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2013, Jahrgang 158 Heft 1/2
Redaktion Titelseite, Naturforschende Gesellschaft: Zweck, Vorstand, Mitglieder, Publikationen etc. 158/1-2: U1-2
NASA Titelbild: Die Welt bei wolkenloser Nacht. Die Daten wurden durch den Wettersatelliten Suomi NPP der NASA in neun Nächten im April und 13 Nächten im Oktober 2012 gesammelt. Es waren 312 Umlaute nötig, umn jedes Stück Land wolkenfrei zu erfassen. Jede Lichtquelle, welche direkt oder indirekt zur Lichtverschmutzung beiträgt, wird sichtbar. Nur wenig Licht (z.B. durch Mondlicht beleuchtete Eisflächen) ist natürlichen Ursprungs. Eine besondere Ausnahme bilden zahlreiche Buschbrände in Westaustralien. Alle anderen Lichter sind durch menschliche Aktivitäten verursacht. Foto: NASA. 158/1-2 U1
Schuler, Lukas D. Dark-Sky Switzerland für einleuchtende Dunkelheit
Dark-Sky Switzerland for Clear Darkness
158/1-2: 1-10
Schlagwörter: Lichtverschmutzung - Sportanlagen - Baustellen - Verkehrswege - Privatgrundstücke - Tiere - Pflanzen - Menschen - Empfehlungen - Verordnungen Seit elektrisches Licht die urbanen Zentren und Agglomerationen, aber auch die Dörfer und Anlagen selbst in naturnahen Gebieten (wie Tourismusgebiete, Skipisten, Baustellen, Bergstrassen) erobert, verbreitet sich die Lichtverschmutzung auch in der Schweiz beinahe ungehemmt. Dieser Beitrag klärt üiber die Ursachen und die Wirkungen der Lichtverschmutzung auf und empfiehlt einfache Massnahmen, die sie vermeiden helfen. Dark-Sky Switzerland ist ein Verein, der durch ehrenamtliche Arbeit das Thema bekannt gemacht hat und durch unermüdlichen Einsatz weiter dal& sorgt, dass die Natur bei unangebrachten Installationen ein Sprachrohr besitzt. Wir Menschen verlieren mit dem Sternenhimmel ein unschätzbares Gut, wenn wir weiter leuchten wie bisher. Es steht möglicherweise sogar die eigene Gesundheit auf dem Spiel, wenn die innere Uhr durch zuviel Licht dauerhaft aus dem Takt gebracht wird. Dark-Sky Switzerland macht auf solche Zusammenhänge aufmerksam und wirbt urn neue Mitglieder, die uns bei unserem Einsatz unterstützen wollen.
Keywords: light pollution - sport areas - construction sites - traffic routes - private grounds - animals plants - humans - recommendations - regulations Electric lighting has increased not only in urban areas, agglomerations and villages, but also in originally natural areas by tourism, ski pistes, construction sites and mountain roads. Light pollution is becoming a serious problem in Switzerland. This article discusses causes and impacts of light pollution and recommends simple measures for minimization. With the help of volunteers Dark-Sky Switzerland has addressed this problem and provides nature a voice when it is affected by inappropriate installations. Mankind will lose its precious treasure of starry nights, if we continue lighting the darkness as to date. We might even affect our own health if we shift our inner clocks constantly out of pulse. Dark-Sky Switzerland points to such interconnections and recruits new members who are willing to support our commitment.
Daniel Gregorowius Die ökologische Debatte über gentechnisch veränderte Pflanzen in der Schweizer Landwirtschaft
Ecological debate over the use of genetically modified plants in Swiss agriculture
158/1-2: 11-21
Schlagwörter: Biodiversität - Biotechnologie - Deontologie - Konsequentialismus - Natürlichkeit - Okologie -Risiken - Tugendethik - Umweltethik - Würde der Kreatur Dem Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen in der Landwirtschaft, der sogenannten Grünen Gentechnik, wird in der Schweizer Offentlichkeit mit grosser Skepsis begegnet. Im Vordergrund stehen ökologische Bedenken, dass sich beispielsweise gentechnisch veränderte Pflanzen mit verwandten Wildarten auskreuzen und in der Umwelt ausbreiten oder sich unerwartete Effekte auf Nichtziel-Organismen einstellen können. Insbesondere negative Auswirkungen auf die natürliche Biodiversität und die Agrobiodiversität werden von der Schweizer Offentlichkeit befürchtet. Angesichts der möglichen Risiken wird ein sorgfältiger Umgang mit dieser neuen Technologie angemahnt Neben Risikobedenken gibt es in der ökologischen Debatte in der Schweiz auch grundsätzliche Vorbehalte gegenüber der Gentechnik, die als ein unnatürlicher Eingriff oder eine Verletzung der «Würde der Pflanze» angesehen wird. Urn die facettenreiche Debatte in der Schweiz zur Grünen Gentechnik besser zu verstehen, lohnt sich ein genauerer Buick auf die verschiedenen Argumentationstypen, die sich beobachten lassen. Diese können drei wichtigen Theorien der Moralphilosophie zugeordnet werden: dem Konsequentialismus, der Deontologie und der Tugendethik.
Keywords: biodiversity - biotechnology - consequentialism - deontology - dignity of creatures - ecology environmental ethics - naturalness - risks - virtue ethics The use of genetically modified plants in agriculture, known as agricultural biotechnology, are often met by scepticism in the Swiss public. The focus within the debate is on environmental concerns, for instance, that genetically modified plants cross-pollinate with wild relatives and spread into the environment, or that they show unexpected effects on non-target organisms. In particular, the Swiss public worries about a negative impact on the natural biodiversity and on agricultural biodiversity. Given the potential risks, this new technology has to be managed appropriately cautious. Beside risk concerns there are also fundamental concerns about genetic engineering within the environmental debate in Switzerland, i. e., that genetic modification is considered as an unnatural interference or a violation of the «dignity of plants». In order to get a better understanding of the diverse debate on agricultural biotechnology in Switzerland, it is worth to have a closer look at the different types of arguments that can be identified within the debate. These different types can be assigned to three major theories of moral philosophy: consequentialism, deontology, and virtue ethics.
Fuchs, Marita Von zählenden Bienen und rechnenden Küken 158/1-2: 22
Die von der UZH und der ETH Zurich organisierte BrainFair gibt jährlich Einblicke in den aktuellen Stand der Hirnforschung. «Wie einzigartig ist das menschliche Gehirn?", lautete diesmal das Thema. Eines der verschiedenen Podien drehte sich um Tiere mit Zahlensinn und Menschen, die unter Rechenschwäche leiden.
Der Text wurde am 18. März 2013 unter www.uzh.ch/news veröffentlicht.
Patzke, Greta Polyoxometallate - Oxidbausteine für unsere Zukunft
Polyoxometalates - Oxide tools to shape our future
158/1-2: 23-36
Schlagwörter: Polyoxometallat-Cluster - Medizinische Chemie - Drug Carrier - Künstliche Photosynthese - Wasseroxidation Polyoxometallate (POMs) sind eine vielseitige und stetig wachsende Substanzklasse, die eine faszinierende Strukturvielfalt bietet und bevorzugt Oxocluster von Molybdän und Wolfram sowie Vanadium, Niob und Tantal in hohen Oxidationsstufen umfasst. Zudem können POMs eine Vielzahl von Heteroatomen aus der gesamten Bandbreite des Periodensystems einlagern und zusätzlich mit organischen Seitenketten funktionalisiert werden. Entsprechend zahlreich sind die Eigenschaften von POMs, welche katalytische, magnetische, nanotechnologische, medizinische und viele weitere Anwendungsmöglichkeiten eröffnen. Der Artikel bietet eine kurze Zusammenfassung der Entdeckung und Entwicklung bioaktiver POMs, die sich durch antivirale, anticancerogene und antibakterielle Eigenschaften auszeichnen. Die Herausforderungen auf dem Weg zu neuen POM-basierten Wirkstoffen werden aufgezeigt, und neuere Forschungsstrategien zur Einkapselung von POMs in biomakromolekulare Drug Carrier werden skizziert. Mit dieser Technik werden POMs in Nanokapseln aus Chitosan-Derivaten auf ihrem Weg in Zellen beobachtet, um ihre weithin unbekannten Stoffwechselwege zu untersuchen. Parallel dazu verläuft eine intensive Suche nach POMs, die als Wasseroxidationskatalysatoren in künstlichen Photosyntheseprozessen einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung leisten können. Die Einbettung des biomimetischen Metall-Sauerstoff-Kerns der POMs in verschiedene Ligandenumgebungen ist bier ein nahezu unerschöpfliches Konstruktionsprinzip. Auch dabei steht das Verständnis ihrer komplexen Struktur-Eigenschafts-Beziehungen im Mittelpunkt internationaler Forschungsanstrengungen.
Keywords: polyoxometalate clusters - medicinal chemistry - drug carriers - artificial photosynthesis water oxidation Polyoxometalates (POMs) are a continuously growing class of oxoclusters which excels through an infinite variety of structural motifs. POMs are mostly based on molybdenum and tungsten as well as vanadium, niob and tantal in high oxidation states. POMs can furthermore incorporate heteroatoms from all over the periodic table, and their functionalization with organic side chains opens up manifold options for tailoring hybrid materials. This leads to a wide range of POM properties with promising application potential in catalysis, magnetic materials, nanotechnology, bio-medicine and related areas. In the following, the discovery and development of bioactive POMs with versatile anticancer, antiviral and antibacterial properties is briefly outlined. Challenges on the way to POM-based drug protoypes are discussed, and new solution strategies with biomacromolecular drug carriers for POMs are illustrated. Encapsulation of POMs in chitosan-based drug carriers also permits their monitoring in cells through fluorescent labeling techniques. This is a key step towards elucidation of their widely unknown cellular pathways. Likewise, the search for bio-inspired POM-based water oxidation catalysts in artificial photosynthesis processes is a complex task that requires profound knowldegde of their structure-activity relationships. Currently, the investigation of the catalytically active species involved in POM-assisted water oxidation attracts widespread research interest.
Noll Sudano, Isabella Per amore del mio cuore. - Tipp und Tricks fur ein gesundes Herz
Because I love my heart. - Tip and tricks for a healthy heart
158/1-2: 37-41
Schlagwörter: kardiovaskuläre Prevention - Blutdruck - Bluthochdruck - Rauchen - Stress - Cholesterin -Lipide - Diabetes - Ernährung - Sport Wir haben viele Gründe, unserem Herz gegenüber gut zu sein. Das Herz schlägt, ohne dass wir etwas dafür tun, und deshalb ist für die meisten Menschen seine Funktion selbstverständlich, und sie achten nicht darauf, welchen Einfluss unsere Gewohnheiten auf unser Herz haben können. Viele Faktoren bedeuten ein Risiko für unser Herz. Zum Teil sind es Faktoren, die wir nicht beeinflussen können (Alter, Gene, Geschlecht), zum Teil sind es beeinflussbare Faktoren (Ernährung, Übergewicht/ Adipositas, Bewegung, Blutdruck, Lipide und Zucker in Blut, Stress, Tabak). Dieser Artikel fasst die Effekte dieser Faktoren auf unser Herzkreislauf-System und preventive Massnahmen, die unser Herz schützen, zusammen.
Keywords: cardiovascular prevention - blood pressure - hypertension - smoking - stress - cholesterol lipid - diabetes - nutrition - physical activity We have many reasons to love our heart. The heart beats, even we do not think about it, and therefore most people do not pay attention to the influence our habits may have on the heart and its function. Many factors may put your heart at risk. Some are factors we may not change (age, genetic predisposition, gender), some are factors we may modify or treated (nutrition, overweight/obesity, physical exercise, blood pressure, plasma lipids and glucose, stress, tobacco). This article aims to summarize the effects of the risk factors on the cardiovascular system and the preventive measures which are going to protect the heart.
Ritter, Adrian Warum Tiere nicht sprechen 158/1-2: 42
Ist die menschliche Sprache einzigartig? Ja, waren sich drei UZH-Neurowissenschaftler an einem Podiumsgespräch im Rahmen der diesjährigen BrainFair einig. Tiere kommunizieren zwar über Rufe und Signale. Nur die menschliche Sprache aber erlaubt es, abstrakte Ideen auszutauschen und sich über die Zukunft zu unterhalten.
Dieser Text wurde am 19. März 2013 unter www.uzh.ch/news veröffentlicht.
Stauffer, Felix Jugendpreis 2012 der Naturforschenden Gesellschaft in Zurich 158/1-2: 43
  Die NGZH erhielt auch 2012 eine Reihe ausgezeichneter Maturitätsarbeiten zu ganz unterschiedlichen Themen zur Beurteilung, so ein Notenberechnungsprogramm und eine Arbeit zur Wirkung von Vitamin. C und Cisplatin auf bestimmte Tumorzellen. Weitere Themen waren die Analyse eines Gendefektes und die Herstellung von Bakterien zum Nachweis von Kupfer in Gewässern. In den zwei Arbeiten, welche die Jury aufgrund ihrer Originalität, Wissenschaftlichkeit und der interessanten Resultate am stärksten beeindruckten, geht es urn die mögliche Verschleppung von Fuchsbandwurm-Eier durch Schnecken (von Andriu Deplazes, Zürich) und urn numerische Auswertungen der zeitabhängigen Schrödingergleichung (von Nima Moshayedi, Zürich).
Die beiden Preisträger erhielten je eine Urkunde und Fr. 500.-. Zudem erhalten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Anerkennung für ihren ausserordentlichen Einsatz und die hohe Qualität ihrer Maturitätsarbeiten eine NGZH-Mitgliedschaft für das Jahr 2013.
Schwyzer, Martin Laudatio für Andriu Deplazes: Schnecken als Vektoren von Fuchsbandwurm-Eiern 158/1-2: 43.44
Betreuerin: Irene Schürmann Kantonsschule Stadelhofen
Die Fuchspopulation im Raum Zürich hat in den letzten 20 Jahren stark zugenommen. Die Stadtfüchse haben sich an die Menschen gewöhnt und schrecken nicht mehr vor ihnen zurück. Rund die Hälfte der Füchse sind vom kleinen Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) infiziert und scheiden mit dem Kot Parasiteneier aus. Solche Eier können z.B. über verunreinigtes Gemüse in Menschen gelangen und dort nach einer Inkubationszeit von 10-15 Jahren die Fuchsbandwurmerkrankung (alveoläre Echinococcose) mit tumorähnlichem Befall der Leber erzeugen. Jedes Jahr erkranken in der Schweiz etwa 20 Menschen. Die Füchse infizieren sich über Nagetiere als Zwischenwirte.
Die Maturitätsarbeit von Andriu Deplazes untersucht erstmals, ob Schnecken ein zusätzliches Glied in der Infektionskette darstellen könnten. In einem Fütterungsversuch zeigt er, dass Schnecken verfütterte Parasiteneier etwa einen Tag spä-ter anscheinend unverändert mit dem Kot ausscheiden. In einer Feldstudie findet er häufig Schnecken, die sich an Fuchslosungen laben. Er setzt diese Schnecken in Einmachgläser und untersucht deren Kot zwei Tage später, wie auch Proben der Fuchslosungen. Im Kot aus zwei von 29 untersuchten Schnecken lassen sich Fuchsbandwurm-Eier entweder mit dem Mikroskop oder mit PCR nachweisen. Zahl und Art der Beobachtungen reichen nicht aus, urn die Hypothese zu bestätigen oder zu widerlegen, aber Andriu Deplazes formuliert vorsichtig: «In Zukunft darf die Schnecke als Vektor von Fuchsbandwurm-Eiern zumindest nicht mehr unbeachtet bleiben».
Die Arbeit ist klar aufgebaut. In der Einleitung erfahren wir Wissenswertes über Schnecken, über Füchse, über den Kreislauf des kleinen Fuchsbandwurms und über die Bedeutung der alveolären Echinococcose. Der methodische Teil zeigt die sorgfältige Planung der Arbeit, welche auch die Arbeitssicherheit im Umgang mit den gefährlichen Eiern berücksichtigt. Völlig eigenständig entwickelte Deplazes die Haltung und Fütterung der Schnecken zuhause im Bastelraum. Für den Nachweis der Parasiteneier konnte er die Infrastruktur des Instituts für Parasitologie benutzen. Der Vater des Maturanden leitet dieses Institut, hat sich aber aus der Beratung und Betreuung seines Sohnes konsequent zurückgezogen.
Im Resultateteil zeigt Deplazes, dass die untersuchten Hausschnecken (Bänderschnecken) die Parasiteneier über einen längeren Zeitraum ausscheiden als die Nacktschnecken (Wegschnecken); letztere beginnen später und sind früher fertig mit der vollzähligen Ausscheidung. In der Feldstudie untersucht er Fuchslosungen und Schnecken aus drei verschiedenen Gebieten (Irchel-Park, Reckenholz und Hönggerberg). Die Mehrzahl der Proben findet er im Reckenholz, wo auch viele Mäuse aktiv sind, und wo deshalb mit vielen infizierten Füchsen zu rechnen ist. Wider Erwarten zeigen die Resultate, dass nur vier (14%) der Fuchslosungen Eier des Fuchsbandwurms (Taeniiden) enthalten. Nur zwei (7%) Proben von Schneckenkot testen positiv. Eine Tabelle im Anhang verzeichnet alle 29 Kot- und Schneckenproben mit Datum, Fundort, Wetter, Schneckenarten und Parasitenarten. In der Diskussion geht der Autor auf das Problem der statistischen Signifikanz ein. Es hätte sich gelohnt, in einem Vorversuch die Orte und Zeiten hoher Durchseuchung mit dem Fuchsbandwurm zu ermitteln und dort dann gezielt eine grössere Zahl von Proben zu sammeln. Er beschreibt auch die Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Parasiteneier und -larven sowie der Schnecken. Er schlägt Verbesserungen bei der Versuchsanlage vor, etwa die Schnecken vor dem Einsetzen in die Gläser abzuspülen, um eine passive Übertragung durch Kotspuren auszuschliessen. Insgesamt liegt eine originelle und überzeugend präsentierte Arbeit von 50 Seiten vor, welche die Forschung dazu anregen sollte, die mögliche Rolle der Schnecken bei der Übertragung der Fuchsbandwurmerkrankung definitiv zu klären.
Gassmann, Fritz Laudatio fur Nima Moshayedi: Numerische Auswertungen der zeitabhängigen Schrödingergleichung in einigen interessanten Potenzialen 158/1-2: 44-45
Betreuer: Peter Senn, Raymond Angélil, Prasenjit Saha Neue Schule Zürich
Die Bewegung von Elementarteilchen wie z.B. Elektronen lässt sich nicht wie die jenige kleiner Kügelchen beschreiben, indem die zeitliche Veränderung der Orts koordinaten berechnet wird. Die sich in einem Atom befindenden Elektronen sind „verschmiert", man kann nur die Wahrscheinlichkeit angeben, mit der sie in einem bestimmten Raumvolumen beobachtet werden können. Diese Wahrscheinlichkeitsverteilung wird mathematisch beschrieben durch den Betrag des Quadrates einer Wellenfunktion, deren Werte an jeder Stelle komplexe Zahlen sind. Wie Wasser-, Schall- oder Radiowellen Icemen sich Wellenfunktionen überlagern und sich dadurch verstärken oder sogar auslöschen. Die dynamische Gleichung, die die zeitliche Entwicklung der genannten Wellen beschreibt, ist bei Wasser- und Schallwellen das Newton'sche Bewegungsgesetz, bei Radiowellen sind es die Maxwell'schen Grundgleichungen der Elektrodynamik und bei Wahrscheinlichkeitswellen ist es die Schrödingergleichung. Das Einzigartige der Schrödingergleichung ist, dass sie die zeitliche Entwicklung komplexwertiger Wahrscheinlichkeitswellen beschreibt, die sich z.B. im Falle eines Atoms mit n Elektronen in einem 3N-dimensionalen Raum befinden. Man kann sie also nur im einfachsten Fall des Wasserstoffatoms als 3-dimensionales Gebilde darstellen. All dies strapaziert die mathematischen Kenntnisse und die Vorstellungskraft der Physikstudenten, weshalb die Atomphysik meist erst ab dem 5. Semester gelehrt wird.
Nima Moshayedi liess sich dadurch nicht abschrecken und wollte möglichst klar verstehen, wie sich die Wellenfunktion. benimmt. Er versuchte dies mit Hilfe eines Computerprogramms, das die Veränderung der Wellenfunktionen für ausgewählte Potenziale (d.h. Anordnungen von Elementarteilchen und Randbedingungen) in kurzen Zeitabständen berechnen kann, so dass ein Film entsteht. Er musste dafür zwei wichtige Probleme lösen. Erstens musste er sich mit der Fouriertransformation vertraut machen, um zeitabhängige Lösungen zu finden. Allgemein bekannt ist die Fourieranalyse, die zeigt, aus welchen reinen Tönen z.B. der Klang einer Geige aufgebaut ist (Oberwellen). Zweitens musste er sicher sein, dass sein Computerprogramm korrekte Lösungen liefert. Für besonders einfache Potenziale wie rechteckige oder quadratische existieren exakte mathematische (sog. analytische) Lösungen. Nima Moshayedi testete die Genauigkeit seiner simulierten numerischen Lösungen mit diesen bekannten exakten Lösungen and konnte so die Numerik optimieren, bis die Übereinstimmung zufriedenstellend war.
Im Resultateteil zeigt Nima Moshayedi das Verhalten der Wellenfunktionen für interessante willkürliche Potenziale, die nur numerisch simuliert, aber nicht analytisch berechnet werden können. Er illustriert überzeugend, dass sich die Wahrscheinlichkeitsdichte vor allem auf die tiefsten Potenzialstellen (Täler) fokussiert, ähnlich wie sich auch Wasser an den tiefsten Stellen sammelt. Im Gegensatz zum Wasser kann ein kleiner Teil der Wahrscheinlichkeitsdichte aber über jeden Berg fliessen, was zum für die Quantenmechanik typischen Tunneleffekt führt. Beispiele für den Tunneleffekt sind der radioaktive Zerfall oder viele Anwendungen in der Halbleiter-Elektronik (Tunneldiode, etc.). Es wäre zu überlegen, ob auf der Grundlage dieser Arbeit ein Tool für Physikstudenten hergestellt werden könnte, mit dessen Hilfe diese mit einfachen aber willkürlichen Potenzialen spielen könnten. Dies wäre ein wertvoller Beitrag zum besseren Verständnis der Quantentheorie!
Haller-Brem, Susanne Wichtiges Gen im schwarzen Hautkrebs entdeckt 158/1-2: 46
Olga Shakhova, Postdoktorandin am Anatomischen Institut der Universität Zurich, ist mit dem Pfizer Forschungspreis 2013 ausgezeichnet worden. Sie identifizierte ein Gen, das entscheidend zur Entstehung und Ausbreitung von schwarzem Hautkrebs beiträgt. Unterdrückt man dieses Gen, wird bei Mäusen die Bildung eines Melanoms und dessen Ausbreitung verhindert. Der Text wurde am 7. Februar 2013 unter www.uzh.ch/news veröffentlicht.
Fleischmann, Karl Re. Ehrendoktorwürde der Paris-Lodron-Universität Salzburg an Prof. Dr. Frank Klötzli, ETH Zurich 158/1-2: 47
Der Senat der Paris-Lodron-Universität Salzburg hat am 29. November 2011 den Beschluss gefasst, Herrn Prof. Dr. Frank Klötzli von der ETH Zürich in Anerkennung seiner ausserordentlichen Verdienste um die Wissenschaft und um die Universität Salzburg, die Würde und Rechte eines Ehrendoktors der Naturwissenschaften zu verleihen. Die Ehrung fand in einem würdigen Rahmen am 27. November 2012 an der Universität Salzburg statt.
Anonymus Grönlands lokale Gletscher lassen den Meeresspiegel ansteigen 158/1-2: 48
Grönlands Eisschmelze gilt als eine der wichtigsten Ursachen für den Anstieg des globalen Meeresspiegels. Nun zeigen Glaziologen der Universität Zürich mit dänischen Kollegen, dass die lokalen Gletscher am Rande des grönländischen Eisschildes weit mehr zum Pegelanstieg beitragen als bisher angenommen. Jährlich fliessen etwa 30 Gigatonnen Schmelzwasser ins Meer. Die Berechnungen der Glaziologen werden helfen, den Einfluss des grönländischen Eises auf den Meeresspiegel besser vorherzusagen.
Literatur: T. Bolch, L. Sørensen, S. Simonssen, N. Wig, H. Machguth, P. Rastner, F. Paul. Mass loss of Greenland's glaciers and ice caps 2003-2008 revealed from ICESat data. Geophysical Research Letters, 40. March 15, 2013.
Dieser Text wurde am 18. März 2013 unter www.mediadesk.uzh.ch veröffentlicht.

2012, Jahrgang 157 Heft 1/2
Redaktion Titelseite, Naturforschende Gesellschaft: Zweck, Vorstand, Mitglieder, Publikationen etc. 157/1-2: U1-2
  Titelbild: Vielfalt der Getreidesorten in Eschikon-Lindau: Genetische Ressourcen für die Sorten von morgen. Foto: Ernst Merz, ETH.157/1-2 U1
Stamp, Peter Warum nur eine intensivierte Pflanzenzüchtung die globale Ernährungssicherung ermöglicht.
Why just an Intensified Plant Breeding Enables Global Food Security
157(1/2): 1-8
Ackerland – Klimawandel – Wassermangel – Phosphatknappheit – Bioenergie –Molekulare Züchtung Für eine globale Ernährungssicherung muss die Primärproduktion zwischen 2000 und 2050 verdoppelt werden, dies muss zu 80% über eine erhöhte Flächenproduktivität erfolgen. Um dies zu schaffen, braucht es eine noch stärkere und effizientere Pflanzenzüchtung. Hierfür muss unsere Gesellschaft gewonnen werden, obwohl sie sich bereits mit einer Reihe von weiteren Herausforderungen auseinandersetzen muss. Diese umfassen Klimawandel, schwindende Landreserven, Förderung der Bioenergiegewinnung, Verknappung von Wasser und Phosphat sowie einen steigenden Fleischbedarf, allesamt Gefährdungen für die sichere Ernährung. Zudem beschränkt sich die Züchtung weitgehend auf sehr wenige Hauptkulturarten, selbst bei Selbstbefruchterarten wie Weizen lässt der Zuchtfortschritt nach. Die Öffentlichkeit wird zudem von der Bedrohlichkeit dieses Zukunftsproblems häufig abgelenkt, da Zukunftstechnologien im Bereich der Molekularbiologie für sich alleine herausgehoben als Gesamtlösung aller direkt bevorstehenden Probleme angepriesen werden. Der Fokus hier liegt auf der Diskussion der bestehenden Engpässe und möglichen Lösungsansätzen.
Wohlgemuth, Thomas, Petra Bachmann, Ariel Bergamini, Jacques Burnand, Christian Ginzler, Andreas Keel, Michael Kessler, Michael Nobis, Reto Nyffeler, Jürg Röthlisberger, John Spillmann und Gabriela Wyss. 173 Jahre nach Kölliker: Zeit für eine neue Flora des Kantons Zürich.
173 years after Kölliker: Time for a New Flora of the Canton of Zurich.
157(1/2): 9-22
Farn- und Blütenpflanzen – Florenvergleich – Inventar – Kartieraufwand – Stichprobenerhebung –Datenbank – Freiwillige – Webseite Die alteingesessene Zürcherische Botanische Gesellschaft mit Gründungsjahr 1890 wendet sich ihrem zentralen Anliegen zu und wagt sich an eine Neuauflage (Überarbeitung) der Flora des Kantons Zürich. Über 170 Jahre ist es her, seit Albert Kölliker 1839 die bisher einzige Flora des Kantons publizierte. Seither hat sich die Landschaft stark verändert, so dass sich eine Bestandesaufnahme der Flora aufdrängt. Die Vorarbeiten für das ehrgeizige Projekt sind bereits weit vorangeschritten. In systematischer Weise soll die Flora stichprobenartig auf einem Neuntel der Kantonsfläche, genauer auf 208 Kartierquadraten von je 1 km2 Grösse, vollständig erfasst werden. Ergänzt wird das Inventar durch eine Wiederkartierung der Welten/Sutter-Kartierflächen, wodurch ein Vergleich der Flora mit dem Zustand vor rund 40 Jahren möglich ist. Recherchen in den vereinigten Herbarien der Universität und ETH Zürich sowie im Herbarium Georg Kummer im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen sollen die Kartierungen ergänzen. Während einer Pilotkartierung im Juni 2011 wurden erste praktische Erfahrungen gesammelt. Die Ergebnisse zeigen, dass idealerweise mehr als ein Kartierteam pro Kilometerquadrat im Einsatz stehen sollte und dass die Anzahl der kartierten Arten in einem Quadrat wesentlich von der Aufenthaltsdauer und von der zurückgelegten Wegstrecke abhängt. Die Flora soll in erster Linie im Internet publiziert werden und neue Resultate regelmässig verfügbar machen. Die vorgeschlagene Flora-Kartierung ist ein realistisches Projekt, weil viele Leute im Kanton Zürich bereit sind, während mehrerer Jahre einen Teil ihrer Freizeit in den Dienst dieser Kartierung zu stellen.
Achim WalterTagesperiodische Wachstumsschwankungen in jungen Blättern und Wurzeln von Blütenpflanzen
Diel growth fluctuations in young leaves and roots of flowering plants
157(1/2): 23-32
Physiologie – Photosynthese – Bildverarbeitung – Agrarwissenschaften – Blatt – Wurzel Pflanzen sind ortsfeste Organismen, die während ihrer Entwicklung einer erheblichen Variation von Umweltfaktoren ausgesetzt sind. Ihre Wachstumsprozesse finden in Geweben statt, die einen hohen Wassergehalt aufweisen. Das koordinierte Ablaufen von Wachstumsprozessen während eines Tagesganges setzt einen genügenden Nachschub von Wasser, Kohlenhydraten, Energie und mineralischen Nährstoffen voraus. Abhängig von der Organisationsform des pflanzlichen Körperbaus gestaltet sich die zeitliche Verfügbarkeit dieser «Wachstumssubstrate» innerhalb von 24 Stunden unterschiedlich. Daher kommt es in Blättern von Pflanzen unterschiedlicher Organisationsformen zu unterschiedlichen Strategien hinsichtlich des Zeitpunkts des maximalen Wachstums während des Tagesganges. Blätter von Gräsern wachsen zu beliebigen Zeitpunkten zu; bei ihnen ist die Wachstumszone nicht der Umwelt exponiert, betreibt selbst noch keine Photosynthese und erfährt keinen Wasserverlust durch Transpiration. Blätter typischer eudikotyler Pflanzen haben dagegen keine räumlich getrennten Zonen von Wachstum und Photosynthese und ihre Wachstumszone ist bereits der Umwelt exponiert. Zeiten maximalen Wachstums liegen hier an den Tag-Nacht-Übergängen. Sukkulente Pflanzen, die ihre Spaltöffnungen tagsüber geschlossen halten, wachsen praktisch ausschliesslich am Tag. Diese unterschiedlichen Wachstumsstrategien sind bislang nur wenig untersucht und in ihrer Konsequenz hinsichtlich der anthropogenen Nutzung von Pflanzen kaum diskutiert.
Der Artikel basiert auf der Einführungsvorlesung «Fest verwurzelt und doch hoch dynamisch – Pflanzenwachstum neu verstehen», gehalten von Achim Walter am 8.4.2011 an der ETH Zürich.
Dominik Letsch Isotopengeologische Untersuchungen in der Äusseren Einsiedler Schuppenzone (Steinbach, SZ)
A Stable Isotop Record from the Äussere Einsiedler Schuppenzone (Steinbach, SZ)
157(1/2): 33-43
Paleozän-Eozän-Grenze – PETM – Nummulitenkalk – Globale Erwärmung – Stabile Isotope – Helvetikum Die Paleozän-Eozän-Grenze wird in der neueren geologischen Literatur über ein dramatisches globales klimatisches und geochemisches Event – das PETM –definiert. Dabei handelt es sich um eine rund 120000 Jahre dauernde extreme Wärmeperiode, die von einer negativen Kohlenstoffisotopenanomalie begleitet wird. Der vorliegende Artikel beschreibt zuerst die Bedeutung stabiler Isotope in der Geologie. In einem zweiten Teil werden konkrete Resultate isotopengeologischer Untersuchungen eines bekannten PaleozänEozän-Profils des alpinen Helvetikums präsentiert. Es wird dargelegt, dass neben originalen d.h. klimatisch-geochemisch bedingten Isotopensignalen v.a. die primäre Zusammensetzung der Sedimente als auch ihre spätere diagenetische Entwicklung für die heutige Isotopenzusammensetzung der Sedimentgesteine eine wichtige Rolle spielen. Das PETM konnte daher nicht eindeutig identifiziert werden, doch mindestens ein möglicher Kandidat wird beschrieben.
Conradin A. Burga Balzan-Preis 2011157(1/2): 44
  Am 18. November 2011 fand im Nationalratssaal des Bundeshauses in Bern wiederum die feierliche Verleihung des hoch dotierten Balzan Preises 2011 an folgende vier Preisträger statt:
– Bronislaw Baczko, Schweiz/Polen, Die Zeit der Aufklärung
Peter R.L. Brown, Irland, Geschichte des griechisch-römischen Altertums
Russell Scott Lande, USA/GB, Theoretische Biologie oder Bioinformatik
Joseph Ivor Silk, GB/USA, Das frühe Universum – von der Planckzeit zu den ersten Galaxien

Die Internationale Stiftung Preis E. Balzan – «Preis», mit Sitz in Milano, verfolgt das Ziel, ungeachtet der Nationalität, Rasse oder Religion, die Kultur und Wissenschaften sowie die verdienstvollsten humanitären Initiativen für den Frieden und die Brüderlichkeit unter den Völkern zu fördern. Dies geschieht durch die alljährliche Verleihung von Preisen auf den Gebieten der Geistes- und Sozialwissenschaften, der Kunst, der Physik und Mathematik sowie der Naturwissenschaften und Medizin. Die Hälfte der Preissumme von je CHF 750000.- muss von den Preisträgern für Forschungsarbeiten und deren Veröffentlichung, vorzugsweise unter Beteiligung junger Forschenden, verwendet werden.
Stauffer, Felix Jugendpreis 2011 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 157(1/2): 45-48
Martin Schwyzer Martin Neuhauser: Zecken: Überträger von FSME und Lyme-Borreliose Betreuer: Reto Beeli, Kantonsschule Freudenberg 157(1/2): 45-46
Rolf Rutishauser Marco Weibel: Neokolonialismus und Waldzerstörung in Madagaskar. Betreuer: Christian Schmidtpeter, Mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium Rämibühl157(1/2): 46-47
Martin Schwyzer Nico Altwegg: Borrelien in Zecken. - Eine Untersuchung des Durchseuchungsgrades im Gebiet um Wetzikon Betreuer: Christian Heller-Wessa, Kantonschule Zürcher Oberland157(1/2): 47-48
Conradin A. Burga und Peter Peisl100 Jahre Entomologische Gesellschaft Zürich (1911-2011) 157(1/2): 49
  Am 25. September 2011 hat die Entomologische Gesellschaft Zürich mit über 100 Teilnehmenden in Kloten ihr 100-Jahr-Jubiläum gefeiert. Diese Gesellschaft ist eine Vereinigung von Interessenten an der grössten Tiergruppe, den Gliederfüsslern. Während die Gesellschaft 1911 zunächst 18 Mitglieder zählte, waren es 2010 bereits 250, und heute sind es über 280 Mitglieder.
Da diese Gesellschaft weitgehend im Stillen wirkt, ist sie der Öffentlichkeit wenig bekannt, so dass es nützlich ist, sie hier kurz vorzustellen.
Peter Peisl Gerhard Bächli (Ed.): Festschrift zu 100 Jahre Entomologische Gesellschaft Zürich157(1/2): 50-51
  Die Festschrift ist kein Lehrbuch über Gliederfüssler, sondern berichtet über die Personen aus dem Raum Zürich, die sich für diese besonderen Tiere interessierten. 72 von ihnen sind mit Bild und Kurzbiographien darin vorgestellt. Es ist eine eindrückliche Sammlung von Persönlichkeiten, Wissenschaftern und Laien, passend zur zoologischen Vielfalt ihrer Forschungsobjekte.
Die Gesellschaft, die sich früher «Entomologia» nannte, war in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens mehrheitlich ein Club von Schmetterlingssammlern. Dort wurde noch die Tugend des wissenschaftlich korrekten Sammelns gepflegt, nämlich dass jeder Fund nur dann ein valables Dokument ist, wenn es mit den drei klassischen Informationen, Fundort, Datum und Name der Sammlers versehen ist. Die Entomologische Sammlung der ETH und mehrere weitere beherbergen grosse Bestände an solchen, die ihnen frühere Forscher hinterlassen haben. Darüber gibt die Festschrift Auskunft. Mögen heute, da dank neuer Phototechnik brillanteste Bilder und Filme machbar geworden sind, solche Archive nicht mehr besonders geschätzt werden, so ist zu bedenken, dass natürliche Gegenstände, seien sie genadelte Insekten oder getrocknete Pflanzen, auch bei wenig ansehnlicher Erscheinung einen höheren Dokumentwert darstellen als noch so schöne Photos. Dank gentechnischer Analysemethoden kann man auch heute noch auf ihr Erbgut zugreifen. ...
Lena Serck-Hansen Magnetische Nanopartikel für die Blutreinigung157(1/2): 52
24. Februar 2012 in leicht anderer Form unter www.uzh.ch/news veröffentlicht. Ganz kleine Teilchen, Nanopartikel, sind zu allerhand Wundern fähig. Die Postdoktorandin Inge Herrmann verwendet magnetische Nanopartikel zur Blutreinigung. Bei ihrer Arbeit wird sie vom Forschungskredit der Universität Zürich unterstützt.
Das Blut stellt mit Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems wichtige Transportfunktionen sicher. Doch manchmal transportiert das Blut auch schädliche Substanzen, zum Beispiel Bakterien oder Giftstoffe. Dies kann lebensbedrohend sein und erfordert eine schnelle und wirksame Entfernung des unerwünschten Stoffes. Doch leicht gesagt ist schwer getan, denn viele der heute verfügbaren Methoden weisen Nachteile auf. Inge Herrmann arbeitet in der Gruppe von Professor Beatrice Beck Schimmer am Institut für Anästhesiologie des Universitätsspitals und am Physiologischen Institut der Universität Zürich an einer neuen Methode zur Blutreinigung, die auf magnetischen Nanopartikeln basiert.
A. Rigling, B. Forster, F. Meier, B. Wermelinger Insekten als Schlüsselfaktoren der zukünftigen Waldentwicklung? 157(1/2): 53-56
Borkenkäfer - Klimawandel - Massenvermehrungen - Neozoen Verschiedene Untersuchungen deuten darauf hin, dass insektenbedingte Waldschäden in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen haben, sowohl in der Schweiz als auch in ganz Europa. Vor allem Borkenkäfer dürften in Zukunft eine Schlüsselrolle für die Waldentwicklung spielen. In den USA ist die jährliche Fläche, auf der Wälder nach Befall von Insekten und Pathogenen absterben, rund 45 Mal grösser als diejenige der Waldbrände.
Der laufende Klimawandel wird die Rahmenbedingungen der Waldentwicklung stark verändern und verschiedene Insektenarten dürften davon profitieren: 1) Gunstgebiete für Massenvermehrungen breiten sich aus, 2) unauffällige Arten entwickeln sich zu Schädlingen, 3) das Wirtsspektrum erweitert sich, 4) die Koinzidenz der Entwicklungsphasen verändert sich und 5) Neozoen breiten sich aus. Die Waldwirtschaft wird sich auf diese Veränderungen einstellen müssen.
Redaktion Inhalt (2011) 156 157(1/2): 57-58
Redaktion Hinweise für Autorinnen und Autoren/Inhalt 157(1/2): U3-4

