten 15 Jahren hat es ermöglicht, physikalische Phänomene, wie die Absorption von Röntgenstrahlen, die Reflexion von Ultraschallwellen und die magnetische Resonanz für medizinisch-diagnostische Zwecke nutzbar zu machen. Dabei hat sich das Gehirn, welches über Jahrzehnte hinweg einer direkten Darstellung entging, als Hauptanwendungsgebiet der modernen bildgebenden Verfahren erwiesen. Die zentrale Stellung für die Untersuchung des Gehirns nimmt heute die magnetische Resonanz-Tomographie ein. Sie ermöglicht nicht nur die Darstellung der inneren Architektur des Gehirns beim Lebenden und die Erfassung kleinster Krankheitsherde, sondern vermittelt auch vorher nicht möglich gewesene Einblicke in das räumliche und zeitliche Verhalten von Hirnerkrankungen.
Müller, Stephan; Ladislaus Rybach, Kurt Fehr, Lukas Hauber Podiumsgespräch und Diskussion: Erdwärmenutzung in der Schweiz: Erschliessungsstand und Perspektiven
225,AR (3)
  In der Schweiz konzentriert sich die Erdwärmenutzung auf die Erschliessung natürlicher Wärmeträger niedriger Enthalpie. Künstliche Zirkulationssysteme der untiefen Geothermie haben die Marktreife erlangt (über 3000 Erdwärmesonden-Anlagen mit Bohrtiefen von 50-100 Metern in Betrieb). Neuerdings gewährt der Bund für Erschliessungsbohrungen tiefliegender Klult- und Schicht-Aquifere eine Risikodeckung bis zu 80%. Nach einem kurzen Abriss der wissenschafflichen Grundlagen der Geothermie werden Beispiele vorgestellt und künftige Entwicklungsmöglichkeiten (z.B. Hot Dry Rock-Systeme zur Stromerzeugung) aufgezeigt.
Straumann, Norbert Neutrinophysik und Supernova-Explosionen
225,AR (3)
  Am Ende der thermonuklearen Evolution von massiven Sternen wird das ausgebrannte Innere des Sternes instabil und stürzt in fast freiem Fall in sich zusammen. Dabei entsteht ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch. Die äusseren Teile des Ausgangssternes können unter Umständen durch eine gewaltige Schockwelle abgestossen werden. Dieses kosmische Feuerwerk erscheint uns dann als Supernova. Der grösste Teil der beim Kollaps freigesetzten Energie wird aber in Form von Neutrinos abgestrahlt. Dieser Neutrinopuis konnte anlässlich der Supernova-Explosion 1987 A in der Grossen Magellanschen Wolke nachgewiesen werden. Damit konnten unsere theoretischen Vorstellungen im Detail überprüft werden.
Fricker, François Was ist Mathematik? - Versuch einer Antwort von aussen
225,AR (3)
  Die Vorstellungen, was die Mathematik sei und womit sie sich beschäftige, sind oft auch bei sonst hochgebildeten Menschen ziemlich abstrus. Anhand einer - auch dem Laien zugänglichen - Betrachtung «von aussen» soll der Versuch unternommen werden, die gängigsten Vorurteile gegenüber dieser Wissenschaft abzubauen.
Lubini-Ferlin, Verena Hydrobiologisches Bachinventar der Stadt Zürich 
229-250 (4)
  Zwischen 1986 und 1988 sind auf dern Gemeindegebiet der Stadt Zürich 84 Bäche mit einer Gesamtlänge von rund 70 km hydrobiologisch erfasst worden. Zehn Bäche wurden faunistisch genauer untersucht, wobei das Schwergewicht der Untersuchung bei den Insekten lag. Insgesamt konnten 109 Taxa nachgewiesen werden, darunter 12 Eintagsfliegen-, 14 Steinfliegen- und 48 Köcherfliegenarten. Zwei Eintagsfliegenarten (Baetis scambus und Ecdyonurus helveticus) und zwei Larvenhabitate der Gestreiften Quelljungfer (Cordulegaster bidentatus) sind neu für den Kanton Zürich. Es zeigte sich, dass grössere Bäche mit regelmässiger Wasserführung und hoher Strukturvielfalt in der Regel eine reichere Fauna enthalten als zeitweise trockenfallende, kleine Bäche. Grössere Wasserpflanzenbestände kommen im Sagentobelbach, Dorfbach Affoltern und Katzenbach vor. Ein Vergleich der Stein- und Köcherfliegenfauna im Wehrenbach und Stöckentobel mit Artenlisten aus dem letzten Jahrhundert deutet auf einen Wandel im Artenspektrum hin. Die ökologische Beurteilung ergab für achtzehn Bäche oder Bachabschnitte gute Ergebnisse.
Straumann, N. Neutrinophysik und Supernova-Explosionen
251-280 (4)
  Am Ende der thermonuklearen Evolution eines massiven Sterns wird der ausgebrannte zentrale Bereich instabil und stürzt in fast freiem Fall in sich zusammen. Dabei entsteht ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch. Die äusseren Teile des Ausgangssterns können unter Umständen durch eine gewaltige Schockwelle abgestossen werden. Dieses kosmische Feuerwerk erscheint uns dann als Supernova. Der weitaus überwiegende Teil der beim Kollaps freigesetzten Energie wird aber in einem gewaltigen Neutrinopuls abgestrahlt. Diese Neutrinostrahlung wurde anlässlich der Supernova-Explosion 1987A in der Grossen Magellanschen wolke in Untergrundlaboratorien erstmals nachgewiesen. Damit konnten unsere theoretischen Vorstellungen über den Gravitationskollaps und die Bildung von Neutronensternen quantitativ überprüft werden. Detaillierte Beobachtungen der weiteren Entwicklung von SN 1987A bei allen wellenlängen sind von unschätzbarem wert für das Studium der Sternevolution, der Nukleosynthese und der physikalischen Prozesse bei der Geburt eines Neutronensterns. Die Supernova 1987A in der Grossen Magellanschen wolke wird noch für viele Jahre ein Brennpunkt der astrophysikalischen Forschung sein.
Briefe an den Herausgeber
Evolutionäre Erkenntnistheorie - eine Polemik
157 (2)
Burla, H.:  Replik
159 (2)
Keller, H. H. Replik
157 (2)
Wolters, G. Duplik
160 (2)

 
 
1988
133. Jahrgang 
Bolliger, Thomas, Hans Gatti, René Hantke Zur Geologie und Paläontologie des Zürcher Oberlandes
1-24 (1)
  Erdwissenschaftliche Neubearbeitungen im Zürcher Oberland lassen die Kenntnisse des molasse und eiszeitalterlichen Geschehens ergänzen. Der Wetterkalk von Hombrechtikon und analoge Bildungen werden als unter trockenem Klima entstandene Verdunstungskalke (Caliche) gedeutet. Grobgeröllige, über weite Bereiche verfolgbare Schüttungen ohne Geröll-Einregelung werden kühlzeitlich, kleingeröllige, oft rinnenförmige Konglomerate mit eingeregelten Komponenten weiterhin fluvial interpretiert. Pflanzenreste und Säugetier-Fossilien aus eingelagerten Feinsedimenten bekunden warmzeitliches Klima. Die Mollusken der Oberen Süsswassermolasse belegen, dass im Zürcher Oberland nur gelegentlich stehende Gewässer existierten. Die nur rund 100 m mächtigen Ablagerungen der Oberen Meeresmolasse, die während eines Meeresvorstosses gebildet wurden, zeugen von rasch ändernden Sedimentationsbedingungen. Warmzeiten sind relieferhaltende Abschnitte. Eine dichte Waldvegetation schützt vor Verwitterung und Abtrag. Die Talbildung muss daher vorwiegend kühl- und kaltzeitlich erfolgt sein. Die Abtragungskräfte griffen längs tektonischer und lithologischer Schwächezonen an. Streng kluftparallel verlaufende Täler und Runsen bekunden, dass Klüfte, Brüche und Blattverschiebungen massgebend zur Talbildung beigetragen haben. Der Zürcher Obersee ist durch die aufgebrochene Antiklinal-Störung zwischen aufgerichteter und subalpiner Molasse vorgegeben. Frost und mehrfach vorgestossenes Linth/Rhein-Eis wirkten verbreiternd. Eine Landschaftsgeschichte versucht die Ereignisse von den Molasse-Schüttungen bis in die jüngste Eiszeit nachzuzeichnen.  
Zürcher, Ernst Diagnosemethoden des Gesundheits- und Vitalitätszustandes der Bäume
25-42 (1)
  Nach Darstellung der morphologischen, physiologischen, chemischen und physikalischen Aspekte der Alterung im Holz und der Vitalitätsänderungen des Baumes, und des Einflusses von Mikroorganismen auf diese Aspekte, werden Diagnosemethoden beschrieben, mit besonderem Akzent auf die heutige Waldschadens-Problematik. Interessante Anwendungen bestehender Verfahren und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten bilden die Synthese dieser Studie.
Stoll, Karl Entwicklungen im Schweizerischen Obstbau in den letzten vier Jahrzehnten
43-50 (1)
  Der traditionelle Obstbau in der Form von Hochstammbäumen musste in den letzten Jahrzehnten moderneren Anbauverfahren weichen. Die Marktproduktion an Tafelkernobst erfolgt jetzt hauptsächlich in intensiv betreuten Niederstammkulturen. Eine starke Förderung erfuhr der Anbau von Sorten, welche sich speziell für die Langzeitlagerung in technisch hochentwickelten Kühlsystemen eignen. Kreise des Landschaffs- und Naturschutzes, aber auch die Liebhaber älterer Sorten warnen vor einer zu einseitigen Ausrichtung dieser Produktionssparte. Sowohl für die Selbstversorgung wie für die Bereitstellung geeigneten Rohstoffes zur technischen Obstverwertung können hochstämmige Bäume nach wie vor ihre Berechtigung haben.  
Schweizerische Arbeitsgruppe für Reflexionsseismik Erste Ergebnisse der Alpentraversen von NFP 20 «Geologische Tiefenstruktur der Schweiz»
61-98 (2)
  NFP-20, ein Forschungsprogramm des Schweizerischen Nationalfonds, hat die Aufgabe, den Gesteinsuntergrund der Schweiz bis an die Basis der Erdkruste zu erforschen. Den Schwerpunkt des Programms bilden drei reflexionsseismische Traversen durch die Alpen. Diese werden von 20 erdwissenschaftlichen Projekten, wie Refraktionsseismik, Gravimetrie, Magnetik, Präzisionsnivellement und GPS-Messungen, Isotopengeologie, etc. begleitet. Die Feldaufnahmen der Ost- und Westtraverse erfolgten 1986 resp. 1987. Eine Südtraverse vom Gotthard nach Chiasso ist für Herbst 1988 geplant. Die Datenverarbeitung wird intern an der ETH in Zürich und der EPF in Lausanne ausgeführt.