2012, Year 157 Issue 3/4
2012, Jahrgang 157 Heft 3/4
Redaktion Titelseite, Naturforschende Gesellschaft: Zweck, Vorstand, Mitglieder, Publikationen etc. 157/3-4: U1-2
Bertil Krüsi Titelbild: Erstaunliche Vielfalt in einem unscheinbaren Lebensraum.
Unscheinbar aber sehr artenreich. In den Pflasterfugen der Stadt Zürich wurden 213 Gefässpflanzen-Arten gefunden. 28 davon sind auf der Roten Liste des östlichen Schweizer Mittellandes, 2 als "gefährdet (EN)" und 15 als "verletzlich (VU)". Besonders artenreich waren die Flächen mit Rasengittersteinen. Foto: B.O.Krüsi.
157/3-4 U1
Krüsi, Bertil O. und Thomas Trachsel Erstaunliche Vielfalt in einem unscheinbaren Lebensraum: die Pflasterfugen-Flora der Stadt Zurich
Surprising diversity in an inconspicuous habitat: the flora of pavement gaps in the city of Zurich, Switzerland
157/3-4: 59-72
Schlagwörter: Stadtökologie - Kopfsteinpflaster - Rasengittersteine - Biodiversität - Trittpflanzen -Invasive Neophyten - Rote-Liste-Pflanzen In den Fugen von gepflästerten Strassen und Wegen wachsen zahlreiche «Unkräuter», welche meist unbeachtet bleiben und oft genug bekämpft werden. Im Sommer 2011 untersuchten wir gepflästerte Verkehrsflächen in der Stadt Zurich und entdeckten eine erstaunliche floristische Vielfalt. Insgesamt fanden wir 213 Gefässpflanzenarten, 173 davon auf den 100 je 1 m2 grossen Aufnahmeflächen. Im Mittel fanden wir 7.5 Arten pro Quadratmeter. Besonders artenreich waren Flächen mit Rasengittersteinen mit durchschnittlich 13.6 Arten pro m2 (Maximum: 15). Unter den Funden waren 28 Arten, die im östlichen Schweizer Mittelland auf der Roten Liste stehen, zwei als «stark gefährdet (EN)», 15 als «verletzlich (VU)» und 11 als «potenziell gefährdet (NT)». 27 der 100 untersuchten 1 m2-Flächen enthielten mindestens eine Rote-Liste-Art. In 11 % der Flächen kamen invasive Neophyten vor, insgesamt fünf von der Schwarzen Liste und drei von der Watch-Liste, aber jeweils nur mit kleinen Deckungsgraden. Problematisch sind eher Gehölze, welche in Spalten einwachsen und Schäden verursachen können. Die Überraschend artenreiche Pflasterfugen-Flora lässt sich einfach und kostengünstig fördern, z.B. durch (1) Reduzieren von Pflege und Unterhalt, (2) Nicht-Versiegeln von Pflasterfugen und (3) Verwenden von Rasengittersteinen auf Parkplätzen oder Tramtrassees.
Keywords: urban ecology - cobble stones - grass pavers - biodiversity - pavement flora - invasive neophytes Red List plants On city streets, plants growing in pavement gaps usually remain unnoticed or are considered «weeds». On public places in the City of Zurich, we studied 100 plots, each 1 m2 in size, and discovered an astonishing floristic diversity. On the whole, we found 213 vascular plant species, 173 on the 100 plots themselves. Out of the 213 species 28 are on the Red List for the Eastern Central Plateau, two as «endangered (EN)», 15 as «vulnerable (VU)» and 11 as «near threatened (NT)". 27 of the 100 plots studied contained at least one Red List species. On average, we recorded 7.5 vascular plant species per square meter. With 13.6 species per square meter (maximum 15) the greatest floristic diversity was found on areas covered with grass pavers. Regarding invasive neophytes, five species from the Black List and three from the Watch List were found. Since they were present on 11 % of the plots only and with low cover they do not present any major hazard. In conclusion, the spontaneous flora of pavement gaps is surprisingly rich and encompasses a considerable number of rare and endangered species. And, it is both easy and cheap to foster this flora, for instance, by (i) reducing cleaning, (ii) refraining from filling cobble stone gaps with concrete and (iii) using grass pavers instead of asphalt e.g. on parking lots and tramway tracks.
van Daalen, Mirjam und Fritz Gassmann SwissFEL - die neue Grossforschungsanlage am Paul Scherrer Institut
SwissFEL the new large scale research facility at PSI
157/3-4: 73-82
Schlagwörter: Freie-Elektronen-Röntgenlaser - ultra schnelle Prozesse - Femtosekunde - Bewegung von Molekülen filmen Die heutige Forschung steht vor grossen gesellschaftlichen Herausforderungen, wie eine gesicherte und klimafreundliche Energieversorgung, eine Lang anhaltende und bezahlbare Gesundheit und der Erhalt einer intakten Umwelt. Bei der Erforschung solch fundamentaler Fragen stösst die Forschung immer wieder auf Fragestellungen, die mit den heute verfügbaren Forschungsmethoden nicht beantwortet werden können. Die Lösungen dieser fundamentalen Fragen liegen im Verständnis von Prozessen, welche auf der molekularen bzw. atomaren Ebene ablaufen. Solche Prozesse sind sehr schnell! Die Erforschung und das «Filmen» dieser Prozesse mit grösster Orts- und Zeitauflösung wird möglich mit einem Freie-Elektronen-Röntgenlaser (oder in der englischen Abkürzung «XFEL», von X-ray = Röntgenstrahlung). Diese Anlagen, die sich aus Elektronenbeschleuniger, speziellen magnetischen Strukturen und optischen Komponenten zusammensetzen, können extrem kurze Pulse von kohärentem Röntgenlicht (Röntgenlicht mit den Eigenschaften von Laserlicht) erzeugen. In diesem Artikel werden Anwendung, Funktion und das Bauprojekt des Freien-Elektronen-Röntgenlasers SwissFEL beschrieben, dessen Bau derzeit am Paul Scherrer Institut vorbereited wird.
Keywords: X-ray free electron laser- ultrafast dynamics - femto second - filming of moving molecules Todays research is facing major societal challenges such as, climate-neutral energy supply, long-lasting, affordable health-care, and the maintenance of an intact environment. Trying to solve such fundamental questions, research often comes across questions that are extremely difficult or even not possible to answer using currently available research methods. The answers to these fundamental questions lie in the understanding of processes taking place on the molecular or atomic scale. These kind of processes are very fast. The investigation and even «filming» of these processes with atomic and ultrafast time resolution will become possible with X-ray free electron lasers. These facilities, consisting of electron accelerators, sophisticated magnetic structures and optical components, are able to produce extreme short X-ray pulses. In the present article the utilization, the mode of operation, and the civil engineering project of the SwissFEL X-ray free electron laser is described. The construction of SwissFEL is presently prepared at the Paul Scherrer Institute.
Tag, Brigitte Präimplantationsdiagnostik im Spannungsfeld von Medizin, Ethik und Recht
Preimplantation Diagnosis in the mirror of medicine, ethics and law
157/3-4: 83-91
Schlagwörter: Fortpflanzungsmedizingesetz — FMedG — Revision — Designer Baby — Missbrauch — Medizintourismus — Pränataldiagnostik — Diskriminierung — Menschenwürde Die Präimplantationsdiagnostik (PID) kann dazu beitragen, den Kinderwunsch zu erfüllen, der bislang infolge schwerer Anlageveränderungen nicht oder nur für alle Beteiligten mit grossen Mühen realisiert werden konnte. Die Einsatzmöglichkeiten der PID sind vielfältig: Sie kann Veranlagungen zu Krankheiten, wie z.B. Chorea Huntington oder Chromosomenanomalien aufspüren. Es ist auch möglich, das Geschlecht oder die Eignung als Organ- und Gewebespender für einen kranken Angehörigen aufzuzeigen. Mit der PID ist immer auch die Gefahr verbunden, dass kranke und behinderte Menschen infolge der neuen Techniken diskriminiert werden oder dass künftige Eltern der Versuchung unterliegen, ihren Wunsch nach einem «Designer-Baby» zu realisieren. Bislang wird diesen Bedenken durch das Verbot der PID im Fortpflanzungsmedizingesetz Rechnung getragen. Dies soil sich nun ändern und zwar unter einschränkenden Bedingungen. Denn der medizinische Fortschritt lässt bei der PID eine immer bessere Diagnostik zu. Schweizer Paare sollen nicht Unger gezwungen sein, Hilfe im Ausland zu suchen, wo ihnen legal geholfen werden kann. Denn die PID ist - namentlich im Vergleich zur ungewollten Kinderlosigkeit und der Situation des Spätabbruchs eines bereits (Ober-) Iebensfahigen Foetus nach einer Pränataldiagnostik (PND) -eine deutlich weniger belastende Intervention. Trotz alledem: Die Reform des Fortpflanzungsmedizingesetzes braucht das richtige Augenmass, urn die heiklen Fragen, die mit der PID verbunden sind, angemessen zu Risen. In der politischen Diskussion geht es vor allem auch um die Frage, ob es tatsächlich vertretbar ist, die PID an einen engen Zulässigkeitskreis zu binden und nicht bei den Indikationen zu ermöglichen, die auch bei anderen pränataldiagnostischen Methoden Praxis sind. Zusammengefasst erscheint es nicht angemessen, die PID mit dem Generalverdacht des Missbrauchs zu belasten, was dafür spricht, den Indikationenkatalog der PID an den der PND anzugleichen. Zugleich ist eine fundierte genetische und psychologische Beratung der betroffenen Paare damit sie in der Lage sind, eigenverantwortlich die nötigen Entscheidungen zu treffen.
Keywords: Swiss Reproductive Medicine Act — reformation of legislation — designer-baby — misuse — medical tourism — prenatal screening — discrimination — human dignity Preimplantation Genetic Diagnostics (PGD) may help couples to fulfil their desire to have a child without fear of possible serious fetal genetic variations. PGD can be used in various fields. For example to detect the predisposition of Chorea Huntington, genetic anomalies, chromosomal sex or the suitability as organ and tissue donor for a sick next of kin. Some associated risks of PGD can be seen in the possible discrimination of ill and disabled persons and the temptation to create designer-babies. Up to now the prohibition of PGD is regulated by the Swiss Reproductive Medicine Act. This meets the described concerns. In future this legal situation will change. The Swiss federal council suggests allowing PGD under some restrictive conditions. One of the main reasons of this development can be seen in the medical progress which enhances the opportunities which are linked with PGD. Beyond all pro and cons PGD can be seen as less burdened in comparison to unintended childlessness or the situation of a late abortion of a viable fetus after prenatal diagnosis. And Swiss couples should not be forced any longer to request assistance abroad where PGD can be made legally.
Nevertheless the reform of the Swiss Reproductive Medicine Act needs the right sense of proportion to solve the delicate issues associated with PGD. The political discussion affects especially the question if it is justifiable to restrict PGD to such narrow restrictions and not to allow PGD under the general conditions which are connected to the other prenatal diagnostic methods. To sum, it seems to be inadequate to put PGD under general suspicion of misuse, which argues for adjusting the indication of PGD and Prenatal Screening. But it should be mandatory to inform the couples competently about the genetic and psychological issues and consequences of PGD to enable them to take their own decisions in a self-dependent manner.
Gassmann, Fritz NUSSBAUMER, H. 2011. Revolution am Himmel. Wie die kopernikanische Wende die Astronomie veränderte. 272 Seiten, viele Abbildungen und Figuren vielfach aus der ETH-Bibliothek. vdf-Verlag, Zürich, ISBN 978-3-72813326-7, CHF 48.00 / EUR 36.00 (D). 157/3-4: 92
  Papst Clemens VIII liess das Jahr 1600 mit einem an die sich etablierende Wissenschaft gerichteten Paukenschlag beginnen: Giordano Bruno wurde am 17. Februar beim Morgengrauen nackt auf einen Scheiterhaufen gebunden und lebendig verbrannt. Der Autor entführt den Leser auf spannende und kurzweilige Art in eine Epoche, in der Menschen in Mitteleuropa begannen, ihren Beobachtungen und Überlegungen mehr Glauben zu schenken als den überlieferten Dogmen der Kirche. Er erläutert lebensnah und nachvollziehbar die Gedankenwelt von Niklaus Kopernikus, Johannes Kepler, Galileo Galilei und vielen anderen kritischen Menschen und lässt uns nachfühlen, wie schwierig es war, das «dem gesunden Menschenverstand widersprechende» kopernikanische Weltbild gegenüber sich selbst und gegenüber den Zeitgenossen zu verteidigen.
Das Buch bringt auch wenig bekannte Aspekte ans Tageslicht wie beispielsweise, dass die Reformatoren der katholischen Kirche mit «strikt legalen» grausamen Folterungen keineswegs nachstanden: Man konnte auch in Zürich, Basel oder Genf seinen Kopf riskieren, wenn man der reformierten Kirche das Monopol auf «Wahrheit» nicht überliess. Wenig bekannt ist weiter, dass Galilei das heliozentrische System mit fragwürdigen Argumenten verteidigte: Seine Erklärung der Gezeiten, die besonders klar die Erdrotation beweisen sollte, war physikalisch schlicht falsch! Kein Wunder also, dass auch scharfsinnige Zeitgenossen Zweifel am neuen Weltbild hegten. ...
Burg, Jean-Pierre Prof. em. Dr. Augusto Gansser (1910-2012)
Ehrenmitglied der Naturforschenden Gesellschaft in Zurich
157/3-4: 93-95
  Augusto Gansser ist der Mensch seines Jahrhunderts. Er wurde 1910 in Mailand geboren. Zur gleichen Zeit, während einer Expedition in Grönland, entwickelte Alfred Wegener die Idee von der Verschiebung der Kontinente. Heute vor fast genau 100 Jahren, am 6. Januar 1912, stellte Wegener seine ersten Gedanken zum Kontinentaldrift (was wir heute Plattentektonik nennen) in einem Vortrag der Offentlichkeit vor. Damit hatte Wegener das wissenschaftliche Leben der Geologen, inklusive das von Augusto Gansser, und ihre Herausforderungen für die nächsten hundert Jahre im Prinzip festgelegt. Das ist eine interessante historische Koinzidenz. Aber ich schätze, dass Augusto seine legendäre Kar riere als Geologe und Wissenschafter auch ohne Wegeners Hypothese gemacht hätte. Ich schreibe diese Zeilen als einer seiner Nachfolger auf dem Lehrstuhl an der ETH/Universität Zürich. Meine eigenen Forschungen im Himalayagebirge führten mir stets seine Pionierrolle auch in der Erforschung der Gebirge auch im Allgemeinen vor Augen.
Seit Augusto Ganssers Zeiten haben sich in den Jahren zwar die Forschungsmethoden verfeinert und kompliziert. Die Grundausrüstung blieb aber stets die gleiche: Hammer, Lupe, Geologenkompass, Feldbuch, Feldtasche für Feldbeobachtungen und geologische Kartierung. Das waren die wirklichen Domänen von Augusto, der seine wegweisenden Arbeiten auf die detailierte Beobachtung der Gesteine im Feld stützte. Hinzu kam seine ausserordentliche Gabe, grossräumige Zusammenhänge herzustellen und seine Forschungsergebnisse prägnant zu kommunizieren. Sein aussergewöhnliches zeichnerisches Talent, mit dem er geologische Beobachtungen belegte, hat ebenfalls zum Erfolg seiner Publikationen beigetragen.
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Klötzli, Frank Brang, P., Heiri, C. und Bugmann, H. (Red.) 2011. Waldreservate. 50 Jahre natürliche Waldentwicklung in der Schweiz. 272 Seiten, EUR 48.— / CHF 48.— (UVP). Haupt Verlag. 157/3-4: 96
  Noch vor etwa 60 Jahren war man froh, überhaupt ein Waldschutz-Gebiet einrichten zu können. Und wenn dies gelang, so war es meist ein bewaldeter Trocken- oder Feucht-Standort, oder aber im Anschluss an bereits bestehendes Offenland-Schutzgebiet. Erst ab ca. 1960 wurde man sich gewahr, dass kaum Flächen mit Klimax-Charakter auf mittleren Standorten unter Schutz kamen [heute ca. 1/3 der kollin-submontanen Reservate mit Klimax (-Anteilen)]. Denn die Dynamik in der Klimax ist in den Reservaten von besonderem forstwirtschaftlichem Interesse.
Erst im vorliegenden Werk erkennt man aufgrund der Beschreibung der einzelnen Reservatsgebiete, dass das Spektrum der vertretenen Wald-Gesellschaften und auch die Klimax aller Höhenstufen vorkommt, allerdings in den eher nördlichen Gebieten unserer Landes; in den südlicheren Räumen sind Reservate eher dünn gesät — dafür grossflächig (z.B. Nationalpark, Aletsch).
Ein Buch in der jetzigen Form und Gründlichkeit hate noch vor wenigen Jahren mangels Unterlagen kaum erstellt werden können. Viele der damals offenen Fragen oder Wunschäusserungen lassen sich erst heute beantworten. Jetzt kommt das Buch zur richtigen Zeit, um eine (vorläufige) Übersicht in Form einer Auswahl von 14 Beispielen auszuweisen und um so eine gewisse Bilanz zur Situation liefern zu können. In dieser Weise lassen sich auch die recht auffälligen Lücken feststellen, und zwar in Verteilung und Inhalt, seien sie nun z.B. geographischer oder pflanzensoziologischer Art o.ä.
Das Buch zeigt einen sachgemässen und nachvollziehbaren Aufbau, eine klare Sprache und eine instruktive und ästhetisch glanzvolle Bebilderung.
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Wohlgemuth,Thomas und Alban Brigger, Philipp Gerold, Lucinda Laranjeiro, Marco Moretti, Barbara Moser, Martine Rebetez, Dirk Schmatz, Gustav Schneiter, Stephane Sciacca, Antoine Sierro, Patrick Weibel, Thomas Zumbrunnen, Marco Conedera Leben mit Waldbrand am Beispiel von Leuk (VS) 2003
Kurzfassung vom Merkblatt für die Praxis #46, Jan.2010 WSL
157/3-4: 97-106
Schlagwörter: Artenvielfalt - Bodenverhältnisse - Fauna - Flora - Wallis - Waldbrandstrategie - Waldverjüngung Am Beispiel des Waldbrands von Leuk im Sommer 2003, dem grössten derartigen Ereignis im Walliser Zentraltal seit hundert Jahren, werden die vielfältigen Auswirkungen solch zerstörerischer Ereignisse auf die Natur aufgezeigt. Der Bericht enthält Dokumentationen des Brandes, der Sofortmassnahmen, Angaben zur räumlichen und zeitlichen Brandhäufigkeit, zu den Veränderungen der Standortsbedingungen, zum Verjüngungserfolg des Waldes und zur Entwicklung der Biodiversität. Mit Blick auf den Klimawandel wird das Waldbrandrisiko diskutiert und die Waldbrandstrategie des Kantons Wallis vorgestellt.
Keywords: biodiversity - fauna - flora - forest fire strategy - forest regeneration - soil conditions - Valais The forest burn of Leuk in the summer of 2003 was the largest fire event for the last 100 years in the Rhone valley of the canton of Valais. It serves to demonstrate the various effects of the stand-replacing fire on flora and fauna. In the report, we document the fire event and the consecutive urgent measures taken by the forest service, put into perspective the Leuk burn and other forest fires in Switzerland, analyse the changes in site conditions and the related development of biodiversity and tree regeneration. In respect to climate change, we discuss the forest fire risk and present the forest fire strategy of the Canton Valais.
Redaktion Hinweise für Autorinnen und Autoren/Inhalt 157(3/4): U3-4

2012, Year 157 Issue 1/2
Redaktion Titelseite, Naturforschende Gesellschaft: Zweck, Vorstand, Mitglieder, Publikationen etc. 157/1-2: U1-2
  Titelbild: Vielfalt der Getreidesorten in Eschikon-Lindau: Genetische Ressourcen für die Sorten von morgen. Foto: Ernst Merz, ETH.157/1-2 U1
Stamp, Peter Why just an Intensified Plant Breeding Enables Global Food Security157(1/2): 1-8
arable land – climate change – water scarcity – phosphorous scarcity – bioenergy – molecular breeding Plant production must be twice higher in 2050, otherwise there will be not enough food on a global level; for this goal the productivity per area of land must increase by 80 %. It can only be achieved by a much stronger and efficient plant breeding than today. This has to be fully supported by the public despite a range of further, partly interacting challenges by further important topics like climate change, on-going losses of arable land, misuse of land for bioenergy generation, lack of affordable water and phosphorous as well as an increased meat consumption. Regarding breeding itself, society has become more vulnerable as breeding investments go to very few major crops and the yield increase in self-pollinating cereals is insufficient to guarantee future food security. New tools will help to Speed up breeding, especially offered by molecular biology. However, new breeding technologies are too often highlighted as the miracle means to solve all problems for food security once for all. Tragically, this distracts the public from the utter need to invest heavily in basic breeding research and breeding application. Therefore we need a clear view on the range of obstacles to be overcome and as well as the opportunities available to win the run for global food security by the best germplasm ever.
Wohlgemuth, Thomas, Petra Bachmann, Ariel Bergamini, Jacques Burnand, Christian Ginzler, Andreas Keel, Michael Kessler, Michael Nobis, Reto Nyffeler, Jürg Röthlisberger, John Spillmann und Gabriela Wyss. 173 years after Kölliker: Time for a New Flora of the Canton of Zurich.157(1/2): 9-22
change of flora – database – inventory – pteridophyts and phanerogams – sample – sampling effort – volunteers – websiteThe long-established Zurich Botanical Society founded in 1890 focuses on its main purpose and aims to compile a new (revised) flora of the canton of Zurich. More than 170 years have passed since Albert Kölliker published the only cantonal flora in 1839. Since then, the landscape has changed in such a dramatic way that a new inventory of the flora is more than justified. Preparations for this ambitious project have greatly advanced. Accordingly, it is planned to fully assess the flora on one ninth of the canton's area, which corresponds to 208 mapping quadrats of 1 km2 each. This inventory shall be completed by a re-mapping of the existing Welten-Sutter mapping units, which makes it possible to compare the current flora with its state 40 years ago. The mapping will be supplemented by analyses of both the combined herbaria of the University and the ETH Zurich as well as the herbarium of Georg Kummer located in the museum «zu Allerheiligen» of Schaffhausen. During a pilot mapping in June 2011 we gathered first experiences in the field. An analysis of the mapping protocols demonstrate that individual quadrats should ideally be mapped by more than one team of botanists and that the number of mapped plant species per quadrat depends on the time spent and the distance walked within a quadrat. The new flora shall be basically published on the Internet where new findings will be periodically updated. The flora project can be realised due to the offer of many local botanists to take part in the mapping process over several years in their spare time.
Achim WalterDiel growth fluctuations in young leaves and roots of flowering plants 157(1/2): 23-32
physiology – photosynthesis – image processing – agricultural sciences – leaf – root Plants are sessile organisms that are exposed to a pronounced variation of environmental factors during their development. Plant growth processes take place in tissues with high water content. The coordinated implementation of diel (24 h) growth processes requires a sufficient supply of water, carbohydrates, energy and mineral nutrients. The temporal availability of these «growth substrates» differs during 24 h depending on the organization of the plant body plan. Therefore, leaves of plants with different organization show different strategies with respect to the timing of their maximal growth rate during the diel cycle. Grass leaves grow maximally at random times. Their growth zone is not exposed to the environment, does not conduct photosynthesis and does not lose water due to transpiration. Leaves of typical eudicot plants do not have separate zones of growth and photosynthesis and the growth zone is exposed towards the environment. Maximal growth takes place at daynight-transitions. Succulent plants dose their stomata and grow preferentially during the day. These different growth strategies are hardly investigated up to now and their consequences with respect to human utilization of plants are hardly discussed.
This article is based on the introductory lecture «Firmly rooted but highly dynamic – a novel approach to capture plant growth» given by Achim Walter on 04/08/2011 at ETH Zurich.
Dominik Letsch A Stable Isotope Record from the Äussere Einsiedler Schuppenzone (Steinbach, SZ)157(1/2): 33-43
Paleocene-Eocene boundary – PETM – Nummulite limestone – global warming – stable isotopes – Helvetic nappes The Paleocene-Eocene-boundary, as defined in the recent geological literature, is accompanied by a global dramatic climatic and geochemical event – the PETM. This event was a period of extreme global warming combined with a negative carbon isotope excursion that lasted for approximately 120000 years. The present article describes first some principles of stable isotope geology. The second part deals with the results of isotope geological investigations of a famous Paleocene-Eocene section in the Helvetic part of the Swiss Alps. Apart from original i.e. climatically and geochemically induced isotope signals, the stable isotope composition of this section is controlled mainly by the primary composition of the sedimentary particles and the subsequent diagenetic development. Because of this only a likely level of the PETM could be identified.
Conradin A. Burga Balzan-Preis 2011157(1/2): 44
  German only
Stauffer, Felix Jugendpreis 2011 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 157(1/2): 45-48
Martin Schwyzer Martin Neuhauser: Zecken: Überträger von FSME und Lyme-Borreliose Betreuer: Reto Beeli, Kantonsschule Freudenberg 157(1/2): 45-46
Rolf Rutishauser Marco Weibel: Neokolonialismus und Waldzerstörung in Madagaskar. Betreuer: Christian Schmidtpeter, Mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium Rämibühl157(1/2): 46-47
Martin Schwyzer Nico Altwegg: Borrelien in Zecken. - Eine Untersuchung des Durchseuchungsgrades im Gebiet um Wetzikon Betreuer: Christian Heller-Wessa, Kantonschule Zürcher Oberland157(1/2): 47-48
Conradin A. Burga und Peter Peisl100 Jahre Entomologische Gesellschaft Zürich (1911-2011) 157(1/2): 49
  Am 25. September 2011 hat die Entomologische Gesellschaft Zürich mit über 100 Teilnehmenden in Kloten ihr 100-Jahr-Jubiläum gefeiert. Diese Gesellschaft ist eine Vereinigung von Interessenten an der grössten Tiergruppe, den Gliederfüsslern. Während die Gesellschaft 1911 zunächst 18 Mitglieder zählte, waren es 2010 bereits 250, und heute sind es über 280 Mitglieder.
Da diese Gesellschaft weitgehend im Stillen wirkt, ist sie der Öffentlichkeit wenig bekannt, so dass es nützlich ist, sie hier kurz vorzustellen.
Peter Peisl Gerhard Bächli (Ed.): Festschrift zu 100 Jahre Entomologische Gesellschaft Zürich157(1/2): 50-51
  German only
Lena Serck-Hansen Magnetische Nanopartikel für die Blutreinigung157(1/2): 52
c.f. www.uzh.ch/news Febr.24th 2012 German only
A. Rigling, B. Forster, F. Meier, B. Wermelinger Insects as keyfactors in forest development? 157(1/2): 53-56
Bark beetle - climate change - outbreaks - invasive species Several studies documented for the last decades increasing amounts of insect-induced forest damage in Switzerland and Europe. Mainly bark beetles are likely to play a key role in future forest dynamics. In the U.S.A. the annual area of forests being killed due to insect and pathogen infestations is roughly 45 times higher than due to forest fires.
The ongoing climate change will substantially change the basic conditions for forest development. This process will be beneficial for several insect species: 1) Potential outbreak areas will increase, 2) inconspicuous species develop into pests, 3) the array of potential host, species will expand, 4) the synchrony of development phases will alter, and 5) invasive species will spread. Forestry will have to cope with these changes.
Redaktion Inhalt (2011) 156 157(1/2): 57-58
Redaktion Hinweise für Autorinnen und Autoren/Inhalt 157(1/2): U3-4

2011, Jahrgang 156
Redaktion Titelseite, Naturforschende Gesellschaft: Zweck, Vorstand, Mitglieder, Publikationen etc. 156/1-2: U1-2
Burga, Conradin A. Masoala Küste (Titelbild) 156/1-2: U1
  Paradiesisch anmutender Küstenabschnitt auf der Masoala-Halbinsel bei Tampolo, ca. 45 km Luftdistanz südöstlich des Ortes Maroantsetra. Die grössten Bäume an der Küste bilden Barringtonia asiatica (Vordergrund) und Terminalia catappa. Gleich dahinter folgt sogleich mit geschlossener Front der tropische Tieflandregenwald von Masoala (= Auge des Waldes). Foto von C.A. Burga, 2006.
Burga, Conradin A. Lebensräume Madagaskars - Übersicht zur aktuellen Flora und Vegetation
Natural environments of Madagascar. Overview to the actual flora and vegetation
155/1-2: 1-11
Schlagwörter: Vegetationskarte – Artenlisten – Biodiversität – tropische Regenwälder – Standorte – Lebensstrategien Vorliegender Beitrag vermittelt eine kurze Übersicht zur Madagassischen Flora und zur vegetationskundlichen Gliederung dieser grossen Insel (594 000 km2). Von rund 9505 Farn- und Blütenpflanzen-Arten sind ca. 6500 Arten endemisch. Die artenreichsten Ökosysteme sind die immerfeuchten tropischen Wälder, die artenärmsten die sehr ausgedehnten Grasländer. Die Artenlisten zu den einzelnen Lebensräumen enthalten meistens Pflanzen, die man unterwegs antreffen kann und die leicht erkennbar sind. Bei den einzelnen Vegetationstypen werden deren Standortseigenschaften und Lebensstrategien erläutert.
Key words: Vegetation map – plant species lists – biodiversity – tropical rain forests – sites – life strategies Present contribution gives an overview to the flora of Madagascar and to the vegetation patterns of this big island (594 000 km2). Ca. 6500 plant species of a total of 9505 vascular plant species are endemic. The tropical rain forests show the highest species richness, the lowest species richness the extended grasslands. The plant species lists to the different ecosystems give mainly wayside species, which can be mostly quite easily recognized. The different vegetation types are characterized regarding their habitat-factors and the plant life strategies
Tobler, Kurt Schwyzer, M. 2011. Virusporträts. Das Gesicht der Viren im Spiegel der Zürcher Forschung. 104 Seiten, 42 meist farbige Abbildungen, 3 Tabellen. Neujahrsblatt auf das Jahr 2011, herausgegeben von der Gelehrten Gesellschaft in Zürich. Buchhandlung Beer AG, Zürich, oder Bestellung beim Autor (schwyzer@vetvir.uzh.ch). ISBN 978-3-033-02759-6, CHF 30. 156/1-2: 12
  Wohl gibt es schon zahlreiche Bücher über das Forschungsgebiet der Virologie und auch einige über den Forschungsstandort der Universität Zürich. Jedoch verbindet Martin Schwyzer in seinem Buch diese beiden Themen auf interessante und abwechslungsreiche Weise. Er kombiniert in vierzehn Kapiteln jeweils ein Virusportrait und ein Forscherportrait. Im Virusportrait beschreibt er auf allgemein verständliche Art ein Virus oder eine Virusgruppe und im angehängten Forscherportrait jeweils eine herausragende Persönlichkeit, die an der Universität auf dem Gebiet der Virologie forscht oder geforscht hat. So erfährt der Leser viel Wissenswertes über Polio-, Masern-, Grippe-, Herpes- und andere Viren von medizinischem und veterinärmedizinischem Interesse und viel Aufschlussreiches über namhafte Wissenschafter wie Rolf Zinkernagel, Hans Hengartner, Jean Lindenmann, Karin Mölling, Martin Billeter, Walter Schaffner und Charles Weissmann. Der Autor kennt alle portraitierten Forscher persönlich.
Martin Schwyzer ist Titularprofessor für Molekulare Virologie an der Vetsuisse Fakultät Zürich und erforschte während vielen Jahren die Biologie von Herpesviren. Er war während 25 Jahren ein engagierter Lehrer für seine Studenten und Doktoranden. Neben seiner beruflichen Tätigkeit ist er langjähriges Vorstandsmitglied und derzeitiger Präsident unserer Gesellschaft. Die Vielfalt der heute bekannten Viren und der von ihnen verursachten Krankheiten ist gross. Die Auswahl der im Buch beschriebenen Viren ist ausgeglichen, und alle für die Virologie wichtigen Aspekte wie Molekularbiologie, Immunologie und Epidemiologie werden behandelt. Der Autor vermag dem Leser sein breites Fachwissen in anschaulicher Sprache zu vermitteln und durch die Kombination von Biologie der Viren und Biographie von Virologen entsteht ein Lesegenuss, der für ein Fachbuch ungewöhnlich ist. Das Buch ist sowohl für den interessierten Laien wie auch für ein Fachpublikum sehr lesenswert.
Klötzli, Frank Zum spontanen Massenauftreten von Orchideen - Ein Zufallsfund - ein Zufallsjahr?
Mass development of Orchids: Just a chance in day or location?
156/1-2: 13-21
Schlagwörter: Chaos-Theorie - Flughafengelände - Landschaftsgestaltung - Ophrys apifera - Populationsschwankung - Ruderalisierung Teile des nördlichen Flughafengeländes von Zürich-Kloten wurden während des Ausbaus der neuen V-(Nord-)Piste (1973-1975) grosszügig zu einer schwach welligen Landschaft mit etlichen Weihern modelliert. Heute ist diese mehrheitlich von etwas ruderalisierten Heu- und Streuwiesen bestanden und durchsetzt mit Busch- und Baumgruppen. Dieses Gebiet wurde in den neunziger Jahren einem neuen Bewirtschaftungsplan unterzogen.
Grösstenteils im leicht ruderalisierten Streuland haben sich einige seltenere Orchideen-Arten angesiedelt, vor allem Ophrys apifera, Anacamptis pyramidalis und Orchis ustulata. Stellenweise kam es dort im Jahre 1995 zu einem Massenauftreten von Ophrys. Auch die anderen beiden Arten erscheinen jedes Jahr in grösserer Zahl mit Hunderten von Individuen.
Seit 1995/1996 ist indessen keine Häufung von Blütenstengeln von Ophrys mehr erfolgt. Die Population schwankt zwischen einigen wenigen bis zu einigen Dutzend Blütenstengeln.
Gemäss den Feldbuch-Aufzeichnungen von ETHProfessor WALO KOCH von 1920-1955 wurden die erwähnten Arten damals im gesamten Gebiet nie gefunden, auch nicht in sehr alten Pfeifengras-Streuwiesen.
Die Ursachen vom Auftreten und von den Schwankungen lassen sich am ehesten mit der Chaos-Theorie begründen. Sie sind Ausdruck eines dynamischen Geschehens, das nicht durch wechselnde Standortbedingungen belegt werden kann und sich auch bei dikotylen Arten zeigen kann.
Wissenschaftlich und naturschützerisch ist die Kenntnis von so grossen Populationsschwankungen für die Beurteilung des Naturschutzwertes von Streuland von grosser Bedeutung. Politisches Interesse ergibt sich aus der Tatsache, dass der Naturschutzwert von solchen Schwankungen mitbestimmt werden kann; wobei diese Schwankungen sich infolge Klimaveränderungen noch verstärken könnten.
Key words: Chaos theory - airport area - landscape formation - Ophrys apifera - population fluctuation - ruderalisation Parts of the northern area of Zurich-Airport were transformed into a slightly ondulating plain, incorporated during the construction of the new runways. Presently, the area is overgrown with somewhat ruderalized hay-meadows (Arrhenatherion) and strawmeadows (Molinion) carrying some groups of trees and shrubs, partly forest and plantations. In the early nineties these straw-meadows were exposed to a more appropriate management plan.
With preference in these ruderalized strawmeadows some rather rare orchids appeared without being introduced by man, of which Ophrys apifera, Anacamptis (Orchis) pyramidalis and Orchis ustulata may be mentioned in first place. In 1995/1996 some parts of these meadows were relatively densely covered by flowering Ophrys and plenty rosettes, also the other two aforementioned species were to be seen in dense herds of several hundreds, also in the coming years. To the contrary, Ophrys only appeared in populations of a few dozens or with single flowering stems ever since.
According to the field-book notes of professor (ETH) Dr. WALO KOCH between 1920 and 1955 not one of the three species had been found in the whole area, not even in well-managed straw-meadows.
The causes for this sudden appearance and extraordinary fluctuations are not known. However, they might be – at least – modelled with an approach given by chaos-theory. They are obviously a point of a dynamic process, which is probably rarely induced by changes in decisive site factors of natural origin, causing fluctuations which have been observed in other ecosystems as well, and also with dicotyledons.
Scientifically, and from a viewpont of biological conservation, such fluctuations are important, especially for the judgement of conservational values.
Political importance is given from the fact that this value is influenced by such unforeseen and rare processes, partly triggered by climatic changes.
Landolt, Elias KLÖTZLI, F., DIETL, W., MARTI, K., SCHUBIGER-BOSSARD, C. und WALTHER, G.-R., unter Mitarbeit von WEGELIN, TH. 2010. Vegetation Europas. Das Offenland im vegetationskundlich-ökologischen Überblick unter besonderer Berücksichtigung der Schweiz. 1190 Seiten. 1. Aufl. 2010. hep verlag ag. Bern. ISBN 978-3-7225-0098-0, CHF 248.00. 156/1-2: 22
  Die Vegetation Europas ist seit über 100 Jahren sowohl in kleinflächigen Regionen wie auch in weitflächigen Gebieten Europas hervorragend untersucht. Gerade die Schweiz hat hier während Jahrzehnten Wesentliches zum Verstehen und zur Systematik der Pflanzensoziologie beigetragen. Zwar besitzen wir bereits seit 1963 (mehrere Neuauflagen!) die ausgezeichnete und weit verbreitete Übersicht von H. Ellenberg über «Die Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen», die lehrbuchmässig die verschiedenen Vegetationen und ihre Entstehung darstellt. Trotzdem vermissen wir eine umfassende gesamteuropäische Darstellung, die einen Vegetationsüberblick und aussagekräftige Vergleiche im Aufbau und in der Zusammensetzung des Pflanzenkleides erlaubt und unsere Pflanzenwelt in einen grösseren Zusammenhang stellt. Gerade das Mittelmeergebiet, die osteuropäischen Trockenzonen, die nord- und westeuropäischen Kühlgebiete oder die ausseralpinen Gebirgssysteme, die heute oft auch in den Ferien besucht werden, sind interessante Erkundungsobjekte für den Naturliebhaber.
1984 hat Hannes Mayer, Forstprofessor aus Wien, mit Erfolg die «Wälder Europas» zusammenfassend dargestellt. Der Erstautor (F K.) der vorliegenden Arbeit erkannte bereits damals die Dringlichkeit der Erfassung aller Vegetationen Europas (also auch der waldfreien) in ähnlicher Weise. Aus verschiedenen Gründen verzögerte sich die Durchführung des Projektes, und der interessierte Leser musste fast 30 Jahre warten, um an die lange erwarteten Informationen zu kommen Dafür konnte nun auch zahlreiche neue Literatur berücksichtigt und eine sehr vielschichtige spannende Übersicht geschaffen werden. Für die Bearbeitung einzelner Kapitel konnte Frank Klötzli zudem einige kompetente Mitarbeiter gewinnen. ...
Brandl, Helmut «Plankton der Atmosphäre» - Vorkommen und Verbreitung von Mikroorganismen in der Luft
«Plankton of the atmosphere» - Occurrence and distribution of microorganisms in the air
156/1-2: 23-27
Schlagwörter: Bioaerosole - Globale Verteilung - Klima - Mikrobielle Diversität - Wetter Bioaerosole sind luftbürtige Partikel biologischen Ursprungs und umfassen hauptsächlich Viren, Bakterien, Pilze, sowie Pollen und andere Pflanzenteile. Diese machen etwa 25% der gesamten partikulären Aerosole aus, in gewissen geographischen Regionen sogar bis zu 75%. Bakterien und Pilze sowie deren Sporen stellen den wichtigsten Teil der Bioaerosole dar und finden durch Windsysteme (z. B. Passatwinde) eine interkontinentale Verbreitung. Bioaerosole üben einen Einfluss auf unsere Gesundheit (Ausbreitung von Krankheiten) aus. Sie können ausserdem die chemische Zusammensetzung unserer Atmosphäre modifizieren, indem sie beispielsweise flüchtige organische Verbindungen aufnehmen und umwandeln. Durch die aktive Katalyse der Bildung von Eiskristallen oder der Kondensation von Wasser können sie zur Wolkenbildung beitragen und somit Wetter und Klima beeinflussen. Unser Wissen über die mikrobielle Zusammensetzung und deren Abhängigkeit von Umweltfaktoren sowie über Quellen und Senken von Bioaerosolen ist aber heute nur bruchstückhaft.
Key words: bioaerosols - climate - global distribution - microbial diversity - weather Bioaerosols are part of airborne particles occurring in the atmosphere and include mainly viruses, bacteria, fungi as well as pollen grains and other plant parts. It has been estimated that approximately 25% of all airborne particles are of biological origin, though in certain geographical regions levels of up to 75% are reached. Bacteria and fungi as well as their spores are the most important bioaerosols. They are intercontinentally distributed through global wind systems (e.g., trade winds). Airborne particles of biological origin might influence human health as well as weather and climate. In addition, bioaerosols might actively modify the chemical composition of the atmosphere by adsorbing, transforming, and desorbing volatile organic compounds. However, the understanding of the governing processes, of the dependency between particles and microbes, and of the occurrence of sources and sinks is still limited. In particular, the microbial diversity of bioaerosols and its relation to environmental factor is largely unknown.
Ramseier, Dieter Landolt, E. 2010. Flora indicativa. Ökologische Zeigerwerte und biologische Kennzeichen zur Flora der Schweiz und der Alpen. 378 S. Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, Wien. ISBN 978-3-258-07461-0, CHF 98.00, EUR 70.00 (D), EUR 72.00 (A). Mitautoren: Beat Bäumler, Andreas Erhardt, Otto Hegg, Frank Klötzli, Walter Lämmler, Michael Nobis, Katrin Rudmann-Maurer, Fritz H. Schweingruber, Jean-Paul Theurillat, Edwin Urmi, Mathias Vust und Thomas Wohlgemuth. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage der Ökologischen Zeigerwerte zur Flora der Schweiz (1977). 156/1-2: 28
  Wohl kein Student der Biologie, Agronomie oder Forstwirtschaft kennt nicht die Ökologischen Zeigerwerte zur Flora der Schweiz (LANDOLT, 1977). Diese waren seit einigen Jahren vergriffen. Elias Landolt, ein sehr profunder Kenner der Schweizer Flora und Vegetation, hat sich daher an eine Neuauflage gewagt. Aus den anfänglich geplanten kleineren Anpassungen ist eine völlige Überarbeitung mit wesentlichen Erweiterungen geworden. Einerseits wurden neue Zeigerwerte (als Zahlen) und zahlreiche neue Kennzeichen (als Buchstaben) eingeführt, andererseits wurden die Skalen bestehender Zeigerwerte flexibel den Bedürfnissen angepasst und ergänzt durch Angaben zur Amplitude. Erwähnenswert ist der Einbezug von Moosen und Bodenflechten, welche in der 1977er Version noch nicht berücksichtigt wurden. Für eine solch umfangreiche Erweiterung hat Landolt 12 Fachleute beigezogen.
Nebst den bekannten Klima- und Bodenindikatoren sind neu Zeigerwerte und Kennzeichen zu Wachstums-und Nutzungsstrategien (z. B. Wurzeltiefe, Konkurrenzstrategien), biologischem Verhalten (z. B. Bestäubungsart, Mandverträglichkeit, Samenüberdauerung), Vorkommen (z. B. Lebensräume, Art und Zeit der Einwanderung, invasives Verhalten von Neophyten), Gefährdung (nur über die Internet-Version zugänglich) und Vorkommen in Pflanzengesellschaften aufgenommen worden. Zu einigen Arten werden Angaben zu Spezialliteratur gegeben. Auch eine taxonomische Beurteilung wurde vorgenommen, wodurch der Leser auf schlecht abgrenzbare und fragliche Taxa aufmerksam gemacht wird. ...
Letsch, Dominik Arnold Eschers Sicht der Glarner Überschiebung
Arnold Escher's thoughts on the Glarus overthrust
156/1-2: 29-38
Schlagwörter: Glarner Doppelfalte – Finsteraarhornmasse – Albert Heim – Passivität der Kristallingesteine –Bernhard Studer – Eduard Suess – Tektonik Die Umkehr der normalen stratigrafischen Abfolge im südlichen Kanton Glarus (die Glarner Überschiebung) war Arnold Escher – und bereits seinem Vater H.-C. Escher – schon um 1840 bekannt. Spätere Geologen (namentlich Rudolf Staub und Rudolf Trümpy) sahen in seinen diesbezüglichen frühen Beschreibungen eine Vorwegnahme der Erkenntnis einer tektonischen Überschiebung im modernen Sinn. Später sei Escher, von Zweifeln getrieben, zur Ansicht einer Doppelfalte gelangt, um die horizontale Verkürzung der Erdkruste, die mit solchen Strukturen verbunden ist, zu minimieren. Der vorliegende Artikel versucht zu zeigen, dass Escher nicht an eine Überschiebung im modernen Sinne gedacht hatte, sondern an ein Überfliessen der plastischen Verrucanomasse über den eozänen Flysch und dass das Modell der Glarner Doppelfalte in diesem Kontext einen wissenschaftlichen Fortschritt darstellte.
Key words: Glarus double fold – mass of Finsteraarhorn – Albert Heim – passivity of crystalline rocks – Bernhard Studer – Eduard Suess – tectonics The large scale inversion of the normal stratigraphic column in the southern area of the Canton of Glarus (the Glarus overthrust) was already known to Arnold Escher around 1840, half a century after it first had been described by his father Hans-Conrad Escher. Subsequently, geologists like Rudolf Staub and Rudolf Trümpy considered his early thoughts as an anticipation of a nappe or a thrust in the modern sense of the term. Later on, the cautious and extremely modest Escher allegedly invented the concept of the so called «Glarus double fold» in order to supposedly minimize the required horizontal contraction or shortening of the Earth's crust resulting from such a structure. The present article attempts to demonstrate that Escher did not imagine a thrust in the modern sense but rather of a plastic extrusion of the Verrucano upon the Eocene flysch deposits. However, in this regard the double-fold concept can be seen as a major scientific improvement in the context of midnineteenth-century geology.
Ziswiler, Vincent Prof. em. Hans Burla 1920-2010 156/1-2: 39-40
  Am 24. Februar 2010, kurz vor seinem neunzigsten Geburtstag, ist Hans Burla, mein ehemaliger Lehrer und späterer Kollege, verstorben. Wegen einer schweren Krebserkrankung war er 1985 vorzeitig in den Ruhestand getreten, durfte dann aber dennoch ein hohes Alter erleben. Er ist in Zürich in den Kreisen 7 und 8 als Sohn eines Postbeamten aufgewachsen und soll ein hoch sensibler Junge gewesen sein, der alles in seiner Umgebung genau beobachtend wahrnahm. Handwerklich begabt interessierte er sich zunächst für eine Schreinerlehre, entschied sich dann aber für das Lehrerseminar in Küsnacht. Er spielte Geige und bildete sich gestalterisch weiter bei einem Lehrer, der privat ein Bildhaueratelier betrieb. Vielseitig interessiert unternahm er Reisen mit dem Velo ins Tessin, nach München und nach Holland. Im Anschluss an seine Seminarzeit unterrichtete er an verschiedenen Schulen des Kantons Zürich.
In einem Buchantiquariat stösst er zufällig auf ein Büchlein «Gehe hin zur Ameise» des Forel-Schülers und Insektenforschers Heinrich Kutter, das ihn dermassen fasziniert, dass er sich für ein Zoologiestudium entscheidet. Er vertieft sich in Darwins Schriften und interessiert sich mehr und mehr für die Natur und das Leben in all seinen Aspekten. Frei von Religiosität bewundert er die Natur, befasst sich auch philosophisch mit den Naturwissenschaften und wendet sich der damals von Ernst Hadorn in Zürich zur Blüte gebrachten Drosophila-Genetik zu. Als wegweisend für seine akademische Karriere erweist sich ein einjähriger Stipendien-Aufenthalt in Sao Paulo bei Theodosius Dobzhansky, dem wohl prominentesten Populationsgenetiker und Evolutionsforscher des 20. Jahrhunderts. Noch in Brasilien heiratet er Anita Scheel, welche zeitlebens seine treue Gefährtin bleibt. Unter dem Einfluss von Dobzhansky stellt Hans Burla die Weichen weg von der in Zürich gepflegten klassischen Genetik an Drosophila melanogaster zur Evolution, Systematik und Populationsgenetik der mehr als 3000 Arten umfassenden Familie der Taufliegen Drosophilidae. Über 60, zum Teil umfangreiche Publikationen machen ihn im Laufe seines Forscherlebens zum Topexperten auf diesem Gebiet.
Nach Zürich zurückgekehrt wird er Assistent und arbeitet an seiner Dissertation über die Systematik, Verbreitung und Ökologie der Drosophila-Arten der Schweiz. Es folgen Forschungsaufenthalte an der Elfenbeinküste und nochmals bei Dobzhansky in Brasilien, wo auch sein erstgeborener Sohn zur Welt kommt. Ein Angebot für eine Professur in Manaus schlägt er zugunsten einer Karriere in Zürich aus, wo er 1956 habilitiert und Oberassistent wird. Drei Jahre später, nach der Emeritierung von Hans Steiner, übernimmt er dessen Extraordinariat für Systematische Zoologie. Gleichzeitig wird das Zoologische Museum, das interimistisch vom Paläontologen Bernhard Peyer verwaltet wurde, zu einem vollberechtigten Fakultätsinstitut für Systematische Zoologie und Ökologie aufgewertet, und Burla übernimmt dessen Direktion; 1967 erfolgt seine Ernennung zum Ordinarius. Gleichzeitig mit seiner akademischen Etablierung fächert Hans Burla seine Forschungsinteressen aus. So etabliert er sich mit einer Forschungsgruppe, welche später von seinem Schüler Georg Ribi geleitet wird, in der Zürichsee-Forschung und richtet die Tauchstation in Kilchberg ein. Dazu kommt später eine Meeresstation in Sardinien, wo er, inzwischen passionierter Taucher geworden, zusammen mit einer grossen Zahl von begeisterten Diplomierenden und Doktorierenden, die Konkurrenz unter verschiedenen Seesternarten erforscht.
Von Hans Burla liegen um die hundert, zum Teil umfangreiche Publikationen vor, nebst einer grossen Zahl von Dissertationen und Diplomarbeiten, die unter seiner Leitung entstanden sind. Sein wissenschaftlicher Output charakterisiert ihn als ungemein neugierigen, originellen, methodisch innovativen und zähen Forscher, der auch an seine Schüler hohe Ansprüche stellte. ...
Stauffer, Felix Jugendpreis 2010 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 156/1-2: 41
  Im Rahmen des letzten Vortrages des Herbstsemesters, am 6. Dezember 2010, wurde an der Universität Zürich der NGZJugendpreis für hervorragende naturwissenschaftliche Maturitätsarbeiten überreicht. Zwei biologische Arbeiten beeindruckten die Jury am stärksten. Beide zeichnen sich dadurch aus, dass mit originellen Ansätzen und einfachen Mitteln selbständig formulierten Fragen wissenschaftlich korrekt nachgegangen wurde und sich teilweise überraschende Resultate ergaben.
Gewinner des Jugendpreises 2010: Ines Neukom, Maur
Dominic Martin, Uitikon Waldegg
Die Preisträgerin und der Preisträger erhielten je eine Urkunde und Fr. 500.-. Zudem erhalten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Anerkennung für ihren ausserordentlichen Einsatz und die hohe Qualität ihrer Maturitätsarbeiten eine NGZ-Mitgliedschaft für das Jahr 2011.
Brandl, Helmut Ines Neukom: «Mehr Milch mit Musik? Eine Untersuchung zum Einfluss von Musik auf die Milchleistung von Red-Holstein Kühen.» 156/1-2: 41-42
  Untersuchungen zum positiven Einfluss von Musik auf Pflanzen und Tier sind ja im Prinzip nichts Neues. Die Preisträgerin Ines Neukom hat der Thematik aber noch eine weitere Komponente hinzugefügt: Sie hat sich gefragt, welche Art von Musik einen positiven Effekt hervorruft. Man kann sich vorstellen, dass es bezüglich Musik¬stilen eine Vielzahl von Varianten und persönlichen Vorlieben gibt. Was aber mögen Kühe? Techno? Ländler? Rap? Klassik?
Was waren die ausschlaggebenden Punkte, die zur Prämierung der Arbeit geführt haben? Im Zentrum stand die originelle Fragestellung und die Umsetzung zu deren Beantwortung. Besonders gut gefallen hat mir die Eigeninitiative, die aus der Arbeit herauszuspüren ist. Ebenso die Umsetzung von eigenen Ideen, und nicht nur das «Nachkochen» von bestehenden Rezepten.
Interdisziplinarität ist ja so ein - leider schon ein wenig abgenutztes - Schlagwort. In der Arbeit von Ines Neukom kommt sie aber sehr schön zum Ausdruck: Zunächst muss man sich mit der Physiologie (und Psychologie?) von Kühen und der Produktion von Milch vertraut machen. Dann braucht es einige musikwissenschaftliche Kenntnisse. Dann ist agronomisches und landwirtschaftliches Wissen nötig, z. B. zum Melkvorgang, damit man den Versuch überhaupt durchführen kann. Und am Schluss noch Statistik, um die Daten auch richtig auszuwerten.
Zusätzlich war in meinen Augen die Kombination von Theorie und Praxis bemerkenswert: Zuerst ist ein Überblick über bestehendes Wissen nötig, der als Grundlage für die Planung der Experimente dient. Anschliessend muss man das Experiment auch praktisch durchführen, also Feldarbeit machen. Persönlich mag ich Feldarbeit sehr und bewerte es sehr positiv, wie die junge Forscherin den Versuch geplant und im Feld durchgeführt hat.
Kühe geben also mehr Milch, wenn sie einen bestimmten Musikstil hören. Das ist die wichtigste Aussage aus der Arbeit von Ines Neukom. Sie unterscheidet dabei klassische Musik von Ländlermusik und schreibt dazu: «Die Resultate des Versuchs bestätigen die Vermutung, dass Musik die Milchleistung von Kühen beeinflussen kann. Es spielt durchaus eine Rolle, mit welchem Musikstil sie beschallt werden. Die These, dass beruhigende Musik, in diesem Fall Klassik, milchleistungsfördernd wirken kann, hat sich in meinem Versuch bewahrheitet. Im Weiteren wirkte sich die beschwingte und schnelle Ländlermusik tendenziell negativ auf die Milchleistung der Versuchskühe aus [...].»
Ich gratuliere Ines Neukom herzlich zur gelungenen Arbeit!
Pasinelli, Gilberto Dominic Martin: «Der Haussperling im Zürcher Hauptbahnhof» 156/1-2: 42
Schlagwörter: Den Haussperling oder Spatz kennt jedes Kind. Er liebt die Nähe zum Menschen und ist ihm bis in die dicht besiedelten Innenstädte gefolgt. Die grosse Anpassungsfähigkeit des Haussperlings hat zur Folge, dass die Art auch in Lebensräumen vorkommt, in denen Wildvögel kaum erwartet werden. Ein solcher Extremlebensraum ist der Hauptbahnhof Zürich. Wer regelmässig dort unterwegs ist, hat sich wohl auch schon über die erstaunlich zahlreichen Haussperlinge gewundert. Dank der ausgezeichneten Maturitätsarbeit von Dominic Martin wissen wir nun, was es mit dem Spatz im Hauptbahnhof Zürich auf sich hat.
Die Arbeit präsentiert im ersten Teil einen informativen und umfassenden Überblick über Kennzeichen, Verbreitung, Bestandsentwicklung und Ökologie des Haussperlings. Dominic Martin ist es bestens gelungen, die sehr umfangreiche Literatur über diese weltweit verbreitete und häufige Art in prägnanter Weise zusammenzufassen. Die eigentliche Forschungsarbeit folgt im zweiten Teil und befasst sich mit der Häufigkeit, den Neststandorten und den Aufenthaltsorten dieser Art im Hauptbahnhof Zürich. Die Arbeit enthält klare Fragestellungen, auf welche mit adäquaten Methoden Antworten gesucht werden. Diese Methoden sind gut verständlich dargelegt und nachvollziehbar. Die sehr interessanten Ergebnisse werden in knapper, aber völlig ausreichender Form anschaulich präsentiert. Besonders überrascht hat mich, dass der Haussperling nicht im unterirdischen, sondern nur im oberirdischen Teil des Hauptbahnhofs brütet. Die Lage der Nester an den aus menschlicher Sicht «unmöglichsten» Plätzen belegt wunderbar, wie anpassungsfähig dieser kleine Singvogel ist. Die Resultate werden schliesslich in einer sehr guten Diskussion interpretiert. Unter anderem werden vier Hypothesen gebildet, um die Gründe für die im Vergleich zur Zahl der anwesenden Haussperlinge geringe Anzahl Bruten zu erklären. Die Hypothesen werden aufgrund der Befunde der Arbeit und der Literatur evaluiert.
Dominic Martin ist eine Arbeit von hoher Qualität über eine (noch) häufige Art in einem extremen Lebensraum gelungen. Die Studie belegt auf eindrückliche Weise die Flexibilität dieser Vogelart. Sie zeugt aber auch von den besonderen Fähigkeiten von Dominic Martin, denn obwohl wir alle den Haussperling zu kennen glauben, ist die Art nicht einfach zu beobachten, schon gar nicht an einem Ort wie dem Zürcher Hauptbahnhof! Ich gratuliere Dominic Martin zu seiner hervorragenden Arbeit und beglückwünsche ihn zum verdienten Gewinn des Jugendpreises 2010 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich.
Klötzli, F. Keller, R. 2004. Identification of tropical woody plants in the absence of flowers. A field guide (2nd ed.). Birkhäuser Verlag, Basel, Boston, Berlin; 294 pp. + 32 tables, ISBN 3-7643-6453-X. CHFr. 115.–, Euro 85.55. 156/1-2: 43
  Alle mit tropischer Vegetation beschäftigten Fachleute kennen die Mühsal bei inventarisierender Feldarbeit in tropischen Wäldern (oder Savannen), einzelne Baumarten im blütenlosen Zustand beurteilen zu müssen. Es ist zwar erstaunlich, wie gut gewisse einheimische Spezialisten – «witch doctors», Schamanen – blütenlose Holzpflanzen ansprechen können, so dass später nur noch Verifizierungen in den Universitäts-Herbarien notwendig sind. Dennoch ergeben sich einzelne Schwierigkeiten, unter anderem zwischen verwandten taxonomischen Einheiten, die von den lokalen Spezialisten nicht alle auf Art-Niveau festgehalten werden.
Hier bietet das Buch zur Bestimmung blütenloser tropischer Holzpflanzen (Bäume, Lianen, Sträucher) eine grosse Hilfe an. Dies ermöglicht ein umfassender dichotomer Schlüssel (S. 9-21) sowie weitere Schlüssel zu Merkmalen und zu Familien (Gruppen). Allerdings müssen gewisse Einschränkungen erwähnt werden, die sich auch in der Herkunft der Ratgeber widerspiegeln und aus der Übersichtskarte entnehmen lassen (s. S. 125). So konzentriert sich der Inhalt auf Holzpflanzen des Regenwaldes, und vor allem Ostafrika ist demzufolge nur lückenhaft enthalten. Dominante Gattungen in den Trockenwäldern Afrikas fehlen fast alle. Die dichotomen Bestimmungsschlüssel, die zum gewünschten Erfolg führen sollen, müssen hier in dieser 2. erweiterten Auflage nicht im Detail besprochen werden. Sie stützen sich auf die Grundlage von Vegetations-Merkmalen, die so zahlreich zum Einsatz kommen, dass nicht alle bei der Bestimmung der Pflanzen berücksichtigt werden müssen. Die folgende Liste mag dies veranschaulichen. Jedes Merkmal (1-21) wird in seiner Variabilität auf Tab. 1 (Fl–F 21) klar dargestellt (s. S. 124-165). ...
Mohn, Dirk Zahnimplantate unter Strom (www.mediadesk.uzh.ch) 156/1-2: 44
  Infektionen an Zahnimplantaten sind gefürchtet. Das Risiko ist gross, dass sich dadurch der Kieferknochen zurückbildet. Forschende der ETH und der Universität Zürich haben nun eine Methode entwickelt, die den entzündungsverursachenden Bakterien effizient zu Leibe rücken könnte.
Der Text wurde am 8. März 2011 unter www.mediadesk.uzh.ch und www.ethlife.ethz.ch veröffentlicht.
Redaktion Inhalt/Contents (2010) 155 156/1-2: 45-46
Burga, C.A., Bührer, H. Hinweise für Autorinnen und Autoren 156/1-2: U3
Redaktion Inhalt/Contents 156: Heft 1/2 156/1-2: U4