Erste Ergebnisse der Ost- und Westtraverse zeigen das regelmässige Abtauchen der nördlichen Vorlandkruste unter die Alpen. Unterkruste und Moho lassen sich bis unter das axiale Penninikum in eine Tiefe von 16-17 sek. (48-51 km) verfolgen. Dort brechen die Reflexionen abrupt ab, werden jedoch am Südende der Osttraverse in einer Tiefe von 15 sek. (45 km) erneut sichtbar.
Die externen Massive erscheinen als aufgestauchte und von der Unterkruste abgescherte Teile der herzynischen Oberkruste. Die penninische Front lässt sich als starkes, nach Süden abtauchendes Reflexionsband verfolgen, das in einer Tiefe von ca. 5-6 sek. verflacht. Die Sedimentlagen zwischen den penninischen Gneisdecken heben sich als gute Reflektoren deutlich ab. Da die Ost- und Westtraverse nur den nördlichen Teil der Alpen erfassen, ist zum Studium der Südabdachung der Alpen (Wurzelzone, Ivreakörper) eine Südtraverse vorgesehen.  
Schlüchter, Christian Neue geologische Beobachtungen bei der Mammutfundstelle in Niederweningen (Kt. Zürich) 
99-108 (2)
  Neue Aufschlüsse in der unmittelbaren Nachbarschaft der Niederweninger Mammutfundstelle von 1890/91 präzisieren die litho- und klimastratigraphische Position der berühmten Knochenfunde. Die Sedimente mit der ehemaligen Fundschicht sind durch Thermokarst-Diapirismus und durch spätere Setzungsbrüche stark deformiert. Die geocryologisch aktive Phase wird klimastratigraphisch vorläufig mit der maximalen letzteiszeitlichen Gletscherausdehnung zum Pfaffenrank gleichgesetzt. Die Fundschicht selbst ist älter als dieses Ereignis, ein Befund, der mit den palynostratigraphischen Resultaten von M. Welten übereinstimmt.  
Sauter, Willi und Peter Huber Pharyngomyia picta (Meigen) [Dipt. Oestridae] als Erreger einer Ophthalmomyiasis beim Menschen
109-113 (2)
  Ein Fall einer durch Pharyngomyia picta verursachten Ophthalmomyiasis externa beim Menschen aus dem Puschlav (Graubünden) wird beschrieben. Die Art war bisher nicht als Parasit des Menschen bekannt, ihr normaler Wirt ist der Rothirsch (Cervus elaphus). Über die Verbreitung von Ph. picta liegen bisher nur wenig Angaben vor, alle schweizerischen Funde stammen aus dem Kanton Graubünden.  
Voegeli, Hans Sehnsucht nach Urwald      (kein Abstract)
114-119 (2)
Wolters, Gereon Evolutionäre Erkenntnistheorie - eine Polemik
125-142 (3)
  Evolutionäre Erkenntnistheorie versteht sich als evolutionstheoretische, also nicht «philosophische», sondern «wissenschaftliche» Untersuchung unseres Erkenntnisvermögens und seiner Leistungen. Als Hauptproblem wird die Erklärung der vorausgesetzten, mindestens partiellen Übereinstimmung von Erkenntnis- und Weltstrukturen angesehen. In diesem Papier wird argumentiert, dass der evolutionär erkenntnistheoretische Ansatz zirkulär und «metaphysisch» ist. Ferner ist er begrifflich ungenügend und vertritt eine obsolete Variante des Darwinismus, die Beliebiges evolutionär zu «erklären» vermag («Panglossismus»). Die anthropologisch-ethischen Ansprüche, die unter dem Titel «kopernikanische Wende» erhoben werden, sind eine Neuauflage des prinzipiell untauglichen und abzulehnenden Versuchs einer wissenschaftlichen Fundierung («Naturalismus») menschlichen Selbstverständnisses.  
Diebold, Peter Der Nordschweizer Permokarbon-Trog und die Steinkohlenfrage der Nordschweiz
143-174 (3)
  Sedimentation, Tektonik und Kohleprospekte des Nordschweizer Permokarbon-Troges werden aufgrund publizierter Resultate der Nagra zusammenfassend dargestellt. Die Trogfüllung besteht aus kontinentalen überwiegend fluviatilen und lakustrinen Ablagerungen und wird zweigeteilt: - Ein älterer Teil wird als Stephanien-Autunien datiert und ist auf den tiefern, eigentlichen Trog beschränkt. Dazu sind u. a. die flözführende Kohle-Serie und die durch bituminöse Gesteine charakterisierten Seeablagerungen zu rechnen. Die an die Obergrenze der Abfolge zu stellende Untere Schuttfächerserie gibt Hinweise auf synsedimentäre Tektonik. - Der jüngere Teil greift diskordant weit über den eigentlichen Trog hinaus. Ihr sind die ins Oberrotliegende zu stellende Playa- und Obere Schuttfächerserie zuzurechnen. Die Struktur des Permokarbon-Troges wird durch transpressive, wohl vorwiegend synsedimentäre Tektonik geprägt. Die Struktur ist durch starke Variation im Tiefgang, sowie Verfaltungen und Überschiebungen in der ältern Trogfüllung gekennzeichnet. Diese Transpressionstektonik kulminiert an der Wende Unter-/Oberperm (Saalische Phase). Im Oberperm wird nur schwache Extensionstektonik vermutet. Die in Weiach erbohrte Kohle-Serie umfasst rund 60 diskrete Kohlelagen von 0,1 bis 4 m Mächtigkeit, mit total ca. 32 m Kohle. Die limnischen Kohlen sind vorwiegend allochthonen Ursprungs, zeigt hohen Aschegehalt und liegen im Inkohlungsbereich der Flamm- bis Fettkohlen. Das auf ca. 1585 m liegende Hauptflöz hat folgende Qualität: (Rohkohle), Aschegehalt: 10-18%; flüchtige Bestandteile: 31-33%; Heizwert: 28-31 MJ/kg; Schwefel: 0,48% (WAF); Reflexionsvermögen: 1,01 R max; Kokungsverhalten: positiv. Ausgereifte Technologien zur Nutzbarmachung der Ressource stehen heute nicht zur Verfügung. Spekulative Prospekte, in technisch machbaren Tiefen von 900 bis 1200 m bieten jedoch die Überschiebungszonen westlich von Weiach.  
Hächler, Patrick Analyse von Wetterlagen, die in den letzten 100 Jahren zu besonders gefährlichen Lawinensituationen führten
175-186 (3)
  Aufgrund der Aufzeichnungen des Eidgenössischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (EISLF) wurden die schwersten Lawinenkatastrophen seit 1880 ausgewählt. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Exposition von Alpennord- und -südseite wurde festgestellt, dass in allen Fällen eine praktisch stationäre Tiefdruckzone bestimmend war. Frontale Wellen, die mit starken Höhenwinden gegen die Alpen geführt wurden, zeichneten sich durch besonders intensive Schneefälle aus. Staugradienten erscheinen ebenfalls wichtig, wenn auch dabei keine absoluten Höchstwerte auftraten. Für die neuesten Fälle wurden auch die Höhenwetterkarten zur Diagnose herangezogen. Hier fand sich in allen Fällen ein gut ausgeprägter Strahlstrom, der auf starke frontale Vorgänge hinweist. Schliesslich werden die Möglichkeiten der modernen Vorhersage diskutiert. Es zeigt sich, dass aufgrund numerischer Modelle vernünftige Prognosen auf einige Tage hinaus gemacht werden können.  
Martinelli, Bruno Die vulkanische Aktivität des «Nevado del Ruiz» (Kolumbien) seit Dezember 1984 und ihre Folgen für Land und Leute
187-194 (3)
  Einführung: Am 13. November 1985 hatte eine relativ bescheidene Eruption am «Nevado del Ruiz» für viele Kolumbianer katastrophale Folgen. Schlammlawinen (Lahar), die durch das Schmelzen des Gletschers in der Kratergegend (5400 m ü.M.) entstanden, verwüsteten die ganze Landschaft. Viele Einwohner von Armero und Cincinná wurden Opfer dieses Ereignisses. Wie äusserte sich die Aktivität vor der Eruption? Welche Auswirkungen hatten die Lahar? Seit dieser Katastrophe sind jetzt zwei Jahre vergangen, und der Vulkan hat sich noch nicht ganz beruhigt. Ist das Schlimmste vorbei?  
Halonbrenner, Rolf Moderne Wissenschaft im Dienste der Polizei
195-197, AR (3)
  Bei kriminaltechnischen Untersuchungen wird aufgrund der Spuren, also der stummen Zeugen eines Geschehens, der wahre Sachverhalt erforscht, damit eine Basis für die Wahrheitsfindung gefunden werden kann. Andererseits wollen wir mit unserer Tätigkeit auch präventiv im Sinne der Verhütung von weiteren Unfällen wirken.  
Turina, Marco Moderne Herzchirurgie: Vorstoss zu den ethischen Grenzen der technisierten Medizin
198 AR (3)
  Die Entwicklung der Herzchirurgie wurde eigentlich durch die Konstruktion der Herz-Lungen-Maschine ermöglicht: eines Gerätes, das die Funktion des Herzens und der Lunge übernimmt und ein Stillegen des Herzens erlaubt. Somit war es möglich, den Patienten längere Zeit am Leben zu erhalten, obschon seine wesentlichen vitalen Organfunktionen ausgeschaltet waren. Die logische Folge dieser Entwicklung war einerseits der Bau und die Anwendung des künstlichen Herzens und andererseits der Ersatz des erkrankten Herzens mit einem fremden Organ - die Herztransplantation. Eine gewisse Bewertung dieser beiden Extrementwicklungen ist heute möglich: Die Herztransplantation ist - dank Verbesserungen der Abstossungsbehandlung - ein fester Bestandteil der klinischen Routine geworden, mit einer 1-Jahres-Überlebensrate von mehr als 90%. Das moderne Kunstherz hat die klinische Reife noch nicht erreicht: Die Energiequelle und die Steuerung finden noch immer keinen Platz im menschlichen Körper, und das Problem des Blut-Fremdkörper-Kontaktes ist noch immer nicht gelöst. Alle Patienten sterben schlussendlich an rezidivierenden Thrombo-Embolien, welche aus dem Kunstherz stammen. Die einzige, zurzeit erfolgversprechende Anwendung des künstlichen Herzens stellt die sogenannte Brücke zur Transplantation dar. Extrem kranke Patienten mit therapierefraktärem Herzversagen, für welche das Spenderherz im Moment nicht zur Verfügung steht, bekommen das künstliche Herz für die Dauer von wenigen Tagen bis Wochen implantiert, bis das passende Spenderherz gefunden wird. Die Kosten des künstlichen Herzens sind im Moment unvergleichbar höher als diejenigen der Transplantation; die Entwicklung auf diesem Sektor ist jedoch keineswegs abgeschlossen.