2011, Jahrgang 156, Heft 3/4
Redaktion Titelseite, Naturforschende Gesellschaft: Zweck, Vorstand, Mitglieder, Publikationen etc.
156/3-4: U1-2
Krüsi, B.O. Boniswiler-Ried (Titelbild) 156/3-4: U1
  Das Boniswilerried am Westufer des Hallwilersees ist eines der grössten und wertvollsten Flachmoore im Kanton Aargau- Im Mittelgrund dominiert das Pfeifengras (Molinia caerulea) mit seinen violetten Blütenständen. Obwohl das Ried geschützt ist und sorgfältig gepflegt wird, hat sich die Vegetation seit 1976 auf mehr als zwei Dritteln der Fläche spürbar verändert- Foto Brtil O. Krüsi
Krüsi, Bertil O. und Müller, Markus Erfolgreicher Moorschutz braucht sowohl sorgfältige Pflege als auch regelmässiges Monitoring: Fallbeispiel Boniswiler-Ried 1976-2010
Successful fen preservation requires both careful management and regular monitoring: a case study from the Swiss Plateau (Boniswiler-Ried) 1976-2010
156/3-4: 47-60
Schlagwörter: Feuchtgebietsschutz - Vegetationskartierung - Feuchtgebietspflege - Caricion davallianae -Magnocaricion - Transitionsmatrix Obwohl die Moore in der Schweiz seit längerem gesetzlich geschützt sind, schreitet die Degradation dieser wertvollen Ökosysteme weiter voran, meist ausgelöst durch Abtrocknung, Nährstoffeintrag oder mangelnde Pflege. Im Boniswiler-Ried, dem grössten Flachmoor im Kanton Aargau, wurde die Vegetation in den Jahren 1976, 1986 und 2010 kartiert mit dem Ziel, den Zustand des Riedes und den Erfolg der Pflegemassnahmen zu überwachen. Die 1976 als Hauptproblem identifizierte massive Verbuschung, war durch die konsequente Pflege bereits 1986 wirksam entschärft. Trotz sorgfältiger Pflege hat sich die Vegetation zwischen 1976 und 2010 auf mehr als zwei Dritteln (71%) des Riedes verändert, insbesondere wurde eine massive flächenmässige Ausbreitung der nicht-bultigen Grossseggenrieder (Magnocaricion, Einheit 3b, +200%) und damit verbunden auch ein grosser Rückgang der Kleinseggen-Reinbestände (Caricion davallianae -75%) festgestellt. Der Grund für diese im gesamtschweizerischen Vergleich untypische Ausbreitung der Grossseggen ist wahrscheinlich eine schleichende Erhöhung des Grundwasserstandes. Da die Verdrängung der Kleinseggen durch Grossseggen allein mit mechanischen Pflegemassnahmen kaum rückgängig gemacht werden kann, wäre eine genauere Untersuchung der hydrologischen Situation im Ried sinnvoll. Das Beispiel BoniswilerRied zeigt, dass auch aufwändig gepflegte Flachmoore längerfristig alles andere als stabil sind und dass unerwünschte Veränderungen nur mit einem regelmässigen Monitoring erkannt werden können.
Key words: wetland conservation - vegetation mapping - fen-management - Caricion davallianae Magnocaricion - transition matrix In Switzerland, wetlands have been well protected by law for many years. Nevertheless, many fens and mires are still threatened by slow degradation due to desiccation, eutrophication, or inappropriate management. In the Boniswiler-Ried, the largest fen in the Canton of Argovie, the vegetation has been mapped in 1976, 1986 and 2010. In 1976, the encroachment of shrubs and trees was considered to be the chief Problem. Thanks to appropriate management, this Problem has been solved already by 1986. Despite careful management, however, substantial changes in the fen vegetation were observed an more than two thirds (71%) of the protected area between 1976 and 2010. Most conspicuous were the substantial expansion of tussock-free tall sedge communities (Magnocaricion, unit 3b, +200%) and the massive loss of pure stands of the particularly valuable small sedge communities (Caricion davallianae, -75%). The reason for the in Switzerland unusual spreading of tall sedge communities may be a slowly increasing groundwater level. Because it is unlikely that the observed spreading of tall sedges can be reversed by purely mechanical means, a more detailed investigation of the hydrological situation is suggested. The present case study illustrates that even carefully managed wetlands may remain highly dynamic and that undesired changes can only be recognized in time if the area is monitored at regular intervals.
Blum, Franziska Spontane Wiederbesiedlung der Katzenseen durch den Weissstorch (Ciconia ciconia)
Spontaneous recolonization of Katzensee lakes by the White Stork (Ciconia ciconia)
156/3-4: 61-66
Schlagwörter: Weissstorch - Ciconia Ciconia - Wiederbesiedlung - Zürich - Schweiz In der Schweiz gab es um 1900 etwa 140 Brutpaare von Weissstörchen (Ciconia ciconia). Der Bestand nahm aber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr ab. 1950 brüteten keine Störche mehr in der Schweiz. Der Grund dürfte in der Trockenlegung der Moore und Feuchtwiesen liegen. Im Beobachtungsgebiet um Regensdorf brüteten 1927 die letzten Störche. Im letzten Jahrzehnt wurde an den Katzenseen die Biotoppflege intensiviert, was die Attraktivität des Gebietes für die Störche wieder herstellte. So werden seit 2007 wieder Störche bei den Katzenseen gesichtet; 2009 kam es zu einem Brutversuch.
Key words: White Stork - Ciconia ciconia - recolonization - Zurich - Switzerland In 1900 there were about 140 breeding pairs of white storks (Ciconia ciconia) in Switzerland. During the first half of the 20th century their number decreased steadily and by 1950 no breeding storks where observed in Switzerland. This decline may have been caused by the draining of many marshes and wet meadows. In the observation area around the Katzensee lakes near Regensdorf the last stork hatched in the year 1927. During the last decade the environmental management of this nature reserve has been intensified and thereby reestablished the attractiveness of the site for storks. Thus, since 2007, the stork has been spotted again at the Katzensee lakes and in 2009 there was a breeding attempt.
Putzi, Georg Mikrobiell gebildete Kalksteine am Ufer der Werd-Insel (Othmars-Insel)
Microbial limestone at the shore of the Werd-Insel (N47°39'19.6" E8°52'2.42")
156/3-4: 67-77
Schlagwörter: Bodensee - Cyanobakterien - Grünalgen - Karbonatausfällung - Kohlenstoffisotope - Onkoid . Sauerstoffisotope - Wassertemperatur An bestimmten Uferbereichen des Bodensees kommen leichte, poröse Kalksteinknollen (Onkoide) vor. Sie sind schalenförmig aufgebaut und konzentrisch laminiert und wurden von Schäfer und Stapf (1978) erstmals beschrieben. Ähnliche Vorkommen sind weltweit in lakustrischen und marinen Milieus beobachtet worden. Die Kalkknollen werden als mikrobiell gebildete Strukturen beschrieben. Das Ziel dieser Studie ist es, herauszufinden, wie und unter welchen Bedingungen die Knollen im Bodensee gebildet werden. Im Februar 2009 wurden an der Werd-Insel sowie nahe Triboltingen mehrere rezente Knollen gesammelt.
In den Proben wurde mit dem Lichtmikroskop, dem Elektronenmikroskop und im Epifluoreszenzmikroskop nach Signaturen mikrobieller Aktivität gesucht. Um die Umweltbedingungen während der Bildungszeit zu rekonstruieren, wurden Sauerstoff¬ und Kohlenstoffisotopenanalysen gemacht.
Die Lamination im Inneren der Knollen entsteht durch mikrobielle Kalkausfällung. An dieser sind verschiedene Algen, Cyanobakterien und andere Bakterien beteiligt. Die Kalkknollen wachsen am Seegrund auf Schalenresten von Mollusken, organischen Rückständen oder Steinen. Cyanobakterien produzieren Filamente aus exopolymeren Substanzen. Daran fällt Kalzit aus, welcher das Kalkskelett der Onkoide bildet. Die Produktion dauert ortsabhängig ungefähr von April bis Oktober. Warme Temperaturen und mässige Sonnenstrahlung fördern das Wachstum der Mikroorganismen. Die Mikroorganismen bevorzugen bestimmte Strömungsverhältnisse, so dass sie weder von Sediment zugedeckt noch weggeschwemmt werden. Die Wasserchemie hat ebenfalls entscheidenden Einfluss: Phosphormangel im Wasser reduziert die Primärproduktion im See und erhöhte Calcium- und Karbonatkonzentrationen fördern die Kalzitausfällung.
Key words: Carbon isotopes - Carbonate precipitation - Cyanobacteria - Green algae - Lake Constance - Oncoid - Oxygen isotopes - Water temperature Porous limestone nodules (oncoids) occur in specific places at the shore of Lake Constance. They are concentrically laminated and were first described by Schäfer and Stapf (1978). (cf. Otto Jaag 1945!). Similar occurrences are known worldwide in marine and lacustrine environments. The limestone nodules are described as microbially built structures. The aim of this study is to determine, how and under which circumstances the nodules in Lake Constance are built. Several fresh nodules were sampled during February 2009 at the Werd-Insel and at the shore near Triboltingen.
The samples were searched for traces of microbial activity by light microscopy, electron microscopy and epifluorescence microscopy. Environmental information from the formation time was gained by Oxygen and carbon isotope analyses.
The lamination forms through microbial calcite precipitation. Different algae, cyanobacteria and other bacteria are involved in this process. The limestone nodules grow on the lake floor on shell remains from bivalves, organic material or stones. Cyanobacteria produce filaments of exopolymere substances. Calcite precipitates at those filaments and forms the limestone. The production time lasts from April to October, depending on the location. Warm temperatures and moderate solar radiation are favorable for microorganisms. They prefer specific water current velocities; neither should they be covered with sediments, nor drifted away by the current. The water chemistry is important, since a lack in phosphorus lowers the primary production in the lake and increased calcium and carbonate concentrations in the water promote calcite precipitation.
Mitchell, Edward und Wildi, Otto Testate Amöben: Geheimnisvolle Lebewesen dienen der Umweltforschung
Kurzfassung eines Artikels welcher im Informationsblatt WSL, Nr. 71, 2008 publiziert wurde
156/3-4: 78, 88, 98
  Die ökologische Forschung interessiert sich für die Zusammenhänge zwischen der belebten und der unbelebten Natur. Dabei kommt der Untersuchung weit zurückliegender Verhältnisse und Veränderungen grosse Bedeutung zu. Zu diesem Zwecke werden fossile Überreste von Pflanzen und Tieren benötigt. Besonders gut bekannt ist die Erforschung von Jahrringen alter Hölzer oder die Pollenanalyse in Sedimenten. Im Forschungslabor von Edward Mitchell in Neuchâtel wird eine Organismengruppe verwendet, die nur wenige Spezialisten kennen, die Testaten Amöben. Es sind mikroskopisch kleine, fast überall präsente Lebewesen, die wichtige Umweltprozesse abbilden und teilweise auch prägen. Aus der Ökologie und der Evolution dieser wenig bekannten Organismengruppe lassen sich gegenwärtige und vergangene Umweltveränderungen erschliessen.
Lange Christian E Papillomavirus-vermittelte Erkrankungen des Hundes
Papillomavirus associated disorders in dogs
156/3-4: 79-87
Schlagwörter: Hauttumor - Papillomatose - Pigmentierte Plaques - Plattenepithelkarzinom - Tumorvirus -Warze Papillomaviren sind verantwortlich für eine Reihe gutartiger und bösartiger Hauttumore bei Mensch und Tier. Beim Hund steht die orale Papillomatose im Vordergrund, die eine gutartige, von selbst abklingende Erkrankung darstellt und in der Regel junge Hunde betrifft. Während die orale Papillomatose des Hundes und deren Zusammenhänge schon länger bekannt sind, hat sich in jüngerer Vergangenheit gezeigt, dass Papillomaviren wohl noch für weitere Hauterkrankungen des Hundes verantwortlich sind. Es konnten bisher sieben Hundepapillomaviren genauer beschrieben werden, die man mit diversen gutartigen, aber auch mit bösartigen Hauttumoren in Verbindung bringt. Genetische Analysen gruppieren dabei diese Viren in drei voneinander abgegrenzte Gruppen, nämlich die Papillomavirus-Genera Lambda, Tau und Chi. Anhand des gegenwärtigen Wissens aus der Humanmedizin darf man wohl davon ausgehen, dass noch zahlreiche weitere Hundepapillomaviren existieren. Das Spektrum der Papillomavirus-vermittelten Erkrankungen des Hundes dürfte analog wesentlich grösser sein als das welches bisher als gesichert gilt.
Key words: Papillomatosis - pigmented plaques - skin tumor - squamous cell carcinoma - tumor virus - wart Papillomaviruses are responsible for various benign and malignant skin disorders in humans and animals. In case of the dog, the predominant disorder is the oral papillomatosis. These benign tumours are self regressing and usually affect young dogs. While the course of the oral papillomatosis is well known, more recent findings suggest that papillomaviruses are also responsible for other kinds of papillomatosis in dogs. Seven canine papillomaviruses being associated with some benign but also malignant tumours have been analyzed in more detail. The viruses were assigned to three distinct groups, namely the papillomavirus genera Lambda, Tau and Chi, based on genetic ana lysis. Based on the knowledge about papillomaviru ses and papillomatoses in humans, the existence of further canine papillomaviruses seems very likely. The spectrum of papillomavirus associated disorders in dogs is also likely to exceed the presently establis hed pathologies.
Vorburger, Christoph Versteckte Helfer: Symbionten und ihr Einfluss auf Wirt-Parasit – Beziehungen bei Insekten
Cryptic helpers: Symbionts and their influence an host-parasite interactions in insects
156/3-4: 79-87
Schlagwörter: Blattläuse – Endosymbionten – Koevolution – Parasitoide – Resistenz Um sich vor Parasiten zu schützen, gehen viele Lebewesen Allianzen mit anderen Organismen ein (Symbiose), welche sie gegen Parasiten verteidigen. Am Beispiel von Blattläusen und parasitischen Wespen (Parasitoide) wird hier gezeigt, welch starken Einfluss solche Resistenz vermittelnden Symbionten auf Wirt-Parasit Beziehungen bei Insekten ausüben. Blattläuse besitzen nur sehr unspezifische und beschränkt wirksame Abwehrmechanismen gegen Parasitoide. Sind Blattläuse jedoch mit dem endosymbiotischen Bakterium Hamiltonella defensa infiziert, erhöht sich ihre Resistenz dramatisch. Die Resistenz wird dadurch auch spezifischer, da verschiedene Stämme des Bakteriums unterschiedlich wirksam sind gegen verschiedene Parasitoide. Der Besitz von H. defensa ist für die Blattläuse aber auch mit Nachteilen verbunden, zum Beispiel einer verkürzten Lebensspanne. Diese Nachteile tragen wohl dazu bei, dass nicht alle Blattläuse diesen Endosymbionten besitzen. Da Blattläuse wichtige Landwirtschaftsschädlinge sind und Parasitoide zu ihren wichtigsten natürlichen Feinden zählen, sind diese Erkenntnisse für die biologische Schädlingsbekämpfung relevant.
Key words: Aphids – endosymbionts – coevolution – parasitoids – resistance Parasites are ubiquitous and exert strong selection on their hosts for increased resistance. Therefore, hosts often engage in symbioses with other organisms that protect them against parasites. Using the example of aphids and their parasitoids, this article illustrates the strong influence that symbiont-conferred resistance can have on host-parasite interactions in insects. Aphids possess very unspecific and only moderately effective defences against parasitoids. However, if aphids are infected with the bacterial endosymbiont Hamiltonella defensa, their resistance increases dramatically and becomes more specific. Different strains of this bacterium vary in their protective effect against different parasitoids. Aphids may also incur costs from harbouring H. defensa, such as reduced longevity. These costs may help explain why not all aphids possess this symbiont. Considering that parasitoids are among the most important natural enemies of pest aphids, these insights are also relevant for biological control.
Burga, C.A., Bührer, H. Hinweise für Autorinnen und Autoren 156/3-4: U3
Redaktion Inhalt/Contents 156: Heft 3/4 156/3-4: U4

2011, Jahrgang 156
Burga, Conradin A. Lebensräume Madagaskars - Übersicht zur aktuellen Flora und Vegetation
Natural environments of Madagascar. Overview to the actual flora and vegetation
155/1-2: 1-11
Key words: Vegetation map – plant species lists – biodiversity – tropical rain forests – sites – life strategies Present contribution gives an overview to the flora of Madagascar and to the vegetation patterns of this big island (594 000 km2). Ca. 6500 plant species of a total of 9505 vascular plant species are endemic. The tropical rain forests show the highest species richness, the lowest species richness the extended grasslands. The plant species lists to the different ecosystems give mainly wayside species, which can be mostly quite easily recognized. The different vegetation types are characterized regarding their habitat-factors and the plant life strategies
Klötzli, Frank Zum spontanen Massenauftreten von Orchideen - Ein Zufallsfund - ein Zufallsjahr?
Mass development of Orchids: Just a chance in day or location?
156/1-2: 13-21
Key words: Chaos theory - airport area - landscape formation - Ophrys apifera - population fluctuation - ruderalisation Parts of the northern area of Zurich-Airport were transformed into a slightly ondulating plain, incorporated during the construction of the new runways. Presently, the area is overgrown with somewhat ruderalized hay-meadows (Arrhenatherion) and strawmeadows (Molinion) carrying some groups of trees and shrubs, partly forest and plantations. In the early nineties these straw-meadows were exposed to a more appropriate management plan.
With preference in these ruderalized strawmeadows some rather rare orchids appeared without being introduced by man, of which Ophrys apifera, Anacamptis (Orchis) pyramidalis and Orchis ustulata may be mentioned in first place. In 1995/1996 some parts of these meadows were relatively densely covered by flowering Ophrys and plenty rosettes, also the other two aforementioned species were to be seen in dense herds of several hundreds, also in the coming years. To the contrary, Ophrys only appeared in populations of a few dozens or with single flowering stems ever since.
According to the field-book notes of professor (ETH) Dr. WALO KOCH between 1920 and 1955 not one of the three species had been found in the whole area, not even in well-managed straw-meadows.
The causes for this sudden appearance and extraordinary fluctuations are not known. However, they might be – at least – modelled with an approach given by chaos-theory. They are obviously a point of a dynamic process, which is probably rarely induced by changes in decisive site factors of natural origin, causing fluctuations which have been observed in other ecosystems as well, and also with dicotyledons.
Scientifically, and from a viewpont of biological conservation, such fluctuations are important, especially for the judgement of conservational values.
Political importance is given from the fact that this value is influenced by such unforeseen and rare processes, partly triggered by climatic changes.
Brandl, Helmut «Plankton der Atmosphäre» - Vorkommen und Verbreitung von Mikroorganismen in der Luft
«Plankton of the atmosphere» - Occurrence and distribution of microorganisms in the air
156/1-2: 23-27
Key words: bioaerosols - climate - global distribution - microbial diversity - weather Bioaerosols are part of airborne particles occurring in the atmosphere and include mainly viruses, bacteria, fungi as well as pollen grains and other plant parts. It has been estimated that approximately 25% of all airborne particles are of biological origin, though in certain geographical regions levels of up to 75% are reached. Bacteria and fungi as well as their spores are the most important bioaerosols. They are intercontinentally distributed through global wind systems (e.g., trade winds). Airborne particles of biological origin might influence human health as well as weather and climate. In addition, bioaerosols might actively modify the chemical composition of the atmosphere by adsorbing, transforming, and desorbing volatile organic compounds. However, the understanding of the governing processes, of the dependency between particles and microbes, and of the occurrence of sources and sinks is still limited. In particular, the microbial diversity of bioaerosols and its relation to environmental factor is largely unknown.
Letsch, Dominik Arnold Eschers Sicht der Glarner Überschiebung
Arnold Escher's thoughts on the Glarus overthrust
156/1-2: 29-38
Key words: Glarus double fold – mass of Finsteraarhorn – Albert Heim – passivity of crystalline rocks – Bernhard Studer – Eduard Suess – tectonics The large scale inversion of the normal stratigraphic column in the southern area of the Canton of Glarus (the Glarus overthrust) was already known to Arnold Escher around 1840, half a century after it first had been described by his father Hans-Conrad Escher. Subsequently, geologists like Rudolf Staub and Rudolf Trümpy considered his early thoughts as an anticipation of a nappe or a thrust in the modern sense of the term. Later on, the cautious and extremely modest Escher allegedly invented the concept of the so called «Glarus double fold» in order to supposedly minimize the required horizontal contraction or shortening of the Earth's crust resulting from such a structure. The present article attempts to demonstrate that Escher did not imagine a thrust in the modern sense but rather of a plastic extrusion of the Verrucano upon the Eocene flysch deposits. However, in this regard the double-fold concept can be seen as a major scientific improvement in the context of midnineteenth-century geology.

2010, Jahrgang 155
Redaktion Titelseite, Naturforschende Gesellschaft: Zweck, Vorstand, Mitglieder, Publikationen etc. 155/1-2: U1-2
Baumann, Thomas, W. Titelbild: Guaraná155/1-2: U1
  Guaraná (Paullinia cupana), die Urwaldliane aus dem Amazonas, verkörpert den Mythos der indigenen Heilpflanze: Sie spross aus den in Erde gesetzten Augen eines hochbegabten Indio-Kindes, das der böse Geist aus Neid getötet hatte, und schenkt seither dem Stamm Frieden und Gesundheit. Illustration Beatrice Häsler, © Verlag villacoffea. Siehe auch Artikel Koffein auf Seite 1.
Baumann, Thomas W. Koffein
Caffeine
155(1/2): 1-11
Schlagwörter: Analytik – Entdeckung – globaler Konsum – Pharmakologie – Phylogenie – Purin-Alkaloide Am Anfang des 19. Jh. begannen «Scheidekünstler» mit der intensiven Suche nach den Wirkstoffen in Pflanzen. Mit verblüffender Koinzidenz und unabhängig voneinander gelang es um 1820 mehreren Forschern in «Deutschland», Frankreich und im Zarenreich, Koffein aus Kaffeebohnen zu kristallisieren. Was sie jeweils in den Händen hielten und wem die Priorität gebührt, bleibt noch abzuklären. Erst kurz vor der Wende zum nächsten Jahrhundert gelang dann die Strukturaufklärung und chemische Synthese. Koffein und verwandte Verbindungen, die als «Purin-Alkaloide» zusammengefasst werden, finden sich in Pilzen sowie Meerestieren und haben, soweit bekannt, im Pflanzenreich eine auf die Kerngruppe der höheren zweikeimblättrigen Blütenpflanzen (core eudicots) limitierte Verbreitung. Ein «Koffeinbaum» macht die phylogenetischen Bezüge sichtbar. Zudem werden die koffeinhaltigen Gattungen charakterisiert. Koffein ist das weltweit am meisten verwendete psychoaktive Stimulans. Es entfaltet seine Wirkung u.a. als Antagonist (Blockierung) der Adenosin-Rezeptoren im Gehirn. Diese stehen mit anderen Rezeptoren in Verbindung und modulieren verschiedenste neurologische Prozesse. Aus solchen Interaktionen wird beispielsweise auch erklärt, weshalb der Koffeinkonsum das Risiko reduziert, an Parkinson zu erkranken. Die Koffeinanalytik – nicht zuletzt durch die Behandlung der Apnoe bei Frühgeborenen herausgefordert – wird kurz beschrieben. Koffein bzw. die koffeinhaltigen Genussmittel haben den Menschen von Anbeginn und durch alle Kulturen hindurch begleitet. Mögliche negative Auswirkungen unseres heutigen Koffeinkonsums auf Gesellschaft und Umwelt werden abschliessend gestreift.
Pfeiffer, Evelin & Rutishauser, Rolf Baumann, T.W. und Häsler, B. (illustr.) 2007. Tropenfrucht – Ein Streifzug durch eine Finca in Costa Rica zum 150. Geburtstag von Henri Pittier (1857-1950). Verlag villacoffea, CH-8247 Flurlingen. 208 S., 57 Illustrationen, 69 Abb. ISBN 978-3-9523293-0-6, CHF 75.00, EUR 45.00. 155/1-2: 12
  Mit Charme, Witz und wissenschaftlicher Genauigkeit nehmen uns Thomas Baumann und Beatrice Häsler mit auf eine botanisch-ästhetische, historische und kulinarische Reise in die amerikanischen Tropen. Schwerpunkt sind bekannte und unbekannte Früchte mit Angaben zur Verwendung und zum Anbau einst und jetzt.
Die Verbindung zwischen der Schweiz und dem tropischen Amerika stellen die beiden Autoren mit dem ambitionierten Schweizer Naturforscher Henri Pittier her, dem Waadtländer, der 1887 seiner Heimat den Rücken kehrte, um den Wissensdurst in Costa Rica und Venezuela zu stillen. Als passionierter Naturforscher wird Pittier auch im Namen einer Passionsblume verewigt: Passiflora pittieri Mast. ...
Lindemann-Matthies, Petra Wahrnehmung und Wertschätzung biologischer Vielfalt
Perception and appreciation of biological diversity
155/1-2: 13-19
Schlagwörter: Ästhetische Bewertung – Artenkenntnis – Artenreichtum – Naturschutz – Öffentlichkeit –Umweltbildung – Wohlbefinden Der Schutz und Erhalt biologischer Vielfalt wird weltweit als eine der dringendsten Umweltaufgaben angesehen. Dies kann allerdings nicht ohne Einbezug der Öffentlichkeit geschehen. Der Erfolg von Naturschutzmassnahmen hängt wesentlich davon ab, welche Vorstellungen die Bevölkerung vom lokalen, regionalen und globalen Artenreichtum hat, ob ihr der Rückgang an biologischer Vielfalt auffällt und ob sie die Tragweite des Rückganges ermessen kann. Vor allem in hochindustrialisierten westlichen Ländern ist die Wahrnehmung von Arten und biologischer Vielfalt derzeit gering und auf nur einige wenige attraktive Organismen wie Garten- und Zierpflanzen sowie Haustiere ausgerichtet. Dies führt möglicherweise dazu, dass Menschen den schleichenden Verlust an biologischer Vielfalt gar nicht erkennen. Grundsätzlich zeigen Menschen aber eine positive Einstellung zum Artenreichtum und brauchen biologische Vielfalt für ihr psychisches und ästhetisches Wohlbefinden. Dies liefert ein wichtiges Argument für Massnahmen
Mathis, Alexander & Grimm, Felix Regenass-Klotz, M. und Regenass, U. 2009. Tropenkrankheiten und Molekularbiologie: Neue Horizonte. 148 Seiten, 50 Abbildungen, Birkhäuser Verlag, Basel Boston, Berlin. ISBN 978-3-7643-8712-9, CHF 39.90, EUR (D) 24.95. 155/1-2: 20
  Das Buch gibt auf etwa 120 Seiten einen Einblick über die wichtigsten Infektionskrankheiten der Tropen. Die 10 Kapitel, in welchen 5 Parasiten, 3 Bakterien und 2 Viren besprochen werden, sind identisch aufgebaut (geschichtlicher Hintergrund, Epidemiologie, Symptome, Verursacherorganismus, Therapiemöglichkeiten, molekularbiologische Forschungsansätze). ...
Werneburg, Ingmar Zum Ursprung der Schildkröten: Ansätze der Vergleichenden Embryologie
The origin of turtles: Approaches in Comparative embryology
155/1-2: 21-28
Schlagwörter: Reptilien – Diapsida – Anapsiden – Panzer – Parsimov – Sinnesorgane – Skelettbildung – Verknöcherungen – Ontogenese – Entwicklungsbiologie – Muskeln Der evolutionäre Ursprung der Schildkröten innerhalb der Landwirbeltiere ist stark umstritten. Eine nahe Verwandtschaft zu Echsen und Schlangen, zu Vögeln und Krokodilen oder zu ursprünglichen fossilen Reptiliengruppen wurde vorgeschlagen. Anhand neuer anatomischer Daten zur äusseren Embryologie wurde die Stellung der Schildkröten erneut untersucht. Dazu diente ein neuartiges Analyseverfahren (Parsimov), mit dem evolutionär informative Merkmale aus der Vergleichenden Embryologie detektiert werden können. Das Schwestergruppenverhältnis der Schildkröten zu allen anderen heute lebenden Reptilien und eine basale Stellung der marinen Schildkröten innerhalb der Halsberger-Schildkröten werden am besten unterstützt. Zeitliche Verschiebungen von embryonalen Merkmalen, die Säugetiere und Reptilien sowie Schildkröten und Sauria unterscheiden, konnten mit dem frühen Lebensabschnitt der Tiere und ihrer Adult-Anatomie korreliert werden. Evolutionär bedeutsame Merkmalsverschiebungen in der äusseren Morphologie spiegeln sich auch in der Verknöcherungssequenz des gesamten Körpers der Schildkröten wider. Der Artikel zeigt Anwendungsbereiche, Techniken und Probleme der Vergleichenden Embryologie auf und fasst die Ergebnisse von fünf unlängst erschienenen Artikeln des Autors und seiner Kollegen zusammen.
Plochberger, Franz Zwei Postulate an die gegenwärtige Informatik
Two postulates for contemporary informatics
155/1-2: 29-31
Schlagwörter: Informationswissenschaft - Daten - Information - Wissen - Intelligenz - Freier Wille -Kontinuität - Mensch als Subjekt Die Informationswissenschaft ist zu einer anerkannten und sehr viel genutzten Wissenschaft geworden. Aus einer distanzierten wissenschaftlichen Betrachtung sind einige sich einschleichende Fehler aufgefallen, die hier aufgezeigt werden sollen. In der Form zweier Postulate werden langfristige Empfehlungen gegeben, womit sich drohende, kostenintensive Fehlentwicklungen vermeiden lassen.
Beat Louis-Schmid Weissekt, H. und Stössel, I. 2009. Der Ozean im Gebirge. Eine geologische Zeitreise durch die Schweiz. 1. Auflage 2009. 2. überarbeitete Auflage März 2010. 180 Seiten, 129 Abbildungen. vdf-Verlag, Zürich, ISBN 978-3-7281-3221-5, CHF 44.00 / EUR 29.80 (D). 155/1-2: 32
    Die Schweiz liegt heute fern der Ozeane. Dass man in unserem Binnenland trotzdem auf Schritt und Tritt Meeresablagerungen begegnet, gehört zu den wichtigsten – und ältesten – Erkenntnissen der Geologie. Mit der Theorie der Plattentektonik wurde endgültig klar, dass die Alpen, das Juragebirge und teils auch das Mittelland aus einem Ozean namens Tethys entstanden sind. «Der Ozean im Gebirge», das Buch von Helmut Weissert und Ivan Stössel, nimmt uns mit auf eine spannende Zeitreise durch diese Ereignisse. Nach Einführungen in die Geschichte der Erforschung der Geologie der Alpen und der Theorie der Plattentektonik geht das Buch die einzelnen Phasen der geologischen Geschichte der Schweiz chronologisch durch: von den Eintiefungen der Permokarbon-Tröge ins Grundgebirge über das Entstehen des Tethysmeeres in der Jurazeit bis hin zur Kollision der afrikanischen und eurasischen Kontinente und die dadurch ausgelöste Gebirgsbildung. Dabei verknüpfen Weissert und Stössel diese Jahrmillionen zurückliegenden Ereignisse immer wieder mit aktuellen Fragestellungen. ...
Landolt, Elias Prof. em. Dr. Hans Ernst Hess, 1920-2009 155/1-2: 33-34
    Nach längerer Krankheit starb Hans E. Hess, langjähriger Professor für Spezielle Botanik an der ETH in Zürich. Aufgewachsen als Bauernsohn in Ruhigen (Bern) studierte er Landwirtschaft an der ETH in Zürich und doktorierte anschliessend in Pflanzenpathologie bei Professor Ernst Gäumann, der ihn für eine akademische Laufbahn ermunterte. 1954 habilitierte er sich für das Gebiet der Pflanzensystematik mit einer experimentell taxonomischen Arbeit über die Artengruppe des Ranunculus nemorosus (Hain-Hahnenfuss). Im Auftrag der Ciba bereiste er 1950 während eines halben Jahres das tropische Zentralafrika, insbesondere Kamerun, Belgisch Kongo und Angola, um bei der Gattung Strophanthus nach Arten für die Gewinnung von herzwirksamen Glycosiden zu suchen. Eine zweite selbst organisierte einjährige Expedition erfolgte 1951-1952 nach Angola. Auf diesen zum Teil recht beschwerlichen Expeditionen sammelte er auch Herbarmaterial von anderen ihn interessierenden Arten. Seine Sammlung, die viele neue Arten vor allem von Wasser- und Sumpfpflanzen (Podostemonaceae, Anagallis, Carex, Eleocharis, Eriocaulaceae) enthält, bearbeitete er zu einem grossen Teil selbst und trug Wesentliches zur Systematik dieser Gruppen bei. Die Sammlung, die mehrere Tausend Belege umfasst, schenkte er der ETH. Sie befindet sich im Botanischen Garten Zürich und wird auch heute noch oft von Spezialisten konsultiert. ...
Erhardt, Andreas Professor Dr. Heinrich Zoller, 1923-2009 155/1-2: 35-36
    Am 11. Juni 2009 ist Heinrich Zoller nach einem reichen, erfüllten Leben und nach einem kurzen Spitalaufenthalt gestorben. Heinrich Zoller war ein begeisterter und begeisternder Universitätslehrer und ein bedeutender Wissenschafter. Er war ein Exponent der Schweizer Botaniker. Seine legendären Vorlesungen hielt er in einer fast zere moniellen Art und Weise. Er beeindruckte durch eine enorme Vielseitigkeit und Offenheit. Als Mitglied und späteres Ehrenmitglied der Basler Botanischen Gesellschaft hat er auch für die Botanik in Basel eine wichtige Rolle wahrgenommen. Bis ins hohe Alter konnte er mit seinen Vorträgen sein Publikum immer wieder neu faszinieren Besonders als Leiter von Exkursionen hat Heinrich Zoller Begeisterung für die Botanik vorgelebt und nicht nur einem professionelles sondern auch einem Laienpublikum weitergegeben. ...
Stauffer, Felix Jugendpreis 2009 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 155/1-2: 37
  Am 7. Dezember wurde an der Universität Zürich im Rahmen eines NGZH-Vortrages zum siebten Mal der Jugendpreises für hervorragende naturwissenschaftliche Maturitätsarbeiten verliehen, dieses Mal für je eine Arbeit aus den Fachbereichen Physik, Chemie und Biologie.
Gewinner des Jugendpreises 2009:
Erster Preis: Tibor Stolz, Pfaffhausen
Zweite Preise: Michael Bader, Uerikon; Dominik Eberle, Urdorf;
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen erhalten als Anerkennung für ihren ausserordentlichen Einsatz und die hohe Qualität ihrer Maturitätsarbeiten eine NGZH-Mitgliedschaft für das Jahr 2010. Zudem erhielten der Sieger Fr. 500.- und die Zweiten Fr. 250.-.
Gassmann, Fritz Tibor Stolz: Solarzellen-Nachführautomatik für Fahrzeuge
Kantonsschule Hohe Promenade, Gymnasium, Zürich, Klasse 6a
Betreuer: Dr. Hansjörg Neff
155/1-2: 37-38
  Laudatio zum 1. Preis:
Das Potenzial der Solarenergie ist riesig: 0.1 Promille der auf die Erde einfallenden Sonnenstrahlung würde genügen, um den heutigen Energiebedarf der Menschheit zu decken. Konzentriert auf einen einzigen Standort in der Sahara würden dazu Solarpanels auf einem Quadrat mit 500 bis 1000 km Seitenlänge ausreichen. Verteilt auf viele kleinere Solarkraftwerkparks wären dies immer noch gigantische, aber über Jahrzehnte hinweg machbare Projekte und die positiven Resultate wären die Vermeidung einer allzu starken Klimaerwärmung und von Verteilkämpfen um die fossilen Energieressourcen.
Tibor Stolz hat sich einem zentralen Problem der Sonnenenergienutzung angenommen: Die Einstrahlungsrichtung ändert im Tagesablauf und noch schneller in einem Fahrzeug. Speziell für letztere Anwendung hat er eine Solarzellen-Nachführung entwickelt. Eine quadratische Solarzellen-Trägerplatte mit Lichtsensoren liegt auf einem flexiblen Schaumstoffkörper und kann durch vier motorgetriebene Seilzüge an den Ecken in jede gewünschte Richtung gekippt werden. Tibor Stolz hat eine elektronische Steuerung entwickelt, die den durch vier Fotodioden festgestellten Schattenwurf eines im Grundriss x-förmigen Schattenkörpers in Steuersignale für die benutzten Schrittmotoren umsetzt. Um die Anlage möglichst billig und absturzsicher zu machen, hat er auf Mikrokontroller verzichtet und selbst eine Logik mit einfachen elektronischen Gattern und anderen Grundbausteinen hergestellt. In seiner überzeugenden Demonstration mit Hilfe einer Taschenlampe als Lichtquelle wird klar, dass eine der Herausforderungen darin bestand, einen guten Kompromiss zwischen ziehen und loslassen der Seilzüge zu finden.
Obwohl Tibor Stolz seine Elektronik für ein solarbetriebenes Fahrzeug entwickelt hat, sind andere Anwendungen möglich und vielleicht wichtiger. Man denke beispielsweise an einen Roboter, der einer Lichtquelle nachschaut und diese selbständig verfolgt oder an eine Satellitenantenne auf einem fahrenden Fahrzeug, die ständig auf einen geostationären oder auch sich relativ zur Erdoberfläche bewegenden Satelliten gerichtet ist. Ein Tracking-System ist ein grundlegender Baustein der Automatik oder Robotik!
Bienz, Stefan Michael Bader: Chemische Analyse von Regenwasser unterschiedlicher Herkunft
Kantonsschule Stadelhofen, Zürich
Betreuer: M. Jermann
155/1-2: 38
  Die Belastung von Wasser und Luft durch Umweltgifte ist in den wenigsten Fällen ein Problem mit nur regionaler Ursache und Wirkung. Vielmehr führt der Ausstoss von Schadstoffen überregional – ja sogar global – zu Auswirkungen auf die Gesundheit von Fauna und Flora oder, wie derzeit besonders im Zusammenhang mit Treibhausgasen in Dikussion stehend, auf das Klima. Herr Bader hat sich in seiner Maturaarbeit auf die Thematik "saurer Regen" konzentriert. Ihn interessierte der Zusammenhang zwischen saurem Regen und der Wetterlage in der Schweiz. Er ging dabei von der Hypothese aus, dass Regenwasser besonders belastet sein würde, wenn es aus Gegenden mit grosser lokaler Schadstoffbelastung in die Schweiz verfrachtet wird. Zur Überprüfung dieser Hypothese hat Herr Bader verschiedene Proben von Regenwasser gesammelt, diese chemisch analysiert und die Schadstoffbelastung in Bezug zur bei der Sammlung relevanten Wetterlage gebracht. Nicht wirklich überraschend war sein Befund, dass Regen aus Luftmassen, die über industrielle und urbane Ballungszentren in die Schweiz getragen wurden, tatsächlich verstärkt schadstoffbelastet waren. Wichtiger war jedoch seine Erkenntnis, dass "saurer Regen" nicht einfach mit einer "Grosswetterlage" (z.B. Westwind-Lage) korreliert werden kann, sondern dass dazu die genauen Strömungsverläufe der niedriger liegenden Luftmassen analysiert werden müssen.
Die Arbeit von Herrn Bader besticht vor allem in zwei Punkten. Sie ist einerseits geprägt von einer hohen Wissenschaftlichkeit und andererseits von einer grossen Interdisziplinarität. Herr Bader hat sich selbst eine "Regensammelstation" gebaut und mit adequaten Mitteln seine Proben chemisch analysiert. Sowohl die verwendeten Messmethoden als auch die Daten-Überprüfung durch unabhängige Dreifachbestimmungen waren professionell. Einzig die Anzahl der Messpunkte, die jedoch im Rahmen einer Maturaarbeit kaum hätten erweitert werden können, würden dem höchsten wissenschaftlichen Anspruch noch nicht genügen. Herr Bader war sich dessen jedoch bewusst und hat die Daten in seiner Auswertung auch entsprechend gewürdigt. Die Arbeit von Herrn Bader verknüpft chemische Analyse (und chemisches Wissen um die Bildung von saurem Regen) mit Meteorologie und Klimatologie sowie mit wissenschaftlicher Oekologie. Obwohl der gefundene Zusammenhang von saurem Regen und umweltbelasteten Transporttrajektorien trivial erscheinen mag, so ist die Verfrachtung der Schadstoffe offensichtlich nicht mit trivialen Mitteln nachvollziehbar sondern bedarf einer genaueren Analyse der Luftbewegungen. Diese Erkenntnis ist von Bedeutung, sollten beispielsweise Verfrachtungen von gefährlichen Schadstoffen – man denke z.B. an Tschernobyl – vorausgesagt oder nachvollzogen werden.
Sägesser, Rudolf Dominik Eberle:Doping im Sport
Kantonsschule Limmattal
Betreuer: Dr. A.K. Holenweg
155/1-2: 39
  Die Naturforschende Gesellschaft in Zürich verleiht heute Abend Herrn Dominik Eberle den zweiten Preis für seine hervorragende Maturarbeit an der Kantonsschule Limmattal zum Thema "Doping im Sport". Seine vorgelegte Arbeit besticht äusserlich durch einen gut durchdachten, strukturierten Aufbau. Im ersten Teil gibt er nach einer Literaturrecherche einen Überblick über die verschiedenen Dopingklassen, zum Beispiel über Wachstumshormone, EPO, Blutdoping bis hin zum futuristischen Gen-Doping. Er beschreibt unter anderem die Gefahren des Dopings und die seit 2004 gültige Erweiterung des Reglements des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) betreffend Verstösse gegen die Anti-Doping Regeln.
Den zweiten Teil widmet er einem Experiment, in welchem er die Wirkung einer Substanz auf den menschlichen Organismus untersucht. Pfiffigerweise entschied er sich für Kreatin. Als legales Doping, bzw. Nahrungsergänzungsstoff ist dessen Einnahme gefahrlos und seine Wirkung leicht zu überprüfen. Kreatin ist eine natürliche Verbindung aus den Aminosäuren Glycin, Arginin und Methionin. Es verbindet sich mit einem Phosphat zum Kreatinphosphat. Letzteres gilt als potenter, schnell verfügbarer Energiespeicher in Muskelzellen. Herr Eberle stellte sich folgende Fragen: Übt die Einnahme von Kreatin einen Effekt auf die Muskelkraft, auf die Ausdauer oder auf die Schnelligkeit aus? Ist die Wirkung spezifisch für bestimmte Muskeln? In welcher Zeitspanne entfaltet es seine Wirkung? Damit Herr Eberle darauf eine Antwort finden konnte, entwickelte er ein elegantes und kostengünstiges Experiment: Unter seiner Leitung führte eine Gruppe von zwölf gleichaltrigen jungen Männern für einen Monat dreimal pro Woche einen Gymnastikzyklus durch. Dieser bestand aus Liegestützen, Kniebeugen links, Klimmzügen, Kniebeugen rechts und Rumpfbeugen. Die Probanden hatten die Übungen jeweils bis an ihr individuelles Limit durchzuziehen. Je hälftig trank die Testgruppe ohne ihr Wissen Orangensaft mit Kreatin, die Kontrollgruppe dagegen nur das Placebo. Die Probanden führten das Experiment mit Disziplin und gutem Willen durch. Für jeden Zyklus notierte Herr Eberle die Anzahl Wiederholungen pro Übung. Insgesamt erhielt er damit 720 Messpunkte. Die Wirkung von Kreatin auf die Leistungsfähigkeit von Muskeln stellte er mit Hilfe von Histogrammen dar. Dass Kreatin generell den Muskelaufbau fördert ist Allgemeingut seit es in fast allen "Supermarkets" als Nahrungsergänzung erhältlich ist. Dass Kreatin spezifisch nur bei "schnellen" Muskeln wirkt, hat Herr Eberle auf eindrückliche Weise mit seinem Experiment gezeigt. Keinen Einfluss zeigte Kreatin dagegen bei Klimmzügen oder Rumpfbeugen, wo "langsame" Muskeln wirken. Herr Eberle fand in einer Zeitreihe zudem eine Korrelation zwischen der Menge des eingenommenen Kreatins und der Anzahl Wiederholungen von Liegestützen und Kniebeugen. Dies macht biologisch Sinn, denn die bei Liegestützen und Kniebeugen involvierten Muskeln sind bei einer plötzlichen Gefahr wichtig für eine schnelle Abwehr oder Flucht. Eine beschleunigte Mobilisierung von Energiezufuhr in Muskeln mittels Kreatinphosphat kann aus diesem Grund entscheidend sein für das Überleben.
Das flüssig verfasste, kleine Werk von Herrn Eberle bietet neben vielen Informationen auch interessante Schlussfolgerungen seiner Ergebnisse. Ich habe es daher mit grosser Freude gelesen und nebenbei gar manches dazu gelernt.
Rüegg, Peter Umgenutzte Bakterien, 5. März 2010 unter www.ethlife.ethz.ch 155/1-2: 40
    Forscher haben einen Weg gefunden, mit Zuckern verknüpfte Proteine halb biologisch, halb chemisch herzustellen. Damit ist es möglich, grosse Mengen unterschiedlicher Glykoproteine für verschiedene medizinische und biologische Studien zusammenzubauen.
Wenn das Darmbakterium E.coli und der Durchfall-Erreger Campylobacter zusammenarbeiten, muss nicht eine Erkrankung daraus resultieren. Und wenn darüber hinaus Biologen und Chemiker zusammenspannen, um das Produkt dieser bakteriellen Zusammenarbeit zu nutzen, dann entsteht eine neuartige Technologie mit möglichen pharmazeutischen Anwendungen. So haben ETH-Doktorand Flavio Schwarz aus der Gruppe von Professor Markus Aebi vom Institut für Mikrobiologie sowie Forscher von der University of Maryland eine neue Methode zur Herstellung von Zucker-Proteinen entwickelt. ...
Redaktion Inhalt/Contents (2009) 154 155/1-2: 41-42
Burga, C.A., Bührer, H. Hinweise für Autorinnen und Autoren 155/1-2: U3
Redaktion Inhalt/Contents 155: Heft 1/2 155/1-2: U4