Niemeyer, Günter Forschung zur Funktion der Netzhaut
198 AR (3)
  Sehen schliesst - über das Erkennen kleiner Buchstaben hinaus - viele verschiedene Modalitäten ein. Um die gesamte visuelle Umwelt sichtbar zu machen, ist ein Aufnahmeapparat notwendig. Ist die Netzhaut des Auges nur ein Aufnahmeapparat? Ihr anatomischer Aufbau und ihre funktionellen Besonderheiten deuten auf kompliziertere Vorgänge hin. Umformung der «Reize» aus der sichtbaren Umwelt, auch als «signal processing» verstanden, wird durch Schaltkreise von Nervenzellen, durch spezialisierte Zell-zu-Zell-Verbindungen und durch viele chemische Überträgersubstanzen ermöglicht. Diese Substanzen können einerseits Information direkt von einer Nervenzelle zur nachgeschalteten weitermelden oder die gesamte Empfindlichkeit eines Nervenzell-Geflechtes modulieren. Die Erforschung derartiger Zusammenhänge vereinigt elektrophysiologische, biochemische, autoradiografische und anatomische Ansätze. Krankhaffe Veränderungen der menschlichen Netzhaut werden an Beispielen lebendig gemacht und zur Forschung in Beziehung gesetzt.
Geiss, Johannes Ergebnisse des Fluges der Weltraumsonde GIOTTO zum Halley
198-200, AR (3)
  Teile des AR: Durch ihr unberechenbares Auffauchen und wegen ihrer off grossartigen Erscheinung haben Kometen zu allen Zeiten die Kunst beflügelt und die Wissenschaft herausgefordert.
Die Bilanz der chemischen Elemente im Kern des Halleyschen Kometen und die molekulare Form, in der Stickstoff und Kohlenstoff im Staub und im Gas vorkommen, tragen nun tatsächlich die Signatur dieser Chemie der interstellaren Dunkelwolken: Hoher Schwerwassergehalt, Kohlenstoff in oxydierter Form, Blausäure und organische Moleküle sind typische Produkte der Ionen-Molekül-Reaktionen bei tiefen Temperaturen. Auch das Defizit an Stickstoff erklärt sich recht zwanglos: In den Dunkelwolken sollte der Stickstoff hauptsächlich in molekularer Form vorliegen, und in dieser Form lässt er sich nur schwer kondensieren. So deutet im jetzigen Stadium der Auswertung der Giotto- und Vega-Resultate alles darauf hin, dass wir in Kometenmaterial einen bedeutenden Anteil von kondensierter interstellarer Materie haben, die unverfälscht den Bildungsvorgang des Sonnensystems überstanden hat. Es gibt in dem Kometen Molekülbildungen, die älter sind als die Sonne. Zweifellos wird die Auswertung der Daten von Giotto und Vega, die noch lange nicht abgeschlossen ist, unsere Kenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems nachhaltig beeinflussen.
Bosshardt, Hans-Paul Entwicklungstendenzen in der Bekämpfung von Schadorganismen in der Landwirtschaft
200-201 AR (3)
  Grosse Produktivitätsfortschritte haben die Landwirtschaft an ihre Grenze gebracht: weitere Mehrproduktion führt nur noch zu Überschüssen und Umweltbelastungen und wird damit sinnlos. Diese Situation verlangt eine vermehrte Orientierung der landwirtschaftlichen Produktion hin zur Versorgung der Bevölkerung mit einer reichhaltigen Palette von qualitativ hochwertigen Entegütern, die unter Schonung der Umwelt, namentlich des Bodens und der Gewässer, erzeugt werden. Der Landwirt bewältigt heute diese schwierige Aufgabe mit einer Kombination verschiedenster, z.T. neuer Methoden, die Jahr für Jahr sich ständig wechselnden äusseren Umständen angepasst werden müssen: agronomische Methoden (standortgerechter Anbau geeigneter Sorten), administrative Massnahmen (Quarantäne), der Einsatz biologischer Helfer (Nützlinge, Pilze, Bakterien, Viren) und biochemischer Agentien (Pheromone), die Anwendung ausgewählter Chemikalien (spezifisch wirksame, hochaktive, abbaubare Wirkstoffe in geeigneter Formulierung und gezielter Applikation) und die Verwendung sinnreicher technischer Hilfsmittel (Klebfallen, Blattnasschreiber, Unkrautstriegel) werden zu einem wirksamen, umweltschonenden und sozial annehmbaren Verfahren zusammengefügt. Mit diesem flexiblen Instrumentarium, der Integrierten Produktion, und dank genauer Naturbeobachtung gelingt es so dem Landwirt, unter Bewahrung der natürlichen Produktionsgrundlagen gute und ausreichende Ernten unter Dach zu bringen.
Würgler, Hans mit: Aldo Campana, Lili Nabholz, Hans Peter Schreiber, Charles Weissmann Gen-ethische Probleme in der Humanmedizin: Podiumsgespräch und Diskussion
201,AR (3)
  kein AR 
Landolt, Elias (Leitung) Die Umweltverträglichkeitsprüfung - eine Chance für die Umwelt? Podiumsgespräch und Diskussion
201 AR (3)
  Im Bundesgesetz über den Umweltschutz von 1983 steht im Art. 9 Abs. 1: Bevor eine Behörde über die Planung, Errichtung oder Änderung von Anlagen, welche die Umwelt erheblich belasten können, entscheidet, prüft sie die Umweltverträglichkeit. Das Podiumsgespräch soll die bis heute mit dieser Prüfung gemachten Erfahrungen und Auswirkungen aufzeigen. Die Beiträge zum Podiumsgespräch sind:
Schmid, Willy A. UVP: Methodisches Vorgehen
201 AR (3)
  Ausgehend von der gesetzlichen Grundlage sollen die wichtigsten methodischen Grundsätze der Umweltverträglichkeitsprüfung UVP dargestellt werden. Dies betrifft einmal die Einbindung der UVP in den Projektierungsablauf einer Anlage, zum anderen die Durchführung der Wirkungsanalyse als Kernstück der UVP. Bei der Einführung soll näher auf die Ermittlung der Anfangsund Randbedingungen mit Hilfe des WITH-WITHOUT-Vergleichs und den Bewertungsansatz zur Ermittlung schwer quantifizierbarer Grössen eingegangen werden.
Zimmermann, Christian UVP: Erfahrungen in der Privatwirtschaft
201 AR (3)
  Welche Rolle im UVP-Verfahren übernimmt der Umweltberater, der mit dem Erstellen des UVPBerichtes beauftragt wird? Es sollen seine Verantwortung für das Instrument UVP, seine Rahmenbedingungen und Sachzwänge aufgezeigt werden.
Margulies, Hans Peter UVP: Erfahrungen in der Verwaltung
202 AR (3)
  Obschon Ausführungsbestimmungen zu Art. 9 des Umweltschutzgesetzes noch fehlen, ist die Bestimmung im Kanton Zürich seit Frühling 1986 aufgrund eines Entscheides des Verwaltungsgerichtes anzuwenden. Das Referat zeigt die kritischen Stellen des Ablaufs und diskutiert Vor- und Nachteile des Instrumentes UVP.
Hürlimann, Joachim und Ferdinand Schanz Charakterisierung zweier verbundener Weiher mit kleinem Einzugsgebiet aufgrund von Planktonbiozönosen und Nährstoffbelastungen
205-224 (4)
  Die in der Gemeinde Küsnacht (Kanton Zürich) gelegenen und miteinander verbundenen Kleingewässer Rumensee und Schübelweiher wurden chemisch, physikalisch und biologisch von Februar bis Oktober 1987 untersucht (Einzugsgebiet: 0,7 km2). Im folgenden sind die wichtigsten Resultate des Kapitels 3.1-3.5 aufgeführt:
1) Rumensee und Schübelweiher haben beide eine mittlere Tiefe von 1,1 m sowie einen mittleren Tageszufluss von 370 m3 respektiv 320 m3 (durchschnittliche Wasseraufenthaltszeiten: 38 und 52 Tage).
2) Die Sauerstoffverhältnisse waren selbst unter Eisbedeckung gut, und es konnten nur einmal während des Sommers minimale Konzentrationen unter 4 mg 02/1 beobachtet werden.
3) Die Phyto-Planktonbiozönose war im Rumensee mit 66 Taxa und im Schübelweiher mit 95 Taxa äusserst artenreich. Massenentwicklungen von Chrysophyceen-Arten deuten auf nährstoffarme Verhältnisse hin.
4) Die Phosphorfracht der Zuflüsse beträgt etwa 5 kg P/Jahr und Weiher, diejenige des Niederschlags direkt auf die Weiheroberflächen etwa 1 kg P/Jahr und Weiher (gesamte Phosphorbelastung im Rumensee: 408 mg P/m2.a, Schübelweiher: 374 mg P/m2.a). Sie liegt nach den Nährstoffbelastungsmodellen von R. A. Vollenweider (1976) in beiden Weihern über der tolerierbaren kritischen Belastung - im Widerspruch zur biologischen Beurteilung.
5) Das Verbinden der beiden Weiher hat zur Folge, dass der untengelegene Schübelweiher etwas bessere physikalische, chemische und biologische Verhältnisse aufweist als der oben gelegene Rumensee, welcher die Funktion eines Nährstoff-Rückhaltebeckens übernimmt.  
Bosshardt Hs. Paul Entwicklungstendenzen in der Bekämpfung von Schadorganismen in der Landwirtschaft
225-240 (4)
  Grosse Produktivitätsfortschritte haben die Landwirtschaft an ihre Grenze gebracht: weitere Mehrproduktion führt nur noch zu Überschüssen und Umweltbelastungen und wird damit sinnlos. Diese Situation verlangt eine vermehrte Orientierung der landwirtschaftlichen Produktion hin zur Versorgung der Bevölkerung mit einer reichhaltigen Palette von qualitativ hochwertigen Erntegütern, die unter Schonung der Umwelt, namentlich des Bodens und der Gewässer, erzeugt werden. Der Landwirt bewältigt heute diese schwierige Aufgabe mit einer Kombination verschiedenster, z.T. neuer Methoden, die Jahr für Jahr sich ständig wechselnden äusseren Umständen angepasst werden müssen: agronomische Methoden (standortgerechter Anbau geeigneter Sorten), administrative Massnahmen (Quarantäne), der Einsatz biologischer Helfer (Nützlinge, Pilze, Bakterien, Viren) und biochemischer Agentien (Pheromone), die Anwendung ausgewählter Chemikalien (spezifisch wirksame, hochaktive, abbaubare Wirkstoffe in geeigneter Formulierung und gezielter Applikation) und die Verwendung sinnreicher technischer Hilfsmittel (Klebfallen, Blattnassschreiber, Unkrautstriegel) werden zu einem wirksamen, umweltschonenden und sozial annehmbaren Verfahren zusammengefügt. Mit diesem flexiblen Instrumentarium, der Integrierten Produktion, und dank genauer Naturbeobachtung gelingt es so dem Landwirt, unter Bewahrung der natürlichen Produktionsgrundlagen gute und ausreichende Ernten unter Dach zu bringen.  
Benz, Arnold Radioastronomie der Sonne und Sterne
241-256 (4)
  Mit dem hochempfindlichen Very Large Array, dem weltgrössten Radioteleskop, sind in den letzten Jahren immer neue Sterne entdeckt worden, die Radiowellen abstrahlen. Zu ihrer Erklärung werden die Erkenntnisse der letzten 40 Jahre über die verschiedenen Radiostrahlungen der Sonne eingesetzt. Radiowellen von Sternen enthalten vor allem Informationen über deren äussere Atmosphäre, insbesondere über ihre Dichte, Temperatur, das Magnetfeld und die damit verbundenen äusserst energiereichen Prozesse, welche den Zustand der Sternatmosphäre weitgehend bestimmen. Diese Vorgänge spielen auch bei der Sternentstehung aus dünnem Gas eine noch wenig bekannte Rolle, sind doch junge Sterne besonders aktiv und z.T. gute Radiostrahler.  
Berichte und Notizen
Grieder, E. P. Das Nationale Forschungsprogramm 12 «Holz», erneuerbare Rohstoff- und Energiequellen
51 (1)
Hurst, A. Die Behandlung der Energiefrage im Nationalen Forschungsprogramm 12 «Holz»
52 (1)
Wandeler, H. Die Nutzung von Holz als Energiequelle
54 (1)
  Die erneuerbaren Energiequellen sollten genutzt werden, soweit es technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar ist. Die Bestrebungen zur vermehrten und besseren Nutzung des energiepolitisch vorteilhaften Energieträgers Holz sind dabei von grosser Bedeutung. Sie leisten einen Beitrag zu einer vermehrten einheimischen Holzverwertung und helfen, die Bewirtschaftung und Pflege unserer Wälder auf lange Sicht zu gewährleisten.  

 
 
1987
132. Jahrgang 
Gensler, Gian Alfred Das Klima von Zürich
1-18 (1)
  Wetterabläufe erzeugen mannigfache momentane Zustände der Atmosphäre. Der Ausdruck Klima umfasst ihren vieljährigen Gesamteindruck. Er kann als mittleres Wetter oder mittleres Verhalten der Atmosphäre betrachtet werden, umfasst aber auch Häufigkeits- und Extremwerte. Das Klima der Stadt Zürich und ihrer Umgebung wird von den örtlichen Geländeformen mitbestimmt, welche das grossräumige Klima innerhalb des Westwindgürtels der gemässigten Breiten modifizieren. Die Klimadaten von Zürich, die sich vor allem auf den Standort der Schweizerischen Meteorologischen Anstalt (SMA) beziehen, ergeben ein mässig warmes und feuchtes Klima, bedingt durch überwiegend veränderliches Wetter, was besonders für den Frühling und Frühsommer zutrifft. Recht günstig gestaltet sich der Herbst, der längere Gutwetterabschnitte aufweist. Der Herbst und Winter zeigen im Verlaufe dieses Jahrhunderts eine allmähliche Erwärmung; der Frühling und Sommer sind nach einem deutlich zu warmen und zu trockenen Abschnitt (1942-1953) wieder auf die Norm zurückgekehrt. Die topographische Lage Zürichs vermindert die Durchlüftung und erzeugt dadurch erhöhte lufthygienische Probleme.
Straub, Max Die Bisamratte im Kanton Zürich
19-25 (1)
  Aus Farmen entwichene Bisamratten sind in verschiedenen Teilen Europas, so auch im Kanton Zürich, heimisch geworden. Da ihre Wühlarbeit Wasserbauten gefährdet, wird ihre weitere Ausbreitung beobachtet, und es sind Massnahmen zur Eindämmung der unkontrollierten Vermehrung des Tieres getroffen worden.
Burga, Conradin A. Der alpine Spät- und Postglazial in Graubünden aufgrund geomorphologischer und pollenanalytischer Untersuchungen
26-44 (1)
  Der Kanton Graubünden, seit über zehn Jahren traditionelles Forschungsgebiet des Geographischen Instituts der Universität Zürich, ist heute bezüglich der spät- und nacheiszeitlichen Gletschergeschichte relativ gut erforscht. Obwohl in Graubünden bisher über 100 Untersuchungsstellen pollenanalytisch bearbeitet worden sind, kann infolge der starken topographischen Gliederung noch kein Gesamtbild der spät- und postglazialen Vegetationsgeschichte entworfen werden. Wohl ist aber für einzelne Täler (Vorderrhein, Hinterrhein, Misox, Oberhalbstein, Oberengadin, Puschlav) die Vegetationsentwicklung seit der Späteiszeit bereits genügend bekannt. Die bisher ältesten Pollenspektra Graubündens reichen mit Radiokarbonalter von 13 000 bis 14 200 Jahre BP bis in die Älteste Dryas (PZ Ia) zurück. Diese Alter weisen auf ein rasches Abschmelzen der Eisströme seit dem letzten Würm-Maximum um 18 000 bzw. 20 000 Jahre BP. Zur Zeit der Pollenzone Ia etablierte sich eine Artemisia-Chenopodiaceae-Ephedra-Steppenvegetation, wobei ihre floristische Zusammensetzung derzeit noch weitgehend unbekannt ist. Das Bölling-Interstadial (PZ Ib) kommt im Pollendiagramm meistens durch einen erstmaligen markanten Baumpollen-Anstieg auf über 50 bzw. 75% zum Ausdruck. Typisch ist eine massive Pinus- und Betula-Ausbreitung in Meereshöhen von 1000-1400 m, die oft von einer Juniperus-Hippophaë-Phase begleitet wird. Zur Zeit des Bölling bestanden die meisten Eistransfluenzen über die Bündner Pässe nicht mehr (Lukmanier, Bernhardin, Julier, Maloja, Bernina, La Stretta, Viola-pass). Das hochwürmeiszeitliche Eisstromnetz war in einzelne grössere Kar- oder Seitentalgletscher zerfallen, die im Egesen-Stadium letztmals kräftig vorstiessen. Im Alleröd-Interstadial (PZ II) erfolgte die endgültige spätglaziale Wiederbewaldung durch Pinus-Arten bis auf Meereshöhen von 1500-1700 m. Der markante Klimarückschlag der Jüngeren Dryas (PZ III) kommt oft als Rückgang von Pinus silvestris/mugo, Pinus cembra und als Zunahme der Nichtbaumpollen, insbesondere der Steppenelemente Artemisia, Ephedra, Juniperus, Chenopodiaceae und Gramineae, zum Ausdruck. Damit verbunden können bisweilen eine Waldgrenzdepression von 200-400 m und eine erneute Tonablagerung festgestellt werden. Die Stadiale vor dem Gschnitz (Feldkirch, Sargans, Chur, Veltlin) zeigen den Zerfall des hochwürmeiszeitlichen Eisstromnetzes des Rhein- und Adda-Gletschers in einzelne Regionalgletscher mit z.T. noch beträchtlichen Nährgebieten. Im Gschnitz-Stadium existierten bereits einzelne selbständige Talgletscher (Hinterrhein, Landwasser, Inn, Poschiavino). Vor dem Daun-Stadium schmolzen alle Eisströme weit ins Nährgebiet zurück. Über die absolute zeitliche Stellung der spätglazialen Gletschervorstösse Graubündens besteht für die Stadien älter als Daun weitgehend noch Ungewissheit. Die Wende zum Präboreal (PZ IV) ist gekennzeichnet durch Näherrücken des subalpinen Nadelwaldes bis nahe an die potentielle Waldgrenze. Im Boreal (PZ V) erfolgt die Massenausbreitung der Hasel im Gebiet der Bündner Südtäler. Am Übergang zum Älteren Atlantikum (PZ VI) ist die von E nach W gerichtete Einwanderung der Fichte festzustellen Das Jüngere Atlantikum (PZ VII) ist off die Zeit einer ersten maximalen Waldgrenz-Höhe (2100-2200 m ü. M.). Die Bündner Zentralalpen sind besonders vom Lärchen-Arvenwald beherrscht. Im Subboreal (PZ VIII) erfolgt an vielen Orten in 2000 m Höhe eine optimale Waldentwicklung bis gegen 3000 Jahre BP. In den Zentralalpen breitet sich die Alpenerle massenweise aus. Das Subatlantikum (PZ IX, X) ist die Zeit der Verwüstung unserer Alpenwälder durch Rodungen, Alpwirtschaff, Erzverhüttung, Skipisten. Die Nacheiszeit ist gekennzeichnet durch mehrere pollenanalytisch feststellbare Klimaschwankungen: Palü (1V), Oberhalbstein (V), Misoxer Kaltphasen (VI), Piora 1/11 (VII), Göschenen 1/11 (IX).
Brunner, William Der Schalenstein von Wetzwil (Gemeinde Herrliberg, Kt. Zürich)
45-52 (1)
  Von den Schalensteinen, die heute beim Landesmuseum liegen, ist derjenige, der ursprünglich bei Wetzwil, Gemeinde Herrliberg ZH, lag, der bemerkenswerteste. Die astronomische und geographische Analyse zeigt, dass Tangenten an entsprechenden Schalenrändern für alle Richtungen für die Sonnenauf- und -untergänge zum Beginn der Jahreszeiten sowohl für den astronomischen wie für den natürlichen Horizont bestimmt werden können (.0... f36 und g-4). Weiter sind die grösstmöglichen Abweichungen der Mondauf- und -untergänge von der Ost-West-Richtung bei 10 Horizontüberhöhung ablesbar (p46,5 und q46,5). Im Jahre 2700 v. Chr. war a -Draconis (Thuban) Polstern. Nach ihm konnte die Linie t90 orientiert werden. Später im Jahr 1700 v. Chr. pendelte Thuban 90 im Azimut um die Nordrichtung. Die grössten Abweichungen wurden durch die Schalen vermarcht, die die Tangenten s81 und r 81 bestimmen. Die obigen Daten sind auch Zeiten nachgewiesener starker Besiedlung. Der Stein zeigt die Richtungen nach andern Schalensteinen und alten Kultzentren an. Was von den erwähnten Möglichkeiten und zu welchen Epochen verwendet wurde, ist ungewiss.
Nievergelt Bernhard, Gustl Anzenberger, Beat Stucki, Robert Zingg Ein zoologisch/botanisches Höhenprofil in der Westflanke des Mount Kenya
53-64 (1)
  Im Rahmen einer Pilotstudie ging es darum, entlang der Auf- und Abstiegsroute zum Point Lenana (4985 m) charakteristische Pflanzenarten sowie alle beobachteten Säugetiere und Vögel in Höhenstufen von 50 Metern systematisch zu erfassen. Das Höhenprofil war geplant als Basis für Vergleiche zu andern afroalpinen Lebensgemeinschaffen. Die Studie wurde ermöglicht durch einen ethologisch-ökologischen Feldkurs der Abteilung Ethologie und Wildforschung des Zoologischen Institutes der Universität Zürich in Nordkenya. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Vegetationsstufen, ausserdem über den Höhenbereich und die Blühphase der registrierten Pflanzenarten. Die Hagenia-Hypericum-Zone erwies sich auf dieser Route als besonders scharf abgegrenzt. Auf einer 2. Höhenstufentabelle sind die beobachteten Säugetiere und Vögel aufgelistet. Hervorzuheben sind für die montane Stufe Guereza, Buschbock und Hartlaubsturako für die alpine Stufe. Klippschliefer auf Standorten mit Fels, Schakalbussard, Bambusfrankolin. Zimtflügelstar, Lobeliennektarvogel und Takazze-Nektarvogel zeigten sich ausschliesslich in Zonen mit blühenden Lobelien. Regelmässigste Begleiter vor allem in der alpinen Stufe waren Bergzistensänger -ein Duettsänger - und Almenschmätzer. Im Vergleich zu entsprechenden Höhenstufen im grösserflächigen Berggebiet in Semien, Äthiopien, scheint hier die Artenvielfalt allgemein geringer, und in den Mächtigkeiten charakteristischer Pflanzenarten spiegelt sich das feuchtere Klima.