2010, Jahrgang 155 , Heft 3-4
Redaktion Titelseite, Naturforschende Gesellschaft: Zweck, Vorstand, Mitglieder, Publikationen etc. 155/3-4: U1-2
Angelone Sonia et.al. Laubfrosch (Titelbild) 155/3-4: U1
  Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea) ein kleines Tier der Superlative. Trotz einer Körpergrösse von weniger als 5 cm sind Laubfrösche Leitart der Auen und besitzen von den Amphibien neben der lautesten Stimme auch als einzige die Fähigkeit zu klettern und ihre Hautfarbe zu verändern. Bei den Weibchen gut sichtbar sind die charakteristischen Haftballen an den Zehenspitzen. Illustration und © Christoph Flory.
Sonia Angelone, Christoph Flory, Harald Cigler, Joggi Rieder-Schmid, Aline Wyss, Felix Kienast & Rolf Holderegger (Birmensdorf) Erfolgreiche Habitatvernetzung für Laubfrösche
Successful habitat connectivity measures for tree frogs
155/3-4: 43-50
Schlagwörter Artenschutz - Ausbreitung - Fitnessmerkmale - Genetische Struktur - Genotypen-Zuordnungstest - Habitatfragmentierung - Hyla arborea - Landschaftsgenetik - Mikrosatelliten Schutzwürdige Arten und deren Lebensräume werden mit Mitteln der Gemeinden, Kantone und des Bundes im Rahmen von Vernetzungsprojekten gefördert. Vernetzungsprojekte haben zum Ziel, den Austausch von Individuen (und somit von Genen) zwischen den Restpopulationen in zerschnittenen Landschaften zu erhöhen. Vernetzung ist für das längerfristige Überleben bedrohter Arten wichtig, um der genetischen Verarmung und deren negativen Folgen entgegen zu wirken.
Hier werden die Hauptresultate eines interdisziplinären Projekts vorgestellt, welches unter Anwendung genetischer Methoden die für den Europäischen Laubfrosch (Hyla arborea) umgesetzten Vernetzungsmassnahmen auf ihren Erfolg hin überprüfte. Dabei wurde grossflächig die räumlich-genetische Gliederung der übrig gebliebenen Laubfroschvorkommen ermittelt und der Einfluss mehrerer Landschaftselemente auf den Individuenaustausch erforscht. Zusätzlich wurde in einem Aufzuchtsexperiment ein Teil der Bestände auf Unterschiede in ihrer Lebensfähigkeit getestet.
Die Resultate zeigten eine klare räumlich-genetische Gliederung der Laubfroschbestände und bestätigten Individuenaustausch zwischen Gewässern im Umkreis von 4 km. Die landschafts-genetischen Analysen zeigten, dass für Bestände, die maximal 2 km auseinander lagen, Fliessgewässer wie die Reuss eine Barriere für Genfluss bildeten, während umliegende Laubfroschgewässer einen positiven Einfluss ausübten. Das Aufzuchtsexperiment liess vermuten, dass sich fehlender Genfluss in isolierten Beständen negativ auf die Entwicklungsfähigkeit von Laubfröschen auswirken kann. Ein funktionales Netzwerk von Laichgewässern für den Europäischen Laubfrosch sollte deshalb eine Maschenweite von maximal 2 km aufweisen.
Groner, Urs Flechtenreichtum auf einem Wildschutzzaun im Gebiet der Stadt Zürich
Lichen species richness on a deer fence in the City of Zurich area
155/3-4: 51-56
Schlagwörter: Biodiversität – Flechtenflora – Holzbewohnende Arten – Nicht lichenisierte Pilze Auf den Holzpfosten eines Wildschutzzaunes im südwestlichen Teil der Stadt Zürich wurden nicht weniger als 56 Flechten- und 3 nicht lichenisierte Pilzarten registriert; die Krustenflechte Lecidea huxariensis wird dabei zum ersten Mal für die Schweiz nachgewiesen. Dieser Zaun weist jedoch vorwiegend baumbewohnende Arten auf; die geringe Zahl von Holzbewohnern hängt mit dem Fehlen von flechten-bewachsenem Totholz in der Umgebung zusammen. Die grosse Artenvielfalt auf dem untersuchten Zaun ist wertvoll und attraktiv; dieser Standort, wie auch andere artenreiche Flechtenvorkommen in Zürich, müssen erhalten werden.
Schneider, Oliver & Conradin A. Burga Invasive Neophyten im Limmattal Status quo 2007 und Massnahmen
Invasive neophytes in the Limmat Valley - status quo 2007 and measures
155/3-4: 57-68
Schlagwörter: Kartierung - Lebensräume - Biodiversität - Bekämpfungsstrategie - Prioritätenliste - Quellen - Ausbreitungswege - Dietikon - Spreitenbach - Heitersberg Im Limmattal wurden im Rahmen einer Diplomarbeit die Situation der invasiven Neophyten analysiert und Massnahmen für den Umgang vorgeschlagen. Dazu erfolgte 2007 eine Kartierung der Wuchsorte von Populationen invasiver Neophyten sowie ihre Lebensräume im Gebiet Dietikon-Spreitenbach-Heitersberg im Massstab 1:10 000. Die Karte zeigt eine starke Konzentration der invasiven Neophyten auf das Siedlungsgebiet. Von den 21 Arten der Schwarzen Liste der SKEW kommen 12, von den 15 der Watch-Liste 3 Arten im Untersuchungsgebiet vor. Am weitesten verbreitet sind der Sommerflieder, die Spätblühende Goldrute und die Armenische Brombeere, die in rund einem Drittel der Lebensräume dominant auftreten. Die meisten Fundorte zählt der Kirschlorbeer, wobei sich diese zum grössten Teil auf das Siedlungsgebiet beschränken. Weiter lassen sich Quellen und Ausbreitungswege eruieren: Es können insbesondere Wohngebiete mit Mutterpflanzen identifiziert werden, wobei die Ausbreitung meist entlang von Wasserläufen und Verkehrswegen erfolgt. Der Vergleich des Limmattals mit dem Churer Rheintal/Domleschg zeigt, dass fast dieselben Arten vorkommen. Deren Präsenz ist jedoch in den Bündner Alpen meistens kleiner; die Quellen und Ausbreitungswege sind sehr ähnlich.
Am Schluss werden Handlungsschwerpunkte, wie zusätzliche Vegetationsaufnahmen, die den Einfluss vom Japanischen Staudenknöterich auf die Biodiversität beleuchten, und einer Prioritätenliste vorgeschlagen.
Ensslin, Klaus Vom klassischen Computer zur Quanten-Information
From classical computers to quantum information processing
155/3-4: 69-74
Schlagwörter: Klassische Physik – Informationsverarbeitung – Quantenmechanik – Nicht-Lokalität –bits und qubits Unsere moderne Informationsgesellschaft basiert auf leistungsfähigen Computern, deren Funktionsweise überwiegend auf den Gesetzen der klassischen Physik beruht. Die Quantenmechanik beschreibt die Gesetze des Mikrokosmos, der Welt der Atome und Elektronen. Obwohl diese Gesetze häufig wenig intuitiv erscheinen, wurden sie mittlerweile durch zahlreiche Experimente bestätigt. Ein Elektron kann sich in zwei Zuständen gleichzeitig befinden, es könnte sich z. B. an zwei verschiedenen Orten aufhalten oder sich in zwei verschiedene Richtungen drehen. Diese Überlagerung von Zuständen kann genutzt werden, indem man ein klassisches bit, das entweder den Wert «0» oder den Wert «l» hat, durch ein qubit (quantum bit) ersetzt, dessen Zustand eine Überlagerung der Werte «0» und «l» ist. Diese Parallelität kann in einem zukünftigen Quanten-Computer für die effiziente Lösung gewisser Probleme eingesetzt werden, die für einen herkömmlichen Computer schwierig oder nur sehr langsam bearbeitbar sind. Dieser Artikel beschreibt die Grundlagen der klassischen und der Quanten-Informationsverarbeitung anhand von ausgewählten Beispielen.
Frank Klötzli Über eine Anpassung unseres Wollkrauts in der Puna auf Hawaii
On possible adaptations of Mullein (Verbascum) in Puna regions on Big Island (Hawaii)
155/3-4: 78-80
Schlagwörter: Argyroxiphium sandwicense – Kerzenstamm – Verbänderung – Konvergenz – Puna –Anpassung – Neophyt Auf dem Sattel zwischen Mauna Loa und Mauna Kea auf Big Island (Hawaii) war früher der klassische Wuchsort von Argyroxiphium sandwicense, eines Kerzenstammes, der entsprechend den Pflanzen (sub-)tropischer Hochgebirge mit Puna- und ParamoVegetation glich.
Nach dem Aussterben des Silberschwerts erschien in den 1940er Jahren ein Neophyt aus Europa (Grossblütiges Wollkraut oder Königskerze; Eigenarten siehe v. a. STARR et al., 2003), der sich im gleichen Gebiet ausbreitete. Dabei änderte sich seine Lebensform: von biannuell wurde sie pluriannuell, und der früher krautige Schaft der Pflanze wurde holzig, zudem sehr viel dicker. Oberhalb der Waldgrenze erschien überdies der Blütenstand der Pflanze in oft stark verbänderter Form und näherte sich so der früheren Lebensform des Silberschwerts.
Diese konvergente Form erinnert uns an höhere Organismen, die sich unter vergleichbaren Bedingungen an früher vorhandene Lebensformen anpassten und damit an die herrschenden Umweltbedingungen. Diese Anpassung geschah in der sehr kurzen Zeit von weniger als vierzig Jahren.
Unter Berücksichtigung der obigen Ergebnisse tendieren Neophyten offensichtlich dazu, sich bei Adaptation klar an bewährte Baupläne zu halten.
«Invasive Arten» und «Biodiversität» sind zwei vertraute Schlüsselwörter in der organismischen Biologie. Selten aber wird ein Wort darüber verloren, ob bei uns ankommende Neophyten sich überhaupt verändern, also sich einem evolutiven Geschehen unterwerfen, mit anderen Worten ihre Durchsetzungsfähigkeit verbessern. Dies könnte sich mit Anpassungen ökophysiologischer und morphologischer Art abspielen.
Burga, Conradin A. Prof. Dr. Dr. h.c. Burkhard Frenzel, 1928-2010 155/3-4: 81-82
  Burkhard Frenzel, one of the most important scientists researching Quaternary vegetation and climate history of Europe and Central Asia, was born on January 22 th 1928 in Duisburg (Germany). During World War 11, Burkhard Frenzel became Russian prisoner. In 1946, he passed the German school leaving examination in Berlin where he started his studies in Geography, Geology and Botany at the Humboldt University.
Later, Burkhard Frenzel continued his studies at the University of Bonn where he did his PhD about the vegetation of the Allgäu Alps in 1952 (Dr. rer. nat.).
After being an assistant for two years in Bonn and after having a national graut for two years, he moved as assistant to the University of Marburg. In 1960, Burkhard Frenzel became Reader («Privatdozent») at the Botanical Institute of the Agricultural Faculty of the Technological University of Weihenstephan (Munich).
Later in 1967, Burkhard Frenzel became full professor of Botany at the Agricultural University of Hohenheim (Stuttgart) where he worked after retiring in 1996 until his death on February 6th 2010.
Professor Frenzel's main scientific interesting field covers Quaternary flora and vegetation history and climate history of the Ice Age. His firnt important books deal with the climate oscillations of the Ice Age (1967) and with principles of Pleistocene vegetation history of North Eurasia (1968). Burkhard Frenzel organized extended excursions to Central Asia, China and Tibet where he collected a lot of palaeoecological data to the Quaternary. From that data, several key studies were published (1994 a-c, 1995 a-b). Since 1991 Burkhard Frenzel was member of climate council of the government of Germany and since 1994 he was council president. Besides other functions at the University (head of department, Dean of the Faculty) he supported strongly the Botanical Garden of Hohenheim, establishing a special section including plant species important for Quaternary vegetation history since the Late Glacial. Also as emeritus Burkhard Frenzel was continuously supporting the Botanical Garden.
Professor Frenzel was honoured through numerous national and international scientific associations. In 1983, he was awarded Dr. h.c. of the University of Zurich, moreover he was member of the Academy of Sciences and Literature of Mainz and honour member of the Hungarian Academy of Sciences.
Brinkmann, Winand Dr. Karl Alban Hünermann, 1928-2009 155/3-4: 83-84
  Im Spätherbst des vergangenen Jahres verstarb der Zürcher Wirbeltier-Paläontologe KARL ALBAN HÜNERMANN. Sein breit angelegtes wissenschaftliches Schrifttum umfasst vor allem zahlreiche Publikationen über Cetartiodactyla (insbesondere Schweine), Perissodactyla (vor allem Nashörner) sowie Proboscidea des Neogen und Quartär von Europa. Aber auch Rodentiern, Lagomorphen und Reptilien sowie paläogenen Fossilien und der quartären Faunenentwicklung sind Arbeiten gewidmet. In weiteren Artikeln gibt er methodische Übersichten (z.B. 1974 zur Paläanthropologie) oder geschichtliche Abrisse (1974 zur Schweizerischen Paläontologischen Gesellschaft, 1981 zu Zürcher Grabungen, 1983 zu berühmten Rüsseltier-Funden usw.). Als besonders umfangreiche, gehaltvolle Meilensteine seines wissenschaftlichen Schaffens sind seine Monographien über die Suidae aus den rheinhessischen Dinotheriensanden (1968) und, vom bereits seit längerem verstorbenen Basler Zeichenlehrer OTTO GARRAUX geradezu mustergültig illustriert, über das Rhinozeros Aceratherium aus der süddeutschen Wirbeltier-Fundstelle Höwenegg (1989) hervorzuheben. Das Verzeichnis seiner wichtigsten rund 90 Publikationen kann beim Sekretariat der NGZ bezogen werden (tsintsifa@bluewin.ch).
ff.
Shimizu, Kentaro Temperatur-Gedächtnis der Pflanzen dauert sechs Wochen
www.mediadesk.uzh.ch
155/3-4: 85
  Der Klimawandel hat bei einigen Pflanzenarten die Blütezeit verschoben. Dadurch ist die Koordination mit Bestäubern wie saisonal auftretenden Insekten gestört. Der Pflanzenbiologe Prof. Kentaro Shimizu von der Universität Zürich und seine japanischen Kollegen konnten nun zeigen, dass ein für die Blütezeit verantwortliches Gen als Gedächtnis fungiert. Dieses Gen registriert die Temperatur der letzten sechs Wochen und beeinflusst die pflanzliche Entwicklung entsprechend. Diese Erkenntnis ermöglicht es, das Blühverhalten der Pflanzen zu modellieren und mögliche Konsequenzen des Klimawandels auf pflanzliche Ökosysteme vorauszusagen.
Jiricny, Josef Unbekanntes DNA-Reparaturprotein identifiziert 155/3-4: 86
  Forscher der Universität Zürich haben ein neues DNA-Reparaturprotein entdeckt. Dieses Protein und sein Mechanismus helfen, die Erbkrankheit Fanconi-Anämie besser zu verstehen und zu behandeln. Dank der neuen Erkenntnisse können auch Krebstherapien verfeinert werden.
Burga, C.A., Bührer, H. Hinweise für Autorinnen und Autoren 155/1-2: U3
Redaktion Inhalt/Contents 155: Heft 3/4 155/1-2: U4

2010, Jahrgang 155
Baumann, Thomas W. Caffeine155(1/2): 1-11
Key words: analytics – discovery – global consumption – pharmacology – phylogeny – purine alkaloids At the beginning of the 19th century «artsmen in separating» started the search for the active principles in plants. Amazingly, several researchers from «Germany», France and the Czardom coincidentally and independently succeeded in crystallizing caffeine from coffee beans. What they had in their hand in each case, and who is entitled to Claim priority, is a matter of further studies. Structure elucidation and chemical Synthesis was achieved not until shortly before the turn of the next century. Caffeine and related compounds, collectively named «purine alkaloids», occur in fungi and marine organisms. In the plant kingdom they are, as far as known, confined to the core eudicots. A so-called «Caffeine Tree» il Lustrates the phylogenetic relations. Simultaneously, the caffeinecontaining genera are characterized. Caffeine is the world's most widely used psychoactive stimulant, and acts inter alia as an antagonist by blocking the adenosine receptors of the brain. The latter are in exchange wich other receptors and modulate various neuroprocesses. For example, these insights provide the explanation why the risk of getting Parkinson is reduced in caffeine consumers. The analytics of caffeine – not least challenged by the therapy of premature infants' apnea – are shortly described. Caffeine or caffeinecontaining stimulants haue accompanied human beings in the very beginning and through all cultural epochs. Finally, possible negative Impacts on society and ambience by our actual caffeine consumption behavior are touched on.
Lindemann-Matthies, Petra Perception and appreciation of biological diversity 155/1-2: 13-19
Keywords: Aesthetic valuation – knowledge of species – species richness – conservation – public – environmental education – well-being The protection and conservation of biodiversity is considered to be one of the most urgent environmental issues globally. This problem cannot be addressed effectively without the participation and Support of society at large. The success of conservation measures will depend an people's conceptions of the number of species present at local, regional and global scales, and their awareness of the decline of biodiversity and the seriousness of the threat of extinctions. At least in highly industrialized, western countries the public's perception of species and biological diversity is very limited and directed to only few, attractive organisms such as garden- and decorative plants and pets. In consequence, the public might not recognize the accelerating decline in biodiversity. Nevertheless, humans like species richness and need biodiversity for their psychological and aesthetic well-being, which provides a strong argument to Counter the loss of biodiversity.
Werneburg, Ingmar Zum Ursprung der Schildkröten: Ansätze der Vergleichenden Embryologie
The origin of turtles: Approaches in Comparative embryology
155/1-2: 21-28
Key words: reptiles – Diapsida – anapsids – Shell – Parsimov – Sense Organs – skeletal formation –ossification – ontogenesis – developmental biology – muscles The origin of turtles within land vertebrates is highly debated. Relationships to lizards and snakes, to birds and crocodiles or to groups of ancient fossil reptiles were proposed. Based an new anatomical data of external embryology the position of turtles is re-analysed. Hence, a new method to detect evolutionary informative characters in Comparative Embryology was used (Parsimov). A sistergroup relationship of turtles to all remaining living reptiles and a basal position of marine turtles within the hidden-necked turtles are best supported. Temporally shifting characters of embryology that distinguish mammals from reptiles as well as turtles from Sauria could be correlated to early life and adult anatomy of the respective groups. Shifts of characters of evolutionary significance are reflected in the ossification sequence of the whole body of turtles. The article presents approaches, techniques and problems of Comparative Embryology and summarises the major results of five articles previously published by the author and his colleagues.
Plochberger, Franz Zwei Postulate an die gegenwärtige Informatik
Two postulates for contemporary informatics
155/1-2: 29-31
Key words: Information Sciences - Data - Information - Knowledge - Intelligence - Free Will - Continuity - Human Being as Subject Information sciences are used in all areas of life. Out of a separated scientific point of view some slightly coming dangers are detected and written down here. In form of two postulates some recommendations are given.

2010, Jahrgang 155
Angelone Sonia et.al. Green Tree Frog (Laubfrosch) (Cover) 155/3-4: U1
  European green tree frog (Hyla arborea) a small animal of the superlative. Despite a body size of less than 5 cm tree frogs are guidance species of wetlands and possess from the amphibians beside the loudest voice also than the only ability to climb and their skin color change. With the females the characteristic sticking pads (Haftballen) at the tips of the toe are well visible. Illustration and © Christoph Flory.
Sonia Angelone, Christoph Flory, Harald Cigler, Joggi Rieder-Schmid, Aline Wyss, Felix Kienast & Rolf Holderegger (Birmensdorf) Erfolgreiche Habitatvernetzung für Laubfrösche
Successful habitat connectivity measures for tree frogs
155/3-4: 43-50
Key words Species conservation - dispersal - fitness traits - genetic structure - genotype assignment – habitat fragmentation - Hyla arborea - landscape genetics - microsatellites To preserve species and habitats of great conservation value, the Swiss Government and other authorities spend ]arge sums of money on the implementation of connectivity measures. The aim is to enhance the dispersal of individuals and gene flow among remnant populations within fragmented landscapes. These processes are essential for the long-term survival of endangered species as they counteract the negative effects of genetic erosion.
Here we present the main results of an interdisciplinary project in which genetic methods were used to evaluate the effectiveness of connectivity measures implemented for the European tree frog (Hyla arborea). In the project, the spatial genetic structure of remaining tree frog populations was evaluated at the landscape scale, and the influence of several landscape elements on individual movement was studied. In addition, a subsample of populations was tested for fitness differentes in a common garden experiment.
The results showed a clearly defined spatial genetic structure of tree frog populations and confirmed individual exchange among breeding sites at distances of up to 4 km. The landscape genetic analysis affirmed that at distances below 2 km, streaming waters like the river Reuss acted as barrier to gene flow whereas surrounding tree frog breeding sites had a positive effect. The common garden experiment suggested that lack of gene flow among breeding sites can lead to negative effects on individual fitness. A functional habitat network for European tree frogs in fragmented landscapes should therefore exhibit a maximum mesh width of 2 km.
Groner, Urs Flechtenreichtum auf einem Wildschutzzaun im Gebiet der Stadt Zürich
Lichen species richness on a deer fence in the City of Zurich area
155/3-4: 51-56
Key Words: Biodiversity – Lichen Flora – Lignicolous species – Non-lichenized fungi Nomenklatur: WIRTH (1995) During an inventory on the wooden posts of a deer fence in the southwestern pari of the City of Zurich, no less than 56 lichen species and 3 species of nonlichenized fungi were recorded, of which Lecidea huxariensis is new to Switzerland. However, the fence posts holt mainly epiphytic taxa-, the low number of lignicolous species is most probably due to the lack of lichen-inhabited dead wood in the neighbourhood. The deer fence as well as other lichen habitats and localities in Zurich wich a similarly rich species diversity are valuable and must be preserved.
Schneider, Oliver & Conradin A. Burga Invasive Neophyten im Limmattal Status quo 2007 und Massnahmen Invasive neophytes in the Limmat Valley - status quo 2007 and measures 155/3-4: 57-68
Key words: mapping - habitats - plant biodiversity - control strategies - priority list - sources of expansion -ways of proliferation - Dietikon - Spreitenbach - Heitersberg In the region of Dietikon-Spreitenbach-Heitersberg (Limmat Valley), invasive neophytes were analyzed and measures for dealing were proposed. For this purpose populations of invasive neophytes and phenomenologically defined habitats were mapped at a scale 1:10 000 in 2007. The map shows a strong concentration of invasive neophytes in the areas of settlement. 12 species that occur in the study area are from the Black List, 3 from the Watch List. The following plant species are the most widely spread in the study area and appear dominant in one third of the habitats: Butterfly Bush, Giant Goldenrod and Himalayan Blackberry. Typical spreading sources of invasive plant species are residential areas. The spreading itself occurs mainly along rivers or traffie ways. The comparison between the Limmat Valley and the Upper Rhine/Domleschg Valley shows that there occur nearly the same species. But their occurrence is smaller in the Grisons Alps. The sources of expansions and the ways of proliferation are the same.
Areal wich prior need for action are proposed because of evaluations, additional collecting of vegetation data that show the impact of Japanese Knotweed an biodiversity and a priority list.
Ensslin, Klaus Vom klassischen Computer zur Quanten-Information
From classical computers to quantum information processing
155/3-4: 69-74
Keywords: classical physics – information processing – quantum mechanics – non locality – bits and qubits
Our modern information society is based on powerful computers whose functionality is mainly governed by the laws of classical physics. Quantum mechanics describes the laws of the microcosm, i. e. the world of atoms and electrons. These laws often appear counterintuitive, but haue been verified by numerous experiments. An electron may be in two states simultaneously, for example it may be at two different locations or it may rotate wich two different angular momenta. Such superpositions of states can be exploited by replacing a classical bit, which takes on eitler the value «0» or the value «1», by the qubit (quantum bit), whose state is a Superposition of the values «0» and «1». This parallelism can be used in a Future quantum computer for the efficient solution of a special class of problems, which are hard to tackle for a conventional computer or whose solution may take an unacceptably long time. This article describes the basics of classical and quantum information processing using selected examples.
Frank Klötzli Über eine Anpassung unseres Wollkrauts in der Puna auf Hawaii
On possible adaptations of Mullein (Verbascum) in Puna regions on Big Island (Hawaii)
155/3-4: 78-80
Key words: Argyroxiphium sandwicense – candle-like stem – fasciation – convergence – Puna – adaptation –neophyte
In former days, the saddle between Mauna Loa and Mauna Kea on Big Island (Hawaii) was a classical site for Argyroxiphium sandwicense, the Silversword, resembling similar plants with a candle-like stem on (sub)tropical highland with Puna- and Paramo-vegetation.
After the local extinction of this endemic plant a neophyte (Verbascum thapsus, Mullein) from Europe established itself in the same area (around the forties), changing its life form: from biannually it became pluriannually, the stem developing from herby to woody and considerably thicker. And above timber live the inflorescence became fasciated and therefore resembling the Silversword, and adapting to the same niche.
This convergent form reminds us of organisms adapting to environmental conditions by changing their original form to a new life form suitable to its new ecological niche in a very skort period (less than 40 years).
Considering the above-mentioned results, it is obvious that neophytes tend to obey proven construction plans.
Invasive species and biodiversity are two common key words in organismic biology. However, rather seldom, consideration is given to possible morphological or eco-physiological adaptations in arriving neophytes. They might drive them to undergo evolutionary processes. Subsequently, this might improve their capacities to maintain themselves. – Special Observation should be given to such processes.
Burga, Conradin A. Prof. Dr. Dr. h.c. Burkhard Frenzel, 1928-2010 155/3-4: 81-82
  Burkhard Frenzel, one of the most important scientists researching Quaternary vegetation and climate history of Europe and Central Asia, was born on January 22 th 1928 in Duisburg (Germany). During World War 11, Burkhard Frenzel became Russian prisoner. In 1946, he passed the German school leaving examination in Berlin where he started his studies in Geography, Geology and Botany at the Humboldt University.
Later, Burkhard Frenzel continued his studies at the University of Bonn where he did his PhD about the vegetation of the Allgäu Alps in 1952 (Dr. rer. nat.).
After being an assistant for two years in Bonn and after having a national graut for two years, he moved as assistant to the University of Marburg. In 1960, Burkhard Frenzel became Reader («Privatdozent») at the Botanical Institute of the Agricultural Faculty of the Technological University of Weihenstephan (Munich).
Later in 1967, Burkhard Frenzel became full professor of Botany at the Agricultural University of Hohenheim (Stuttgart) where he worked after retiring in 1996 until his death on February 6th 2010.
Professor Frenzel's main scientific interesting field covers Quaternary flora and vegetation history and climate history of the Ice Age. His firnt important books deal with the climate oscillations of the Ice Age (1967) and with principles of Pleistocene vegetation history of North Eurasia (1968). Burkhard Frenzel organized extended excursions to Central Asia, China and Tibet where he collected a lot of palaeoecological data to the Quaternary. From that data, several key studies were published (1994 a-c, 1995 a-b). Since 1991 Burkhard Frenzel was member of climate council of the government of Germany and since 1994 he was council president. Besides other functions at the University (head of department, Dean of the Faculty) he supported strongly the Botanical Garden of Hohenheim, establishing a special section including plant species important for Quaternary vegetation history since the Late Glacial. Also as emeritus Burkhard Frenzel was continuously supporting the Botanical Garden.
Professor Frenzel was honoured through numerous national and international scientific associations. In 1983, he was awarded Dr. h.c. of the University of Zurich, moreover he was member of the Academy of Sciences and Literature of Mainz and honour member of the Hungarian Academy of Sciences.

2009, Jahrgang 154
Schwyzer, Martin Titelblatt: Zoonosen 154/1-2: U1
Zwischen Tier und Mensch übertragene Viruskrankheiten (virale Zoonosen) sind ein globales Problem. Zum Teil sind Insekten oder Zecken an der Uebertragung beteiligt. Die Bilder zeigen im Uhrzeigersinn: Gorilla (F.Lukasseck/ARCO), Tiger-Moskito ( C.Griot/IVI), Arboviren (C.Goldsmith/CDC), Mensch unter Mückennetz (M.Schwyzer)
Schwyzer, Martin Virus, wohin des Wegs? Wirtswechsel und ihre Folgen für die menschliche Gesundheit. 154/1-2:1-9
Schlagwörter: Chikungunya - Dengue - Ebola - H5N1-Influenza - Insektenvektor - Tollwut - Virus-Wirtsbeziehung - Zoonose Viren vermehren sich nur in lebenden Wirtszellen. Erfolgreiche Viren verursachen oft milde oder unbemerkte Infektionen und lassen ihren angestammten Wirt am Leben. Bei einem Wirtswechsel kann dieses Gleichgewicht der Kräfte gestört sein. Der neue Wirt ist auf den Erreger nicht vorbereitet und erkrankt schwer. Umgekehrt durchläuft ein Virus viele Vermehrungszyklen, bis es sich an einen neuen Wirt anpasst und seine Virulent reduziert. Von Tieren auf Menschen übertragene, bekannte Viruskrankheiten (virale Zoonosen) sind Tollwut, H5N1-Influenza und Zeckenenzephalitis. Die Globalisierung lässt nun weitere Viren aus ihren ökologischen Nischen heraustreten. Sie tragen exotische Namen wie Ebola und Chikungunya oder Abkürzungen wie WNV und SARS. Welche Viren könnten auch für die Schweiz relevant werden, und wie bereiten wir uns vor?
Hitzig, Walter H. Wahrung der körperlichen Integrität. Beitrag der Immunologie 154/1-2: 11-20
Schlagwörter: Antikörper - Genetik - Immunologie: adaptive/angeborene - Immunologische Defekt-Syndrome - Phagozytose - SCID: schwerer kombinierter Immundefekt - Toll-like receptors (TLR) Die immunologische Forschung erlebte drei grosse Entwicklungsschübe:
- gegen Ende des 19. Jahrhunderts Entdeckung der Phagozytose und der spezifischen Antikörper.
- Mitte des 20. Jh.s Aufklärung der adaptiven Immun-Reaktionen und Entwicklung chemischer, biologischer und molekular-genetischer Methoden. Aufklärung des gesamten menschlichen Genoms. Beschreibung klinischer Syndrome von vererbten Immun-Defekten und deren Behandlung.
- Ende des 20. Jh.s Umschreibung der Rolle der angeborenen Immunität. Ansätze zu Gentherapie und anderen therapeutischen Möglichkeiten.
Der Zugang zu diesem Spezialwissen ist dem Nicht- Spezialisten besonders erschwert, weil zum Verständnis auch noch eine neue Sprache nötig ist. Hier wird versucht, die relevanten Fakten in geraffter Form darzustellen, möglichst ohne die wichtigen Details zu verfälschen.
Leuthold, Walter Libellen (Odonata) im Neeracherried (Kanton Zürich): Das Artenspektrum und seine Veränderungen in 20 Jahren
The Odonata of the Neeracherried - Species composition and its changes over 20 years
154/1-2: 21-29
Schlagwörter: Anisoptera - Biodiversität - Faunistik - Feuchtgebiete - Naturschutz - Zygoptera Bei einer Bestandesaufnahme von Libellen im Neeracherried, einem 100 ha grossen Feuchtgebiet im Kanton Zürich, wurden 42 Arten gefunden (25 Gross- und 17 Kleinlibellen), neun Arten mehr als in einer vor 20 Jahren durchgeführten Studie. Anderseits konnten zwei damals ziemlich verbreitete Arten nicht mehr nachgewiesen werden (Gefleckte Heidelibelle Sympetrum flaveolum und Glänzende Binsenjungfer Lestes dryas). Gründe für die Unterschiede im Artenspektrum dürften längerfristige Biotopveränderungen, Massnahmen der Biotoppflege, generelle Bestandesveränderungen einzelner Arten sowie gewisse methodische Unterschiede sein. - Im Neeracherried existiert (noch) ein beachtlicher Bestand der stark gefährdeten Kleinen Binsenjungfer (Lestes virens)
Nathalie Schalter, Thomas Griesser, Andreas Marc Fischer, Alexander Stickler,Stefan Brönnimann Climate effects of the 1883 Krakatoa eruption: Historical and present perspectives.
Klimatische Auswirkungen des Krakatau-Ausbruchs von 1883: Historische Sicht und heutige Ergebnisse
154/1-2: 31-40
Schlagwörter: Vulkane - Krakatau - Klima - Rekonstruktionen Der Krakatau-Ausbruch von 1883 und seine Auswirkung auf Atmosphäre und Klima beeinflussten entscheidend sowohl die Vulkanologie als auch die Atmosphärenwissenschaften. Die Strahlungseigenschaften vulkanischer Aerosole, insbesondere die Streuung der kurzwelligen Strahlung und dadurch ermöglichte Abkühlungseffekte auf das globale Klima, wurden untersucht. Spätere Arbeiten behandelten auch den Einfluss auf die zonale Zirkulation in den mittleren Breiten. Ein Jahrhundert später spielte der Ausbruch des Pinatubo (1991) eine ähnliche Rolle für die Atmosphärenwissenschaften. Dieser Ausbruch demonstrierte die Wichtigkeit stratosphärischer Prozesse und deren Kopplung mit dem bodennahen Klima. In diesem Artikel betrachten wir die Klimaeffekte des Krakatau-Ausbruchs aus einer heutigen Sichtweise. Anhand rekonstruierter Felder der Höhenzirkulation stellen wir fest, dass der erste Winter nach dem Krakatau-Ausbruch gut mit der heutigen Auffassung übereinstimmt. Die Analyse deutet auf einen verstärkten Polarwirbel in der arktischen Stratosphäre hin, während Europa am Erdboden einen warmen Winter erlebte. Der zweite Winter nach dem Ausbruch zeigt kein klares Signal mehr. Die Ergebnisse sind nicht zuletzt im Kontext der aktuellen Debatte um menschliche Eingriffe in das Klimasystem («geoengineering») von Interesse.
Simon Zeller,Brandt, P. 2004. Transgene Pflanzen - Herstellung, Anwendung, Risiken und Richtlinien. 2. überarbeitete und aktualisierte Auflage. 364 Seiten. Birkhäuser Verlag, Basel 154/1-2: 47
Die grüne Gentechnik entwickelt sich im Moment sehr rasant. Schnell einmal verliert man den überblick über die verschiedenen Techniken, die heute zur übertragung von Transgenen in Pflanzen angewendet werden. Hinzu kommt die stetig wachsende Zahl von «Input- und Output Traits», also Merkmalen, die Kulturpflanzen landwirtschaftlich relevante Eigenschaften verleihen bzw. zusätzlichen Nutzen durch Veränderung von Synthesenleistungen schaffen. Dieses Buch schafft einen guten überblick über diese technischen Aspekte der grünen Gentechnik und kann deshalb auch als Nachschlagewerk verwendet werden. Anhand von originaler Literatur wird kompetent und ausführlich über den Stand der Forschung berichtet.
Ein Kapitel ist der Risikodiskussion gewidmet. Anhand bekannter Beispiele, wie etwa den bekannten Monarchfalter- oder Pusztai-Studien, werden schwarze Schafe unterden Wissenschaftern entlarvt und die Risikodiskussion als an sich für weitgehend gegenstandslos erklärt. Viele wichtige Aspekte der Risikoforschung, wie etwa die Entwicklung von resistenten Unkräutern oder Schadinsekten, werden übergangen. Es ist bedauerlich, dass der Autor die Bedenken der europäischen Bevölkerung und vieler Regierungen nicht ernst nimmt. Es wäre nämlich durchaus interessant zu erfahren, wie relativ neue Methoden wie z. B. die Chloroplastentransformation oder induzierbare Promotoren potentielle Risiken transgener Pflanzen minimieren könnten. Dieses Buch zeigt auf, wie schwierig es für Wissenschafter in den Fachgebieten der grünen Gentechnik ist, den «neutralen» Mittelweg zwischen fundamentaler Ablehnung und vorbehaltsloser Befürwortung zu beschreiten.; Insgesamt finde ich dieses Buch jedoch dank seines enormen Informationsgehalts sehr wertvoll und empfehle es allen, die sich intensiv mit der Gentechnik beschäftigen möchten.
Brede, Nora et al.Jurassic Park aus dem Greifensee; Text: Eawag 10. März 2009 154/1-2: 48
Vom Menschen verursachte Umweltveränderungen haben Einfluss auf die natürliche Artenvielfalt. So hat die überdüngung des Greifen- und Bodensees in den 1970/80er Jahren dazu geführt, dass eine Wasserflohart (D.hyalina) genetisch verändert und schliesslich verdrängt (durch D.galeata) wurde. Sie ist trotz der heute deutlich besseren Wasserqualität nicht wieder zurückgekehrt. Das haben Forschende der Eawag gemeinsam mit den deutschen Universitäten Frankfurt und Konstanz durch Erbgutanalysen von bis zu 100 Jahre alten Eiern des Wasserflohs nachgewiesen.; Originalartikel: N. Brede, C. Sandrock, D. Straile, P. Spaak, T. Jankowski, B. Streit & K. Schwenk. 2009. The Impact of human-made ecological changes on the genetic architecture of Daphnia species. Proceedings of the National Academy of Sciences USA.