Heinloth, Klaus Sind fossile Brennstoffe eine Alternative zur Kernenergie ?
69-87 (2)
  Aus einem Überblick über alle Energiequellen folgt, dass derzeit an grossen Energiequellen nur die fossilen Brennstoffe und die Kernspaltungsenergie verfügbar sind, alle erneuerbaren Energiequellen zusammen zumindest in der Bundesrepublik Deutschland nur einen kleinen Teil des heutigen Energiebedarfs decken könnten, in fernerer Zukunft vielleicht Solar- und Fusions-Kraftwerke als grosse Energiequellen verfügbar gemacht werden könnten. Die Nutzung sowohl fossiler Brennstoffe als auch der Kernenergie ist mit hohen Schadenrisiken verknüpft: Bei weiterer Nutzung der fossilen Brennstoffe im bisherigen Umfang wird durch Freisetzung von Kohlendioxid innerhalb von 50 bis 100 Jahren die mittlere Temperatur auf der Erde um 2 bis 4 Grad, durch anthropogene Emission weiterer Spurengase die Temperatur um weitere 2 bis 4 Grad, insgesamt also um 4 bis 8 Grad ansteigen, dies mit weiter steigender Tendenz. Die dadurch bedingte Klimakatastrophe wird weltweit schon im genannten Zeitraum den Lebensraum von vielen 100 Millionen Menschen vernichten. Das Schadenrisiko bei der derzeitigen Nutzung von Kernenergie betrifft vornehmlich grosse Reaktorunfälle wie Tschernobyl. Unfälle dieser Art könnten aber künftig durch Einsatz inhärent sicherer Reaktoren und entsprechender Vorkehrungen praktisch vermieden werden. Die drohende CO2-Klimakatastrophe erfordert eine drastische Minderung der Nutzung fossiler Brennstoffe. Dies ist nur zu erreichen, wenn künftig alle Möglichkeiten der Energie-Einsparung, alle erneuerbaren Energiequellen in grösstmöglichem Umfang und Kernenergie - dies in inhärent sicheren Kraftwerken - genutzt werden.
Thierstein, Hans R. Paläozeanographie: Neue Aspekte erdgeschichtlicher Forschung
88-103 (2)
  Die zentrale Frage der Ozeanographie ist die Meerwasserzirkulation. Die Paläozeanographie beschäftigt sich, als eines der jüngsten und gegenwärtig aktivsten Forschungsgebiete der Erdwissenschaften, mit der Entwicklungsgeschichte der Ozeane und ihrer Zirkulation. Als multidisziplinäres Forschungsgebiet hat die Paläozeanographie im vergangenen Jahrzehnt einen starken Aufschwung erlebt, vor allem als Folge besserer Kenntnisse in den ihr zugrunde liegenden Disziplinen Ozeanographie, marine Geologie und Mikropaläontologie. Ozeanographische Forschung hat gezeigt, wie dominierend die globale Meereszirkulation für kurzfristige Umweltveränderungen (Klima, Primärproduktion, Chemie der Atmosphäre) ist. Durch die intensive geologische Erforschung der Meeresböden in den letzten zwanzig Jahren ist erkannt worden, dass sich Form und Verteilung der Weltmeere über Jahrmillionen stark verändert haben. Daraus muss geschlossen werden, dass sich auch die globalen Umweltbedingungen drastisch verändert haben. Entwicklungen in der Mikropaläontologie erlauben, diese vergangenen Veränderungen in den Umweltbedingungen besser zu verstehen und ihre zeitliche Abfolge zu rekonstruieren.
Schär, Meinrad Heutiger Stand der Alkoholfrage
104-112 (2)
  1. Der Konsum von alkoholischen Getränken hat in der Schweiz in den Jahren 1945 bis 1965 von rund 10 1 reinen Alkohols pro Jahr und pro Person im Alter von über 15 Jahren auf rund 14 1 zugenommen.
2. Seither hat sich die Gesamtkonsummenge kaum verändert, aber die Verschiebung in der Altersverteilung der Konsumenten fällt auf.
3. Wo sind die Schwerpunkte in der Bekämpfung des Alkoholismus zu setzen?
Kyburz, Walter Hundertjährig, aber nicht veraltet. Alexander Wettsteins «Geologie von Zürich und Umgebung»
113-117 (2)
  Eine der hervorragendsten Dissertationen zur Zürcher Geologie erschien vor hundert Jahren. Sie ist in den Grundzügen noch heute bemerkenswert und verdient es deshalb, in Erinnerung gerufen zu werden.
Britt, Hanni Bioindikation am Beispiel der Flechtenkartierung in Winterthur
123-134 (3)
  Die vorliegende Arbeit soll ein Beitrag zum Problemkreis der Luftverschmutzung sein. Um sich ein Bild der lufthygienischen Situation machen zu können, muss der Schadstoffgehalt der Luft gemessen und dargestellt werden. Der Einsatz von Bioindikatoren ist hier von grossem Nutzen, denn Bioindikatoren können die Wirkungsweise von Schadstoffen auf Lebewesen deutlich machen. In der Arbeit wird speziell der Einsatz von Flechten als Bioindikatoren beschrieben und eine Methode zur Herstellung einer Luftgütekarte nach dem Prinzip des «Index of Atmospheric Purity» (IAP).
Schlüchter, Christian, Max Maisch, Jürg Suter, Peter Fitze, Waldemar A. Keller, Conradin A. Burga und Ernst Wynistorf Das Schieferkohlen-Profil von Gossau ZH und seine stratigraphische Stellung innerhalb der letzten Eiszeit
135-174 (3)
  Durch eine Neuaufnahme und interdisziplinäre Auswertung des klassischen Kiesgrubenprofils von Gossau (Zürcher Oberland) wurden Stratigraphie, Chronologie und die landschaffsgeschichtliche Bedeutung näher untersucht. Der mit den Schieferkohledatierungen erfasste Zeitraum von 54 000 bis 28 000 y BP belegt einen durch zyklische Verlandungsphasen gegliederten Abschnitt ohne Gletscherbeeinflussung. Nach 28 000 y BP erfolgte dann ein Gletschervorstoss bis über Gossau hinaus, der wohl nicht nur eine bedeutendere Oszillation, sondern einen mindestens vom Alpenrand her neuaufgebauten Eisvorstoss darstellt. Pollenanalytisch ist die Abfolge zwischen dem liegenden Delta und dem letzten fluvioglazialen/glazigenen Ablagerungszyklus in mehrere stadiale und interstadiale Phasen gliederbar. Dieser Abschnitt enthält ebenfalls eine mehrere tausend Jahre umfassende Pedogenese.
Kyburz, Walter Das Wetter von Zürich 1986
175-181 (3)
  Die wesentlichen Klimadaten der zürcherischen meteorologischen und Niederschlagsmess-Stationen sind zusammengetragen und erläutert.
Caratsch, Carlo G. Die Bedeutung peripher wirkender Neurotoxine zur Erforschung neurophysiologischer Prozesse
191-258 (4)
  Die vorliegende Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil wird eine Übersicht über die peripher wirkenden Neurotoxine (NT) und eine Charakterisierung dieser Wirkung gegeben. Je nach Typ ihrer spezifischen toxischen Aktivität werden die NT in drei Gruppen eingeteilt: (1) präsynaptisch wirkende NT, (II) postsynaptisch wirkende NT - zwei Gruppen, die hauptsächlich an den neuromuskulären Synapsen wirken -und (III) NT mit Wirkung auf Ionen-Kanäle, besonders auf die Natrium-Kanäle erregbarer Membranen. Im zweiten Teil wird über eigene Arbeiten berichtet, die eine Analyse des Wirkungsmechanismus von b-Bungarotoxin (b -BuTx), einem präsynaptisch wirksamen Schlangen-NT, zum Ziel hatten. Die komplexe triphasische Wirkung von b -BuTx wurde mit immunologischen und hauptsächlich elektrophysiologischen Methoden in detail analysiert.
Schär, Meinrad Heutiger Stand der Alkoholfrage
259 AR (4)
  1. Der Konsum von alkoholischen Getränken hat in der Schweiz in den Jahren 1945 bis 1965 von rund 10 1 reinen Alkohols pro Jahr und pro Person im Alter von über 15 Jahren auf rund 14 1 zugenommen. 2. Seither hat sich die Gesamtkonsummenge kaum verändert, aber die Verschiebung in der Altersverteilung der Konsumenten fällt auf. 3. Wo sind die Schwerpunkte in der Bekämpfung des Alkoholismus zu setzen?
Thierstein, Hans R. Paläozeanographie: Neue Aspekte erdgeschichtlicher Forschung
259 AR (4)
  Durch die intensive Erforschung der Weltmeere in den letzten zwei Jahrzehnten ist ein neues Verständnis für globale Umweltprozesse (z. B. Sonneneinstrahlung, Meeresströmungen, Klima, globale chemische Kreisläufe) und deren kurzfristige Variabilität möglich geworden. Die parallele Entwicklung neuer Technologien zur Beprobung der Gesteinsablagerungen der Meeresböden und deren intensive Untersuchungen erlauben auch, die natürlichen globalen Umweltveränderungen der geologischen Vergangenheit zu rekonstruieren. Diese vergangenen Veränderungen scheinen überraschend häufig und heftig gewesen zu sein. Ihr Studium verspricht, zu einem besseren Verständnis der Klimageschichte und der Entwicklungsgeschichte der Lebewesen auf der Erde zu führen.
Fischer, Hanns Magnetische Sonden zur Erforschung chemischer Reaktivitäten
259-260 AR (4)
  Die Geschwindigkeiten chemischer Elementarakte, wie die Bildung und der Zerfall einzelner chemischer Bindungen, bestimmten den Zeitablauf und die Ausbauten aller chemischen Prozesse, so dass ihre Kenntnis und Deutung für das Verständnis natürlicher Vorgänge und die Verwirklichung von Synthesen von grösster Bedeutung sind. Beim Zerfall einer chemischen Bindung treten freie Radikale als Molekülfragmente auf, bei der Bildung neuer Bindungen reagieren sie weiter. Aufgrund ihres ungepaarten Elektrons hat das Elektronenspin-Kernspin-System der Radikale besondere magnetische Eigenschaffen, weshalb sie mit Methoden der magnetischen Resonanzspektroskopie sehr empfindlich nachgewiesen werden können. Im Arbeitskreis des Verfassers wurden im speziellen Verfahren der Elektronen- und Kernspinresonanz und der Myon-Spin-Rotation dazu entwickelt und angewandt, Reaktionen der Radikale in flüssigen Medien zeitlich zu verfolgen, um Geschwindigkeitskonstanten zu bestimmen, zu klassifizieren und physikalisch zu deuten. Aus vielen Einzeldaten ergab sich für einige fundamentale Reaktionstypen bis heute das folgende Bild: a) Radikal-Radikal-Reaktionen des Typs A• +B• ® A-B, also die Bildung neuer Bindungen laufen in Flüssigkeiten bei nicht speziell sterisch blockierten Spezies bei jeder Begegnung augenblicklich ab. Die Geschwindigkeit der Reaktionen wird damit durch die diffusionsbedingte Wanderung der Radikale durch die Flüssigkeit bestimmt. Eine für solche Prozesse bereits 1917 von von Smoluchowski aufgestellte Theorie wird durch die nun an vielen Systemen vorliegenden Messdaten erstmals in grösserem Rahmen experimentell bestätigt. b) Nach einem Bindungsbruch A-B ® A• +B• kann das gemeinsam entstandene Radikalpaar wieder zurückreagieren. Das Ausmass dieses Käfigeffekts hängt ausser von der Bewegungsdynamik durch Diffusion auch von der Entwicklung der magnetischen Zustände der Radikale ab, die magnetischen Messungen zugänglich sind. Sie führen zu Erweiterungen theoretischer Modelle für Magnetfeldeffekte auf chemische Prozesse. c) Die Geschwindigkeit der Addition A•+B=C ® A-B-C• hängt entscheidend von den Elektronendonator- und -akzeptoreigenschaffen von Radikal A• und Molekül B=C ab. Hieraus wurden wichtige Regeln für diesen insbesondere in der Herstellung von Kunststoffen bedeutsamen Prozess abgeleitet. d) Schliesslich zeigt sich, dass die Geschwindigkeit des Bindungsbruchs A-CO ® A• +CO, welche je nach A• zwischen 106 und 10-9 Sekunden erfordert, mit der Energie der zu brechenden A-C-Bindung ausgezeichnet korreliert.
Weissmann, Charles Die Bedeutung der Gentechnik für Wissenschaft und Gesellschaft
260 AR (4)
  Gentechnik erlaubt die Isolierung, Strukturaufklärung und Modifikation von Genen beliebiger Lebewesen. Da normale oder veränderte Gene in Zellen oder Organismen eingeführt werden können, ist es möglich geworden, die erblichen Eigenschaften von Einzellern, Pflanzen und Tieren permanent zu verändern. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für die pharmazeutische Industrie, die Agrikultur und die Medizin. Die Gesellschaft muss sich mit den möglichen Folgen dieser Entwicklung auseinandersetzen.
Gloor, Baldur Glaukom - grüner Star: heutiger Stand und Probleme
260-261 AR (4)
  Ein Missverhältnis zwischen Produktion und Abfluss des Kammerwassers führt zu erhöhtem intraokularem Druck, damit zu einer Störung der Durchblutung der Sehnerven und schliesslich zur Erblindung. Diese Erkrankung nennt man grünen Star oder Glaukom. Bei deutlich erhöhten Druckwerten ergeben sich kaum diagnostische Probleme, und die Behandlungsbedürftigkeit steht nicht zur Diskussion. Liegen die Druckwerte aber im Grenzbereich zwischen normal und krankhaft, wie bei der häufigsten Glaukomform, nämlich dem chronischen Offenwinkelglaukom, stehen wir vor vielen ungelösten Fragen: - Die Steuerungsmechanismen des intraokularen Druckes sind nicht bekannt; sie wurden lange Zeit verneint. Die immunhistochemisch und elektronenmikroskopisch gefundenen Nervenendigungen im Ciliarkörper und im Trabekelwerk deuten darauf hin, dass es Zeit ist, nach diesen Steuerungsmechanismen erneut zu suchen. - Die genaue Ursache der Druckerhöhung beim primär chronischen Glaukom ist unbekannt. Es gibt sogar Autoren, welche der Druckerhöhung bei dieser Art von Glaukom die entscheidende Rolle absprechen möchten. Sie denken, es handle sich um eine primäre (Gefäss-)Erkrankung der Papille der Sehnerven. - Entscheidend für den Patienten ist, inwiefern eine Krankheit zu Funktionsverlusten führt. Beim Glaukom sind es nicht die subjektiv sofort bewusst werdenden Störungen des zentralen Sehvermögens (Sehschärfe), sondern es sind die spät, allzuspät bewusst werdenden und dann unwiderbringlichen Ausfälle im Gesichtsfeld. Ausfälle im Gesichtsfeld sucht man mittels der Perimetrie. Mit den bisherigen Methoden der Funktionsprüfung, selbst mit der computerisierten Perimetrie, erfasst man Schäden spät: Bis 60% der Sehnervenfasern können ausgefallen sein, bevor bei Prüfung mit klinisch akzeptablen Routinemethoden Schäden erkannt werden können. Es muss deswegen nach noch besseren Methoden der Funktionsprüfung gesucht werden. - Weil Funktionsausfälle bis jetzt erst relativ spät und nur mit subjektiven Methoden erkannt werden können, ist die objektive Erfassung des Schadens besonders wichtig: In der photogrammetrischen, planimetrischen und photometrischen Erfassung der Veränderungen der Sehnervenpapille und der Nervenfaserschicht der Retina wurden wesentliche Fortschritte erzielt. Unsere zukünftigen Bemühungen gelten der Quantifikation. - Im Einzelfall kann von der Druckmessung nicht abgeleitet werden, ob jemand eine Therapie braucht oder nicht. Weil eine Glaukomtherapie mit vielen Unannehmlichkeiten (Nebenwirkungen) verbunden und, falls überflüssig, auch zu teuer ist, muss man nach Untersuchungsmethoden suchen, welche besser und früh bei gegebenen Druckwerten zwischen Personen, die funktionelle Ausfälle entwickeln werden, und zwischen solchen, welche auch erhöhte Druckwerte bis ins hohe Alter ertragen werden, diskriminieren können. Wie wichtig die Forschung in dieser Richtung ist, ist daran zu ermessen, dass es um die Frage einer lebenslänglichen Therapie ab ca. 45. Alterjahr geht und dass sich diese Frage bei 2-4% der über 45jährigen in der Gesamtbevölkerung stellt.
Heinloth, Klaus Sind fossile Brennstoffe eine Alternative zur Kernenergie?
261 AR (4)
  1. Ein Überblick über mögliche Klimaveränderungen durch die Belastung der Atmosphäre durch C02 aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. 2. Ein Vergleich von Schadenausmass und Risiken aller Energiequellen. 3. Ein Überblick über die Ergiebigkeit aller Energiequellen.
Haller, Heinrich Der Luchs in der Schweiz: Ergebnisse einer radiotelemetrischen Studie
261-262 AR (4)
  Nachdem der Luchs in der Schweiz im 19. Jahrhundert ausgerottet worden war, wurde er ab 1971 in den Alpen (erste Aussetzung im Kanton Obwalden) und ab 1974 im Jura (Kanton Neuenburg) durch Tiere aus den Karpaten wieder eingebürgert. Der Luchsbestand hat sich in der Folge weit ausgebreitet; in den Alpen sind heute die Nordalpen westlich der Reuss und das Wallis (mit Ausnahme des Goms) besiedelt. Mittlerweile wurde der Luchs allerdings zum Politikum: Jäger fürchteten um das Rehwild. Nach Schadenfällen an Schafen erhob sich zusätzliche Opposition. Die oftmals emotional geprägte Diskussion um das Grossraubtier sollte durch ein Forschungsprojekt versachlicht werden. Seit 1983 überwachen Urs Breitenmoser und der Vortragende einzelne Luchse mittels Radiotelemetrie. Bisher konnten 12 Tiere eingefangen und mit einem Sender ausgerüstet werden. In den Nordalpen umfassten die (regelmässig begangenen) Wohngebiete von zwei ad. m. 450 km2 und 275 km2, jene von zwei ad. w. 135 km2 und 96 km2. Die Wohngebiete von m und w können sich breit überdecken, die Tiere leben jedoch einzelgängerisch. In den Hauptverbreitungsgebieten beträgt die Individuendichte etwa 1 ad./85 km2. Da nur solche Gebiete vom Luchs dauernd besiedelt sind, die zusammenhängende Waldzonen in der Grössenordnung von 500 km2 und mehr aufweisen, ist die Zahl der Luchse ausserordentlich gering. Wir schätzen, dass im Berner Oberland und im Kanton Obwalden (zusammen 3400 km2) 10 bis maximal 15 adulte Luchse leben. Fast 90% der Beutebelege, die von den radiotelemetrisch überwachten Luchsen gesammelt werden konnten, betrafen Reh und Gemse. Der Jahres-Nahrungsbedarf eines ausgewachsenen Luches beläuft sich auf etwa 60 Rehe oder Gemsen. Die ausserordentlich geringe Individuendichte des Luchses hat zur Folge, dass dieser die Populationsgrösse des Schalenwildes in den meisten Fällen nicht wesentlich zu beeinflussen vermag. Im besonders gut untersuchten Niedersimmental wurden jährlich 7 % der Herbstbestände von Reh und Gemse durch den Luchs gerissen; die Jagdstrecke und die Fallwildverluste betrugen jedoch 35% bzw. 20%. Durch die extensive Bejagung kann der Luchs als ausgeprägter Überraschungsjäger seinen Jagderfolg optimieren. In frisch besiedelten Gebieten manifestiert sich der Luchs allerdings oftmals stärker. In den Nordalpen hat der Luchsbestand in den letzten Jahren abgenommen. Im Oberwallis, wo die Katze noch nicht so lange bestandbildend auftritt wie in den Nordalpen, sind die Wohngebiete auffallend klein. Die sich erst (wieder) entwickelnde Anpassung des Schalenwildes an die Präsenz des Luchses dürfte ein wichtiger Grund für die beobachteten Veränderungen und Unterschiede sein: Da die Abwehrstrategien von Reh und Gemse gegenüber natürlichen Feinden beim Neuauftreten des Luchses nur unvollständig ausgebildet sind, kann dieser vorerst leichte Beute machen und ist nicht auf grosse Jagdgebiete angewiesen.
Zinkernagel, Rolf Schutz und Schaden durch Immunität gegen Viren
262 AR (4)
  Ohne Immunantwort können Viren vom Wirt nicht eliminiert werden; zellvermittelte Immunität ist dabei für die Zerstörung der virusproduzierenden Wirtszellen besonders wichtig. Diese immunologische Zerstörung (und nicht das Virus) kann unter gewissen Bedingungen auch zu Krankheit führen, wie an Modellinfektionen wie Hepatitis B oder der AIDS-Krankheit aufgezeigt wird.

 
1986
131. Jahrgang 
Schaub, Marcus C. Bewegung als Grundphänomen des Lebens
1-32 (1)
  Bewegung stellt eine Grundbedingung für Leben dar. Stoffwechsel betreibendes und sich reproduzierendes Leben ist erst durch räumliche Abgrenzung mit Membranen gegenüber der Aussenwelt möglich. Damit ist Bewegung des ganzen Organismus aber auch zum Transport innerhalb der Zelle nötig. Die Funktion der Bewegung von Geisseln und Cilien an der Zelloberfläche sowie die intrazelluläre Bewegung der kontraktilen Proteine, Myosin und Actin, ihre Steuerung durch Calciumionen und die nötige Energiebereitstellung werden im Zusammenhang mit der Evolutionsgeschichte von den Prokaryonten bis zu den Pilzen, Pflanzen und Tieren besprochen. Ausbildung und Spezialisierung von Muskelgeweben finden sich nur im Tierreich.