2009, Jahrgang 154
Burga, Conradin Charles Darwin und Oswald Heer 154(3/4):U1
  Fotos von Charles Darwin und Oswald Heer aus der Sammlung der Zentralbibliothek Zürich (mit Reproduktionsbewilligung)
RedaktionEditorial zum 200sten Geburtstag von Ch.Darwin und O.Heer 154(3/4):51-52
Sarasin, PhilippCharles Darwin, Historiker 154(3/4):53-55
Darwin - Evolution - Evolutionspsychologie - Geschichte - Kontingent Moderne Charles Darwin hat seine eigene Theorie der Natur immer als eine historische begriffen; dieser Ansatz betont daher konsequent die Geschichtlichkeit aller Phänomene. Der Aufsatz argumentiert, dass man folglich die kognitive bzw. neuronale Struktur des menschlichen Gehirns nicht als ein in der Steinzeit fixiertes und folglich im Lauf der Geschichte unwandelbares «Wesen» des Menschen verstehen darf.
Landolt, EliasSPIELMANN, J. H. und HOLDEREGGER, R. 2008. Die Alpenpflanzen des Tössberglandes. Einhundert Jahre nach Gustav Hegi. Bristol Schriftenreihe Bd. 22, 220 S. Verlag Haupt, Bern, Stuttgart, Wien. ISBN 978-3-258-07399-6, CHF 36.00, EUR 23.00.154(3/4): 56
  ... Wenig später erforschte der damals in Bäretswil tätige Lehrer Johann Heinrich Kägi das Gebiet intensiv und ergänzte die Angaben von Hegi. In den letzten Jahren haben nun die beiden Botaniker und hervorragenden Pflanzenkenner Spillmann und Holderegger die verschiedenen Fundorte erneut abgesucht und die noch vorhandenen Populationen von 100 Alpenarten notiert und mit jenen von Hegi und Kägi verglichen. Auch zahlreiche Neufunde wurden registriert. ...
König, Barbara Natürliche Selektion und die Entstehung und Veränderung von Arten 154(3/4): 57-61
Anpassung - biologische Vielfalt - biologische Fitness - egoistische genetische Elemente - Evolution - Darwin - Individualselektion Nach heutiger Lehrmeinung kann als Ursache für die Entstehung der Artenvielfalt auf unserem Planeten der von Charles Darwin erstmals konsequent durchdachte Prozess der Evolution durch natürliche Selektion angesehen werden. Nach einer Zusammenfassung der Erkenntnisse Darwins erläutere ich die Konzepte der natürlichen Selektion, der biologischen Fitness, der Entstehung von Anpassungen und der Bedeutung der Umwelt. Das Beispiel der Grundfinken von den Galapagos-Inseln illustriert das Wirken von natürlicher Selektion als einen Prozess, der jederzeit und unvermeidbar abläuft, sobald sich Organismen innerhalb einer Population in erbliche bedingten Merkmalen unterscheiden, die einen Einfluss auf den Lebensfortpflanzungserfolg des Trägers der Eigenschaft haben.
Gassmann, FritzWILLIAMS, K. und CAPARRINI, S. 2008. Discovering the Principles of Mechanics, 1600-1800. Essays by David Speiser. 331 p. Birkhäuser Basel. ISBN 978-3-7643-8564-4, CHF 155.–154(3/4): 62
Der Schweizer Physiker David Speiser hat sich wie sein Onkel, der Mathematiker und Philosoph Andreas Speiser (Nachruf von J.J. Burckhardt siehe Vierteljahrsschrift 115, 1970, p. 471), für Wissenschaftsgeschichte interessiert. über die vergangenen vier Jahrzehnte hat sich der heute über 80-jährige David Speiser intensiv mit der Entwicklung der Grundprinzipien der Mechanik befasst und darüber viele Publikationen veröffentlicht und Vorträge gehalten. Die Editoren haben daraus 18 Schriften ausgewählt und die 7 sich darunter befindenden deutschen, französischen und italienischen Artikel ins Englische übersetzt. ...
Schmid, Peter , Jean-Marie Le Tensorer Out of Africa 154(3/4): 63-67
Ausbreitung der Hominiden - Homo erectus - H. heidelbergensis - H. neanderthalensis - H. sapiens - Levante - Hummal - SyrienDie heutige Fundlage fossiler Vertreter der Gattung Homo scheint das Postulat von Darwin, der Mensch stamme aus Afrika, zu bestätigen. Allerdings stellt sich die Ausbreitung der Hominiden als weit komplexerer Prozess dar, denn aufgrund der spärlichen Funddichte sowie unterschiedlicher Auffassungen bezüglich der taxonomischen Einordnung der Funde stehen noch viele Fragen offen. In der Regel werden drei unterschiedliche Ausbreitungswellen der Menschenartigen postuliert: (1) Vorläufer oder frühe Vertreter des Homo erectus dringen im Pliozän in die Nordkontinente ein; (2) Homo heidelbergensis begründet, begleitet von einer neuen Technologie (Acheuléen-Faustkeil), geografisch unterschiedliche Entwicklungen; (3) der anatomisch moderne Mensch, Homo sapiens, ersetzt in Eurasien die bestehenden, archaischen Populationen (H. neanderthalensis u. a.). Dabei stellen die Korridore durch die afro-arabische Region wichtige übergänge nach Eurasien dar.
Eine aussergewöhnliche archäologische Sequenz in der syrischen Wüste beinhaltet das Potential, bezüglich der Ausbreitung der Hominiden sowie der Siedlungsdynamik neue Aspekte zu liefern.
Schaffner, MajaVierfaches Erbgut erleichtert Ausbreitung154(3/4): 68
... Verschiedene Varianten von Solidago gigantea. Dem Geheimnis des Erfolges dieser Pflanze kam Daniel Schläpfer während seiner Dissertation am Institut für Integrative Biologie, Gruppe Pflanzenökologie, an der ETH Zürich näher: Solidago gigantea-Pflanzen, die sich in Europa so erfolgreich gegen die einheimische Flora durchsetzen, besitzen als Besonderheit einen vierfachen Chromosomensatz, sind sogenannt tetraploid.
In ihrem Stammgebiet Nordamerika dagegen fand Schläpfer, der auf beiden Kontinenten hunderte von Proben sammelte und im Labor genetisch analysierte, auch Varianten mit doppeltem und sechsfachem Chromosomensatz. Da er in Europa ausschliesslich die tetraploide Variante antraf, vermutet er, dass die europäischen Botaniker des 18. Jahrhunderts ausschliesslich diese hierher brachten. ...
Literatur: Schlaepfer DR. Ecological significance of ploidy level of native and invasive populations of Solidago gigantea. 2008. ETH Zürich. Dissertation Nr. 17677.
Der Text von Maja Schaffner wurde am 19. Juni 2009 unter www.ethlife.ethz.ch veröffentlicht.
Hector, Andy Charles Darwin und die Bedeutung der Artenvielfalt für ökosystem-Funktionen 154(3/4): 69-73
Divergenzprinzip - ökologie - ökosystemprozesse - George Sinclair - Hortus Gramineus Woburnensis Die Verknüpfung zwischen Artenvielfalt und dem Funktionieren von ökosystemen ist ein relativ neues Forschungsgebiet, welches durch den aktuellen Arten-verlust und dessen Vorhersagen angetrieben wird. Die intellektuelle Verknüpfung jedoch von Biodiversität und ökosystemprozessen wurde erstmals durch Darwin mit seinem «Divergenzprinzip» vollzogen. In den Notizen für sein «Grosses Buch über die Arten» stellt Darwin fest, dass Gemeinschaften von Organismen, die sich aus «vielfältigen und stark divergenten Formen» entwickelt haben, höhere Produktivitäts- und Abbauraten aufweisen sollten. Als wissenschaftlichen Beweis für seine Aussage nennt Darwin den Hortus Gramineus Woburnensis: ein Gräsergarten in der Woburn Abbey im Süden von England, welcher wohl das früheste bekannte ökologische Experiment darstellt.
Mathis, A. und Schaffner, F.Neue Stechmücke erobert Schweizer Mittelland 154(3/4): 74
Die Asiatische Buschmücke oder Aedes japonicus hat bereits eine Fläche von 1400 km2 besiedelt. Wie Forscher der Universität Zürich berichten, ist dies der erste Nachweis der Ausbreitung einer invasiven Mückenart in Zentraleuropa. ...
Der Text wurde am 28. August 2009 unter www.mediadesk.uzh.ch veröffentlicht.
Rutishauser, RolfVom Milch trinkenden Sonnentau (Drosera spec.) zum schlafenden Wassersalat (Pistia spec.): Charles Darwin als Botaniker 154(3/4): 75-81
Evolutionstheorie - Heterosis - Inzuchtdepression - Karnivore Pflanzen - Phytohormon -Pflanzenbewegungen - Selektion Charles Darwin wird oft nur mit der Evolutionstheorie in Verbindung gebracht. Die vorliegende Arbeit betont Darwins Verdienste bei der Erforschung von Pflanzen. Seine Beobachtungsgabe verbunden mit experimentellem Geschick verhalfen Darwin zu botanischen Entdeckungen, für die wir ihn am 200. Geburtstag ebenso ehren sollten wie für seine mit natürlicher und sexueller Selektion verbundene Evolutionstheorie. Für die Pflanzenzüchtung und damit für die Evolution bedeutsam sind Darwins Errungenschaften als Genetiker. Auch ohne Faktorengenetik erbrachte er den experimentellen Nachweis von Inzuchtdepression und Heterosis-Effekt. Mit Experimenten an Graskeimlingen antizipierten Charles Darwin und sein Sohn Francis die Existenz von Phytohormonen. Darwin zeigte, dass Pflanzen in ihren Lebensäusserungen (z. B. Sinnesleistungen, Fähigkeit zur Bewegung) Tieren nicht unähnlich sind. Die vorliegende Arbeit wiederholt zwei Experimente von Darwin: (1) Einrollung von Blättern beim Sonnentau (Drosera spec.) nach Fütterung von Kuhmilch und gekochtem Ei; ( 2) Schliessbewegung von Rosettenblättern des Wassersalats (Pistia spec.) bei Einbruch der Dunkelheit.
Ascheraden v., AlexandraNiederschlagsquelle wandert nordwärts 154(3/4): 82
... Der äquatornahe Regengürtel, von einer wenige hundert Kilometer breiten Tiefdruckrinne genährt und als Innertropische Konvergenzzone (ITCZ) bezeichnet, versorgt in den Tropen und Subtropen über eine Milliarde Menschen mit Wasser. In manchen Gebieten fallen bis zu 4 Meter Niederschlag pro Jahr. Ausserdem beeinflusst dieses Regenband weltweit die atmosphärische Zirkulation.
Messungen haben nun gezeigt, dass diese Zone keineswegs stationär ist, sondern sich seit mehr als 300 Jahren im Schnitt pro Jahr etwa 1,4 Kilometer nach Norden bewegt. ...
Der Text von Alexandra von Ascheraden wurde am 30. Juli 2009 unter www.ethlife.ethz.ch veröffentlicht.
Leu, Urs B. Oswald Heer (1809-1883): Paläobotaniker und Kritiker Darwins 154(3/4): 83-95
Atlantis - Charles Lyell - Darwinismus - Geschichte der Geologie - Geschichte der Paläontologie - Paläobotanik Oswald Heer gehörte zu den besten Kennern der Tertiärpflanzen des 19. Jahrhunderts. Er beschrieb hunderte von neuen Arten und schloss aus der ähnlichkeit der fossilen Flora Europas mit der rezenten Nordamerikas auf die Existenz einer untergegangenen Landmasse (Atlantis), welche die beiden Kontinente verband. Sein ausgedehnter Briefwechsel mit Charles Lyell behandelte ausser der Atlantis-Frage auch andere naturwissenschaftliche Themen wie etwa den noch jungen Darwinismus. Die Korrespondenz mit Lyell und Darwin, aber auch Heers eigene Werke sowie seine Lektüre von Darwins «Origin of Species» zeigen ihn als scharfen Kritiker der Evolutionstheorie, der er seine Umprägungstheorie entgegenhielt, die als Vorgängermodell des von Eldredge und Gould formulierten Punktualismus bezeichnet werden kann.
Werner, BeatErstmals erfolgreiche Hirnoperationen mit Ultraschall 154(3/4): 96
Am Magnetresonanz-Zentrum der Universitäts-Kinderklinik Zürich sind weltweit erstmals zehn Patienten mit transkraniellem Hochenergie-Ultraschall erfolgreich am Gehirn operiert worden. Dieses vollständig nicht-invasive Operationsverfahren eröffnet neue Horizonte für die Neurochirurgie und die Therapie verschiedener neurologischer Erkrankungen.
...
Der Text wurde am 22. Juni 2009 unter www.mediadesk. uzh.ch veröffentlicht.
Burga, Conradin, A. Oswald Heers «Die Urwelt der Schweiz» im Licht der modernen Forschung: Ausgewählte Aspekte zum Eiszeitalter 154(3/4): 97-108
Erratiker - Geschichte der Eiszeitforschung - Gletscher - Moränen - Paläoklimatologie - Pflanzen-/ Tierfossilien - Schieferkohlen In der vorliegenden Studie wird Oswald Heers populärstes Buch «Die Urwelt der Schweiz» nach dessen Entstehungsgeschichte und Gliederung (Kapitel der ersten und zweiten Auflage) kurz vorgestellt. Aus dem umfangreichen behandelten Stoffgebiet vom Karbon über das Eiszeitalter bis zum 19. Jahrhundert zur belebten und unbelebten Natur, speziell auch zum Paläoklima, werden hier die Zeit der Schieferkohlenbildungen und das Eiszeitalter in Bezug zum modernen Forschungsstand gesetzt. Zunächst wird eine übersicht zur Geschichte der Eiszeitforschung gegeben, um den zeitgenössichen Forschungsstand Oswald Heers zu veranschaulichen.
Nebst dem Fossilinhalt (Pflanzen- und Tierreste) der Schieferkohlen des Zürcher Oberlandes und der eiszeitlichen Ablagerungen aus der Schweiz und anderen Ländern Europas interessieren Oswald Heer auch geomorphologische, sedimentologische, stratigraphische, chronostratigraphische und paläoklimatische Fragen. Speziell ausführlich werden von ihm die Verbreitung von Moränen, die erratischen Blöcke, deren Herkunft und Transportweise, die Beschreibung der grössten Eisströme der Alpen sowie isostatische Landhebungen behandelt. Ferner wird die Reaktion der Pflanzen- und Tierwelt auf die Eiszeiten thematisiert.
Oswald Heer erweist sich in Fragen glazialer Formen und Prozesse sowie biogeographischer Dynamik als ein scharfer und kritischer, zum Teil visionärer Beobachter, der wesentliche Aspekte des Eiszeitalters richtig erkannte. Er war thematisch sehr breit an botanische, paläobotanische, paläoökologische, aber auch an quartärgeologische Themen und Fragestellungen interessiert und stand national und international mit zahlreichen berühmten Fachkollegen in regem persönlichen und brieflichen Kontakt.
Funk, Hanspeter Prof. em. Dr. Rudolf Trümpy, 1921-2009154(3/4): 109-110

2009, Jahrgang 154
Schwyzer, Martin Cover: Zoonoses154/1-2: U1
Viral Zoonoses are a global problem. As vectors insects or ticks are known. Pictures show (clockwise): Gorilla (F.Lukasseck/ARCO), Tiger-Moskito ( C.Griot/IVI), Arboviren (C.Goldsmith/CDC), Mensch unter Mückennetz (M.Schwyzer)
Schwyzer, Martin Virus, whither are you wandering? Consequences of host changes for human health 154/1-2:1-9
Key words: Chikungunya - Dengue - Ebola - H5N1-Influenza - insect vector - rabies - virus-host-interaction - zoonoses Viruses multiply in living host cells only. Successful viruses often cause mild or inapparent infections and do not kill their native host. A host change may disturb this equilibrium. The new host is not prepared for the infectious agent and contracts severe disease. On the other hand, the virus has to undergo mang replication cycles until it adapts to the new host and reduces its virulence. Known viral diseases that are passed an from animals to humans (viral zoonoses) are rabies, H5N1-influenza and tick-borne encephalitis. Our global society permits additional viruses to emerge from their ecological niches. They carry exotic names like Ebola and Chikungunya or abbreviations like WNV and SARS. Which viruses may gain relevance in Switzerland, and how should we get prepared?
Hitzig, Walter H. Preservation of corporeal integrity: contribution of immune reactions 154/1-2: 11-20
Key words: Antibody - Genetics - Immunology: adaptive/innate - Immuno-deficiency syndromes - Phagocytosis - SCID 50 years - Toll-like receptors (TLR) Immunological research has experienced three distinct evolutionary phases:
- around the end of the 19th century the detection of phagocytosis and of specific antibodies.
- In the middle of the 20th century the elucidation of adaptive immune reactions and the elaboration of methods for chemical, biological and molecular-genetic investigations. Clarification of the entire human genome. Description of clinical immuno-deficiency syndromes and of therapeutic approaches.
- Towards the end of the 20th century the discovery of the role of inborn immune reactions. Trials of gene- and other new therapies.
The non-specialist meets wich extreme difficulties to understand this highly specialized science which has in addition evolved a new language. - This is an attempt to present the relevant facts in a nutshell, but without falsification of crucial details.
Leuthold, Walter The Odonata of the Neeracherried - Species composition and its changes over 20 years 154/1-2: 21-29
Schlagwörter: Anisoptera - Biodiversität - Faunistik - Feuchtgebiete - Naturschutz - Zygoptera Bei einer Bestandesaufnahme von Libellen im Neeracherried, einem 100 ha grossen Feuchtgebiet im Kanton Zürich, wurden 42 Arten gefunden (25 Gross- und 17 Kleinlibellen), neun Arten mehr als in einer vor 20 Jahren durchgeführten Studie. Anderseits konnten zwei damals ziemlich verbreitete Arten nicht mehr nachgewiesen werden (Gefleckte Heidelibelle Sympetrum flaveolum und Glänzende Binsenjungfer Lestes dryas). Gründe für die Unterschiede im Artenspektrum dürften längerfristige Biotopveränderungen, Massnahmen der Biotoppflege, generelle Bestandesveränderungen einzelner Arten sowie gewisse methodische Unterschiede sein. - Im Neeracherried existiert (noch) ein beachtlicher Bestand der stark gefährdeten Kleinen Binsenjungfer (Lestes virens)
Key words: dragonflies - biodiversity - species composition - wetlands - conservation - damselflies In a study of the Odonata of the Neeracherried, a 100 ha marsh in the Canton of Zurich, Switzerland, a total of 42 species was recorded, 25 spp of dragonflies (Anisoptera) and 17 spp of damselflies (Zygoptera); - nine species more than were found in a similar study some 20 years ago. Two then fairly widespread species haue apparently disappeared (Sympetrum flaveolum and Lestes dryas). The differences in species composition are probably due to several factors such as long-term habitat changes, measures of habitat management, changes in distribution of individual species and some differences in the methods of study.; - A fairly sizeable population of the critically endangered Lestes virens (still) exists in the Neeracherried.
Nathalie Schalter, Thomas Griesser, Andreas Marc Fischer, Alexander Stickler,Stefan Brönnimann Climate effects of the 1883 Krakatoa eruption: Historical and present perspectives. 154/1-2: 31-40
Key words: Volcanoes - Krakatoa - climate - reconstructions The climatic Impact of the Krakatoa eruption in 1883 was intensively studied by scientists at that time and had lasting effects both in volcanology and atmospheric sciences. The theoretical concept of enhanced volcanic aerorot concentration, blocking short-wave radiation and possibly cooling the Earth's surface was first formulated after the eruption. Later studier addressed the relation between volcanic eruptions and zonal circulation in the midlatitudes. A century later, the Pinatubo eruption (in 1991) played a similar rote for climate science, demonstrating the importance of stratospheric processes and their coupling with climate near the ground. Here we revisit the Krakatoa eruption from a present-day perspective. Using reconstructed upper-level circulation fields we find that the Krakatoa effects in the first winter after the eruption fit well with the currently accepted mechanism. The data suggest a strengthened polar vortex in the Arctic stratosphere, while Europe experienced a warm winter at the Earth's surface. The second winter does not show this signal anymore, calling for a «life cycle» view of volcanic effects. Results are important also in the context of the current debate an «geoengineering» of the global climate system.

2009, 154th year's issues
Sarasin, PhilippCharles Darwin, historian154(3/4):53-55
Darwin - evolution - evolutionary psychology - history - contingency - modernityCharles Darwin has always conceived his own theory as fundamentally historical. His approach thus constantly underlines the historicity of all natural phenomena. In this paper I shall argue that following Darwin, we cannot describe the neuronal and cognitive structures of the human brain as been fixed in the stone age and thus being the invariable «essence» of man during all historical times.
Landolt, EliasSPIELMANN, J. H. und HOLDEREGGER, R. 2008. Die Alpenpflanzen des Tössberglandes. Einhundert Jahre nach Gustav Hegi. Verlag Haupt, Bern, Stuttgart, Wien. (German only)154(3/4): 56
König, Barbara Natural selection and the origin and diversification of species 154(3/4): 57-61
adaptation - biodiversity - biological fitness - selfish genetic elements - evolution - Darwin - individual selectionBiologists generally agree that the diversity of life an our planet is the product of evolution, mainly through the process of natural selection. Charles Darwin provided a first detailed description and analysis of that theory in his masterpiece «The Origin of Species». Here, I first summarize Darwin's major findings, and further illustrate the Concepts of natural selection, biological fitness, adaptation, and the role of the environment. I use the example of the Darwin finches from the Galapagos Islands to demonstrate that the process of natural selection always operates as soon as organisms within a population differ in heritable traits that influence an individual's lifetime reproductive success.
Gassmann, Fritz WILLIAMS, K. und CAPARRINI, S. 2008. Discovering the Principles of Mechanics, 1600-1800. Essays by David Speiser. 331 p. Birkhäuser Basel. (Review in German)154(3/4): 62
Schmid, Peter , Jean-Marie Le Tensorer Out of Africa 154(3/4): 63-67
Hominid dispersal - Homo erectus - H. heidelbergensis - H. neanderthalensis - H. sapiens - Levante - Hummal - SyriaThe actual distribution of fossil hominids seems to confirm the postulate of Darwin, that humans originate from Africa. However the dispersal of the hominids presents itself as far a more complex process. Due to the meagre find density as well as different views concerning the taxonomy of the finds still leave open mang questions. Usually three different dispersal events are postulated: (1) at the end of the Pliocene, forerunners or early representatives of Homo erectus penetrate into Eurasia; (2) Homo heidelbergensis, accompanied by a new technology (Acheulean hand-axes), initiates geographically different developments; (3) existing, archaic populations in Eurasia (e. g. H. neanderthalensis usw.) are replaced by anatomically modern humans, Homo sapiens. In there events, the passager in the Afro-Arab region represent important areas an the way to Eurasia.
An unusual archaeological sequence in the Syrian desert contains the potential to supply new aspects concerning the dispersal of hominids as well as information about the settlement dynamics.
Schaffner, MajaVierfaches Erbgut erleichtert Ausbreitung (spreading of tetraploid Solidago gigantea, German only) 154(3/4): 68
Hector, AndyCharles Darwin and the Importance of Biodiversity for Ecosystem Functioning 154(3/4): 69-73
principle of divergence - ecology - ecosystem processes - George Sinclair - Hortus Gramineus WoburnensisThe link between biodiversity and ecosystem functioning is a relatively new research area motivated by forecasts of ongoing biodiversity loss. However, the intellectual link between biodiversity and ecosystem processes was first inferred by Darwin based on his
«Principle of Divergence». In the notes for his «Big Species Book» Darwin explicitly states that communities composed of organisms developed under «mang and widely differing forms» should have higher rates of productivity and decomposition. Darwin also cites supporting evidence in the form of the Hortus Gramineus Woburnensis: a grass garden at Woburn Abbey in the South of England that arguably contains the earliest known ecological experiments.
Mathis, A. und Schaffner, F.Neue Stechmücke erobert Schweizer Mittelland (Aedes japonicus), German only 154(3/4): 74
Rutishauser, RolfMilk-drinking sundew (Drosera) and sleeping water lettuce (Pistia): Charles Darwin as botanist. 154(3/4): 75-81
evolutionary theory - heterosis - inbreeding depression - carnivorous plants - phytohormone -plant movements - Selection Darwin is mainly known as the founder of the evolutionary theory based on natural and sexual Selection. This paper, however, gives more emphasis on Darwin's role as a botanist. Darwin proved that crosspollination in plants is often advantageous (including heterosis, i.e. hybrid vigour) whereas self-pollination may lead to inbreeding depression. Charles Darwin and his son Francis anticipated the presence of phytohormones by doing experiments with gras seedlings. Moreover, Charles Darwin showed that plants have animal-like behaviour, combined with Sense Organs, nerve-like Impulses and power of movement, while actively exploring their environment. Two of Darwin's experiments were repeated as part of this paper: (1) Drosera spp. (sundew) accept cow-milk and boiled egg as prey; (2) Pistia stratiotes (water lettuce) keeps its rosette leaves upright at night and spreading during the day.
Ascheraden v., AlexandraNiederschlagsquelle wandert nordwärts (tropic rain goes North, German only) 154(3/4): 82
Leu, Urs B. Oswald Heer (1809-1883): Palaeobotanist and Critic of Darwin 154(3/4): 83-95
Atlantis - Charles Lyell - Darwinism - History of Geology - History of Palaeontology - Palaeobotany Oswald Heer belonged to the best experts of Tertiary plants of the 19" century. He described hundreds of new species and concluded from the similarity of the fossils plants in Europe with the still existing Flora in North America, that there existed a landmass (Atlantis) between the two continents. His ample correspondence with Charles Lyell was not only dedicated to the Atlantis-problem, but also to other topics of the natural sciences, as for example the recently published theory of evolution by Darwin. The correspondence with Lyell and Darwin, but also Heer's own works as well as his lecture of Darwin's «Origin qf Species» Show Heer as a sharp critic of the evolutionary theory. Heer holds against Darwin's evolution his own theory of «Umprägung» which is an antecedent model of the punctuated equilibria-theory formulated by Eldredge and Gould.
Werner, BeatErstmals erfolgreiche Hirnoperationen mit Ultraschall (German) 154(3/4): 96
Burga, Conradin, A. Oswald Heer's «The primaeval world of Switzerland» compared with the actual state of knowledge - Selected aspects related to Quaternary research 154(3/4): 97-108
erratic boulders - history of ice age research - glaciers - moraines - palaeoclimatology - fossils - lignites This contribution deals with Oswald Heer's most popular book «Die Urwelt der Schweiz». Its topics cover biotic and abiotic aspects of earth history from the Carboniferous to the ice age, including the Holocene (until the 19th century). The ice age and its lignite forming periods are compared with the actual state of the art. A short overview to the history of the ice age research shows the state of knowledge during Oswald Heer's time. Besides fossil plants and animals found in Swiss lignites and other Quaternary deposits, geomorphologic, sedimentologic, stratigraphic, chronologic and palaeoclimatologic aspects are discussed, including the occurrence of moraines, erratic blocks, Alpine glaciers and isostatic land movements. Oswald Heer observed very accurately the different natural phenomena, judged in a critical way field data and recognized fundamental principles of the ice age. He was in touch with famous natural scientists of the national and international science community.
Funk, HanspeterProf. em. Dr. Rudolf Trümpy, 1921-2009154(3/4): 109-110

2008, Jahrgang 153
Brandl, Helmut Titelblatt:Tyndall-Effekt 153/1-2: U1-2
Die Streuung von Licht an Schwebeteilchen wie Tröpfchen oder Staubpartikel wird als Tyndall-Effekt bezeichnet. Der Lichtstrahl wird dadruch sichtbar und ebenso die Schwebeteilchen. Das Bild zeigt die Streuung von Sonnenlicht an feinen Nebeltröpfchen an einem Wintertag am Pfannenstiel (Gemeinde Meilen)
Brandl, Helmut John Tyndall - zum 150. Jahrestag seiner Ehrenmitgliedschaft in der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 153/1-2: 1-6
Schlagwörter: Bioaerosole - Ehrenmitglied - Eis - Gletscher - Tyndall-Effekt Die Naturforschende Gesellschaft in Zürich verlieh John Tyndall die Ehrenmitgliedschaft. Dies jährt sich 2008 zum 150. Mal. Der irische Physiker und Alpinist ist wohl am besten durch den so genannten «Tyndall-Effekt» bekannt, welcher die Streuung eines Lichtstrahls an feinen Schwebepartikeln in der Luft (oder in einer Lösung) beschreibt. Tyndalls Untersuchungen belegten ausserdem das Vorkommen und den Transport von Mikroorganismen in der Luft, welehe sehr heterogen in der Atmosphäre verteilt sind. Als Alpinist beschäftigte er sich auch mit dem Fliessverhalten von Eis und Gletschern. Eine Arbeit dazu wurde 1858 in der Vierteljahrsschrift veröffentlicht.
Sulser, Heinz Der Zürcher Geologe Ulrich Stutz (1826-1895) und seine kritische Auseinandersetzung mit dem Evolutionskonzept Darwins - ein historisches Dokument zu einer alten Streitfrage 153/1-2: 7-13
Schlagwörter: Darwinismus - historisches Dokument - Kritik Vom Geologen Ulrich Stutz ist eine frühe Kritik zum damals noch jungen Darwinismus überliefert. Aus der Sicht des Geologen und Naturwissenschafters trat er mit fundierten Argumenten gegen die neue Lehre an. Statt sie als unbeweisbar einfach zu leugnen, versuchte er, in das natürliche Geschehen das als notwendig erachtete Wirken einer aussernatürlichen Kraft einzubringen. In der in unserer Zeit erneut entfachten und z. T. heftig geführten Diskussion zum Thema sind die historischen Ausführungen von U. Stutz auch heute noch lesenswert.
Bellanger, Silke, Francisca Loetz und Aline Steinbrecher Sammelsurium der Tiere - Von der Wunderkammer zur universitären Sammlung
Sonderausstellung, Zoologisches Museum der Universität Zürich,
4.3.2008-28.9.2008
153/1-2: 14
  Gleich beim Eintritt in die Sonderausstellung begrüsst ein Sammelsurium die Besuchenden: kleine und grosse Tiere, bunte und unscheinbare Exponate, putzig ausgestopfte Tiere, schauerlich eingelegte Tierteile, sagenumwobene zweiköpfige Wesen, schillernd bunte Vögel und vieles mehr. All diese Tiere und Objekte haben in ihrer grossen Vielfalt eine Gemeinsamkeit: Sie sind Teil der Sammlung des Zoologischen Museums Zürich. Eine Sammlung, deren Reichhaltigkeit kaum bekannt ist und deren Ursprünge bis in die Frühe Neuzeit reichen. Die Dauerausstellung des Museums zeigt nur einen kleinen Teil der vorhandenen Objekte unter aktuellen zoologischen Gesichtspunkten. Doch in den Depoträumen lagern noch viel mehr Tiere und Objekte. In ihrer Vielfalt bezeugen sie die Geschichte und Geschichten des Zoologischen Museums der Universität Zürich.
Niederer, Peter F. Biomechanik: Am Puls des Lebens 153/1-2:15-25
Schlagwörter: Biomechanik - Herz - Knochen - Kreislauf - Mechanotransduktion - Puls - quantitative Physiologie Die Biomechanik hat die Analyse, Messung und Modellierung biologischer Systeme auf der Basis der physikalischen, insbesondere der mechanischen Gesetze zum Ziel. Phänomene der Humanphysiologie und -pathophysiologie sind dabei speziell im Vordergrund. Viele, im Rahmen biomechanischer Forschung wichtige mechanische Einwirkungen bestehen aus zeitlich variierenden, pulsartigen Belastungen, welche sich in vielfältiger Weise biologisch auswirken. In exemplarischer Weise wird die Bedeutung mechanischer pulsartiger Vorgänge in der Kreislaufphysiologie, bei der Herzpulsation und bei der belastungsinduzierten Knochenperfusion besprochen. Dabei ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Mechanik immer nur eine zwar zentrale, aber bei weitem nicht vollständige Beschreibung der jeweiligen Phänomene zu leisten vermag. Die Interdisziplinarität ist hier von besonderer Bedeutung.
Serck-Hansen, Lena Der Schlaflosigkeit auf der Spur 153/1-2:26
siehe www.unipublic.uzh.ch Was passiert genau im Gehirn, wenn wir schlafen? Was ist für den Unterschied zwischen Schlaf- und Wachzustand verantwortlich? Diesen Fragen widmet sich Raphaëlle Winsky-Sommerer vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie in ihrem vom Forschungskredit 2007 unterstützten Projekt.
Ackermann, Martin über die evolutionären Ursprünge der Alterung 153/1-2:27-33
Schlagwörter: Asymmetrie - Bakterien - Evolution - Experimentelle Evolution - Lebenslänge -Theoretische Biologie Einige grundsätzliche Fragen zur biologischen Alterung sind noch nicht geklärt. Dazu gehört die Frage, ob alle Lebewesen altern oder ob es potentiell unsterbliche Organismen gibt. Alterung war bis vor kurzem nur bei Eukaryoten beschrieben worden, bei Lebewesen wie Tieren, Pflanzen und Pilzen. Es wurde angenommen, dass Bakterien nicht altern und dass Alterung demzufolge erst nach dem Erscheinen der Eukaryoten evoluiert ist. Die potentielle Unsterblichkeit von Bakterien war jedoch nie direkt nachgewiesen worden. Wir wollten diese deshalb experimentell prüfen. Direkte Langzeit-Beobachtungen von einzelnen Zellen haben uns gezeigt, dass Bakterien auch altern; aus der Teilung gehen nicht zwei identische Zellen hervor, sondern sie erfolgt in eine alternde Mutter und eine verjüngte Tochter. Dieses Resultat zeigt, dass Alterung nicht auf Eukaryoten beschränkt ist und wahrscheinlich früher entstanden ist in der Geschichte des Lebens als bisher angenommen. Bakterien können deshalb als einfaches Modellsystem dienen, um Fragen zur Alterung zu untersuchen. Mit Evolutionsexperimenten und theoretischen Modellen untersuchten wir die Frage, wieso Organismen überhaupt altern, obwohl Alterung doch offensichtlich nachteilig ist. Unsere Resultate stützen die Hypothese, dass im Laufe der Evolution die Leistung früh im Leben gesteigert wird auf Kosten der Leistung spät im Leben. Und wir finden, dass in einfachen Lebewesen Alterung sogar vorteilhaft sein kann, weil dadurch zelluläre Schäden auf die Mutter beschränkt sind und die Tochter verjüngt geboren wird. Diese Resultate legen den Schluss nahe, dass vielleicht keine Lebewesen potentielle Unsterblichkeit aufrechterhalten können. Das würde bedeuten, dass Alterung eine Eigenschaft aller Organismen ist.
Rüegg, Peter Malaria-Zucker regen Antikörperbildung an 153/1-2: 34
siehe www.ethlife.ethz.ch Das Immunsystem des Menschen kann gegen Zuckermoleküle, wie sie der Malariaerreger Plasmodium falciparum auf seiner Oberfläche aufweist, Antikörper bilden. Dieser wichtige Nachweis ist Forschern der Gruppe von ETH-Professor Peter Seeberger gelungen und bestätigt, dass giftige Zuckermoleküle bei einer Malaria-Infektion eine wichtige Rolle spielen. Um den Antikörpernachweis zu erbringen, entwickelten die Forscher eine neue Methode.
Blaser, Jean-Pierre «Schwarzer Tropfen» ist nicht durch die Relativitätstheorie, sondern durch die Optik zu erklären 153/1-2: 35-37
  Die Autoren behandeln nun das Problem des «schwarzen Tropfens» und behaupten, dass die Lichtablenkung an der Venus auf Grund der allgemeinen Relativitätstheorie einen Beitrag an die Bildung des «schwarzen Tropfens» leisten könnte. Das ist völlig ausgeschlossen und soll hier klargestellt werden.
Der angebliche «schwarze Tropfen» als Beugungserscheinung
Huyghens erkannte vor über 300 Jahren die Wellennatur des Lichts und Fraunhofer und Fresnel konnten dann (vor etwa 200 Jahren) zahlreiche Beugungserscheinungen experimentell beobachten und erklären. Abgeschlossen wurde die Wellenoptik unter Einschluss der Polarisationserscheinungen um 1860 durch die Maxwell'sche Theorie, welche das Licht als Teil der Elektrodynamik etablierte. Es gibt deshalb unter den vielen komplexen und oft wunderschönen Beugungserscheinungen in der Optik keine rätselhaften oder wissenschaftlich unerklärbaren Effekte. Beim «schwarzen Tropfen» haben wir es mit den Beugungserscheinungen zu tun, wie sie bei jedem Objektiv (Fernrohr oder Kamera) auftreten müssen. Durch die Beugung der Wellen (Diffraktion) wird das Bild einer punktförmigen Lichtquelle (z. B. eines Sterns) zu einer Beugungsfigur verformt, die aus einem zentralen Hauptmaximum und zusätzlichen konzentrischen, aber schwachen Beugungsringen besteht. Auf Abb. la ist diese Intensitätsverteilung zu sehen. Der Winkel-Durchmesser d des Beugungsscheibchens in Bogensekunden ist gegeben durch d=25λ/D mit der Lichtwellenlänge λ in Mikrometern µm (ungefähr 0,5 µm für das sichtbare Licht) und dem Durchmesser D des Objektivs in cm. Das grundsätzliche Auflösungsvermögen eines Instrumentes ist dann erreicht, wenn sich zwei Punktquellen im Winkel-Abstand von d/2 befinden: sind sie sich näher, kann man sie nicht mehr getrennt wahrnehmen. Beispiele: Das Auge mit wenigen Millimetern Pupillen-öffnung hat eine theoretische Auflösungskraft von nur etwa 20" (" bedeutet Bogensekunden, 1" = 1 Winkelgrad/3600).
Frank Klötzli, Franz X. Stadelmann, Gregor Klaus Interview mit Prof em. Dr. Bruno Messerli: «Der Druck auf die Bergregionen wird immer grösser» 153/1-2:38-42
keine Professor em. Dr. Bruno Messerli ist einer der renommiertesten Gebirgsforscher der Welt. Wir haben den Wissenschafter in Bern getroffen. Im Interview erzählte er von seiner interdisziplinären Forschungsarbeit und von der Zukunft der Gebirgsregionen.
Stauffer, Felix Jugendpreis 2007 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 153/1-2:43-46
keine Dieses Jahr wurden zum fünften Mal alle Gymnasien im Kanton Zürich eingeladen, je ihre beiden besten Maturitätsarbeiten aus den Bereichen Biologie, Chemie, Geographie, Mathematik und Physik für den Wettbewerb um den Jugendpreis der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich einzureichen.
Von neun Schulen erhielten wir insgesamt zehn ausgezeichnete Arbeiten. Erstmals ging ein Preis an eine Arbeit aus dem Fach Geographie.
Gewinner des Jugendpreises 2007:
Dominik Letsch, Zollikon (Kantonsschule Realgymnasium Rämibühl, Zürich)
Zweite Preise:
Dominik Benz, Winterthur (Kantonsschule Rychenberg, Winterthur)
David Frey, Samstagern (KME, Zürich)
Stefan Gerber, Mettmenstetten (Kantonsschule Limmattal, Urdorf)
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen erhielten als Anerkennung für ihren grossen Einsatz und die hohe Qualität ihrer Maturitätsarbeiten eine NGZ-Mitgliedschaft für das Jahr 2008. Zudem erhielt der Sieger Fr. 500.-, die Zweitplatzierten bekamen Fr. 200.-.
Die Verleihung der Preise erfolgte am 19. November 2007 im Rahmen eines NGZ-Vortrages des Herbstsemesters 2007 im ETH-Zentrum Zürich.
Manuela Di Giulio, Silvia Tobias und Rolf Holderegger Landschaftszerschneidung in Ballungsräumen 153/1-2: 47-52
siehe WSL-Merkblatt für die Praxis 42/2007 Was wissen wir über die Wirkungen auf Natur und Mensch?
Heute leben achtzig Prozent der Menschen in Europa in Städten. In den letzten 40 Jahren wuchs die städtische Bevölkerung doppelt so stark wie die ländliche. Noch stärker als die Stadt-Bevölkerung ist jedoch die Fläche gewachsen, die Städte und Agglomerationen einnehmen. Zwischen 1980 und 2000 wuchs die städtische Bevölkerung um sechs Prozent, die Siedlungsfläche hingegen um zwanzig Prozent, wobei sich Wohngebiete besonders stark ausdehnten. Dies führt zur zunehmenden Zersiedelung der Landschaft (Abb. 1. Literatur 1, 2). Obwohl Ballungsräume grosse Flächen einnehmen und heute die Alltagslandschaft der meisten Europäer und Europäerinnen darstellen, sind sie hinsichtlich Landschaftszerschneidung, sowohl ökologisch als auch sozialwissenschaftlich, kaum untersucht. ...
Redaktion Inhalt 2007, 152 153/1-2:53-54
Gloor, Marlies Hinweise für Autorinnen und Autoren/Inhaltsverzeichnis Jahtrgang 153, Heft 1-2, April 2008 153/1-2: U3-4

2008, Jahrgang 153
Hansruedi Wildermuth / Redaktion Titelbild: Weidenjungfer / Naturforschende Gesellschaft: Zweck, Vorstand, Mitglieder, Publikationen etc. 153/3-4: U1-2
Ein Männchen der Weidenjungfer (Lester viridis) versteckt den Körper hinter einem dünnen Zweig eines kleinen Faulbaum-Strauchs (Frangula alnus) am Rand eines Torfstichs. Dank der weit auseinander stehenden Augen überblickt es praktisch die ganze Umgebung. Es wendet sich vom Fotographen ab, hält diesen genau in den Augen und dreht sich um den Zweig, sobald sich der menschliche Beobachter seitlich bewegt. Drumlinlandschaft Zürcher Oberland (Wetzikon), 3. Oktober 2007. Bild Hansruedi Wildermutzh
Burga, Conradin Editorial Heft 3/4 (2008) 153/3-4: 55
Jedem Mitglied sind einige Ordnungen und Familien von Insekten wohl bekannt. So kennt man gewöhnlich einige Arten bei den Fliegen und Mücken, bei Schaben, Wanzen, Heuschrecken, Wespen, Ameisen, Käfern und Schmetterlingen, und auch die vielfach gefährdeten Libellen der Gewässer und Feuchtbiotope sind allgemein gut bekannt. Aber wenige Natur-liebhaber werden wissen, dass das laufende Jahr den Libellen gewidmet ist. Aus diesem Grund steht im vorliegenden Heft ein Beitrag dazu am Anfang (vgl. auch das Titelbild dieses Heftes). Unter unseren Mitgliedern gibt es verdienstvolle Bear­beiter von Insekteninventaren, wie die hier publizierte Zusammenstellung von Wildermuth zum Inventar und zur Populati­onsdynamik von Gross- und Kleinlibellen aus einem bekannten Naturschutzgebiet des Kantons Zürich (BLN-Objekte von nationaler Bedeutung) zeigt.
Das vorliegende Doppelheft bietet zwei Beiträge zu geologischen bzw. paläontologischen Themen. Konkreter Anlass zum vorliegenden geologischen Beitrag zu Albert Heim von Trümpy und Westermann ist das 70. Todesjahr des welt­berühmten Schweizer Geologen Albert Heim, der zahlreiche wissenschaftliche Beiträge in der Vierteljahrsschrift veröf­fentlicht hat.
Albert Heim (Zürich 1849-1937) war ab 1873 Geologie-Professor am Polytechnikum Zürich, ab 1875 an der Universität Zürich. Er erforschte vor allem die Glarner Alpen und die Säntis-Gruppe. In seinem Buch «Mechanismus der Gebirgs­bildung» (1878) wurden die Grundlagen der alpinen Strukturgeologie dargelegt. Sein «Handbuch der Gletscherkunde» (1885) ist ein Markstein der frühen Glaziologie. Albert Heims grösstes Werk ist die dreibändige «Geologie der Schweiz» (1916-1922), ein monumentales Standardwerk. Er prägte die schweizerische Geologie während vieler Jahre. Daneben trat er für eine gesunde Lebensweise, Tierschutz, Feuerbestattung und Kindergärten ein. Er trug die Ehrendoktortitel der ETH Zürich, der Universitäten Bern und Oxford. Heim war Ehrenmitglied von 51 Gesellschaften und Träger von 13 Medaillen bzw. Diplomen. 70 Jahre nach dem Tod von Albert Heim soll in kritischer Weise an seine Beiträge zur Alpentektonik erinnert werden. Die Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich war Heims bevorzugtes Publikations­Organ. Von seinen 165 geologischen Arbeiten sind hier 55 erschienen, also ein ganzes Drittel!
Im Beitrag von Mutter, Tomassi und do Carmo wird das Phänomen des Massenaussterbens an der Perm-Trias-Grenze (PTB) der Südhemisphäre untersucht. Besser erforscht und wesentlich bekannter, ja sozusagen «populärer», ist das Massen­aussterben am Ende der Kreidezeit, wobei rund 75% der Tiere (inkl. die Dinosaurier) ausstarben. Aus nahe liegenden Gründen ist das um 180-200 Millionen Jahre ältere Massenaussterben an der Wende Perm-Trias viel schwieriger zu unter­suchen. Die vor rund 260 Millionen Jahre durch einen Meteoriteneinschlag verformten Sedimente im zentralen West-Brasilien (Goiäs und Mato Grosso) wurden auf ihre Fossilinhalte hin untersucht. So fanden die Autoren u. a. permische Actinopterygier, d.h. Strahlenflosser, eine Unterklasse der Knochenfische. Es werden verschiedene mögliche katastrophen­artige und/oder episodenhafte erdgeschichtliche Ereignisse als Ursachen für das Massenaussterben an der Perm-Trias­Grenze diskutiert.
Beiträge aus der Veterinärmedizin waren bisher in der Vierteljahrsschrift eher selten. Der Artikel von Bertschinger, Bürgi und Vögeh berichtet über die Nutzung von neuen molekulargenetischen Erkenntnissen, die bei Schweinen mit Darmerkrankungen durch Colibakterien anstelle von Antibiotika eingesetzt werden können. Individuen mit einer mutierten Genstelle bilden keinen Rezeptor für diese Krankheitserreger aus; somit sind diese Schweine resistent gegen eine Colibak­terien-Infektion.
Das vorliegende Doppelheft bietet gemäss dem stetigen Bemühen der Herausgeber einen bunten Strauss an Beiträgen von der Zoologie über die Veterinärmedizin zur Geologie und Paläontologie.
Winkler, Wilfrid Markus, U. und Eichenberger, U. 2008. Augusto Gans­ser - Geologe und Forscher im Himalaja. Vorwort von Os­wald Oelz. Ca. 160 Seiten und ca. 100 Abbildungen. AS Verlag, Zürich. ISBN 978-3-909111-58-9. CHF 78.-. (Er­scheint im September 2008.) 153/3-4: 56
Wildermuth, Hansruedi Konstanz und Dynamik der Libellenfauna in der Drumlinlandschaft Zürcher Oberland, Rückblick auf 35 Jahre Monitoring 153/3-4: 57-66
Schlagwörter: Biodiversität - Biotop-Management - Langzeitmonitoring - Naturschutz - Odonata In der «Drumlinlandschaft Zürcher Oberland» zwi­schen Wetzikon und Dürnten, einem kantonalen Na­turschutzgebiet mit Moorfragmenten und verschie­denartigen Kleingewässern, wurden von 1973 bis 2007 an rund 1000 Monitoringtagen insgesamt 51 Libellenarten nachgewiesen, von denen 27 sich re­gelmässig fortpflanzten. Bei den übrigen handelte es sich um Gastarten oder um solche, die sich nur vor­übergehend reproduzierten. Die Zwerglibelle (Ne­halennia speciosa) starb in dieser Zeit aus, während sich drei Arten im Kemgebiet ab 2005 dauerhaft neu ansiedelten. Anhand von quantitativen Exuvienauf­sammlungen der Grosslibellen (Anisoptera) an sechs Fokusgewässern während 24 Jahren zeigten sich bei allen Arten enorme räumliche Unterschiede und zeit­liche Schwankungen in den jährlichen Populations­grössen. Dieser Dynamik wurde durch eine gezielte Pflege der Gewässer, insbesondere im Hinblick auf die Förderung der Grossen Moosjungfer (Leucorrhi­nia pectoralis), Rechnung getragen. Im Verlauf der Monitoringperiode ergaben sich fruchtbare Interakti­onen zwischen Forschung und Naturschutzpraxis, was zu Erfolgen in der Erhaltung und Förderung der loka­len Libellenfauna führte. Diese kann im Schutzgebiet mit seinen Sekundärbiotopen nur durch die Schaffung neuer und die angepasste Pflege bestehender Gewäs­ser erhalten und gefördert werden. Die Ergebnisse der Langzeitstudie unterstreichen die Bedeutung der Drumlinlandschaft als Biodiversitäts-Hotspot in der intensiv genutzten Agrar- und Urbanlandschaft des Schweizer Mittellandes.
Trümpy, Rudolf und Andrea Westermann Albert Heim (1849-1937): Weitblick und Verblendung in der alpentektonischen Forschung 153/3-4: 67-79
Schlagwörter:Deckentheorie - Gebirgsbildung - Geologiegeschichte - «Glarner Doppelfalte» - Schweiz um 1900 Um 1900 war Albert Heim einer der führenden Al­pentektoniker. 1878 veröffentlichte er eine exzellent bebilderte Studie über die Anatomie der Falten, die auf dem Gebiet der Faltengebirge bald zum Klassi­ker wurde. Die Glarner Alpen interpretierte er darin nicht als überschiebung, sondern als Doppelfalte, eine These, die bereits sein Lehrer Arnold Escher vorsichtig formuliert hatte: Zwei einander gegen­überstehende Falten permischer und mesozoischer Gesteine umschliessen, so die Annahme, eine tabak­beutelförmige Mulde aus tertiärem Flysch. 1884 zeigte der französische Geologe Marcel Bertrand, dass eine einzige nordwärts gerichtete überschiebung plausibler war. Heim jedoch ignorierte diese und jede andere Kritik über Jahre, obwohl ihm schon in den 1880er und 1890er Jahren hätte klar sein können, dass die Idee einer Doppelfalte höchst unwahrschein­liche Schlussfolgerungen nach sich zog. Erst 1901 akzeptierte Heim die dann schon allgemein etablierte Deckenstruktur für die Glarner Alpen. Der Artikel skizziert die Geschichte der alpentektonischen For­schung im 19. Jahrhundert. Er stellt insbesondere die Beiträge Heims heraus. Abschliessend wird überlegt, warum Heim ungeachtet seiner ausserordentlichen geologischen Kenntnisse über 30 Jahre lang an einer beinahe unmöglichen Theorie festhielt.
Mutter, Raoul J., Henrique Z. Tomassi and Dermeval A. do Carmo Auf der Suche nach Ursachen für das grösste Massenaussterbe-Ereignis: die Perm-Trias-Grenze der Südhemisphäre -Teil II. Erforschung 260 Millionen Jahre alter Meteoriteneinschlag-verformter Sedimentgesteine im zentralen Westbrasilien 153/3-4: 81-91
Schlagwörter: Brasilien - fossile Fische - Geochemie - Massenaussterben - Meteoriteneinschlag - Paläontologie - Perm - Perm-Trias-Grenze - Staaten Goiás/Mato Grosso - Stratigraphie - Südhemisphäre Verschiedene katastrophenhafte und/oder episo­dische Ereignisse sind als Ursachen für das Massen­aussterbe-Ereignis am Ende des Perms in der Nähe der Perm-Trias-Grenze (PTB) vorgeschlagen worden. Die Theorien und Aussterbe-Szenarien gründen al­lerdings mehrheitlich auf dem Sedimentgestein- und Fossilbeleg der Nordhemisphäre, während die Süd-hemisphäre und speziell der fossile Fisch-Beleg welt­weit am wenigsten gründlich erforscht sind. In diesem zweiten von vier Beiträgen stellen wir einen wenig bekannten Meteoriten-Einschlagkrater relativ nahe der PTB an der Grenze der Staaten Goiás und Mato Grosso im zentralen West-Brasilien vor. Wir diskutie­ren das Auftreten benachbarter permischer Sediment­gesteine, eine Auswahl zugänglicher Aufschlüsse, Fossilinhalte und ihr Potential zur Diskussion um das Aussterbe-Ereignis am Ende des Perms beizutragen.
Würsten, Felix Warum Cannabis Entzündungen hemmt 153/3-4: 92
Cannabis wird seit langem eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. ETH-Forscher haben nun entdeckt, dass dafür nicht nur die bekannten psychoaktiven Substanzen verantwortlich sind. Eine entscheidende Rolle spielt auch eine Verbindung, die wir täglich über die pflanzliche Nahrung einnehmen.
Cannabis sativa L. wird von vielen nicht nur wegen seiner berauschenden Wirkung geschätzt, sondern seit langem auch als Medizinalpflanze genutzt. Obwohl man das Gewächs schon seit Jahren intensiv untersucht, findet man immer wieder neue überraschende Aspekte. So haben Forscher der ETH Zürich und der Universität Bonn eine bisher wenig beachtete Komponente im ätherischen öl dieser Pflanze genauer untersucht und dabei bemerkenswerte pharmakologische Effekte festgestellt. Wie die Autoren der Studie in der jüngsten Ausgabe der renommierten Wissenschaftszeitschrift PNAS schreiben, eröffnen die Erkenntnisse insbesondere für die Prävention und Behandlung von Entzündungen interessante Perspektiven.
Bertschinger, Hans Ulrich, Esther Bürgi und Peter Vögeli Molekulargenetik statt Antibiotika: Nutzung von genetischer Krankheitsresistenz beim Schwein 153/3-4: 93-98
Schlagwörter: Colidiarrhöe - Colienterotoxämie - Fimbrien - Rezeptoren - Fucosyltransferase - Mucin 4 Darmerkrankungen sind beim Schwein eines der wichtigsten Anwendungsgebiete von Antibiotika. Vor allem Colidiarrhöe (Colidurchfall) und Colientero­toxämie (Ödemkrankheit), beides Darminfektionen mit Escherichia (E.) coli, verursachen weltweit gros­se Verluste. Während Krankheitssymptome und Tod durch Toxine bedingt werden, setzt die Massenver­mehrung der Bakterien im Darm den Besitz von Ad­häsionsfaktoren, so genannten Fimbrien oder Pih vo­raus. Diese können mit Rezeptoren im Bürstensaum des Dünndarms eine hoch spezifische Bindung ein­gehen. Die Gene, welche die Rezeptoren für die wich­tigsten Fimbrien kontrollieren, kommen in verschie­denen Varianten vor. Individuen mit einer mutierten Genstelle bilden keinen Rezeptor aus und sind somit resistent gegen eine Infektion mit E. coli mit dem ent­sprechenden Fimbrientyp. Die Rezeptoren werden in je einer einzigen Genstelle vererbt, wobei Ausbildung des Rezeptors dominant über dessen Fehlen ist. Die Nutzung dieser verlockend einfachen genetischen Si­tuation setzt jedoch voraus, dass der Genotyp vor der Zuchtwahl bekannt ist. Bei den Fimbrientypen Fl8ab und Fl8ac wurde mit FUT] ein Markergen entdeckt, das zu hundert Prozent mit dem Rezeptorgen segre­giert. Der FUTJ-Genotyp lässt sich mit molekularge­netischen Techniken bestimmen. Er wird seit mehre­ren Jahren bei der Selektion von Schweinen für die Hochzucht berücksichtigt. Beim ebenso wichtigen Fimbrientyp F4ac ist das Gen MUC4 auf Chromosom 13 entscheidend. Hier muss weiter nach der ursäch­lichen Mutation gesucht werden.
Klötzli, Frank, Klaus, G. Stadelmann, Franz Xaver: «Die Landwirtschaft ist das Spiegelbild der Gesellschaft» 153/3-4: 99-102
Franz X. Stadelmann hat über 30 Jahre lang an verschiedenen landwirtschaft­lichen Forschungsanstalten Wege zu einer nachhaltigen Landwirtschaft gesucht. Zuletzt war er Leiter des For­schungsbereichs «Umweltressourcenl Landwirtschaftlicher Umweltschutz» an der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART. In einem Ge­spräch äusserte sich der Agrarökologe unter anderem zur Umweltbilanz der alten und neuen Agrarpolitik, zu den Umweltleistungen der Landwirtschaft und zur heutigen Wertschätzung von Lebensmitteln.
Klötzli, Frank, Klaus, G. & Stadelmann, F. Padruot M. Fried: «Die Landwirtschaft muss verstärkt selbstregulierende Systeme entwickeln» 153/3-4: 103-106
Der Agronom und Phytopathologe Padruot Fried untersuchte 30 Jahre lang integrierte Produktionssysteme für die Landwirtschaft. Zuletzt war er Leiter des Forschungsbereichs «ökologische Landbausysteme» an der Forschungsanstalt Agroscope Re­ckenholz-Tänikon ART. Heute bringt er seine Erfahrungen in die Agrarfor­schung der zweiten und dritten Welt ein. In diesem Interview äussert er sich kritisch zum Einsatz von Pflanzen­schutzmitteln und zeigt Möglichkeiten auf, künftig auch global Ernährungssi­cherheit, Nahrungsmittelqualität und Schonung der Umwelt mit nachhal­tigen Landwirtschaftssystemen unter einen Hut zu bringen.