Schacher, Jürg und Daniel Wyler Intermediäre W- und Z-Bosonen: ihre Bedeutung in der Teilchenphysik
33-51 (1)
  Am Europäischen Teilchenphysikzentrum CERN bei Genf wurden 1983 die intermediären Vektorbosonen W und Z experimentell nachgewiesen. In diesem Aufsatz beschreiben wir zunächst die theoretische Entwicklung, die zur Postulierung dieser Teilchen führte, und ihre Bedeutung für das Verständnis der fundamentalen Kräfte. Dann skizzieren wir die experimentellen Aspekte und zeigen, weshalb sie erst vor kurzem experimentell beobachtet wurden.
Ribi Georg, Arter, Hubert Ausbreitung der Schneckenart Potamopyrgus jenkinsi im Zürichsee von 1980 bis 1984
52-57 (1)
  Potamopyrgus jenkinsi breitete sich rasch über den ganzen Zürichsee aus. Im Herbst 1982 erreichte die Bestandesdichte mit über 100 000 Individuen pro Quadratmeter ein Maximum und nimmt seither wieder ab.
Wyler, Robert, Monika Engels und Alfred E. Metzler Das Virus der Buchstabenseuche unter der Lupe
73-91 (2)
  Die infektiöse bovine Rhinotracheitis (Akronym IBR, deshalb von den Tierbesitzern Buchstabenseuche genannt) und die infektiöse pustulöse Vulvovaginitis (IPV) beim Rind sind durch das bovine Herpesvirus 1 (BHV-1) verursachte Krankheiten. Es wird auf die Struktur des BHV-1 Genoms näher eingegangen, und es wird gezeigt, dass mit Hilfe der Restriktionsanalyse und der Kartierung der Restriktionsenzymschnittstellen eine Unterteilung der BHV-1 Stämme in drei Typen möglich war. Der Typ 3 wurde bei Kälbern isoliert, die in Argentinien an neurologischen Symptomen erkrankten. Mittels Kreuzhybridisation liess sich eine enge Verwandtschaft zwischen den Typen feststellen. Es ist deshalb anzunehmen, dass die Genomunterschiede zwischen den 3 Typen nur kleine Bereiche betreffen. Weiter wird auf die Identifikation von immunogenen Bestandteilen von BHV-1 eingegangen. Dabei bediente man sich der Immunofluoreszenz-Technik, der radioaktiven Markierung von Virusproteinen und deren Auftrennung in Akrylamidgelen. Unter Verwendung von monoklonalen Antikörpern konnte gezeigt werden, dass zwei Komplexe von glykosylierten Virusproteinen gemeinsam für die Ausbildung der humoralen Immunität verantwortlich sind, indem diese virusneutralisierende und zytotoxische Antikörper induzieren.
Glaser, Dieter Geschmacksforschung bei Primaten
92-110 (2)
  Die Funktion des Geschmacksorgans und seine Bedeutung für die Aufrechterhaltung sowie Förderung des Lebens werden erläutert. Es wird die Leistungsfähigkeit dieses Organs innerhalb der Ordnung der Primaten diskutiert. Beim Vergleich zwischen verhaltens- und elektrophysiologischen Experimenten hat sich gezeigt, dass bei den Substanzen, die bei verhaltensphysiologischen Untersuchungen eindeutige Reaktionen (Bevorzugung oder Ablehnung) hervorrufen, die beiden Methoden weitgehend zu gleichen Ergebnissen führen. Besondere Effekte bei Phenylthiocarbamid (PTC), einigen Süssstoffen, Proteinen und <taste modifiers> wurden untersucht. Ferner wurden Verhaltens-Reaktionsmuster mit Hilfe von Fernsehaufnahmen analysiert. Die Befunde lassen sich mit einem Kugelmodell besser zur Darstellung bringen als mit dem Henning'schen Tetraeder.
Waldmeier, Max Die Korona bei der totalen Sonnenfinsternis vom 31. Juli 1981
111-118 (2)
  Die Sonnenfinsternis vom 31. Juli 1981 wurde unter idealen atmosphärischen Bedingungen in der Nähe von Bratsk (Sibirien) beobachtet. Mit einer Kamera von 50 cm Brennweite wurden während der 84 Sekunden dauernden Totalität 16 Aufnahmen der Korona gewonnen, welche zur Untersuchung ihrer Helligkeitsverteilung und ihrer Struktur dienten. Es handelt sich um die Wiederholung eines bei früheren Sonnenfinsternissen abgewickelten Programmes zum Studium der Veränderungen im Verlaufe des solaren Aktivitätszyklus. Die Finsternis hat 1½ Jahre nach dem Sonnenfleckenmaximum stattgefunden. Dementsprechend waren die Strahlen vorwiegend geradlinig und radial (Bild 4) wie bei einer Maximumskorona, hingegen zeigen die Isophoten eine starke Abplattung (Bild 7) ähnlich einer Minimumskorona. Beiläufig wurde während der Finsternis der Verlauf der Lufttemperatur registriert. Das Minimum der Temperatur trat 14 Minuten nach der Mitte der Finsternis ein und lag 70 unter der Temperatur, welche ohne Finsternis zu erwarten gewesen wäre (Bild 1).
Dreiding, André S. Chemie und Computer - Moderne Hilfsmittel
119 AR (2)
  Computerprogramme sind heute für folgende Aufgaben in der Chemie erhältlich: a) quantenchemische Berechnungen, b) Sammeln und Verarbeiten grosser Mengen von Messdaten, c) Ausführen komplizierter kombinatorischer Operationen an chemischen Strukturen, d) Visualisieren des Verhaltens von Molekülen und e) Suche nach relevanter chemischer Information aus der immer umfangreicher werdenden Literatur. Einige Beispiele werden vorgestellt und z. T. demonstriert.
Krebs, Ernst Die Bedeutung des Waldes für Mensch und Tier
119-121 AR (2)
  Je stärker der Mensch in die heimatliche Landschaft eingriff, die natürlichen Lebensgrundlagen schädigte, nicht nur das Leben von Pflanze und Tier, sondern auch die eigene Existenz gefährdete, um so umfassender wurden die Waldfunktionen. Die weiteren Kapitel sind: Schutz vor Naturgewalten, Schutz vor Zivilisationsgefahren und die Bedeutung für die Umwelt. Mit dem Schlusswort: Entscheidend sind daher ein Umdenken, eine Besinnung auf die wahren geistig-sittlichen Werte und eine Wende zu einem einfacheren, sinnvolleren Lebensstil. Die heutige Gesellschafts- und Umweltdramatik ist nicht ein wirtschaftlich-finanzielles, sondern ein ethisch-sittliches Problem.
Känzig, Werner Das Lego-Modell der Blutgerinnung
122 AR (2)
  Bericht über die Ergebnisse einer Zusammenarbeit zwischen dem Thromboselaboratorium der medizinischen Klinik des Universitätsspitals Bern (P. W. Straub, A. Häberli, V. Hofmann) und dem Laboratorium für Festkörperphysik der ETH Zürich (W. Känzig, G. Dietler, P. Wiltzius), präsentiert von W. Känzig am 25. November 1985.
Aufgrund der Kombination von biochemischen Messungen (insbesondere der quantitativen Bestimmung der Zahl der durch das Enzym Thrombin abgespalteten Fibrinopeptide A), mit physikalischen Messungen (Charakterisierung des Polymerisationszustandes mit Hilfe quasielastischer Lichtstreuung) konnte ein einfaches geometrisches Modell der Fibrin-Polymerisation geschaffen werden, das eine Reihe verschiedenartiger Beobachtungen quantitativ erklärt. Das Modell beruht auf den folgenden Annahmen:
a) Das Fibrinogenmolekül ist im wesentlichen zentrosymmetrisch. Insbesondere sind die beiden Bindungsstellen A zentrosymmetrisch gelagert, und dasselbe gilt für die beiden komplementären Bindungsstellen a.
b) Das Enzym Thrombin legt durch Abspaltung von Fibrinopeptiden A Bindungsstellen A frei, so dass durch Bildung von Aa-Bindungen Polymere entstehen.
c) Die Enzymkinetik verläuft nach Michaelis-Menten.
d) Die Polymerisation an sich entspricht einem reversiblen thermodynamischen Gleichgewicht. Die Eine Abbildung charakterisiert das Polymerisationsschema, welches die experimentellen Tests überlebte.
Peter Schmid Mehr Funde - mehr Wissen?
123 AR (2)
  Im Jahre 1871 schrieb Charles Darwin das Buch «The Descent of Man». Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Neandertalerschädel aus Gibraltar und dem Neandertal die einzigen Hominidenfossilien, die bekannt waren. Darwins Konzept der menschlichen Stammesgeschichte beruhte deshalb lediglich auf der Basis der vergleichenden Anatomie, den wenigen Kenntnissen über die Menschenaffen und spärlichen Beobachtungen des menschlichen Verhaltens. In den letzten Jahrzehnten haben die Fundplätze und die Funde menschenartiger Fossilien enorm zugenommen. Welche wesentlichen Erkenntnisse haben sich aus den «harten Tatsachen» ergeben? Was hat sich vor allem im letzten Jahrzehnt in der Interpretation geändert? Gibt es noch Lücken, die durch neue Funde geschlossen werden könnten?
Wyler, Robert, M. Engels und A. Metzler Das Virus der Buchstabenseuche unter der Lupe
123 AR (2)
  Die beim Rind vorkommende Infektion mit dem Virus der Buchstabenseuche, offiziell infektiöse bovine Rhinotracheitis (IBR) genannt, ist in unserem Lande beinahe getilgt. Das zu den Herpesviren gehörende Virus wird als Erreger verschiedener Krankheitsformen vorgestellt und dann sein Genom (eine DNA) sowie seine verschiedenen Proteine, die an seinem Aufbau beteiligt sind, unter die Lupe genommen.
Itten, Klaus I. Möglichkeiten der modernen Fernerkundung
123 AR (2)
  Mit den neuen Möglichkeiten, bildformende Systeme auch im Infrarot- und im Mikrowellenspektrum einsetzen zu können, sind die Anwendungsbereiche in den Geowissenschaften erheblich erweitert worden. Ziel all dieser Anstrengungen ist, eine geeignete Inventur und Überwachung der natürlichen Ressourcen der Erde zu ermöglichen. In der Schweiz beteiligt man sich an der Grundlagen- und Anwendungsforschung mit Hilfe von Flugmessdaten und auch immer mehr von spezifischen Erderkundungs-Satellitenbildern. An Beispielen aus laufenden Projekten werden einerseits die Erforschung hochtechnisierter digitaler Bildverarbeitungsmethoden demonstriert und anderseits auch die Entwicklung angepasster Technologien in Anwendungen in Entwicklungsländern gezeigt.