English:
2008, Jahrgang 153
Brandl, Helmut Cover:Tyndall-Effekt 153/1-2: U1-2
Scattering of light by particles, winter fog at Pfannenstiel (Gemeinde Meilen)
Brandl, Helmut John Tyndall - in memory of the 150th anniversary of his honorary membership in the Naturforschende Gesellschaft in Zurich 153/1-2: 1-6
Key words: bioaerosols - honorary member - Ice - glacier - Tyndall effect 150 years ago (in 1858), the Irish physicist John Tyndall was given the Honorary Membership by the Naturforschende Gesellschaft in Zurich. The work of Tyndall is probably best known by the «Tyndall effect» that deseribes the seattering of light by partienlate matter in the air (or also in solution). His investigations proved in addition the occurrence and the transport of microorganisms in the air which are distributed in the atmosphere very inhomogeneously. As passionate mountaineer he studied also the flow properties of ice and glaciers. A pubheation from 1858 in the Vierteljahrsschrift of the Naturforschende Gesellschaft addressed this topic.
Sulser, Heinz Ulrich Stutz (1826-1895), a geologist in Zurich, and his critical attitude towards the evolution concept of Darwin - an early document to an old controversy 153/1-2: 7-13
Key words: Darwinism - historical document - criticism Confronted with the then young Darwinism, Ulrich Stutz contributed an early critical standpoint. As a geologist and natural scientist he gave sound arguments against the new concept. In spite to just deny the p05sibility of an evolution as not provable, he postulated a supranatural impact to govern the natural process. In our time this subject is again vehemently discussed. Therefore the historical comments of U. Stutz are still worth reading today.
Bellanger, Silke, Francisca Loetz und Aline Steinbrecher Sammelsurium der Tiere - Von der Wunderkammer zur universitären Sammlung
Sonderausstellung, Zoologisches Museum der Universität Zürich,
4.3.2008-28.9.2008
153/1-2: 14
  German only
Niederer, Peter F. BIOMECHANICS: At the pulse of life 153/1-2:15-25
Key words: biomechanics - heart - bone - circulatory system - mechanotransduction - pulsation - quantitative physiology The science of biomechanics is oriented towards the analysis, measurement and modeling of biological systems on the basis of the physical, in particular of the mechanical laws. Phenomena of the human physiology and pathophysiology are thereby especially of interest. Many, within the framework of biomechanical research important mechanical loading configurations are due to forces which vary with time and exhibit a pulsating pattern. The significance of instationary, pulsating bading on the human circulatory system, the pulsation of the heart as well as the forced perfusion in bone are described in an exemplary fashion. lt has thereby to be noted, that the various phenomena under consideration cannot comprehensively be described on the basis of mechanics alone, rather, the interdisciplinary nature of the research is here of particular importance.
Serck-Hansen, Lena Der Schlaflosigkeit auf der Spur 153/1-2:26
siehe www.unipublic.uzh.ch German only
Ackermann, Martin On the evolutionary origins of aging 153/1-2:27-33
Key words: asymmetry - bacteria - evolution - experimental evolution - lifespan - theoretical biology Some fundamental questions about aging are unresolved. One question is whether aging is universal, or whether there are organisms that do not age and are potentially immortal. Until recently, aging was only known from eukaryotes. It was thus generally assumed that bacteria did not age, and that aging only evolved after the rise of eukaryotes. However, the alleged immortality of bacteria has never been directly demonstrated, and we thus devised experiments to test it. Through direct observation of individual cells we found that bacteria age, too, manifesting as a difference between an aging mother cell and a rejuvenated progeny. This result showed that aging is not restricted to eukaryotes, and indicates that it evolved much sooner than previously assumed. These experiments gave us a new, simple system to study aging. We used a combination of experimental evolution and theoretical models to investigate why aging persists despite the obvious costs for the individual. Our results corroborate that aging can persist because performance early in life is optimized at the cost of performance late in life. And we find that in simple organisms, aging might even be beneficial. It allows concentrating damage to the parent and thus the rejuvenation of the progeny. These results suggest that maybe no organism can maintain potential immortality, and that aging might be a general aspect of all life forms.
Rüegg, Peter Malaria-Zucker regen Antikörperbildung an 153/1-2: 34
siehe www.ethlife.ethz.ch German only Das Immunsystem des Menschen kann gegen Zuckermoleküle, wie sie der Malariaerreger Plasmodium falciparum auf seiner Oberfläche aufweist, Antikörper bilden. Dieser wichtige Nachweis ist Forschern der Gruppe von ETH-Professor Peter Seeberger gelungen und bestätigt, dass giftige Zuckermoleküle bei einer Malaria-Infektion eine wichtige Rolle spielen. Um den Antikörpernachweis zu erbringen, entwickelten die Forscher eine neue Methode.
Blaser, Jean-Pierre «Schwarzer Tropfen» ist nicht durch die Relativitätstheorie, sondern durch die Optik zu erklären 153/1-2: 35-37
German only
Frank Klötzli, Franz X. Stadelmann, Gregor Klaus Interview mit Prof em. Dr. Bruno Messerli: «Der Druck auf die Bergregionen wird immer grösser» 153/1-2:38-42
keine Professor em. Dr. Bruno Messerli ist einer der renommiertesten Gebirgsforscher der Welt. Wir haben den Wissenschafter in Bern getroffen. Im Interview erzählte er von seiner interdisziplinären Forschungsarbeit und von der Zukunft der Gebirgsregionen.
Stauffer, Felix Jugendpreis 2007 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 153/1-2:43-46
keine German only
Manuela Di Giulio, Silvia Tobias und Rolf Holderegger Landschaftszerschneidung in Ballungsräumen 153/1-2: 47-52
siehe WSL-Merkblatt für die Praxis 42/2007 Was wissen wir über die Wirkungen auf Natur und Mensch?
Heute leben achtzig Prozent der Menschen in Europa in Städten. In den letzten 40 Jahren wuchs die städtische Bevölkerung doppelt so stark wie die ländliche. Noch stärker als die Stadt-Bevölkerung ist jedoch die Fläche gewachsen, die Städte und Agglomerationen einnehmen. Zwischen 1980 und 2000 wuchs die städtische Bevölkerung um sechs Prozent, die Siedlungsfläche hingegen um zwanzig Prozent, wobei sich Wohngebiete besonders stark ausdehnten. Dies führt zur zunehmenden Zersiedelung der Landschaft (Abb. 1. Literatur 1, 2). Obwohl Ballungsräume grosse Flächen einnehmen und heute die Alltagslandschaft der meisten Europäer und Europäerinnen darstellen, sind sie hinsichtlich Landschaftszerschneidung, sowohl ökologisch als auch sozialwissenschaftlich, kaum untersucht. ...
Redaktion Inhalt 2007, 152 153/1-2:53-54
Gloor, Marlies Hinweise für Autorinnen und Autoren/Inhaltsverzeichnis Jahtrgang 153, Heft 1-2, April 2008 153/1-2: U3-4

2008, Jahrgang 153
Hansruedi Wildermuth / Redaktion Titelbild: Weidenjungfer / Naturforschende Gesellschaft: Zweck, Vorstand, Mitglieder, Publikationen etc. 153/3-4: U1-2
Wildermuth, Hansruedi Constancy and dynamics of the dragonfly fauna in the «Drumlin Landscape Zurich Oberland» - retrospect on 35 years monitoring 153/3-4: 57-66
Key words: biodiversity - habitat management - long-term monitoring - nature conservancy - Odonata Constancy and dynamics of the dragonfly fauna in the «Drumlin Landscape Zurich Oberland» - retrospect on 35 years monitoring In the «Drumlin Landscape Zurich Oberland» (47019'N, 08048'E), a nature reserve consisting offrag­mented and disturbed bogs, fens and woodland with a variety of small water bodies, 51 dragonfly (Odonata) species had been recorded during ca. 1000 monitoring days from 1973 to 2007. Regular reproduction was found in 27 species, all the others reproduced spora­dically or ocurred as vagrants. Nehalennia speciosa became extinct, and three species have colonized the reserve permanently since 2005. Quantitative exuviae collections of the Anisoptera on six focus peat ponds during 24 years revealed strong spatial differences and temporal fluctuations of the annual population size of all species. These dynamics were considered in the mode of peat pond management that was espe­cially aimed at Leucorrhinia pectoralis. In the course of the monitoring period fruitful interactions between research and water management arose, resulting in successful conservation and promotion of the local dragonfly fauna. The indigenous populations can only be preserved and promoted by creating new water bo­dies and by sophisticated management of the extant waters. The results of this long-term study underline the importance of the moorland reserve as a biodiver­sity hotspot in a highly man-modified landscape.
Trümpy, Rudolf und Andrea Westermann Albert Heim (1849-1937): insight and delusion in Alpine tectonics 153/3-4: 67-79
Key words: nappe theory - mountain building - history of geology - «Glarus double fold» - Switzerland around 1900 Albert Heim was a leading authority on Alpine tecto­nics for many decades. In 1878, he published a mono-graph on the anatomy of folds, illustrated by splendid drawings, which became a standard for the study of fold belts. In the Glarus Alps, he adopted the Dou­ble Fold theory, hesitatingly announced by his tea­cher Arnold Escher: two opposing recumbent folds of Permian and Mesozoic rocks, endosing a bag-shaped syndine filled by Tertiary flysch. In 1884, Marcel Berfrand proposed that a single top-to-north thrust was far more plausible than the Double Fold. Heim not only disregarded Bertrand's paper, but time and again he also dismissed the critique brought forward by any colleague or friend. This comes as a surprise. Already in the 1880s and 1890s, it should have been evident for Heim that his theory led to highly impro­bable constructions. lt was only in 1901 that Heim accepted the meanwhile established nappe structure of the Glarus Alps and of other parts of the cham. Having set forth the history of Alpine tectonic research in the 19th century and the specific contribution Heim made to the field of tectonics, we meditate on the reasons which may have induced a great geologist to ding fiercely to a rather impossible view for as long as 30 years.
Mutter, Raoul J., Henrique Z. Tomassi and Dermeval A. do Carmo In pursuit of causes for the greatest mass extinction: the Permo-Triassic Boundary in the Southern Hemisphere - part II Investigating 260 million years old, meteorite-impacted sedimentary rocks in central-west Brazil 153/3-4: 81-91
Key words: Brazil - fossil fishes - geochemistry - mass extinction - meteorite impact - palaeontology - Permian - Permo-Triassic Boundary - States of Goiás/Mato Grosso - stratigraphy - Southern Hemisphere Various catastrophic and/or episodic events have been suggested to have caused the end-Permian mass ex­tinction dose to the Permo-Triassic Boundary (PTB). The theories and extinction-scenarios are however predominantly based on the sedimentary rock record and fossil record of the Northern Hemisphere - the Southern Hemisphere and in particular the fossil fish record worldwide being least well explored. In this second of four contributions we briefly present a little-known meteorite-impact crater relatively clo­se to the PTB on the border of the States of Goias and Mato Grosso in central west-Brazil. We discuss the occurrence of neighbouring Permian sedimentary rocks, a selection of accessible outcrops, fossil con­tent and their potential to contribute to the discussion around the end-Permian extinction event.
Bertschinger, Hans Ulrich, Esther Bürgi und Peter Vögeli Molecular genetics instead of antibiotics: Application of genetic disease resistance in the pig 153/3-4: 93-98
Key words: Escherichia coli diarrhoea - enterotoxaemia - fimbriae - receptors - fucosyltransferase - mucin 4 Enteric diseases are one of the prime indications for antimicrobial medication in the pig. Escherichia (E.) coli diarrhoea and E. coli enterotoxaemia dominate the field and cause significant loss all over the world. Illness and death are due to the action of toxins. Massive growth of the bacteria in the small intesti­ne requires biofilm formation mediated by fimbriae also called pih. The latter bind in a highly specific manner to receptors on the small intestinal brush borde'rs. There are diverse gene variants for these receptors. Pigs with a mutated receptor locus do not form a functional receptor and are therefore resistant to E. coli bearing the corresponding fimbrial type. Receptors are inherited in a single locus, presence of receptor being dominant over its absence. Applica­tion to breeding of this simple genetic arrangement is tempting but depends on known genotype at the time of selection. The marker gene FUT] segregates perfectly with the receptor gene for fimbriae Fl8ab and Fl8ac. The FUT] genotype can be determined by means of molecular genetic methods. The test has been applied for several years to elite breeding stock in Switzerland and elsewhere. The fimbrial type F4ac is even more common than F18. MUC4 is an excellent marker gene for its receptor. However, the precise site of the mutation awaits detection.

2007, Jahrgang 152
 
Inhalt der Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich (2007) 152
 
Landolt, Elias, Lämmler, W. Rubus armeniacus (ein invasiver Neophyt) 152/1-2: U1-2
Landolt, Elias Invasive Neophyten in Zürich
Invasive Neophytes in Zurich
152/1-2: 1-15
Schlagwörter: Aggressive Arten - Klimaerwärmung - Neophyten - Stadtflora - Stickstoffeintrag In der Umgebung von Zürich wurden anhand einer km2-Kartierung die Verbreitung und das Verhalten von invasiven Arten aufgenommen.
1. Insgesamt können im untersuchten Gebiet 13 fremde Arten als invasiv bezeichnet werden. Von diesen sind 3 sehr aggressiv und dringen auch flächenhaft in naturnahe Vegetationen ein: Armenische Brombeere (Rubus armeniacus), Spätblühende Goldrute (Solidago gigantea) und Japanischer Knöterich (Reynoutria japonica). Die übrigen Arten sind nur vereinzelt in naturnahen Vegetationen zu finden oder wachsen einzig in vom Menschen stark abhängigen Vegetationen, wo sie vorwiegend mit anderen Neophyten und Archaeophyten in Konkurrenz treten.
2. Alle fremden invasiven Arten sind wärmebedürftig, mit deutlich höheren Zeigerwerten für die Temperatur als die einheimischen sich invasiv verhaltenden Arten. Demgegenüber unterscheiden sich fremde und einheimische invasive Arten kaum in den Werten für Kontinentalität.
3. Alle invasiven Arten sind nährstoffbedürftig.
4. Die allgemeine Erwärmung des Klimas und der Stickstoffeintrag aus der Luft haben offenbar die Ausbreitung und Aggressivität der meisten fremden invasiven Arten erst ermöglicht. Bei weiterer Erwärmung und fortdauerndem Nährstoffeintrag aus der Luft ist mit neuen invasiven Neophyten zu rechnen.
Schweizerischer Nationalfonds Nationales Forschungsprogramm zu Risiken elektromagnetischer Strahlung gestartet 152/1-2: 16
Hübl, Erich, Burga, Conradin A. und Klötzli, Frank Landschaft, Flora und Vegetation der Nordostalpen (Bayer-Wiener-Becken)
Environments, Flora and Vegetation of the Horth Eastern Alps (Bavaria-Vienna-Basin)
152/1-2: 17-26
Schlagwörter: Artenliste - Landnutzung - Magerrasen - Nationalparke - Vegetations-Höhenstufen - Waldgesellschaften -Zwergstrauchheide Der Artikel gibt einen Überblick zu Landschaft, Flora und Vegetation des nordostalpinen Raumes von Bayern bis zum Wiener Becken, wobei das Hauptgewicht auf der Darstellung der aktuellen Vegetation liegt. Im Höhenintervall von 200 bis 2200 m sind v. a. die subalpine und alpine Stufe gut ausgeprägt, während die colline Stufe nur den Gebirgsrand erreicht. Es werden die zonalen und azonalen Wälder aller Höhenstufen sowie Gebüsche und Zwergstrauchheiden beschrieben. Ferner werden Pflanzengesellschaften subalpin-alpiner Magerrasen auf Karbonat und Silikat charakterisiert. Am Schluss wird kurz auf die Landnutzung und auf den Naturschutz eingegangen. Die Liste dominanter und endemischer Pflanzenarten richtet sich an weiter an Botanik und Pflanzengeographie Interessierte
Hantke, René Eiszeitliche Kollisions- und Mittelmoränen im Vierwaldstättersee 152/1-2: 27-36
Eiszeitalter - Engelberger Gletscher - Gersauer Becken - Kollisionsmoränen - Quartär - Reussgletscher - Vierwaldstättersee - Weggiserbecken Auf dem Grund des Vierwaldstättersees liegen zwei riesige, quer zum See verlaufende Moränenwälle, die bisher als Rückzugsstadien des Reuss-Gletschers gedeutet wurden: die Chindli-Moräne im Gersauer Becken und die Vitznauer Moräne nördlich der Nasen. Beim komplizierten Eisfluss im verwinkelten Talsystem drängt sich für beide Strukturen eine andere Interpretation auf: Wiederholt müssen Eiszungen verschiedener Herkunft frontal aufeinander gestossen sein. In stationären Phasen hat sich der Oberflächenschutt von Reuss- und Engelberger Gletscher beidseits der Kontaktlinie angehäuft. Dabei entstand beim Abschmelzen ein besonderer Typ von Wallmoräne, eine «Kollisionsmoräne».
Anderer Natur ist die Moräne, die sich an der NW-Ecke des Bürgenstocks gebildet hat und die sich subaquatisch über 1 km weit gegen den Chrüztrichter erstreckt. Dabei handelt es sich um den Ansatz einer Mittelmoräne (MMA), die sich zwischen Reuss-Eis einerseits und Engelberger und Brünig-Eis des Aare-Gletschers anderseits gebildet hat. Analog ist die Mittelmoräne am Nordfuss des Stanserhorn zu verstehen. Die subaquatischen Rücken im Küssnachtersee und im Weggiser Becken sowie die Moränen auf der Halbinsel von Kastanienbaum werden als Endaufschüttungen von Mittelmoränen- Strängen (MME) gedeutet.
Die Befunde sind eine weitere Bestätigung zu der neuen, von der bisherigen Doktrin abweichenden Interpretation eiszeitlicher Formen: nicht Grundmoräne, sondern Obermoräne lieferte das Hauptmaterial der meisten wall- und hügelförmigen Bildungen. Teil der Neuinterpretation, des «Mittelmoränen-Modells», ist auch die Feststellung, dass die Täler nicht durch Gletscher gebildet wurden, also keine «glaziale Übertiefung» stattfand, sondern durch tektonische Prozesse bei der alpinen Gebirgsbildung vorgegeben waren; die Prozesse werden für die verschiedenen Becken des Vierwaldstättersees dargelegt.
Primault, Bernard Sechseläuten und Wetter
The weather at the Spring Festival in Zurich
152/1-2: 37-41
Festlichkeit - Klimatologie - Wetterentwicklung Ausgehend von einer früheren Studie untersucht man hier, ob die allgemeine Erwärmung der Atmosphäre sich auf das Wetter des Zürcher Frühlingsfestes auswirkt. Die Bewertung der Temperatur, der Sonnenscheindauer und der Niederschläge wurde mit derselben Methode durchgeführt. Der Vergleich der zwei Perioden (in % der entsprechenden Jahreszahlen) ergibt, dass die Witterung der letzten 26 Jahre eher kühler, sonnenärmer und regnerischer war als bei den 116 Jahren der ersten Untersuchung.
Klötzli, Frank, Susanne Haller-Brem Interview mit Rainer Schulin: «Im Moment leben wir vom Ersparten» 152/1-2: 42-44
Neuenschwander, Erwin und Huber, Martin In memoriam Johann Jakob Burckhardt (13.7.1903 - 5.11. 2006) 152/1-2: 45-47
Schmid, Peter, mediadesk.unizh.ch Sonderausstellung «151 Jahre Neandertal» 152/1-2: 48
Stauffer, Felix Jugendpreis 2006 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 152/1-2: 49
Schwyzer, Martin Jonas Ehrsam: Anatomische Sektions-Dokumentation von drei Reptilien und einem Säugetier. 152/1-2: 49-50
Gassmann, Fritz Sonja Astfalck: Neurofeedback - A Theoretical and Practical Approach to New Brain Science 152/1-2: 50
Bührer, Heinrich Stefania Wunderli: Auf Gedeih und Verderb - Die beobachtete Entwicklung von zwei reifen Nektarinen bis zum bitteren Ende 152/1-2: 51
Mering v., Christian ; mediadesk.unizh.ch Auf der Spur des unsichtbaren Lebens in unserer Umwelt 152/1-2: 52
Gloor, Marlies Inhaltsverzeichnis 151. Jahrgang, 2006 152/1-2: 53-53
Gloor, Marlies Hinweise für Autorinnen und Autoren, Inhalt Heft 151/1-2 152/1-2: U3-4
Reiher, M. Von der Natur lernen: Titelbild Stickstoff-Fixierung 152/3: U1-2
Reiher, M. Von der Natur lernen: Theorie der Stickstoff-Fixierung unter milden Bedingungen
Inspired by nature: Theory of nitrogen fixation under mild conditions
152/3: 55-62
Schlagwörter: Biologische Stickstoff-Fixierung - Katalyse - Metallcluster - Modellkomplexe - Quantenchemie Ein Zweig der Theoretischen Chemie befasst sich mit der Entwicklung von quantenmechanischen Theorien und der Implementierung von Lösungsverfahren in effiziente Computerprogramme für das Studium chemischer Fragestellungen und Prozesse. Damit wird die Beschreibung und Vorhersage des Verhaltens von Molekülen und molekularen Aggregaten möglich, die im wesentlichen unabhängig von experimentellen Eingabedaten sind. Die elektrostatische Wechselwirkung der sich abstossenden Elektronen bedingt jedoch komplizierte Näherungen für die quantenmechanischen Wellenfunktionen zur Berechnung der Energetik chemischer Reaktionen. Gerade chemisch besonders reizvolle und komplexe Mechanismen molekularer Umwandlungen widersetzen sich daher noch der hinreichend genauen theoretischen Modellierung. Die Aktivierung und Reduktion von molekularem Stickstoff ist ein solcher Prozess mit bedeutenden Konsequenzen für das Leben auf der Erde, weil der Luftstickstoff dadurch erst in eine Form gebracht wird, die ihn als Dünger verfügbar macht. An diesem Beispiel wird hier der Stand der chemischen Theorie für das Studium solch grundlegender Umwandlungen gezeigt.
Sbalzarini, I.F. Informatik und Biologie - Eine Symbiose ermöglicht neue Entdeckungen
Computer Science and Biology - a symbiosis enables new discoveries
152/3: 63-70
Schlagwörter: Bildverarbeitung - Bioinformatik - Diffusion - endoplasmatisches Retikulum - Hochleistungsrechnen - Mustererkennung - Simulation - Virus In zunehmendem Masse finden Methoden aus der Informatik ihren Weg in die biologischen Wissenschaften. Handelt es sich dabei nur um eine kurzlebige Modeströmung, die es ermöglicht, neue Forschungsgelder einzufordern? Oder ist es eine einseitige Serviceleistung der Informatik an die Biologie? Oder eine Symbiose, bei der beide Seiten profitieren? Was ist dran an der Behauptung, dass die Informatik für die Biologie sein wird, was die Mathematik heute für die Physik ist? Anhand von konkreten Beispielen aus unserer Forschung gehen wir diesen Fragen nach. Ich werde versuchen aufzuzeigen, dass beide Seiten profitieren können. Die Biologie benötigt die Informatik, um ihre rasch wachsenden Datensätze analysieren zu können und um testbare Modelle der Systeme zu bilden. Die betrachteten biologischen Systeme sind dabei von einer Komplexität, die vielfach neue Methoden erfordert und so wiederum die Forschung in der Informatik stimuliert. Wir betrachten den gesamten Zyklus von Datenanalyse, Modellbildung und Simulation. Die entsprechenden Beispiele stammen aus den Gebieten der Bildverarbeitung, Virus-Infektionen und Transportprozessen im Innern von lebenden Zellen. Die Grenze zwischen Informatik und Biologie verschwimmt dabei in zunehmendem Masse.
Raoul J. Mutter (London), Martha Richter (London) and Carlos Eduardo V. Toledo (São Paulo). In pursuit of causes for the greatest mass extinction: The Permo-Triassic Boundary in the Southern Hemisphere - part 1. Fishing for fossils in 260 million years old sedimentary rocks of a former epicontinental sea in southern Brazil 
Auf der Suche nach Ursachen für das grösste Massenaussterbe-Ereignis: die Perm-Trias-Grenze der Südhemisphäre - Teil 1. Das Fischen nach Fossilien in 260 Millionen Jahre alten Sedimentgesteinen eines ehemaligen epikontinentalen Meeres in Südbrasilien 
152/3: 71-78
Key words: Brazil - fossil fishes - geochemistry - mass extinction - palaeontology - Permian - Permo-Triassic Boundary - Southern Hemisphere - Corumbatai Formation Auf der Suche nach Ursachen für das grösste Massenaussterbe-Ereignis: die Perm-TriasGrenze der Südhemisphäre - Teil 1 Das Fischen nach Fossilien in 260 Millionen Jahre alten Sedimentgesteinen eines ehemaligen epikontinentalen Meeres in Südbrasilien
Verschiedene katastrophenhafte und/oder episodische Ereignisse sind als Ursachen für das Massenaussterbe-Ereignis am Ende des Perms in der Nähe der Perm-Trias-Grenze (PTB) vorgeschlagen worden. Die Theorien und Aussterbe-Szenarien gründen allerdings mehrheitlich auf dem Sediment- und Fossilbeleg der Nordhemisphäre, während die Süd-hemisphäre und speziell der fossile Fisch-Beleg am wenigsten weit erforscht sind. In diesem ersten von vier Beiträgen rekapitulieren wir kurz bestehende Theorien, führen in die gegenwärtige Diskussion um das allergrösste Aussterbe-Ereignis ein und kommentieren das paläontologische und geochemische Potential fossiler Fischreste insbesondere aus PTB-Nähe in Brasilien. Am Beispiel spätpermischer Fischfossilien aus der Corumbatai-Formation in Südbrasilien zeigen wir, dass aus diesen Schichten fragmentarisch erhaltene Fische mit überraschend primitiven Merkmalen gefunden werden können.
Sauter, Chr. und Ruh, E. Venustransit vom 8. Juni 2004 und «schwarzer Tropfen»: Beobachtung und weitere Hypothese der Entstehung
Transit of Venus June 8, 2004 and the «black drop phenomenon»: Observation and a further hypothesis relating to the theory of general relativity
152/3: 79-82
Schlagwörter: Allgemeine Relativitätstheorie - Schwarzer Tropfen - Sonne - Venus Für das Phänomen des «schwarzen Tropfens» bei einem Venustransit vor der Sonne gibt es mehrere Hypothesen. Es wurde lange Zeit als optische Störung durch die Venus- und die Erdatmosphäre erklärt. Man begann am Einfluss der Planetenatmosphären zu zweifeln, als bei einem Merkurtransit (Merkur hat keine Atmosphäre), der von ausserhalb der Erdatmosphäre beobachtet wurde, das Phänomen des «schwarzen Tropfens» ebenfalls beobachtet wurde. Mindestens als teilweise Ursache des «schwarzen Tropfens» stellen wir hier folgende Hypothese vor: Die allgemeine Relativitätstheorie sagt die Abweichung eines Lichtstrahls von einer Geraden voraus, wenn dieser das Schwerefeld einer Masse durchläuft. Die minimale Ablenkung des Sonnenlichts durch die Gravitation der Venus bewirkt ein «Hinziehen» der Venusscheibe zum Sonnenrand und mag zum Entstehen des «schwarzen Tropfens» beitragen. Der unsaubere Kontakt der Venusscheibe zum Sonnenrand (Schneider et al., 2007) wäre also eine weitere Demonstration der Lichtablenkung durch ein Schwerefeld, wie sie durch die allgemeine Relativitätstheorie vorausgesagt wird.
Klötzli, Frank Wittig, R. und Streit, B. 2004. Ökologie (UTB basics)  304 Seiten, 103 Abbildungen, 52 Tabellen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 152/3: 83
Klötzli, F., F.X. Stadelmann und G. Klaus Interview mit Nentwig, W.: Der Rückgang der biologischen Vielfalt kann gestoppt werden 152/3: 84-87
  Während drei Milliarden Jahren hat sich aus den ersten Archaebakterien eine schier unglaubliche Anzahl von Arten entwickelt. Allein in der Schweiz gibt es rund 40000 Tierarten und 3000 Pflanzenarten. Doch die Artenvielfalt ist bedroht. Ein Drittel der Pflanzenarten gelten hierzulande als ausgestorben oder gefährdet; rund die Hälfte aller Säugetier-, Vogel- und Weichtierarten stehen auf der Roten Liste. Viele davon, wie das Rebhuhn und das Adonisröschen, waren früher weit verbreitet. Verantwortlich für diese Entwicklung sind vor allem die Lebensraumzerstörung und die intensive Landnutzung durch den Menschen. In diesem Interview macht Prof. Dr. Wolfgang Nentwig auf eine weitere Ursache aufmerksam: gebietsfremde Arten von anderen Kontinenten, die sich invasionsartig ausbreiten und die einheimischen Arten verdrängen.
Klötzli, F., F.X. Stadelmann und G. Klaus Interview mit Baccini, P.: Es kann und muss nicht alles wiederverwertet werden 152/3: 88-90
  Alle Produkte, Konsumgüter und Stoffe werden nach ihrem Gebrauch zu Abfall. Die Schweiz verfügt im Abfallbereich heute über hohe Entsorgungsstandards und eine leistungsfähige Infrastruktur, sowie über klare gesetzliche Bestimmungen. Rund die Hälfte der in Haushaltungen und im Gewerbe anfallenden Siedlungsabfälle werden wiederver-wertet. In einem Interview nimmt Prof. em. Dr. Peter Baccini von der Professur für Stoffhaushalt und Entsorgungstechnik der ETH Zürich Stellung zur Entwicklung und zum Stand der Umweltwissenschaften und der Abfallwirtschaft in der Schweiz.
Kazimierz Karbowski In memoriam Rudolf, M. Hess (4.9.1913 - 10.3.2007) 152/3: 91-92
Wildi, O., Kienast, F. und Ghosh, S. «Global Change» als Chance für Forschung und Gesellschaft: Ein neues Buch der WSL 152/3: 93-96
  Unter dem Titel «Zukunftssignale aus der Landschaftsforschung» berichteten wir in der Nummer 57 des Informationsblattes Landschaft (Wildi, 2003) über die Ergebnisse eines an der WSL durchgeführten internationalen Expertenhearings zu den Herausforderungen der Landschaftsforschung im Zeitalter des globalen (Klima-)Wandels. Nun ist beim Springer Verlag das dazugehörige Buch erschienen: «A Changing World. Challenges for Landscape Research». Im Lichte der soeben in der Weltöffentlichkeit angelaufenen Diskussion über den Klimawandel hat dieses Werk höchste Aktualität.
Brunner, E., Ahrens, Chr., Aebersold, R. Mitteilung der Universität Zürich: Proteom der Fruchtfliege weitgehend erschlossen 152/3: 97-98
  Einem Forscherteam der Universität Zürich und der ETH ist es gelungen, einen hochqualitativen Katalog der Fruchtfliege Drosophila zu erschliessen. Damit wird umfangreiches Wissen zum Proteom, d.h. zur Gesamtheit aller Proteine eines Organismus, erstmals verfügbar. Dies ist ein grosser Schritt auf dem Weg zu einem grundlegenden Verständnis unseres Körpers
- und zu einer verbesserten Krankheitsdiagnostik. Die Forschungsresultate wurden in «Nature Biotechnology» (Vol. 25, No. 5) publiziert. Der Text wurde am 26. April  2007  unter www.mediadesk.uzh.ch veröffentlicht.
Handschin, C. Mitteilung der Universität Zürich: Muskelschwund bei Mäusen gebremst 152/3: 98
  Forschern um Prof. Christoph Handschin von der Universität Zürich ist es gelungen, den Muskelschwund bei Mäusen mit Duchenne Muskeldystrophie zu vermindern. Sie konnten nicht nur die Blutparameter stabilisieren und Muskelfaserschäden reduzieren, die behandelten Tiere waren auch praktisch gleich leistungsfähig wie ihre gesunden Geschwister. Damit besteht Hoffnung für einen neuen Behandlungsansatz dieser Muskelschwund-Krankheit beim Menschen. Die Studie ist in der internationalen Fachzeitschrift «Genes & Development» (Volume 21, Issue 7) publiziert worden.
Der  Text  wurde  am  4.  April  2007  unter www.mediadesk.uzh.ch veröffentlicht.
Gloor, Marlies Hinweise für Autorinnen und Autoren, Inhalt Heft 151/3 152/3: U3-4
Gisler, Monika und Domenico Giardini Erdbeben: Titelbild Erdbeben in Basel 152/4: U1-2
Schwyzer, Martin Mitglieder werben Mitglieder 152/4: 99
Spitzer, Manfred, Fehr, Ernst Drohende Strafe bremst egoistisches Handeln
Artikel aus: www.mediadesk.uzh.ch
152/4: 100
  Wenn Strafe droht, unterdrückt der Mensch egoistische Impulse. Zu diesem Schluss kommen die Forschungsgruppen von Manfred Spitzer und Ernst Fehr der Universitäten Ulm und Zürich in einer Studie, die am 4. Oktober 2007 in «Neuron» (Volume 55, issue 7) publiziert worden ist. Die Untersuchung liefert Hinweise für neurobiologische Ursachen antisozialer Persönlichkeitsstörungen und könnte erklären, weshalb Jugendliche sich in geringerem Masse als Erwachsene von drohenden Strafen abschrecken lassen.
Gisler, M und Giardini, D. Erdbeben in Europa - eine kleine Kulturgeschichte 152/4: 101-110
Schlagwörter: Basel - Friaul - Katastrophenbewältigung - Lernprozesse - Lissabon - Messina - Noto Erdbeben sind unerwartete Ereignisse, die sich ohne Vorankündigung und mit einer Wucht zeigen, wie kaum eine andere Naturkatastrophe. Sie können eine Gesellschaft radikal verändern und beeinflussen sowohl soziale, ökonomische als auch mentale Strukturen. Die Geschichte von Erdbeben ist deshalb immer auch eine Geschichte von Menschen und Gesellschaften, die dazu gezwungen wurden, mit ihnen zu leben. Wir wenden uns im folgenden Beitrag einigen Erdbeben in der Geschichte Europas zu, um auf solche Bewältigungsstrategien hinzuweisen. Daraus sollte klar werden, dass diese immer auch Entwicklungsmöglichkeiten in sich tragen.
Ein Blick in die Erdbebengeschichte zeigt auf der anderen Seite aber auch, dass Menschen gerne verdrängen. Insbesondere starke Erdbeben, die zeitlich und geographisch unregelmässig auftreten und Generationen überspringen, werden von den Zeitzeuginnen und -zeugen, aber auch von ihren Nachfolgegenerationen gerne und rasch verdrängt. Gerade deshalb scheint es uns notwendig, sich mit der Geschichte von Erdbeben zu befassen. Im Folgenden diskutieren wir die Ereignisse von Friaul 1348, von Basel 1356, von Val di Noto 1693 und von Lissabon 1755 sowie die Erdbeben von Messina 1783 und 1908. Dabei legen wir den Schwerpunkt auf Fragen der Entwicklung von Bewältigungsstrategien in mentaler und technischer Hinsicht - , wie z. B. die Entstehung von Baunormen -, auf die Verschiebung philosophischer D enkgebäude als Reaktion auf Grossereignisse und einiges mehr.
Letsch, Dominik Unsere wandernden Kontinente - die geotektonischen Ideen des Zürcher Naturforschers Heinrich Wettstein (1831-1895) 152/4: 111-117
Schlagwörter: Erdbeben - Erdmagnetismus - Kontinentalverschiebung - Sonnengravitation - Vulkane -Westdrift Der Zürcher Sekundar- und Seminarlehrer Heinrich Wettstein vertrat in seinem 1 880 erschienenen Buch «Die Strömungen des Festen, Flüssigen und Gasförmigen» eine mobile Auffassung der Erde und nahm damit manche Ideen vorweg, welche später bei Wegeners Kontinentalverschiebungs-Hypothese und schliesslich in der modernen Plattentektonik wieder auftauchten. Wettstein liess einzelne Schichtenkomplexe und ganze Kontinente, angetrieben durch die astronomisch bedingte Kraft der <Sonnengravitation>, nach Westen wandern und erklärte dadurch beispielsweise die Verteilung karbonischer Kohlevorkommen. Wettstein war seiner Zeit voraus, trotzdem blieb sein Einfluss auf Zeitgenossen und Nachfolger auf ein Minimum beschränkt, was u. a. auch mit seiner wissenschaftlichen Abgeschiedenheit erklärt werden dürfte.
Meier, Christof Zucker effizient präsentiert
Artikel aus www.ethlife.ethz.ch
152/4: 118
Heparin ist ein Vielfachzucker, der aus Schweinebäuchen gewonnen wird und die Blutgerinnung hemmt. Diese durch Extraktion gewonnene Substanz - Marktwert rund 8 Milliarden CHF pro Jahr - ist ein wildes Gemisch aus Mehrfachzuckern und hat daher noch viele andere Wirkungen. ETH-Forscher konnten nun zeigen, dass ein bestimmter Mehrfachzucker, wenn er an eine Art «molekularen Baum» (Dendrimer) gebunden wird, einen Signalweg, der zum Zellwachstum führt, besser aktivieren kann als Heparin selbst. Die Resultate weisen auf verschiedene Anwendungsmöglichkeiten hin, beispielsweise gezieltes Haarwachstum.
Zeilhofer, Hanns Ulrich Der Schmerz - Neurobiologische Grundlagen und pharmakologische Therapie 152/4: 119-126
Schlagwörter: Analgetika - Entzündung - Neuropathie - Nociception - Nociceptor - Prostaglandine - Opiate - Rückenmark - Synapse Schmerzen sind eine grundlegende Erfahrung im Leben der meisten Menschen. Obwohl die Schmerzwahrnehmung eine extrem wichtige Funktion zum Schutz unseres Körpers vor Verletzungen hat, können Schmerzen, besonders wenn sie chronisch werden, die Lebensqualität von Patienten erheblich beeinträchtigen. In den letzten Jahren wurden bedeutende neue Erkenntnisse darüber gewonnen, welche Veränderungen im Nervensystem ablaufen, wenn sich aus dem physiologischen Schmerz eine pathologische Schmerzkrankheit entwickelt. Dabei hat sich gezeigt, dass Veränderungen der synaptischen Verarbeitung schmerzhafter Reize im Rückenmark eine besonders wichtige Rolle spielen. Neben einer lang anhaltenden Verstärkung der erregenden synaptischen Übertragung zwischen peripheren Nociceptoren und spinalen Projektions-Neuronen kommt dabei dem Verlust an synaptischer Hemmung im Rückenmark eine zentrale Rolle zu. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen zeichnen sich neue Ansätze für eine verbesserte Schmerztherapie ab.
Klötzli, F., F.X.Stadelmann, G. Klaus Interview mit Peter Knoepfel: " Wir brauchen eine neue Natur- und Umweltpolitik" 152/4: 127-130
Für den Politologen Prof. Peter Knoepfel ist die klassische Umwelt- und Naturschutzpolitik am Ende. In diesem Interview skizziert er seine Vision eines institutionellen Ressourcenregimes, bei der nicht mehr die Verschmutzung im Vordergrund steht, sondern die nachhaltige Nutzung durch einzelne Akteure.
Klötzli, F., F.X.Stadelmann, G. Klaus Interview mit Otto Wildi: "Der Schweizer Wald im Sog des Weltmarktes" 152/4: 131
Die Ansprüche der Gesellschaft an den Wald sind vielfältig und zum Teil auch widersprüchlich. Der Wald soll kosten-günstiges Holz liefern, uns vor Natur-gefahren schützen, Kohlendioxid binden, für sauberes Trinkwasser sorgen, Arbeitsplätze schaffen, einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt Lebensraum bieten und Freizeitnutzenden mit unterschiedlichsten Bedürfnissen als attraktiver Erholungsraum dienen. Im Interview vertritt PD Dr. Otto Wildi von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Birmensdorf seine persönliche Meinung zum Zustand des Waldes, zu neuen Entwicklungen auf globaler und nationaler Ebene sowie zur Zukunft des Schweizer Waldes.
Gloor, Marlies Hinweise für Autorinnen und Autoren, Inhalt Heft 151/4 152/4: U3-4

 

English
2007, Year 152

Landolt, Elias Invasive Neophytes in Zurich 152/1-2: 1-15
Schlagwörter: Aggressive Arten - Klimaerwärmung - Neophyten - Stadtflora - Stickstoffeintrag Distribution and behaviour of invasive plant species have been studied in the surroundings of Zurich.
1) 13 foreign species have been recognized as invasive in the region of which three are aggressive. They are able to invade natural or seminatural vegetation: Rubus armeniacus, Solidago gigantea, Reynoutria japonica.
2) All of these foreign invasive species are thermophile with distinctly higher temperature indication values than native invasive species. The continentality values do not show any differences, however.
3) All invasive species need a high content of nutrients in the soil.
4) The general warming up of the dimate and the continuous nitrogen input from the air enabled most of these foreign invasive species to invade. If the changement of these two factors will continue additional foreign invasive species are to be expected.
Schweizerischer Nationalfonds Nationales Forschungsprogramm zu Risiken elektromagentischer Strahlung gestartet 152/1-2: 16
Hübl, Erich, Burga, Conradin A. und Klötzli, Frank Environments, Flora and Vegetation of the Horth Eastern Alps (Bavaria-Vienna-Basin) 152/1-2: 17-26
Schlagwörter: Artenliste - Landnutzung - Magerrasen - Nationalparke - Vegetations-Höhenstufen - Waldgesellschaften - Zwergstrauchheide This article gives an overview to North Eastern Alpine environments, flora and vegetation between Bavaria and the Vienna Basin. The main focus concerns the actual vegetation of this area. Within the interval 200-2200 m a.s.l., both the subalpine and the alpine belt are well represented, whereas the colline belt occurs only at the edge of the mountains. Zonal and azonal forests of all altitudes, bush and dwarf shrub communities and subalpine and alpine oligotrophic grassland communities on carbonate and silicate rocks have been described. The article ends with some remarks to land use and nature conservation. A list of dominant and endemic plant species provides more information for people interested in systematic botany and plant geography.
Hantke, René Pleistocene collision and median moraines in the Lake of Lucerne 152/1-2: 27-36
Ice Age - Engelberger Gletscher - Gersauer Becken - Collisionsmoraines - Quartaer - Reussgletscher - Lake Lucerne - Weggiserbecken On the bottom of Lake Lucerne lie two enormous moraine vallums crosswise to the flow direction of ice, until now interpreted as retreat stages of the Reuss glacier: the Chindli moraine in the Gersau basin and the Vitznau moraine north of the Nasen. Following the complicated ice flow-direction in the valley system of Lake Lucerne an other interpretation suggests itself. lt must have occurred several times that ice tongues of different origines met frontally. In stationary phases, the surface debris of Reuss and Engelberg glaciers was accumulated along the contact line. At the melting a special kind of moraine, a collision moraine, was created.
Another type of moraine was formed at the northwestern corner of the Bürgenstock mountain and continued subaquatically more then 1 km to the Chrüztrichter basin area. lt is a beginning median moraine, formed between the Reuss glacier with parts of the Engelberg ice and the other part of Engelberg glacier and the Brünig ice of the Aar glacier. In the same way also the median moraine at the northern foot of the Stanserhorn mountain is to be understood. The subaquatic ridges in the Lake Küssnacht, in the Weggis Basin and the vallums on the Kastanienbaum Peninsula are to be interpreted as a terminal accumulation of a median moraine cord.
The results are a confirmation of the new interpretation and contrary to the hitherto existing doctrine of ice age structures: not ground moraines, but surface debris have supplied the main material for the vallum and hillformed moraines. Part of this new interpretation, the «median moraine model», is also the conclusion that valleys are not formed - following the prevailing doctrine - by glacier excavation, therefore no glacial overdeepening, but by Alpine orogenetic processes; these processes are explained for the different basins of the lake.
Primault, Bernard The weather at the Spring Festival in Zurich (Sechseläuten) 152/1-2: 37-41
Festlichkeit - Klimatologie - Wetterentwicklung The aim of this search is to show if the general warming of the earth atmosphere has a repercussion on the weather of the Spring Festival in Zurich. For this comparison, the same method was used as in a former study. The weather elements considered are mean temperature, sunshine duration and precipitations. In relation with the 116 years of the former investigation the last 26 years are (in %) cooler, a few less sunny and more rainy.
Klötzli, Frank, Susanne Haller-Brem Interview mit Rainer Schulin: «Im Moment leben wir vom Ersparten» 
(German only)
152/1-2: 42-44
Neuenschwander, Erwin und Huber, Martin In memoriam Johann Jakob Burckhardt (13.7.1903 - 5.11. 2006) 
(German only)
152/1-2: 45-47
Stauffer, Felix Jugendpreis 2006 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
(German only)
152/1-2: 49 - 51
Reiher, M. Inspired by nature: Theory of nitrogen fixation under mild conditions 152/3: 55-62
Schlagwörter: Biologische Stickstoff-Fixierung - Katalyse - Metallcluster - Modellkomplexe - Quantenchemie lnspired by nature: Theory of nitrogen fixation under mild conditions
The branch of theoretical chemistry, which deals with quantum mechanical theories and solution methods that are then implemented in efficient computer programs designed to study chemical processes, is capable of describing the behavior of molecules and molecular aggregates. This approach is based on the first-principles of quantum mechanics and allows us to make predictions which hardly require any a priori input from experiment. Unfortunately, the electrostatic repulsion of electrons in molecular systems requires complicated approximations for the reliable calculation of the energetics of chemical reactions. In particular chemically interesting and complex mechanisms of molecular transformations resist a sufficiently accurate theoretical modeling. The activation and reduction of molecular nitrogen is such a process. lt has important consequences for life on Earth because gaseous dinitrogen of the air has to be transformed so that plants can use it in form of a mineral fertilizer. This artide aims at a presentation of the current state of chemical theory for such fundamental chemical transformations.
Sbalzarini, I.F. Computer Science and Biology - a symbiosis enables new discoveries 152/3: 63-70
Schlagwörter: Bildverarbeitung - Bioinformatik - Diffusion - endoplasmatisches Retikulum - Hochleistungsrechnen - Mustererkennung - Simulation - Virus Computer Science and Biology - a symbiosis enables new discoveries
An increasing number of methods from computer science are making their way into biology. Is this just a shortlived fashion, allowing the raising of additional research funds? Or is it a one-sided service from computer science to biology? Or is it a symbiosis where both sides equally profit? What is the true core of the daim that computer science will become for biology what mathematics is for today's physics? Using concrete examples from our research we will try to approach these questions. 1 will show how both sides can profit. Biology needs computer science in order to cope with the vast amounts of experimental data, to analyze them, and to build testable models of the considered systems. The complexity of these systems, however, frequently requires the development of novel computational methods, thus stimulating research in computer science. We consider the complete cycle of data analysis, modeling, and simulation. All examples are taken from the areas of image processing, virus infections, and transport processes in cell organelles. The border between computer science and biology is hereby increasingly blurred.
Raoul J. Mutter (London), Martha Richter (London) and Carlos Eduardo V. Toledo (São Paulo). In pursuit of causes for the greatest mass extinction: The Permo-Triassic Boundary in the Southern Hemisphere - part 1. Fishing for fossils in 260 million years old sedimentary rocks of a former epicontinental sea in southern Brazil 152/3: 71-78
Key words: Brazil - fossil fishes - geochemistry - mass extinction - palaeontology - Permian - Permo-Triassic Boundary - Southern Hemisphere - Corumbatai Formation Various catastrophic andlor episodic events have been suggested to have caused the end-Permian mass extinction dose to the Permo-Triassic Boundary (PTB). However, the theories and extinction-scenarios are predominantly based on the sedimentary record and fossil record of the Northern Hemisphere, the Southern Hemisphere and in particular the fossil fish record being least well explored. In this first of four contributions, we briefly review existing theories, introduce to the current discussion around the greatest extinction event ever and comment on the palaeontological and geochemical potential of fish fossils particularly from near the PTB in Brazil. As an example, new Late Permian fishes from the Corumbataf Formation in southern Brazil are discussed; although fragmentary in preservation, fishes with surprisingly primitive affinities may be discovered.
Sauter, Chr. und Ruh, E. Transit of Venus June 8, 2004 and the «black drop phenomenon»: Observation and a further hypothesis relating to the theory of general relativity 152/3: 79-82
Schlagwörter: Allgemeine Relativitätstheorie - Schwarzer Tropfen - Sonne - Venus Until June 8, 2004 no human being alive today had the chance to observe a transit of Venus in front of the Sun. Only five transits, 1639, 1761, 1769, 1874, and 1882 were described. On June 8, 2004 the sixth transit was seen under optimal conditions. Immediately after the second and shortly before the third contact the phenomenon of the black drop occurred. Until the end of the last century the black drop phenomenon was explained by optical disturbances being due to the atmospheres of Venus and Earth. After the observations of the NASA TRACE - Teams (Transition Region and Coronal Explorer spacecraft), which observed a transit of Mercury on November 15, 1999, from outside the Earth's atmosphere, doubts were voiced as to the influences of the atmospheres of the planets on the black drop phenomenon. Despite the absence of an atmosphere around Mercury the black drop was seen. For the explanation of the black drop phenomenon we postulate the following hypothesis:
The theory of general relativity predicts the deviation of a light beam through gravitation. This light deviation was described during total eclipses of the Sun by the observation of the dislocation of stars located near the Sun disk. The deviation of the light of the Sun through the gravitation of Venus may contribute to the black drop phenomenon. The edge of Venus is slightly dislocated towards the edge of the Sun. The «black bridge» as part of the black drop as observed by Schneider et al. (2007) would be a further demonstration of the deviation of light by gravitation forces as predicted by the theory of general relativity.
Klötzli, Frank Wittig, R. und Streit, B. 2004. Ökologie (UTB basics)  304 Seiten, 103 Abbildungen, 52 Tabellen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 152/3: 83
Klötzli, F., F.X. Stadelmann und G. Klaus Interview mit Nentwig, W.: Der Rückgang der biologischen Vielfalt kann gestoppt werden 152/3: 84-87
Klötzli, F., F.X. Stadelmann und G. Klaus Interview mit Baccini, P.: Es kann und muss nicht alles wiederverwertet werden 152/3: 88-90
Kazimierz Karbowski In memoriam Rudolf, M. Hess (4.9.1913 - 10.3.2007) 152/3: 91-92
Wildi, O., Kienast, F. und Ghosh, S. «Global Change» als Chance für Forschung und Gesellschaft: Ein neues Buch der WSL 152/3: 93-96
Brunner, E., Ahrens, Chr., Aebersold, R. Mitteilung der Universität Zürich: Proteom der Fruchtfliege weitgehend erschlossen 152/3: 97-98
Handschin, C. Mitteilung der Universität Zürich: Muskelschwund bei Mäusen gebremst 152/3: 98
Gisler, Monika und Domenico Giardini Erdbeben: Titelbild Erdbeben in Basel 152/4: U1-2
Schwyzer, Martin Mitglieder werben Mitglieder (German only) 152/4: 99
Spitzer, Manfred, Fehr, Ernst Drohende Strafe bremst egoistisches Handeln
Artikel aus: www.mediadesk.uzh.ch (German only)
152/4: 100
Gisler, M und Giardini, D. Earthquakes in Europe - a short cultural history 152/4: 101-110
Keywords: Basel - Friaul - Coping with Catastrophes - Learning processes - Lissabon - Messina - Noto Earthquakes are contingent events, they occur without warnings and with a force that is without similarity to other natural events. As a consequence, they hold the potential of changing elements in societies; they are important factors regarding the impact of social, economic and mental configurations. The history of earthquakes therefore is not a history of natural disasters only, but also a history of humanity and the societies, namely of those who are forced to deal with such disastrous events. In the following we will present some distinguished earthquakes that occurred in the history of Europe, in order to discuss the options and strategies of coping with natural disasters. We intend to unravel the fact that such catastrophes imply the capability of initiating developments.
Looking into some distinct earthquakes will also highlight the fact that people often forget. Particularly when it comes to heavy disasters, such as strong earthquakes that occur only infrequently in terms of time and space, they are often and promptly forgotten by the following generations without experiences of large catastrophes. Insofar, we think it even more important to replicate a history of earthquakes. Subsequently we present the events of Friaul 1348, Basel 1356, Val di Noto 1693, Lissabon 1755, as well as the events of Messina in 1783 and 1908, drawing attention to several coping strategies, such as new building construction codes, transformed mental strategies, altered philosophical attempts, and the like.
Letsch, Dominik Our wandering continents - the early geotectonic ideas of Heinrich Wettstein 152/4: 111-117
Key words: Earthquakes - earth magnetism - continental displacement - solar gravitation - volcanoes -westdrift The high school teacher Heinrich Wettstein of Zurich proposed in his 1880 book «The movements of solid, liquid and gaseous matter» a highly mobilistic view of the earth and in doing so he anticipated some ideas that later reappeared in a somewhat modified form in Wegener's continental displacement and at last in modern plate tectonics. Wettstein let single layer-complexes and whole continents that are themselves composed of many such layer-complexes move over the earth surface, forced by the celestial force of <solar gravitation>. Due to this wandering of the continents towards the west, Wettstein could e.g. explain the global distribution of Carboniferous coalseams. Clearly Wettstein was ahead of his time but nevertheless his influence remained quite restricted, a fact that can be partly explained by his scientific isolation.
Meier, Christof Zucker effizient präsentiert
Artikel aus www.ethlife.ethz.ch (German only)
152/4: 118
Zeilhofer, Hanns Ulrich Pain - Neurobiology and pharmacological therapy 152/4: 119-126
Key words: analgesics - inflammation - neuropathy - nociception - nociceptor - prostaglandins - opiates -spinal cord - synapse Pain is an experience of every-day life for almost all of us. Under physiological conditions the sensation of pain serves an extremely important function, as it protects the body from tissue damage. However, in particular when it turns to become chronic, pain can severely impair the quality of life of patients. Within the recent years, important neuronal processes have been discovered which occur in the nervous system when pain becomes chronic and turns into a disease of its own right. Changes in the synaptic processing of nociceptive signais in the spinal cord dorsal horn are particularly important for the generation and maintenance of chronic pain. Besides a long-lasting strengthening of excitatory synaptic transmission between pain sensing nerve fibers and spinal projection neurons, a loss of synaptic inhibition seems to play an essential role. Based on these findings, new therapeu-tic strategies are emerging that may hopefully lead to the discovery of better analgesic drugs.
Klötzli, F., F.X.Stadelmann, G. Klaus Interview mit Peter Knoepfel: " Wir brauchen eine neue Natur- und Umweltpolitik" (German only) 152/4: 127-130
Klötzli, F., F.X.Stadelmann, G. Klaus Interview mit Otto Wildi: "Der Schweizer Wald im Sog des Weltmarktes" (German only) 152/4: 131
Gloor, Marlies Hinweise für Autorinnen und Autoren, Inhalt Heft 151/4 152/4: U3-4

 

2006, Jahrgang 151

Rohrer, Heinrich Was ich mir von einem jungen Wissenschafter wünschte  151/1-2: 1-3
Jörgen Lykke Olson gewidmet Verehrte Leserinnen und Leser, Geschätzte Jung-Wissenschafterinnen und -Wissenschafter,
Ich bedanke mich für die Gelegenheit, anlässlich der «150 Jahre ETH Zürich»-Anlässe ein paar Gedanken über Wissenschaft mit Ihnen zu teilen. Wie der Titel sagt, werde ich nicht über Nano, mein «Nobel-Gebiet», sprechen. Nano ist ohnehin schon allgegenwärtig. Für die einen mag es zu klein sein, für andere zu technisch, wiederum für andere noch zu weit weg und für viele gefährlich, wie alles Neue.
Ich will mich damit nicht aus einer Auseinandersetzung um Nano davonstehlen, aber die Wissenschaft hat meiner Meinung nach ganz andere Sorgen. Mein Kurzbeitrag ist an die angehenden und jungen Wissenschafter gerichtet, aber auch andere sind willkommen.
Die Anforderungen an Lernen, Denken, Können und Wissen eines Wissenschafters - im Folgenden gilt auch immer die weibliche Form - steigen stetig und rasant. Die Problemstellungen wurden und werden komplexer, das experimentelle und theoretische Instrumentarium viel anspruchsvoller, das erforderliche Wissen breiter und die Ansprüche an die Wissenschaft immer verworrener und widersprüchlicher. Wettbewerb wurde auch in der Wissenschaft zu einem dominierenden Faktor, obwohl «besser als schlecht» nicht einmal «gut» heisst. Wissenschaft ist eine zu ernste Angelegenheit, als dass weniger als das Beste gut genug wäre.
All dies zusammen macht eine Ausbildung zum Wissenschafter und besonders auch seine spätere Laufbahn einiges anspruchsvoller und auch härter. Deshalb braucht die Wissenschaft nicht einfach mehr Köpfe, sondern vor allem kluge, brillante und widerstandsfähige. Wir dürfen uns und auch den angehenden Wissenschaftern da nichts vormachen. Das mag nicht beste Reklame zur Anwerbung von wissenschaftlichem Nachwuchs in Mathematik und Natur- und Ingenieurwissenschaften sein. Anderseits sind es aber gerade die Fähigsten, die von höchsten Ansprüchen bezaubert und beflügelt werden. Diese müssen die Hochschulen im Auge haben, nicht quantitatives Wachstum.
Lassen Sie mich meine Vorstellungen eines angehen-den Wissenschafters in Form von Wünschen ausdrücken. Wünsche lassen vieles offen, man kann sie erfüllen, muss aber nicht. Man kann sie auch übertreffen oder mit andern Leistungen wettmachen.
Ich wünschte, dass jeder sich darüber klar wird, was er leisten kann und will und nicht nur, was er tun und was er sein möchte. Die immer mehr um sich greifende Bildungs-und Überforderungs-Manie sollte spätestens nach der Loslösung vom häuslichen Forderungs- und Förderdruck ein Ende finden. Ritalin und Burnout-Syndrome sind keine guten Voraussetzungen für eine Wissenschafter-Lauf-bahn, übrigens für keine Laufbahn und für niemanden. Eine realistische Einschätzung der eigenen Geistesseholle ist hingegen der erste Schritt zu bester Leistungsfähigkeit und öffnet damit viele Möglichkeiten.
Ich wünschte, dass ihr euch nicht überrollen lässt von einer Welt gefüllt mit allgegenwärtigen Schlagwörtern wie kompetent, innovativ, zukunftsträchtig, trans- und inter-disziplinär, wettbewerbsfähig, ganzheitlich, nachhaltig, umweltbewusst, global, Kooperation, Programme, Wettbewerb, und was auch immer. Orientiert euch an euren Fähigkeiten und Überzeugungen und konzentriert euch auf euer Kemgeschäft, erstklassige Wissenschaft und Forschung zum Wohle der Menschheit zu treiben.
Ich wünschte, dass ihr eine geschickte Hand bei der Auswahl eurer Forschungsthemen habt. Als erstes müsstet ihr euch fragen: «Was würde es bewirken oder was würde sich wesentlich ändern, wenn ich es machen könnte oder wissen würde.» Es mag nicht immer eine Antwort geben, aber ohne Frage gibt es nie eine.
Erst als zweites käme dann die Frage nach der Machbarkeit. Richard Feynman sagte einmal, dass alles machbar sei, ausser es werde das Gegenteil bewiesen. Dem wäre beizufügen, dass die Beweise oft falsch sind. Nicht die Machbarkeit ist heutzutage die Frage, sondern ob und was wir uns leisten wollen, leisten können und leisten müssen.
Und dann kämen die Fragen nach möglichen, mit jeder Neuerung verbundenen Gefahren, nach Nachhaltigkeit, ...
Schweizerischer Nationalfonds Knorpelimplantate aus dem Labor 
Einsatzbereich fürs Tissue Engineering von Knorpelgewebe entdeckt
151/1-2: 4
  Eine wirksame Therapie gegen die Zerstörung des Knorpels durch Arthrose gibt es nicht. Die Medizin setzt deshalb grosse Hoffnungen auf den Einsatz von Implantaten aus körpereigenem Knorpelgewebe. Doch die Therapie funktioniert nur selten. Nun haben Berner und Basler Forschende mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds ein neues Implantat entwickelt und dabei herausgefunden, wer am ehesten von der Therapie profitiert. März 2006
Schaik, van Carel Auf der Suche nach den Wurzeln der Natur des Menschen
In search of the roots of human nature
151/1-2: 5-12
Schlagwörter: Evolution - Fortpftanzungsbiologie - Infantizid - intellektuelle Fähigkeiten - Kultur - natürliche Selektion - Orang-Utans - post partum Amenorrhöe - soziales Lernen - Werkzeuggebrauch «Wer sind wir und woher kommen wir?» In diesem Artikel versuche ich diese uralten Fragen zu beantworten. Nach Charles Darwins Evolutionstheorie stammen wir unter dem Einfluss der natürlichen Selektion von affenähnlichen Vorfahren ab. Tatsächlich teilen wir viele Merkmale mit den Affen, insbesondere den Menschenaffen. Gleichzeitig weisen wir aber auch einzigartige Merkmale auf, deren Evolution viel schwieriger zu erklären ist.
So ist z.B. Infantizid (Kindstötung; Beispiel für ein mit anderen Tierarten geteiltes Merkmal) durch männliche Primaten kein pathologisches Verhalten, sondern eine Folge der weiblichen Fortpflanzungsbiologie und demnach eine Anpassung der Männchen, die ihn ausführen und passt zur grausamen Logik der natürlichen Selektion. Gegen dieses Verhalten haben die Weibchen wiederum Gegenmassnahmen entwickelt, um ihre Kinder möglichst effizient zu schützen. Auf diese Weise können auch andere, rein menschliche Eigenschaften erklärt werden.
Bei der sehr speziellen Form von Werkzeuggebrauch bei Orang-Utans (Beispiel für ein einzigartiges Merkmal) handelt es sich um eine sozial übermittelte Verhaltensinnovation und damit im Grunde genommen um eine Form von Kultur, deren Verbreitung durch Verbreitungsbarrieren gestoppt werden kann. Weil man viele kulturelle Merkmale als intellektuelle Fähigkeiten deuten kann, lässt sich daraus schliessen, dass Tiere, die mehr Zeit miteinander verbringen, anscheinend eine grössere Intelligenz aufweisen. Intelligenzleistung benötigt angeborenes Potential und Inputs durch individuelles und soziales Lernen. Die Evolution zunehmender intellektueller Performance scheint bei Tieren mit Kultur am wahrscheinlichsten zu sein. Kultur und Intelligenz zeigen eine Koevolution.
Boutellier, Roman Wie viel Innovation erträgt der Homo Faber?
How much innovation will Homo Faber tolerate?
151/1-2: 13-19
Schlagwörter: Gesetzgebung - Miniaturisierung - Nebenwirkungen - Risiko - Technologieakzeptanz - Wachstum Politiker, Professoren und Wirtschaftsführer sind sich einig: Nur Innovation kann uns aus unserer Wachstumsschwäche herausführen. Tatsächlich stehen wir vor einem Innovationsschub wie wahrscheinlich noch nie in der Geschichte der Menschheit. Ausgelöst wurde er technisch durch Miniaturisierung, die einfache Kombinationen von Modulen zu neuen Produkten erlaubt. Innovation wird zur Routine. Ob sich diese Innovation kräftig auf das Wachstum des Bruttosozialprodukts auswirkt, bleibt fraglich: Die heutige Innovationseuphone kann rasch in Verbote neuer Technologien umschlagen, wenn technische Entwicklungsgeschwindigkeit und Gesetzgebungsgeschwindigkeit allzu stark auseinanderklaffen. Der Mensch hat eine beschränkte Risikobereitschaft und neue Technologien brauchen viel Zeit, bis ihre Nebenwirkungen tatsächlich zum Vorschein kommen. Viele Technologien werden deshalb bereits heute stark eingeschränkt. Damit stehen wir vor einem Dilemma: Einerseits wollen wir Technologie möglichst rasch vorantreiben. Andererseits müssen wir uns aber auch vor Nebenwirkungen schützen. Der Gesetzgeber, aber auch jeder Einzelne ist gefordert, Mass zu halten, Verantwortung zu übernehmen. Max Frischs Homo Faber hat nichts an Aktualität eingebüsst.
Zingg, Andreas und Peter Brang Wer ist die Grösste im ganzen Land? 151/1-2: 20, 38
  Grosse Lebewesen faszinieren. Zu den grössten Lebewesen auf der Welt gehören Bäume. So stellt sich bei jedem rekordverdächtigen Baum die Frage: «Ist er der Grösste?»
Die dicksten Bäume der Schweiz sind Buchen und Kastanien auf der Alpensüdseite - gemessen wird immer 1,3 m über Boden, am Hang bergseits. Die dicksten Bäume auf der Alpennordseite sind wahrscheinlich Eichen. Aber auch Fichten erreichen grosse Durchmesser. Brang (2003a und 2003b) hat eine Riesenfichte im Calfeisental beschrieben. Die Reaktionen waren vielfältig: Manch ein Baumliebhaber fragte nach dem genauen Standort des Baumriesen (und bekam die gewünschte Auskunft), der Weg dorthin ist inzwischen ausgeschildert - und es wurden einige «grössere» Fichten gemeldet. Diese Meldungen haben wir überprüft.
Lohmann, Ulrike Aerosole und Klima
Aerosols and climate
151/1-2: 21-28
Schlagwörter: Aerosole - Feinstaub  Klima - direkter und indirekter Aerosoleffekt Aerosole beeinflussen das Klima auf vielfältige Weise: sie können einen Teil der Solarstrahlung entweder in den Weltraum zurückstreuen oder absorbieren (direkter Aerosoleffekt). Ausserdem wirken sie als Nukleationskerne für Wolkentröpfchen und Eiskristalle und können so die physikalischen und optischen Eigenschaften der Wolken beeinflussen sowie ihre Lebensdauer verlängern (indirekte Aerosoleffekte). In der Summe wirken die direkten und indirekten Aerosoleffekte abkühlend und vermindern somit regional den anthropogenen Treibhauseffekt. Allerdings sind gerade die Aerosol~Wolkenwechselwirkungen noch mit sehr grossen Unsicherheiten behaftet. In diesem Beitrag werden die wesentlichen Quellen und Senken des atmosphärischen Aerosols vorgestellt und es wird der aktuelle Wissensstand ihrer Klimawirksamkeit diskutiert.
Burga, Conradin A. Unkraut-Monitoring 2001-2005 und der Hitzesommer 2003 am Beispiel von Kopfsteinpflasterritzen in Andeer (Hinterrheintal/GR)
Monitoring of weeds 2001-2005 and the hot summer 2003
A case study of a stone pavement area of Andeer (Rhine vaIley/GR)
151/1-2: 29-34
Schlagwörter: Holzpflanzen - Pflasterritzen-Ruderalvegetation - Samenbank – wärmeliebende/trockentolerante submediterrane Pflanzen Der Hitzesommer 2003 fällt im Vergleich mit früheren Jahren durch das Auftreten von mehr Pflanzenarten auf insbesondere durch neue wärmeliebende und trockentolerante Arten sowie durch vermehrt Holzpflanzensämlinge.  Die in der Samenbank der Pflasterritzen vorhandenen Diasporen hatten 2003 signifikant häufiger gekeimt, z. T. innerhalb der Beobachtungsperiode erstmalig, insbesondere auch Holzpflanzen. Besonders erwähnenswert ist das 2003 in der Untersuchungsregion nördlich des Alpenhauptkammes erstmalige Auftreten des submediterranen Zartblättrigen Spargels (Asparagus tenuifolius) mit natürlichem Vorkommen in den Mannaeschen-Hopfenbuchen- und Kastanienwäldern des Südtessins bzw. Misox. Ferner sind vor 2003 nur selten bis schwach vertretene Arten (meist trocken-tolerante Pflanzen und lästige Unkräuter mit hoher Samenproduktion, Nährstoffzehrer und Platzräuber von mässiger bis erheblicher Schadwirkung) zu einer Massenausbreitung übergegangen (z. B. Kanadisches Berufkraut, Conyza canadensis; Quendelblättriges Sandkraut, Arenaria serpyllifolia s.str.; Vielstängliges Schaumkraut, Cardamine hirsuta). Einige 2003 neu aufgetretene Arten konnten den nachfolgenden Winter überstehen, nicht aber den Winter 2004/2005. Die Diasporenbank wurde 2003 nachhaltig mit Samen alimentiert, so dass bei anhaltender Erwärmung eine Massenausbreitung lästiger Unkräuter zu befürchten ist und damit eine verstärkte Unkrautbekämpfung erforderlich sein wird.
Stauffer, Felix Jugendpreis 2005 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 151/1-2: 35-37
Städler, Erich Renate Heinzelmann: Der Schwalbenschwanz - Forschungsarbeiten zu seinen Entwicklungsstadien 151/1-2: 35-36
Schwyzer, Martin Janine Brunner: Nutzen und Schaden der Kamelmilchfütterung in der Pferdezucht und Pferdehaltung 151/1-2: 36-37
Bührer, Heinrich Marco Kovic: Of Nessie and Man - A critical view on cryptozoology 151/1-2: 37
Burga, C., F. Klötzli und M.Gloor Internationale Balzan-Stiftung, Balzan-Preis 2005 151/1-2: 39-40
  Die beiden Preisträger aus dem Gebiet der Geisteswissenschaften sind Lothar Ledderose (D, Kunsthistoriker Japan und China), Peter Hall (GB, Sozial- und Kulturgeschichte, Stadtplanung).
Die Auszeichnung im Bereich der Naturwissenschaften ging an Peter und Rosmary Grant (GB/USA) sowie Russel J. Hemley und Ho-kwang Mao (USA).
Wachter, Daniel SIMMEN, H., MARTI, M., OSTERWALD, SL und WALTER, F, 2005. Die Alpen und der Rest der Schweiz: Wer zahlt - wer profitiert? Forschungsbericht des Nationalen Forschungsprogrammes NFP 48; 132 Seiten, 17 Grafiken, 25 Tabellen; vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, Zürich. 151/1-2: 41-42
  Das hier besprochene Werk stellt eine Synthese des mehrere Teilstudien umfassenden Projektes ALPAYS «Alpine Landscapes: Payments and Spillovers» im Rahmen des Nationalen Forschungsprogrammes NFP 48 «Landschaften und Lebensräume der Alpen» des Schweizerischen Nationalfonds dar.
Vorweg ist unter formalen Gesichtspunkten zu erwähnen, dass damit Forschungsarbeiten in sehr «kunden-freundlicher» Weise präsentiert werden, d.h. mit einem nicht zu hohen Seitenumfang, in verständlicher und klarer Sprache, sowie verschiedene Teilstudien zusammenfassend (wobei es sich noch nicht um eine der vorgesehenen Programmsynthesen zum NFP 48 handelt). Interessierte Leserinnen und Leser aus Forschung, Verwaltung oder weiteren Kreisen finden damit leichten Zugang zu wichtigen Ergebnissen des NFP 48.
Zingg, Andreas Dauerwald - ein neues altes Thema der Waldwachstumsforschung 151/1-2: 42-45
  Ein Jubiläum bahnt sich an: hundert Jahre praxisnahe Dauerwaldforschung an der WSL. Seit 1905 werden in der Schweiz Plenterwälder auf Versuchsflächen beobachtet. Die älteste Fläche im Toppwald bei Konolfingen wird der Waldwachstumsforschung bis ins Jahr 2005 ein Jahrhundert lang Daten geliefert haben. Sie erlebte 17 Mess- und Durchforstungskampagnen und produzierte über 1200 m3 Holz pro Hektare. Die Dauerwaldforschung wird zu aktuellen Fragen fortgeführt und um neue Versuche ergänzt: Wie lassen sich solche Bestände schaffen, wie können sie langfristig erhalten werden und welche wirtschaftlichen Ergebnisse sind zu erwarten?
Thees, Oliver, Fritz Frutig, Edgar Kaufmann Energiepotenzial im Schweizer Wald 151/1-2: 46-48
Forschungsprojekt im Rahmen von «novatlantis-Nachhaltigkeit im ETH-Bereich» Auch in der Schweiz gewinnt die energetische Nutzung von Biomasse zunehmend an Bedeutung. Könnte man zum Beispiel Holz an Stelle von Erdöl verwenden, um das Autofahren und Heizen mit Biomasse kostengünstig zu ermöglichen? Im Rahmen des Projektes «ECOGAS»' hat die WSL untersucht, wie gross das Potenzial von Energieholz im Schweizer Wald ist und wie man diesen Rohstoff wirtschaftlich nutzen könnte. Gemäss einer Schätzung liessen sich jährlich rund drei Millionen Kubikmeter Holz energetisch verwenden, nur die Hälfte davon wird bisher genutzt. Die Studie zeigt: Von der Produktion bis zur Lieferung des Energieholzes liesse sich noch einiges rationalisieren.

 
Schiestl, Florian Paul Ehrliche und täuschende Signale: Bestäuberanlockung und Blütenevolution bei Pflanzen  151/3: 51-58
Auskreuzung - Bestäubung - Mimikry - Orchideen – Täuschblumen Bestimmte Pflanzen haben für die Bestäubung durch Tiere Täuschmechanismen entwickelt. Solche Pflanzen produzieren keine Belohnung für die Bestäuber, sondern spiegeln diesen z. B. das Vorhandensein von Nektar oder eines Sexualpartners vor. Solche Täuschblumen sind besonders unter den Orchideen weit verbreitet, von denen etwa ein Drittel aller Arten nach diesem Schema bestäubt wird. Manche «Nahrungstäuschblumen» imitieren die Blütensignale von bestimmten Modellpflanzen und werden hauptsächlich von deren Bestäubern besucht, andere imitieren generell attraktive Signale und locken damit eine Reihe von verschiedenen Bestäubern an. «Sexualtäuschblumen» imitieren neben Farbe und Behaarung besonders die olfaktorischen Signale paarungsbereiter Weibchen und täuschen so die Bestäubermännchen. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass die Bestäubung über Täuschmechanismen zu einer erhöhten Auskreuzungsrate führen kann, was möglicherweise die treibende Kraft für die Evolution dieses Phänomens darstellt. 
Hall, Heike  Künstliche 3D-Fibringerüste: Wundheilung so gut wie in der Natur? 151/3: 59-66
Angiogenese - Endothelzellen - Fibrinmatrices - Tissue Engineering - Wundheilung Die Blutversorgung ist essentiell für jede Zelle, um ausreichende Nährstoffversorgung und Gasaustausch zu ermöglichen. Viele Krankheiten werden durch Verminderung der Blutversorgung ausgelöst, so dass Gewebe ihre Aufgaben nur noch unzureichend erfüllen können. Daher befasst sich therapeutische Angiogenese mit der Verbesserung der Durchblutung unterversorgter Gewebe, indem das patienteneigene Vermögen, neue Blutgefässe zu bilden, angeregt wird. Diese Studien umfassen die Verwendung von blutgefässbildenden Wachstumsfaktoren oder Zelladhäsionssequenzen und die lokale Gentherapie.
Unser Ansatz ist es, künstliche 3D-Fibringerüste zu verwenden, die mit vorherbestimmten Eigenschaften produziert und an der gewünschten Stelle genau platziert werden können. Diese 3D-Gerüste dienen als provisorische Matrix für einwandernde Zellen und induzieren spezifische zelluläre Reaktionen. Während der Heilungsreaktion wird das provisorische 3D-Gerüst durch das sich regenerierende Gewebe nach und nach abgebaut und ist somit nach der Heilung völlig verschwunden. Solche 3D-Matri-ces können vor der Implantation mit körpereigenen Zellen besiedelt werden. Sie können aber auch so gestaltet sein, dass körpereigene Endothelzellen oder deren Vorläuferzellen aus dem Blut sich nach der Implantation auf dem Gerüst festsetzen und beginnen, dieses Gerüst mit Blutgefässen zu versorgen und so die Heilungsreaktion zu beschleunigen.
Letsch, Dominik  Die Wulp-Schotter im Küsnachter Tobel 151/3: 67-72
Glazialschotter - Gossau-Interstadial - Relative Warmphase - Schlamm- und Schuttströme - Seeablagerungen Die verkitteten eiszeitlichen Schotter im oberen Abschnitt des Küsnachter Tobeis (Wulp-Schotter) sind schon seit mehr als hundert Jahren bekannt, allerdings wurden sie bis anhin nie genauer untersucht. Der Artikel gibt einen kurzen Überblick über Verbreitung, Aufbau und Struktur der Schotter und versucht ihre Bildung als gletschernahe Schlamm-und Schuttstrom-Ablagerungen zu erklären. Dabei wird die vielfach geäusserte Vermutung, die Wulp-Schotter seien in ein einstiges Flusstal eingelagert, zu widerlegen versucht, u. a. durch Schleifmarken, die einen Transport quer zu diesem hypothetischen Tal belegen. Hinweise auf eine relative Warm-Phase während und nach der Schotterablagerung und die Frage nach ihrem Alter werden diskutiert. Das mittelwürmeiszeitliche Gossau-Interstadial wird als wahrscheinlich angesehen. 
Hirsch Hadorn, Gertrude «Wer mit Erdöl heizt, ist noch lange kein schlechter Mensch» 151/3: 73-75
Interview durch F.Klötzli et al. In der Diskussion um den Schutz der Umwelt können ethische Fragen nicht ausgeklammert werden. PD Dr. phil. Gertrude Hirsch Hadorn von der Gruppe Umweltphilosophie am Departement Umweltwissenschaften der ETH Zürich beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit Umwelt- und Wissenschaftsethik. In einem Gespräch nimmt sie Stellung zur Moral der Menschen, zum Vorsorgeprinzip und zur Verantwortung der Wissenschaft bei der Risikobeurteilung neuer Technologien. 
Wanner, Heinz «Das bedrohlichste Szenario ist der Zusammenbruch des Golfstroms» 151/3: 76-78
Interview durch F.Klötzli et al. Klimadaten der letzten 100 Jahre zeigen insgesamt eine Erwärmung der Erde. Weltweit ist die Durchschnittstemperatur um 0,7 °C gestiegen. Allein in den letzten 30 Jahren betrug die Temperaturzunahme pro Jahrzehnt 0,1 bis 0,2 °C. Ein solcher Temperaturanstieg ist für die letzten 1000 Jahre einzigartig. Die anhaltende globale Erwärmung im 20. Jahrhundert kann daher nicht einfach als Ausklang der Kleinen Eiszeit gedeutet werden. Für Prof. Dr. Heinz Wanner, Leiter der Gruppe für Klimatologie und Meteorologie am Geographischen Institut der Universität Bern, ist klar, dass der Mensch einen wesentlichen Beitrag zu dieser Erwärmung leistet. In einem Gespräch nimmt er Stellung zu den Unsicherheiten von Klimaprognosen, zu den möglichen Auswirkungen der Klimaveränderung und zur Tatsache, dass Massnahmen gegen den Ausstoss von Treibhausgasen nur schleppend oder gar nicht umgesetzt werden. 
Fornallaz, Pierre «Solarenergie ist nicht nur eine Technik, sondern vor allem eine Kultur» 151/3: 79-80
Interview durch F.Klötzli et al. Die Schweiz ist noch weit von einer nachhaltigen Energieversorgung entfernt: 40 Prozent unserer Elektrizität und über 95 Prozent unserer Brenn- und Treibstoffe stammen aus fossilen und nuklearen Quellen. Von 1950 bis 2000 hat sich der Energieverbrauch in der Schweiz verfünffacht. Dieser enorme Zuwachs wurde überwiegend durch Erdölprodukte gedeckt. Erneuerbare Energien, die aus Sonne, Wind, Holz und anderer Biomasse gewonnen werden, decken lediglich etwas über drei Prozent des Energieverbrauchs. Für Pierre Fornallaz, emeritierter Professor und dipl. Ingenieur der ETH Zürich, ist die verstärkte Nutzung der Sonnenenergie aber eine unausweichliche Notwendigkeit. Seit über 30 Jahren kämpft er für eine «solare Kultur der Nachhaltigkeit». Ein Interview über die Nutzung der Sonnenenergie sowie über Nachhaltigkeit, Geld und Verantwortung.
Griot, Christian, Fredéric Eynard, Patrick Mathys, Hans C. Matter, Robert Steffen und Werner Wunderli Die Vielfalt der Influenzaviren

Der Artikel wurde im BioFokus, Mitteilungsblatt Nr.71 «des Vereins Forschung für Leben», im Dezember 2005 veröffentlicht.

151/3: 81-90
BioFokus, Mitteilungsblatt Nr.71 «des Vereins Forschung für Leben», im Dezember 2005 Seit längerer Zeit wird in den Medien über die Vogelgrippe in Südostasien berichtet. Nachdem Befürchtungen über die Entstehung eines neuen Virus geäussert wurden, ist das öffentliche Interesse an der Vogelgrippe enorm gestiegen. Dieses Virus könnte zu einem weltweiten Seuchenzug beim Menschen führen. Was steckt hinter der Vogelgrippe? Wird vielleicht nur dramatisiert oder sogar damit Panik gemacht? Wie gefährdet ist die Schweiz? Was würde ein Ausbruch pandemischen Ausmasses für uns bedeuten? Der vorliegende Bericht soll zur Beantwortung einiger dieser Fragen beitragen. 

 
Burga, Conradin A. Zum Mittelwürm des Zürcher Oberlandes am Beispiel des Schieferkohle-Profils von Gossau (Kanton Zürich) 151/4: 91-100
Schlagwörter: Pollen- und Makrofossilienanalysen – Stadial Interstadial - borealer Nadelwald - Parktundra -Waldsteppe - Serbische Fichte Das Mittelwürm des Zürcher Oberlandes ist im Schieferkohle-Profil von Gossau/ZH gut repräsentiert. Das Schieferkohle-Hauptflöz umfasst einen Grossteil des Mittelwürms, das Nebenflöz die Mittelwürm-Endphase vor dem Vorstoss des würmeiszeitlichen Linth-Rhein-Gletschers ins obere Glattal. Mittels Pollenanalysen konnten zwei Fichten-Zeiten (Mittelwürm-Interstadiale) und drei Föhren-Zeiten (vorw. Mittelwürm-Stadiale) unterschieden werden. Während den Interstadialen war das Gebiet von Gossau/ZH mindestens teilweise von lockerem borealen Nadelwald (Fichte, Serbische Fichte, Föhre, Arve, Lärche, Birke) bestockt. Während den waldarmen bis -freien Stadialen wuchsen bestenfalls inselartig Waldsteppe, Park- und Steppentundra (Birke, Föhre). In den Stadialen dominieren Kräuter und Sträucher der baumfreien Steppentundra bzw. arktisch-alpinen Tundra.
Die Makrofossilien-Analysen der Schieferkohle lassen zu Beginn des Mittelwürms auf eine Verlandungssukzession eines ehemaligen frühwürmeiszeitlichen Gossau-Sees zu einem Seggen-Flachmoor schliessen. Auf Grund der Holz- und Wasserpflanzen-Funde (Najas flexilis) war das erste Fichten-Interstadial zu Beginn des Mittelwürms klimatisch das wärmste. Die jüngeren Interstadiale widerspiegeln zunehmend kühlere Klimabedingungen.
Brandes, Andrea und Helmut Brandl Tier-Milzbrand in der Schweiz: Historische Fälle im Kanton Zürich zwischen 1878 und 1919 151/4: 101-106
Schlagwörter: Anthrax - Bacillus anthracis - Gerbereien - Milzbrand - Rosshaarverarbeitung -Wollverarbeitung Historische Aufzeichnungen über Milzbrandfälle bei Tieren im Kanton Zürich zwischen 1878 und 1919 wurden auf der Ebene von politischen Gemeinden analysiert, wobei das Auftreten und die Anzahl von Fällen, die erkrankten Tierarten und die Anzahl betroffener Gemeinden untersucht wurden. Die Daten wurden sowohl mit den industriellen Aktivitäten (Gerben, Woll- und Rosshaarverarbeitung) in den Gemeinden als auch mit den vorherrschenden meteorologischen Bedingungen korreliert. Insgesamt wurden 675 Milzbrandfälle bei Tieren in 131 von 171 Zürcher Gemeinden verzeichnet, wobei mehrheitlich Rinder betroffen waren. Das Auftreten der Fälle korrelierte mit industriellen Aktivitäten in der jeweiligen Gemeinde. Frühere industrielle Aktivitäten (d.h. Unternehmen, die potenziell kontaminiertes Material, wie beispielsweise Häute, Felle, Wolle, Haar, Fleisch oder Knochenmehl verarbeiteten) zeigten einen positiven Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Milzbrandfällen in einer Gemeinde und dem Vorhandensein bestimmter lokaler Betriebe. Der Einfluss von wollverarbeitenden Betrieben (P= 0.004) und Gerbereien (P= 0.032) erwies sich als erheblich, während rosshaarverarbeitende Betriebe keinen Einfluss aufwiesen. In denjenigen Gemeinden, welche die grösste Anzahl Fälle verzeichneten, waren Gerbereien oder wollverarbeitende Betriebe ansässig.
Hoop, Richard  und Martin Schwyzer (Zürich) Vogelgrippe - Aktuelle Ergänzungen 151/4:107-111
Aviäre Influenza - H5Nl-Virus - Pandemie-Impfstoff - Pandemieplan Schweiz - Stallpflicht -Vogelüberwachung - Vogelzug - Zoonose Unter dem Titel «Die Vielfalt der Influenzaviren» erschien in der letzten Nummer (3/2006) der Vierteljahrsschrift ein Artikel von Griot, Eynard, Hoop, Mathys, Matter, Steffen und Wunderli, der die Hintergründe der Vogelgrippe (Geflügelpest) ausleuchtete (GRIOT et al., 2006). Jener Artikel war zuvor im BioFokus Nr.71 des Vereins «Forschung für Leben» erschienen und gab die Situation Ende 2005 wieder. Die seither eingetretene Entwicklung in der Schweiz und in anderen Ländern gibt Anlass zu den folgenden aktuellen Ergänzungen (Stand Ende August 2006). Wir beschreiben zuerst die weltweite Ausbreitung der Vogelgrippe als Tierseuche und den Stand der Überwachung und Eingrenzung in der Schweiz. Dann untersuchen wir die Rolle der Influenzaviren vom Typ H5N1 (insbesondere Genotyp Z) als Zoonose-Erreger und wie sich unser Land auf eine mögliche Pandemie vorbereitet.
Schweiz.Nationalfonds
25.Okt.2006
Michael Hengartner erhält den Nationalen Latsis-Preis 2006
Auszeichnung für die Erforschung des Modellorganismus C elegans
151/4:112
Michael Hengartuer von der Universität Zürich wird mit dem Nationalen Latsis-Preis 2006 ausgezeichnet. Der Molekularbiologe wird für seine grossen Verdienste bei der Erforschung eines wichtigen Modellorganismus, des Fadenwurms C. elegans, geehrt. Der Nationale Latsis-Preis mit einer Preissumme von 100 000 Franken wird vom Schweizerischen Nationalfonds im Auftrag der Genfer Latsis-Stiftung verliehen. Die Preisverleihung findet am 11. Januar 2007 im Rathaus Bern statt.
Köhler, Claudia Reproduktionsbiologie in Pflanzen - mit und ohne Mendel 151/4:113-119
Apomixis - Arabidopsis thaliana - Genetik - Mutanten - Samenentwicklung Die Verschmelzung zweier männlicher Gameten mit zwei weiblichen Gameten, der Eizelle und der Zentralzelle, markiert den Beginn der Samenentwicklung in Blütenpflanzen. Aus der befruchteten Eizelle entwickelt sich der Embryo, während aus der befruchteten Zentralzelle das Nährgewebe hervorgeht. Die doppelte Befruchtung ist in den meisten Pflanzenarten notwendig, um lebensfähige Samen zu bilden, und die befruchtungsunabhängige autonome Samenentwicklung wird aktiv unterdrückt. Im Gegensatz dazu können apomiktische Pflanzen lebensfähige Samen ohne Befruchtung der Eizelle bilden. Durch genetische Untersuchungen an der Modellpflanze Arabidopsis konnte gezeigt werden, dass ein evolutionär konservierter Proteinkomplex die autonome Teilung von Ei- und Zentralzelle unterdrückt. In Mutanten, in denen dieser Mechanismus defekt ist, können sich auch ohne Befruchtung samenähnliche Strukturen entwickeln, die ein Nährgewebe aber keinen funktionellen Embryo enthalten. Der molekulare Mechanismus, der dieser Repression zugrunde liegt, ist derzeit Gegenstand intensiver Untersuchungen und wird innerhalb dieses Beitrags näher erläutert.
Klötzli,F., F.X.Stadelmann, G. Klaus Prof Dr. Peter F. Germann: Landwirtschaft im Wandel - Auswirkungen auf den Boden und das Landschaftsbild 151/4: 120-122
Seit Jahrzehnten findet ein tief greifender Wandel der landwirtschaftlichen Produktionsstrukturen statt. Seit 1992 erfolgte beispielsweise eine Neuorientierung der schweizerischen Agrarpolitik in Richtung mehr Ökologie und mehr Markt. Jeder Wandel hat Auswirkungen auf die Umwelt. In einem Interview nimmt Prof. Dr. Peter F. Germann vom Geographischen Institut der Universität Bern Stellung zum Problem der Bodenverdichtung sowie zur Situation und Zukunft der Landwirtschaft, insbesondere der Berglandwirtschaft.
Klötzli,F., Susanne Haller-Brehm, G. Klaus Prof em. Dr. Hans Christoph Binswanger: «Die Natur ist unsere Lebensgrundlage» 151/4: 123-125
Lange Zeit hat die Ökonomie die Kosten der Umweltzerstörung ignoriert. Als Antwort auf die ökologischen und sozialen Probleme des unkontrollierten   Wirtschaftswachstums und der Bevölkerungsexplosion hat sich in den 1960er Jahren die Umwelt-ökonomie als ein wichtiger neuer Forschungszweig entwickelt. Dr. Hans Christoph Binswanger, emeritierter Professor für Ökonomie an der Universität St. Gallen und ehemaliger Direktor der Forschungsgemeinschaft für Nationalökonomie sowie des Instituts für Wirtschaft und Ökologie, ist ein Wachstumskritiker der ersten Stunde. In einem Interview nimmt er Stellung zum ökologischen und ökonomischen Gleichgewichtszustand, zur Rolle der ökologischen Ökonomie beim Schutz der Umwelt und zur Energiepolitik der Schweiz.
unipublic.unizh.ch 1.Sept.2006 Neue Erkenntnisse über Antibiotika-Resistenz 151/4: 126
  Wenn Bakterien gegen Antibiotika resistent sind, können bakterielle Infektionen nicht mehr kuriert werden. Forscher der Universitäten Zürich und Konstanz haben nun den Bauplan einer Resistenz-Pumpe entschlüsselt. Die Untersuchung wurde am 1. September 2006 in der Zeitschrift «Science» publiziert.