Wildi, Otto Neue Methoden der Vegetationskartierung
123 AR (2)
  Vegetationskarten zeigen die geografische Verbreitung von Pflanzengesellschaften. Sie helfen, das Zusammenspiel zwischen Umweltbedingungen und Pflanzenwelt besser zu verstehen. In neuerer Zeit werden sie vermehrt zur Beantwortung planerisch wichtiger Fragen eingesetzt. Nebst der Zusammensetzung der Pflanzendecke sollen sie deren naturschützerische Bedeutung, Produktivität, Nutzungsmöglichkeit und Empfindlichkeit gegenüber Umweltbelastungen aufzeigen. Neuere Kartierungen zeichnen sich durch den vermehrten Einsatz technischer Hilfsmittel einerseits, neuartiger Informationsquellen wie Luftbild, Ortholuftbild, Satellitenbild und geografischen Datenbanken andererseits aus. Der Vortrag soll Beispiele dieser Instrumentarien zeigen, deren Einsatz demonstrieren und die dahinterstehenden Ideen erläutern.
Schreiber, Adam Biomechanische Grundlagen und kontrollierte klinische Ergebnisse in der Entwicklung moderner Hüft-Total-Endoprothetik
124 AR (2)
  Seit über 25 Jahren hat die Hüft-Total-Endoprothese - bestehend im wesentlichen aus einem Femurkopfersatz sowie einer Gegenlauffläche in Form einer Schale, die im Becken befestigt wird - eine weite klinische Anwendung gefunden. Trotz dem allgemein bekannten Erfolg derartiger Gelenkimplantationen kommt es gelegentlich zu Komplikationen. Speziell die Lockerung des einzementierten Prothesenschaftes im Femur sowie das Verhalten des Beckens unter Gehbelastung waren in den letzten 10 Jahren Gegenstand eingehender Untersuchungen in unserem Forschungslabor für Biomechanik. Im Gefolge der neu erworbenen Kenntnisse kommen in unserer Klinik moderne Hüftprothesensysteme zur Anwendung. Dies verlangt aber auch eine besonders strenge Beurteilung der Ergebnisse mit möglichst lückenlosen periodischen Kontrollen der Endoprothesenträger. Nur so ist es möglich, im Interesse aller Hüftpatienten die eigene Weiterentwicklung künstlicher Hüftgelenke kritisch zu beurteilen und weiter zu fördern.
Schmid, Peter Mehr Funde - mehr Wissen? Zur Fundgeschichte und Interpretation der menschlichen Stammesgeschichte
145-160 (3)
  In den letzten Jahrzehnten haben die Fundplätze und die Funde menschenartiger Fossilien enorm zugenommen. Mit einem Gang durch die Fundgeschichte werden die «Fortschritte» aufgezeigt. Aus der Diskussion der grazilen Australopithecinen, insbesondere des Skelettes A. L. 288-1 aus Hadar (= «Lucy») wird ersichtlich, dass neue Funde lediglich in eingeschränktem Masse die Geschichte der Menschheitsentwicklung zu verändern vermögen. Wesentliche Veränderungen erwachsen zur Hauptsache aus vergleichend biologischen Untersuchungen an heute lebenden Formen. Die Fossilfunde, als «harte Tatsachen», dienen in der Regel zum Testen dieser Hypothesen. Die Zunahme an fossilen Knochenfunden verbessert «quantitativ» das Prüfen der vorgeschlagenen Interpretationen. Erkenntnisse aus der vergleichenden Biologie der Primaten, in Verbindung mit den Lehren, die aus der Fachgeschichte gezogen werden, vermögen die Interpretation der menschlichen Stammesgeschichte «qualitativ» zu beeinflussen.
Buchmüller, Karl Stephan Jahrringcharakteristik und Gefässlängen in Fagus sylvatica L. 
161-182 (3)
  Die Jahrringcharakteristik und die Gefässlänge bestimmen die hydraulische Architektur des Holzes. Diese ist für die Physiologie, Pathologie und Technologie von Bedeutung. Die Jahrringcharakteristik gibt Auskunft über die Gefässgrösse, die Gefässform und die Gefässdichte, sowie über den Gefässanteil und die Gefässanordnung im Querschnitt von Jahrringen. Unter Gefässen sind beidseits geschlossene, aus mehreren Gefässgliedern zusammengesetzte Kapillaren zu verstehen; die Bestimmung deren Längen wurde erstmals für eine einheimische Holzart durchgeführt. Aus den Resultaten geht hervor, dass schmale Jahrringe, im Gegensatz zu breiten, tendenzmässig über einen grösseren Gefässanteil mit grösserer Gefässdichte und kleinerem mittlerem Gefässdurchmesser verfügen. Das längste Gefäss verfügte über eine Ausdehnung von knapp 88 cm. Zwischen Gefässlänge und Gefässdurchmesser besteht ein direkter Zusammenhang, wonach längere Gefässe einen grösseren Durchmesser aufweisen als die kürzeren.
Wildi, Otto Neue Methoden der Vegetationskartierung 
183-189 (3)
  Das Ziel der Vegetationskartierung ist die Erfassung von Zuständen und Prozessen in Raum und Zeit. Sie bedient sich dazu vegetationskundlicher Grundlagen, die Gegenstand pflanzenökologischer Forschung sind. Wegen rasch ablaufender Umweltveränderungen besitzt sie hohe Aktualität. Gefordert werden die rasche Verfügbarkeit der Ergebnisse, ein hoher Detaillierungsgrad und ein grossräumiger Gültigkeitsbereich. Um dieses Optimierungsproblem zu lösen, werden drei neuere Ansätze vorgestellt: Spezialkartierungen, die Simulation von Karten aus verschiedensten raumbezogenen Informationsquellen sowie die statistische Stichprobenerhebung. Während in der Vergangenheit sich anbahnende Umweltprobleme off zu spät erkannt wurden, sollte mit diesen Methoden eine zeitgerechte Kontrolle der Pflanzenwelt möglich sein.
Meier, Carl Alfred Die Wildnis und die Suche nach der Seele des heutigen Menschen
191-203 (4)
  Eröffnungsrede für den 3rd World Wilderness Congress (Oct. 8th 1983). Kein Abstract
Huber, Gerhard Wissenschaft und Ethos
229-233 (4)
  Ansprache an der Promotionsfeier der ETH 4.Juli 1986. kein Abstract
Zürcher, Ernst R. Sprossachsen-Ontogenie der Bergulme (Ulmus glabra Huds.), bei Normal- und Langtagbedingungen 
235-294 (4)
  Bei verschiedenaltrigen und unter verschiedenen Bedingungen gehaltenen Bergulmen (Ulmus glabra Huds.) wurde der Gewebeaufbau des Xylems im Zusammenhang mit der Triebentwicklung untersucht. Die Gliederung des Wachstums in Aktivitäts- und Ruhephasen lässt den präformierten Triebabschnitt von einem neugebildeten unterscheiden. Bei günstigen Bedingungen ist letzterer durch eine sommerliche Wachstumsdepression gekennzeichnet. Die Entwicklung des Triebes ergibt eine charakteristische Internodiensukzession. Unterschiedliche Wachstumsbedingungen führen zu unterschiedlichen Achsenformen, als Folge von einer relativen Verlagerung der Kambialaktivität. Die Bedingungen üben ebenfalls einen Einfluss auf die Gefässdurchmesser aus. Den verschiedenen Wachstumsabschnitten sind entsprechende Bereiche des Zuwachsringes zuzuordnen, mit Gruppierungstendenzen der Poren bei Ruhephasen, und Übergang zur Bänderung im Zusammenhang mit ausgewachsenen Blättern. Das Fehlen einer Kälteeinwirkung während der Kambialruhe führt progressiv zum Verschwinden der typischen ringporigen Gefässanordnung. Hingegen wird dadurch das Prinzip der Gewebeeinheit besonders hervorgehoben. Die Ringporigkeit erweist sich sowohl als zeitlich als auch als räumlich bedingtes Strukturmerkmal, indem es erst in genügender Entfernung der Apikalmeristeme deutlich auftritt. Das arttypische Spätholzgefässsystem der Bergulme folgt einem Verteilungsmuster, welches die Gewebebildung als komplexer Vorgang erscheinen lässt. In dieser Beziehung werden andere Arten mit ähnlichen Anordnungstendenzen im Spätholz zitiert.
Krause, Werner Zur Bestimmungsmöglichkeit subfossiler Characeen-Oosporen an Beispielen aus Schweizer Seen
295-313 (4)
  Die Arbeit handelt über die bisher nicht gelungene Bestimmung von Characeen-Oosporen aus postglazialen Ablagerungen. Sie behandelt die reichen Characeenstandorte in den grossen Voralpenseen. Der gute Erhaltungszustand erlaubt es, die subfossilen Exemplare mit rezenten zu vergleichen. Die Verfügbarkeit eines sicher bekannten Vergleichsmaterials bildet die Hauptvoraussetzung für das Erkennen der Funde aus dem Postglazial. Eine Schwierigkeit folgt aus den undeutlichen Unterscheidungsmerkmalen der grossen Gattung Chara, zu der eine starke intraspezifische Variabilität hinzukommt. Typische Exemplare (Bild 2) mit abweichenden (Bild 3) in die rechte Beziehung zu bringen, bedeutet die Hauptaufgabe des Bearbeiters. Nitella, Tolypella, Nitellopsis und Lychnothamnus bilden deutlich erkennbare Oosporen (Bilder 4 und 5). Die Notwendigkeit, die grossen, bei Grabungen gewonnenen Materialmengen zu bewältigen, macht es ratsam, zur Bestimmung das Binokular-Mikroskop heranzuziehen. Innerhalb des gesteckten geographischen Rahmens lassen sich damit die meisten Oosporen erkennen. Den Gewinn an Information erweisen Fotos aus drei Pfahlbausiedlungen (Bilder 6 und 7) sowie ein Neufund aus einer älteren Seekreide (Bild 7/4).
Berichte und Notizen Das Mikrobiologische Institut der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich
Hütter, Ralf 1 Einleitung
58 (1)
Ettlinger, Leopold 2 Die Geschichte des Mikrobiologischen Institutes
59-66 (1)
Müller, Emil 3 Endophytische Pilze
125-130 (2)
Leisinger, Thomas 4 Auf dem Weg zur Genetik von Methanbakterien
131-136 (2)
Hütter, Ralf 5 Genetik von Streptomyceten und Hefen
205-212 (4)
Hennecke, Hauke 6 Molekulare Biologie der symbiontischen Stickstoff-Fixierung
213-218 (4)
Anmerkungen zu einer Buchbesprechung
Fritz-Niggli, Hedi Zum sogenannten Petkau-Effekt
219 (4)
Hägeli, Martin Waldschäden im unteren Aaretal
220 (4)
Thomas, Christian in memoriam Eugen A. Thomas
315-324 (4)
  Geschichte der Dritten Abwasserreinigungs-Stufe (Phosphatfällung). Mit Publ.Liste E.A.Thomas von 1934 bis 1981

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