English
2006, Year 151

Rohrer, Heinrich Was ich mir von einem jungen Wissenschafter wünschte  151/1-2: 1-3
Schaik, van Carel In search of the roots of human nature 151/1-2: 5-12
Schlagwörter: Evolution - Fortpflanzungsbiologie - Infantizid - intellektuelle Fähigkeiten - Kultur - natürliche Selektion - Orang-Utans - post partum Amenorrhöe - soziales Lernen - Werkzeuggebrauch Who are we, and where do we come from? These are two age-old questions I try to answer here. Charles Darwin claimed that we evolved by natural selection from ape-like ancestors. But we are not mere naked apes and were only made human by our language, morality, art and culture. By studying great apes we are surprisingly still finding out new things about humans. Infanticide by males is not pathological. Instead, we can find its origins in reproductive biology. Infanticide is adaptive, in the cruel logic of natural selection, to the males committing it. Females developed counterstrategies to protect their offspring efficiently.
The unusual forms of tool use we found among the orangutans is a socially transmitted behavioral innovation and therefore a kind of culture, whose dispersal can be stopped by unsuitable habitat. Populations with higher association time had larger skill repertoires than the more solitary ones. Intellectual performance is a function of both the inherent potential and of inputs provided by individual and social learning. Evolution of increased intellectual performance is most likely when animals have culture. Culture and intelligence have co-evolved.
Boutellier, Roman How much innovation will Homo Faber tolerate? 151/1-2: 13-19
Schlagwörter: Gesetzgebung - Miniaturisierung - Nebenwirkungen - Risiko - Technologieakzeptanz - Wachstum Politicians, academics and industrial leaders do agree on one thing: Innovation is the way out of today's growth problem. Indeed, we can expect a wave of innovations, of such a dimension humanity has never seen in its whole history.
The trigger is miniaturization that is behind the simple combinations of existing modules into new products. Whether these innovations will increase GDP growth substantially is to be questioned:
Today's innovation-euphoria may quickly change into bans on new technologies, if the speed of technology development and introduction of new laws are poles apart. Man has a limited appetite for risk and new technologies need time until their side effects show up. Many technologies are already tightly controlled. We have a dilemma: On the one hand we want the positive effects of new technologies as quickly as possible, on the other hand we have to protect ourselves against its side effects. The legislature, but as well every individual is asked to strike the right balance and to take responsibility. Max Frisch's Homo Faber has not lost its relevance.
Lohmann, Ulrike Aerosols and climate 151/1-2: 21-28
Schlagwörter: Aerosole - Feinstaub  Klima - direkter und indirekter Aerosoleffekt Aerosols affect the climate system in different ways. They can scatter and absorb solar radiation (direct aerosol effect). They also act as condensation nuclei for cloud droplet and ice crystal formation and so influence the physical and optical properties of clouds as well as their precipitation formation (indirect aerosol effects). The net result of these aerosol radiative effects is a cooling that partly offsets the greenhouse gas warming. The magnitude of these effects is, however, still very uncertain. This article addresses the main sources and sinks of aerosols as well as their radiative effects.
Burga, Conradin A. Monitoring of weeds 2001-2005 and the hot summer 2003
A case study of a stone pavement area of Andeer (Rhine vaIley/GR)
151/1-2: 29-34
Schlagwörter: Holzpflanzen - Pflasterritzen-Ruderalvegetation - Samenbank – wärmeliebende/trockentolerante submediterrane Pflanzen The hot summer 2003 is characterized by the occurrence of more plant species compared with former years. Especially thermophilous and drought-tolerant plant species show a higher abundance and inereasing numbers of saplings of woody plants could be recorded. During 2003, a significant higher amount of diaspores of the seed bank could germinate, mainly new woody plant species. Especially the sub Mediterranean Soft-foliaged Asparagus (Asparagus tenuifolius) must be mentioned. lt's a characteristic species of the herbaceous layer of manna ash-hop hornbeam (Fraxino orni-Ostryetum) and sweet chestnut-forests of Southern Ticino and Misox valley. Moreover, some typical weeds like Conyza canadensis, Arenaria serpylifolia s.str., Cardamine hirsuta show a mass occurrence during summer 2003. They are dryness tolerant, heavy nutrient consuming and displacement producing weeds. Some of these new plant invaders of summer 2003 were able to survive the following winter, but not the winter 2004/2005. The seed bank of the investigated area has been nourished intensively with diaspores. Given a future continuously global warming, a mass invasion of certain serious weeds may be expected, and this would mean an increasing weed control.
Stauffer, Felix Jugendpreis 2005 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 151/1-2: 35-37
Burga, C., F. Klötzli und M.Gloor Internationale Balzan-Stiftung, Balzan-Preis 2005 151/1-2: 39-40
Die beiden Preisträger aus dem Gebiet der Geisteswissenschaften sind Lothar Ledderose (D, Kunsthistoriker Japan und China), Peter Hall (GB, Sozial- und Kulturgeschichte, Stadtplanung).
Die Auszeichnung im Bereich der Naturwissenschaften ging an Peter und Rosmary Grant (GB/USA) sowie Russel J. Hemley und Ho-kwang Mao (USA).
Zingg, Andreas Dauerwald - ein neues altes Thema der Waldwachstumsforschung 151/1-2: 42-45
Thees, Oliver, Fritz Frutig, Edgar Kaufmann Energiepotenzial im Schweizer Wald 151/1-2: 46-48
Schiestl, Florian Paul On honesty and deception: pollinator attraction and floral evolution in plants  151/3: 51-58
Auskreuzung - Bestäubung - Mimikry - Orchideen – Täuschblumen A standing enigma in pollination ecology is the evolution of pollinator attraction without offering reward in about one third of all orchid species. Deceptive orchids may mimic floral signals of rewarding plants (food deception) or mating signals of receptive females (sexual deception) to attract pollen vectors. In some «food deceptive» orchids, similarities in the spectral reflectance visible to the pollinator in a model plant and its mimic have been demonstrated. Other species do not mimic specific model plants but attract pollinators with general attractive floral signals. In «sexually deceptive» orchids, floral odor is thc key trait for pollinator attraction, and behaviorally active compounds in the orchids arc identical to the sex pheromone of the pollinator species. Deceptive orchids often show high variability in floral signals, that may be avoid learning and subsequently avoiding of deceptive plants by the pollinators The evolution of obligate deception in orchids seems paradoxical in the light of the typically lower fruit set than in rewarding species. Pollination by deception, however, can reduce self pollination and encourage pollen flow over longer distances, thus promoting outbreeding.
Hall, Heike  Bioartificial 3D fibrin scaffolds: wound healing as good as with Mother Nature? 151/3: 59-66
Angiogenese - Endothelzellen - Fibrinmatrices - Tissue Engineering - Wundheilung Efficient blood supply is essential for all tissues as each individual cell needs to be located in dose proximity to the next blood vessel to guarantee nutrient- and gas exchange. Many diseases are induced by the reduction of blood perfusion such that the tissues gradually loose their ability to function properly. Therefore, therapeutic angiogenesis aims to increase blood perfusion in ischemic tissues by stimulating the patient's endogenous capacity to develop new blood vessels. These studies include application of angiogenic growth factors and adhesion sequences as well as local gene therapy.
Our approach is to design bioartificial 3D-fibrin matrices that have very defined characteristics and apply them at the desired place in the body. These 3D-matrices serve as provisional scaffolds for invading cells and induce very specific tissue responses. During healing, cells infiltrate the scaffold and degrade it with the speed of tissue regeneration such that it is completely removed when tissue healing is completed. These 3D-matrices can be pre-seeded with autologous cells, however, they can also be designed to encourage endogenous endothelial- or progenitor cells to attach and form tight cell-to matrix contacts. These cells enable vascularization of the 3D-matrix and therefore promote better healing and tissue regeneration.
Letsch, Dominik  The Wulp-gravel from Küsnachter Tobel 151/3: 67-72
Glazialschotter - Gossau-Interstadial - Relative Warmphase - Schlamm- und Schuttströme - Seeablagerungen The well consolidated, quarternary gravel outcropping in the upper part of the valley of Küsnacht near Zurich (Wulp-Schotter) have been known for more than a hundred years but have not been studied in detail yet. The article gives a short overview on distribution and structure of the gravel and tries to explain their origin as debris- and mudflow deposit near a glacier. The mapping of the gravel and the measurement of drag-marks at the base of it, suggest that the often proposed hypothesis of the gravel being deposited in an ancient river valley is not very probable. Furthermore the gravel bears evidence of a relative warming-phase during and shortly after their deposition. A discussion of their age leads to the Gossau-Interstadial in the middle of the last (Wurm) glaciation, which is considered to be likely.

Burga, Conradin A. The lignite profile of Gossau (Zurich): Vegetation history and Mid-Würmian palaeoecology  151/4: 91-100
The lignite profile of Gossau/ZU reveals good evidence to the Mid-Würmian vegetation and dimate history of the Zurich Oberland. The main lignite layer represents mainly the Mid-Würmian period whereas the above located smaller lignite layer shows the Mid-Würmian termination. With the help of pollen analyses two spruce periods (Mid-Würmian interstadials) and three pine periods (mainly Mid-Würmian stadials) could be recognized. During the interstadials the Gossau/ZU area was covered at least partly by open boreal coniferous forests (spruce, Serbian spruce, pine, Swiss stone pine, larch, birch) whereas during the poor or treeless pine stadials only locally small tree stands of birch and pine could exist. During the stadials herbs and shrubs of open arctic alpine steppe or tundra vegetation dominated.
The lignite analyses of plant remains revealed a silting-up plant succession of a former early Mid- Würmian Gossau/ZH lake to a peat bog dominated by sedges.
Based on finds of wood remains and warm water demanding water plants (Najas flexilis) one can conclude that the first spruce interstadial at the beginning of the Mid-Würmian reflects the warmest climate conditions compared with the following younger Mid-Würmian interstadials which show an increasing wetter and colder climate.
Brandes, Andrea and Helmut Brandl Historical cases of animal anthrax in Switzerland: Incidents in the canton of Zurich between 1878 and 1919 151/4: 101-106
Anthrax - Bacillus anthracis - tanneries- horsehair and -wool processing Anthrax is a well-known infectious disease occurring in wild animals and livestock. The causing agent is the spore-forming, Gram-positive bacterium Bacillus anthracis. Anthrax might occur in horses, cattle, sheep, goats, pigs, buffaloes, camels, antelopes, other herbivores, and even in ostriches and elephants. lt has been assumed that anthrax incidents are related to climatic as well as particular soil conditions because cases occurred always after long periods of ram or floodings. Additionally, carcass disposal sites have been identified as possible infection source. Historical records reporting cases of animal anthrax in the canton of Zurich between 1878 and 1919 were analysed on the level of political communities regarding occurrence and number of cases, animals affected, and number of municipalities affected. Data were correlated with industrial activities (tanning, wool and horse hair processing) in a community and to the prevailing meteorological conditions. A total of 675 cases of animal anthrax have been recorded showing a maximum in 1894. Most of cases involved cattle. Only 6 goats (0.9%), 16 pigs (2.3%) and 21 horses (3.1%) were affected. Cases occurred in 131 of the 171 communities over the 41 years of records. Occurrence correlated with industrial activities in a community. The investigation of relevant industrial activities (companies handling potentially contaminated materials, such as hides, fur, wool, hair, meat, or bone meal) showed that there is a correlation between the occurrence of cases in a community and local companies. The influence of wool processing companies (P--0.004) and tanneries (P= 0.032) is significant whereas horse hair processing showed no significance. In the communities reporting the highest numbers of cases, tanneries or wool processing industries were localized. However, a statistical relationship between the number of cases reported and meteorological data (rainfall, mean temperature) was not found.
Hoop, Richard  und Martin Schwyzer Avian influenza an update 151/4:107-111
In the previous issue of this journal (3/2006), we reprinted an artide entitled «Die Vielfalt der Influenzaviren» (diversity of the influenza viruses) by Griot, Eynard, Hoop, Mathys, Matter, Steffen, and Wunder-Ii, providing background information on the current epizootic of avian influenza (GRIOT et al., 2006). That artide had originally appeared in publication #71 of the Swiss society «Forschung für Leben» and reflected the situation at the end of 2005. Recent developments in Switzerland and abroad are covered until the end of August 2006 in the following update. First, we describe the worldwide spread of avian influenza as an animal disease and the current status of surveillance and prevention in Switzerland. Then we examine the role of H5N1 influenza viruses (particularly genotype Z) as infectious agents of zoonosis and the preparedness of this country for a potential pandemic.
Köhler, Claudia Reproductive biology in plants -with and without Mendel 151/4:113-119
Seed development in flowering plants is initiated by the fusion of two male gametes with two female gametes, the egg cell and the central cell, leading to the formation of embryo and endosperm, respectively. In most plant species double fertilization is necessary for the initiation of seed development and autonomous development of egg and central cell are actively suppressed. In contrast, apomictic species can form viable seeds without fertilization of the egg cell. Genetic studies using the model plant Arabidopsis identified an evolutionary conserved protein complex repressing autonomous division of egg and central cell. Mutants defective in subunits of this complex can form seed like structures without fertilization, containing endosperm but no viable embryos. The molecular basis inhibiting autonomous cell divisions is currently intensively investigated and will be subject of this overview.

 

2005, Jahrgang 150

Christian Stauffer  Die Wiederansiedlung des Przewalskipferdes im Nationalpark Gobi B in der Mongolei  (2005) 150/1-2: 1-9 
Ausrottung - Mongolei - Urwildpferd - Wiedereinbürgerung - Zucht - Biosphärenreservat  Das Przewalskipferd war Ende der 1960er Jahre in freier Wildbahn ausgestorben, hat aber in Menschenobhut, in Zoos und Wildparks überlebt. Die erfolgreiche Zucht zwischen 1950 und 1980 schuf die Voraussetzung für eine Wiederansiedlung in freier Wildbahn. Verschiedene Gebiete in der Mongolei wurden auf ihre Eignung überprüft, und der Gobi B Nationalpark erwies sich als das geeignetste Habitat. Zwischen 1992 und 2004 wurden 89 Wildpferde in die Gobi transportiert und 93 Fohlen geboren. 91 Tiere überlebten bis heute. Besonders im Winter 2000/ 2001 waren schwere Verluste zu verzeichnen. 2004 hatten sich vier Haremgruppen und eine Hengstgruppe in freier Wildbahn etabliert. Seit 1998 wurde ein bedeutendes wissenschaftliches Programm aufgebaut, welches für das Monitoring der Przewalski-Population und verschiedener Lebensraumfaktoren sehr hilfreich war. Seit 2002 hat sich der Fokus gewandelt. Das Przewalskipferd ist nicht mehr das primäre Ziel, sondern ist zu einer Schirmart für die Entwicklung des Gobi B-Nationalparks zu einem Biosphärenreservat geworden. 
Stefan Brönnimann  Klimaschwankungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts  (2005) 150/1-2: 11-17 
Arktisches Klima - Dürren - Dust Bowl - El Niño - Klimadynamik  Das Studium vergangener Klimaschwankungen ist wichtig für das Verständnis und die Beurteilung des Klimawandels. Während die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts diesbezüglich gut erforscht ist, ist über die erste Jahrhunderthälfte nur wenig bekannt. Dabei ereigneten sich gerade in diesen Jahrzehnten starke Klimaschwankungen mit teils verheerenden Auswirkungen wie die Erwärmung der Arktis 1920-1945, die «Dust Bowl»-Dürren der 1930er Jahre in den USA oder die globalen Klimaanomalien der frühen 1940er Jahre. In diesem Beitrag wird anhand einer Zusammenfassung der Literatur zu diesen Beispielen und eigenen Datenauswertungen die aktuelle Diskussion nachgezeichnet. Nur durch die Kombination von Beobachtungsdaten und Klimamodellen ist es möglich, die Mechanismen dieser Klimaschwankungen zu verstehen. Noch sind viele Fragen offen, und es fehlen Daten, um aus Modellresultaten abgeleitete Hypothesen zu testen. Hier werden zukünftige Arbeiten ansetzen. 
Oskar Keller und Edgar Krayss  Der Rhein-Linth-Gletscher im letzten Hochglazial
1. Teil: Einleitung; Aufbau und Abschmelzen des Rhein-Linth-Gletschers im Oberen Würm 
(2005) 150/1-2: 19-32 
Alpen Eiskörper-Rekonstruktion – Hochglazial- Linthgletscher – Rheingletscher – Schweiz – Spätglazial – Vorlandvereisung Würmeiszeit  Rekonstruktionen verschiedener Gletscherstände des letzteiszeitlichen Rhein-Linth-Gletschers werden mit glaziologischen, hydrographischen und klimatologischen Verhältnissen ihres Umfeldes verknüpft. Methodische Grundlage ist das Bestimmen von Eisrandlagen mittels der Abfolge von Eisrandrelikten und den Niveaus der Randentwässerung. Für das Erfassen der dreidimensionalen Geometrie der Eiskörper und zum Verständnis der glazialen Prozesse ist die Konstruktion von Isohypsenkarten der Eisoberfläche unerlässlich.
Für den Aufbau und den Zerfall des Rhein-LinthVergletscherungssystems sind vier Hauptphasen unterscheidbar:
(1) Vorstoss in die Vorlandbecken
(2) Aufbau der Vorlandvergletscherung
(3) Eishochstände um und im Anschluss an die Maximalvereisung
(4) Abschmelzen in den Vorlandbecken und Auslasstälern.
Der Beginn des eigentlichen Vormarsches wird auf rund 29 000 Kalenderjahre vor heute angesetzt und erfolgte aus einer Basisposition im Raum Chur bei Domat-Ems. Im Bodensee-Vorland ist eine Aufbau-Eisrandlage im Raum Konstanz-Ravensburg erkannt worden. Sie wird als Obersee-Stand bezeichnet. Vor 24000 Jahren war die maximale Randlage bei Schaffhausen erreicht. Die Eishochstände und das anschliessende Rückschmelzen in die Auslasskanäle Rheintal und Linth-Seeztal lassen sich in die stadialen Eisrandkomplexe Würm-Maximum W/M (Schaffhausen/Killwangen), Feuerthalen/Schlieren W/F, Stein am Rhein/Zürich WIS, Konstanz/Hurden W/K und Weissbad/Koblach W/W unterteilen, wobei mehrfach auch Wiedervorstösse nachweisbar sind. Nach 17 000 Jahren vor heute schmolzen die Gletscher von der Eisrandlage W/W endgültig in die inneren Alpentäler zurück. 
Frank Klötzli  Verbindende Elemente in der Vegetation: Konvergenz - Koevolution - Synevolution  (2005) 150/1-2: 33-45 
(Horst-) Büschelgras - Lebensform - Hochstaude - Vergrasung - Verhochstaudung – Wuchsform – Zwergstrauch  Der Artikel ist eine aufdatierte und revidierte Fassung eines Vortrages zu Ehren des 70. Geburtstages von Prof. Dr. Heinrich Wagner (1916-1997), gehalten an der Universität Salzburg
1. «Synevolution» bedeutet konvergente Entwicklung morphologisch-physiologischer Strukturen in Vegetationen ähnlicher Standorte. Synevolution bestimmt somit das ähnliche Bild, das innerhalb eines Bioms (einer Vegetationsformation) vorherrscht und das alle Bereiche eines Ökosystems umfasst.
2. Synevolution erlaubt eine gewisse Vorausschau bei der Entwicklung gestörter Ökosysteme, indem die Auslenkung gewisser Standortfaktoren zur Veränderung bestimmter Strukturen führt.
(Beispiel: Nährstoffanreicherung [+Δ N] führt zu Verhochstaudung; Ansäuerung [+Δ H] und [-Δ R] zu Verheidung, Verstrauchung; Austrocknung [-ΔF] zu Vergrasung.)
(vgl. ferner: Beschattung [-Δ L], starker Verbiss [+Δ V] usw. mit oft kombinierten Wirkungen; siehe Text und Tab. 2!)
3. Synevolution ermöglicht Schlüsse von Standortsveränderungen auf die Änderung der Vegetationsstruktur und umgekehrt ohne nähere Berücksichtigung der Sippen. 
Oliver Kröcher  Aus der Forschung in die Praxis: Saubere Dieselmotoren dank Stickoxid-Umwandlung mit Harnstoff  (2005) 150/1-2: 49-50 
  Die Gruppe Abgasnachbehandlung am Paul Scherrer Institut (PSI) entwickelte zusammen mit dem Institut für Mess- und Regeltechnik der ETH Zürich ein Harnstoff-System, das es erlaubt, bei minimaler Grösse etwa 90% der Stickoxide aus dem Abgas von Dieselfahrzeugen zu entfernen. Das Projekt-Team wurde Preisträger des Swiss Technology Award 2005 und gewann den Sonderpreis der ABB Schweiz AG in der Kategorie «Ressourcen schonen». 
Conradin A. Burga  Pott, R. 2003. Die Nordsee. Eine Natur- und Kulturgeschichte.  (2005) 150/1-2: 51 
  351 Seiten, 155 farbige und s/w Fotos, 24 Tabellen und Figuren. C. H. Beck, München. ISBN 3-406-510-30-2. Fr. 60.40.
Wenn man sich über die natur- und kulturgeschichtlichen Aspekte der Nordsee orientieren wollte, musste man bisher verschiedene Werke zu Rate ziehen. über erdgeschichtliche und geobotanische Themen wie z. B. die Auswirkungen des Eiszeitalters, Küstenmorphologie, Gezeiten, Wattenmeer, Vegetation der West-, Ost- und Nordfriesischen Inseln sind die vielfältigen Fakten auf zahlreiche Bücher und Zeitschriften verteilt. Das Buch von R. Pott über die Nordsee bildet somit als einmalige natur- und kulturgeschichtliche Gesamtschau dieses Raumes eine wertvolle Synthese.  
Elias Landolt  Burga, C.A., Klötzli, F und Grabherr, G. (Hrsg.) 
2004. Gebirge der Erde. Landschaft, Klima, Pflanzenwelt. 
(2005) 150/1-2: 52 
  504 S., 296 Farbfotos, 87 Zeichnungen, 146 Klimadiagramme, 15 Tabellen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. ISBN 3-8001-4165-5. Fr. 103.-.
Das mit vielen eindrücklichen Farbbildern und instruktiven Zeichnungen ausgestattete Buch gibt einen Überblick über die Gebirge der Erde. Es ist verständlich, dass aus Platzgründen nicht alle Gebirge dargestellt werden konnten, sondern eine repräsentative Auswahl von 44 Objekten getroffen werden musste. Diese verteilen sich über die ganze Erde: von der Antarktis über die tropischen Gebirge bis nach Spitzbergen und Alaska. Europäische Gebirge, vor allem die Alpen, sind dabei, entsprechend der zu erwartenden Leserschaft, stärker vertreten. Bei den dargestellten Gebirgen handelt es sich fast ausschliesslich um Hochgebirge. Diese werden definiert als Bergmassive, die sich über mindestens drei Vegetationszonen erstrecken, die also mindestens 1000 m über das umliegende Tiefland herausragen. Neben den drei Herausgebern haben sich zahlreiche weitere Spezialisten an den Beschreibungen der einzelnen Gebirge beteiligt. Trotzdem bildet das Ganze eine harmonische Einheit. 
Christoph P. E. Zollikofer und Marcia S. Ponce de León  «Generationenvertrag» im Spätpliozän  (2005) 150/1-2: 52 
  Der älteste bisher gefundene zahnlose Hominidenschädel nährt Hypothesen, wonach bereits vor rund zwei Millionen Jahren die Hominiden-Gemeinschaften alte und behinderte Mitglieder im Austausch gegen Wissen und Erfahrung mit Nahrung versorgten. Siehe: www.mediadesk.unizh.ch 7.04.2005 
Christoph P. E. Zollikofer und Marcia S. Ponce de León  Facelifting für den ältesten Hominiden  (2005) 150/1-2: 10 
  Dank computerunterstützter Rekonstruktion haben Christoph Zollikofer und Marcia S. Ponce de León vom Anthropologischen Institut und Museum der Universität Zürich belegen können, dass sich bereits vor sieben Millionen Jahren die Humanoiden von den Menschenaffen abzuspalten begannen. Ihre Forschungsergebnisse, die neue Erkenntnisse zu den Anfängen der Menschheitsgeschichte erschliessen, publizierten die beiden in zwei Artikeln in der Zeitschrift «Nature». Siehe: www.mediadesk.unizh.ch 7.04.2005 
Felix Stauffer Jugendpreis 2004 der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich  (2005) 150/1-2: 47-48 
  Dieses Jahr wurden zum zweiten Mal alle Gymnasien im Kanton Zürich eingeladen, je ihre beiden besten Maturitätsarbeiten aus den Bereichen Biologie, Chemie, Geographie, Mathematik und Physik für den Wettbewerb um den Jugendpreis der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich einzureichen. Von sieben Schulen gingen insgesamt zehn Arbeiten ein. Wiederum war die Jury sehr beeindruckt vom grossen Engagement aller Autorinnen und Autoren und der hervorragenden Qualität dieser Arbeiten. Als Hauptkriterien für die Entscheidungsfindung dienten Wissenschaftlichkeit, Originalität und Relevanz.
Der erste Preis ging an eine Arbeit aus dem Bereich Künstliche Intelligenz, der zweite Preis wurde für eine ökologische Arbeit vergeben.
Gewinner des Jugendpreises 2004: Dominik Käser, Gossau (Kantonsschule Zürcher Oberland in Wetzikon)
Zweiter Preis: Stephan Reber (Literaturgymnasium Rämibühl Zürich)
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen erhalten als Anerkennung für ihren ausserordentlichen Einsatz und die hohe Qualität ihrer Maturitätsarbeiten eine NGZ-Mitgliedschaft für das Jahr 2005. Zudem erhielt der Sieger Fr. 500.- und der Zweite Fr. 250.-.
Die Verleihung der Preise erfolgte am 6. Dezember 2004 an der ETH im Rahmen eines NGZ-Vortrages des Wintersemes ters 2004/05. 
Peter Longatti Virtuelle Streifzüge durch die Schweiz mit dem Atlas der Schweiz, Version 2 150/3-4: 56
  Für Leute, die gerne in der Realität herumspielen, ist der Atlas der Schweiz das ideale Spielzeug. Im 3-D-Teil <Panorama> bewegt man sich im Geländemodell der Schweiz, dessen Oberfläche mit Satellitenbildern ergänzt werden kann. Man erklimmt virtuell Berggipfel und kann dort das Panorama in beliebiger Richtung anschauen und sich erst noch die Namen der anderen Gipfel anzeigen lassen. Mit dem Cursor hüpft man auf einen anderen Gipfel und kann von dort zurückschauen. Man kann auch die Landeskoordinaten eines Hotels oder Ferienhauses und die Höhe über Meer eingeben und sieht dann die Aussicht, die man hätte, wenn sie nicht von Bäumen oder anderen Gebäuden verdeckt wäre. Im Atlas kann man sich zwar den Wald anzeigen lassen, aber einzelne Bäume oder eben Gebäude sind nicht enthalten. Der Vordergrund ist deshalb im Vergleich zu der wirklichen Aussicht diffus und grob.
Im 2-D-Teil <Karten>kann man Karten erstellen, die Dinge zeigen, die man von Auge nicht sehen würde: Daten, die von der Forschung in den verschiedensten Bereichen gesammelt und ausgewertet wurden. 40 nationale Institute (die WSL, das SLF und die Sottostazione sind separat aufgelistet) und 8 internationale Stellen lieferten Material zu den Karten. Man kann beispielsweise schauen, welche politischen Tendenzen in den Gemeinden vorherrschen, wie die Altersstruktur, die Bildung und das Einkommen der Bevölkerung ist. ...
weitere Info war: http://www.swisstopo.ch. Die Landestopographie ist im Internet momentan eine Subdomain von admin.ch (Fr. 248.-), resp. Deep Link war einmal: "http://www.swisstopo.ch/de/products/digital/multimedia/ads2/" : Atlas der Schweiz Version 2
Der Artikel wurde im Informationsblatt Forschungsbereich Landschaft 52/2005 veröffentlicht.
Roland Psenner (Innsbruck) Gibt es Leben im Vostok-See? 150/ 3-4: 57-67
Schlagwörter: Antarktis - Eisökosysteme - Leben im Eis - Limnologie - Mikroorganismen - subglaziale Seen Einer der bemerkenswertesten Eisbohrkerne aus der Antarktis, der uns Aufschluss über das Klima der letzten 420 000 Jahre lieferte, stammt - wie sich gegen Ende der Bohrung herausstellte - aus der Eisdecke über einem 14000 km² grossen und etwa 1000 m tiefen See, der nach der russischen Station Vostok getauft wurde. Der 3623 m lange Vostok-Eiskern hat viele Fragen über historische Klimaschwankungen beantwortet, gleichzeitig jedoch eine Reihe von Rätseln aufgegeben, die wahrscheinlich noch lange nicht gelöst werden können. Eines davon betrifft die Entstehung des Sees vor mehreren Millionen Jahren, ein anderes die Frage, ob es im Vostok-See Leben gibt, und wenn ja, welche Formen es angenommen hat und welchen Weg die Evolution gegangen ist. Da Leben im Prinzip überall dort existieren kann, wo es flüssiges Wasser gibt, und da Mikroorganismen auch im angefrorenen Eis des Vostok-Sees gefunden wurden, können wir davon ausgehen, dass es auch im Vostok-See Leben gibt. Ein ungelöstes technisches Problem, an dem die Beantwortung dieser Fragen hängt, ist immer noch die Beprobung des Seewassers, da man bisher keine Möglichkeit kennt, Wasser ohne mögliche Kontamination des Sees zu entnehmen. Damit bleibt der Vostok-See im Zentrum der Untersuchungen und - notgedrungen - der Spekulationen über das Leben in Extremlebensräumen, er liefert aber gleichzeitig Anregungen für die Exploration ausserirdischer Himmelskörper, die ähnliche Bedingungen aufweisen, wie z. B. niedrige Temperaturen und von mehreren Kilometern Eis bedeckte Ozeane oder Seen.
Karin Köchle Oberle Klimaerwärmung: Mistel erobert immer höhere Gebiete 150/ 3-4: 68
  Der Artikel wurde im Informationsblatt Forschungsbereich Wald 19/2005 veröffentlicht.
Lange Zeit glaubte man, die Mistel wachse in der Schweiz nur in Gebieten unterhalb von 1000 Metern über Meer. Nadine Hilker, die an der Eidg. Forschungsanstalt WSL im Walliser Föhrenprojekt eine Diplomarbeit anfertigte, stellte fest, dass die Mistel heute auch in höher gelegenen Gebieten stark verbreitet ist. 
Das Klima hat sich im letzten Jahrhundert stark erwärmt. In der Schweiz stiegen dabei die Temperaturen deutlich stärker an als im globalen Mittel: Allein in den letzten 30 Jahren wurde es bei uns um 1,5 Grad wärmer. Eine der Folgen: Temperaturempfindliche Pflanzen können in höhere Lagen vordringen. 
Nadine Hilker untersuchte die Verbreitung der Föhrenmistel im Kanton Wallis. Misteln sind licht- und wärme-liebende Halbparasiten und beziehen von ihren Wirtsbäumen Wasser und gelöste Nährsalze. Vor allem während Trockenperioden kann dies zu einem erhöhten Stress für den Wirtsbaum führen. Lange Zeit glaubte man, dass der Halbparasit oberhalb von 1000 Metern Höhe praktisch nicht vorkomme. Hilker fand im Wallis jedoch Föhrenmisteln auf bis zu 1500 Metern Höhe. Im Schnitt hat sich die Arealgrenze der Föhrenmistel in den letzten 100 Jahren um mindestens 250 Meter nach oben verschoben - das zeigt der Vergleich mit einer Untersuchung aus dem Jahr 1910. 
Dieser Anstieg ist eine Folge der Klimaerwärmung im letzten Jahrhundert. Entscheidend für das Mistelvorkommen sind vor allem die Winter- und Frühjahrstemperaturen. Speziell die Wintertemperaturen sind - im Vergleich zu den Sommertemperaturen - besonders stark angestiegen. Die Mistelbeeren reifen im Winter und werden durch Vögel verbreitet. Die Samen keimen dann im Frühling auf den Bäumen Das erklärt, weshalb die Mistel vor allem von warmen Wintern und den gestiegenen Frühjahrestemperaturen profitiert. Wird die Mistel in Zukunft noch höher gelegene Gebiete erobern? Gut möglich: Nimmt die durchschnittliche Temperatur um ein weiteres Grad zu, dürfte nach Hilkers Berechnungen auch die Arealgrenze der Föhrenmistel nochmals um etwa 100 Meter ansteigen. 
Karin Köchle Oberle, Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmendsorf. karin.koechle bei wsl.ch
Oskar Keller (Eggersriet SG), Edgar Krayss (St. Gallen)  Der Rhein-Linth-Gletscher im letzten Hochglazial 2. Teil: Datierung und Modelle der Rhein-Linth-Vergletscherung. Klima-Rekonstruktionen  150/3-4: 69-85 
Schlagwörter: Eiszeitniederschläge - Eiszeittemperaturen - Gletschervorstossraten - Hochwürm-Chronologie - Klimaschwankungen - Massenbilanz - Schneegrenzlagen  Alle für den Rhein-Linth-Gletscher im letzten Hochglazial verfügbaren Datierungen werden in einem Raum-Zeit-Diagramm erfasst. Die daraus abgeleitete Chronologie ergibt für den Eisaufbau aus dem Raum Chur bis zum Maximalstand einen Zeitraum von 29000-24 000 Kalenderjahren vor heute, für das anschliessende Zurückschmelzen 23 000-16 500 Kalenderjahre vor heute. Für den Aufbau der modell-mässig ermittelten Eismassen lässt sich eine durchschnittliche positive Nettobilanz von 13 cm pro Jahr errechnen. Dabei liegt die Vorstossrate bei 60 m pro Jahr in den Auslasstälern und später bei 15-20 m pro Jahr in den Vorlandbecken. Beim Rückschmelzen ergibt sich für die Zeit der Eishochstände eine negative Nettobilanz von durchschnittlich 5 cm pro Jahr und eine solche von 15-18 cm während der Hauptphase des Zurückschmelzens. 
Zur Zeit der Eishochstände lagen die Jahresmitteltemperaturen im Gletschervorland mit rund -6° C um 14-15° C tiefer als «heute» (2. Hälfte 20. Jahrhundert). Für den Juli wird mit einer mittleren Temperatur von +7° C gerechnet, für den Januar gegen -20° C. Dabei dürften die Niederschläge auf etwa 20% zurückgegangen sein. Ein abschliessendes Diagramm orientiert über den mutmasslichen Verlauf der jährlichen Durchschnittstemperaturen (Depression gegenüber «heute») im Bodenseeraum und im Zürcher Vorland vom letzten Interglazial bis zur Gegenwart. 
Reinhard Lässig Nächstes Reiseziel: Urwald 150/3-4: 86
  Im Urwald die Stille wahrnehmen. Seltene Tier- und Pflanzenarten suchen. Die Vielfalt der Schöpfung bestaunen. Der neue Naturführer über die «Urwälder im Zentrum Europas», herausgegeben von der WSL und dem Karpaten-Biosphärenreservat in Rachiw, gibt Naturfreunden Ideen und Tipps für die Planung einer erlebnisreichen und naturverträglichen Reise. Der Artikel wurde im Informationsblatt Forschungsbereich Wald ##/#### veröffentlicht.
Pascal Beer (Bäretswil) Natürlichkeit und gebietsfremde Pflanzenarten im Wald - Untersuchungen am Zürichberg und im Kanton Aargau  150/3-4: 87-93 
Schlagwörter: Bewertungsmethoden - Buchenwälder - Hemerobie - Neophyten - Phyto-Diversität – potenziell natürliche Vegetation  Um den Grad der Natürlichkeit von Buchenwaldflächen im Schweizer Mittelland zu erfassen, wurde ein z. T. neues Verfahren zur Quantifizierung des menschlichen Einflusses auf zwei Buchenwald-Gebiete bei Zürich und Zofingen (AG) entwickelt und exemplarisch auf 41 Untersuchungsflächen angewendet. Die unkomplizierte Beurteilungsmethode basiert auf Braun-Blanquet-Vegetationsaufnahmen und einem Vergleich der aktuellen mit der potenziell-natürlichen Vegetation. Ferner wurde die Pflanzenvielfalt der Untersuchungsflächen bestimmt. Auf acht weiteren Flächen wurde untersucht, wie sich das Auftreten von invasiven, gebietsfremden Pflanzenarten (Neophyten) auf die Pflanzenvielfalt von Waldflächen auswirken kann. 51% der Untersuchungsflächen können als naturnah bezeichnet werden, während 10% der Untersuchungsflächen stark verändert sind. Flächen mit starkem Neophytenbewuchs weisen eine tendenziell geringere Pflanzenvielfalt auf als gleichartige Flächen ohne Neophyten. Zwischen den beiden Buchenwald-Gebieten Zürich und Zofingen bestehen kaum Unterschiede. Vor allem die Forstwirtschaft, aber auch Waldbesucher und Anwohner können mit verschiedenen Massnahmen einen nachhaltigen Beitrag zur Erhaltung und Verbesserung des Zustandes der Wälder leisten. 
Frank Hagedorn Böden - grosse Speicher, kleine Senken für CO2 150/3-4: 94-96
  Böden speichern grosse Mengen an Kohlenstoff. Sind sie auch Senken für atmosphärisches CO2? Wissenschafter der WSL setzten junge Mischwälder vier Jahre lang erhöhtem CO2 aus, das eine andere Isotopen-Zusammensetzung hatte als übliche Luft. So konnten sie den Weg des CO2 von den Blättern über die Wurzeln bis in den Humus des Bodens verfolgen. 
Die Ergebnisse zeigen: die Senkenwirkung von Böden scheint begrenzt zu sein. 
Der Artikel wurde im Informationsblatt Forschungsbereich Wald 15/2003 veröffentlicht.
Anna Roschewitz, Kathrin Bernath  Nichts wert und doch so wertvoll: Wie rechnet sich die Walderholung?  150/3-4: 96
  Ein Waldspaziergang, eine Runde auf dem Vita Parcours oder ein Picknick am Waldrand: Der Mensch nutzt den Wald intensiv als Erholungsraum. Insbesondere in Ballungszentren ist die stadtnahe Walderholung wertvoll. Doch was heisst das konkret? Ein umwelt- und sozio-ökonomisches Forschungsprojekt geht dieser Frage nach. Menschen, die in einem Ballungsraum zu Hause sind, haben ein grosses Bedürfnis, sich in nahe gelegenen Wäldern zu erholen. Dies zeigte in den 1980er Jahren eine Pilotstudie, die dem Zürcher Wald einen hohen individuellen und gesellschaftlichen Erholungswert bescheinigte (SCHELBERT-SYFRIG, H. et al. 1988). 
Doch wie hoch ist der ökonomische Wert dieses Waldes als Erholungsraum heute? Wie und warum hat er sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert? Welche Erholungsleistungen werden heute im Zürcher Wald nachgefragt und wie lassen sich diese optimal bereitstellen? Und wie gut können wir den Erholungswert eines bestimmten Waldes auf andere Wälder übertragen? Oder stellen die Menschen in Zürich vielleicht andere Ansprüche an die Walderholung als jene in Basel oder Hamburg? Mit unserem Forschungsprojekt, das in die WSL-Programme «Landschaft im Ballungsraum» und «Walddynamik» eingebunden ist, wollen wir Antworten auf diese Fragen finden. Dabei verfolgen wir drei übergeordnete Ziele. Erstens wollen wir den Erholungswert ermitteln. Um diesen Wert für den einzelnen Menschen wie für die Gesellschaft genauer erfassen zu können, führen wir mündliche und schriftliche Befragungen im Wald und in der Stadt Zürich durch. Dadurch wollen wir herausfinden, was die Walderholung für die Menschen wertvoll macht. Zweitens untersuchen wir, wie sich die monetären Bewertungsergebnisse auf andere stadtnahe Wälder übertragen lassen. Dieser so genannte Benefit-Transfer ist eine zeit-und kostengünstige Alternative, wenn man aufwändige Befragungen und Bewertungen an anderen Orten vermeiden will oder nicht durchführen kann. Wir werden daher die Ergebnisse unserer Wiederholungsstudie mit denen der Pilotstudie von 1988 (temporaler Vergleich) sowie mit denen anderer, aktueller Waldbewertungs-Untersuchungen (regionaler Vergleich) vergleichen. Die Ergebnisse des Vergleichs erlauben uns, die Möglichkeiten und Grenzen des Benefit-Transfers zu bestimmen. Schliesslich sollen die Ergebnisse der Studie in die Planung von konkreten Massnahmen im Wald einfliessen. Denn unsere Kooperationspartnerin Grün Stadt Zürich will ihre zukünftigen Entscheide zur Gestaltung und Nutzung des Zürcher Waldes auf die Ergebnisse der Untersuchung des Besuchs-verhaltens und der Ansprüche der Waldbesucherlnnen abstützen.
Dr. Anna Roschewitz, Kathrin Bernath, Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmendsorf.  anna.roschewitz bei wsl.ch. kathrin.bernath bei wsl.ch
Der Artikel wurde im Informationsblatt Forschungsbereich Wald 17/2004 veröffentlicht.
Karl-Heinz Altmann (Zürich) Die Natur als Arzneimittelhersteller und als Quelle der Inspiration für den Chemiker: Die Bedeutung von Naturstoffen in der Arzneimittelforschung  150/3-4: 97-105
Schlagwörter: Antibiotika - Biogene Arzneistoffe - Epothilone - Leitstrukturen - Lovastatin - Naturstoffforschung - Statine - Taxol  Naturstoffe bilden ein unermessliches Reservoir an Leitstrukturen für die Entwicklung neuer Arzneimittel. Bei mehr als 50% der heute therapeutisch eingesetzten Medikamente handelt es sich um solche z. B. von Pflanzen, Pilzen oder Bakterien gebildete Stoffe oder strukturell davon abgeleitete Substanzen. Im ersten Teil dieses Beitrags wird die Verwendung von Naturstoffen als Leitstrukturen für die Arzneimittelentwicklung anhand von zwei in der klinischen Praxis etablierten Arzneimitteln bzw. Arzneimittel-gruppen exemplarisch illustriert. Der zweite Teil des Artikels beschäftigt sich mit einer neuen Klasse von Naturstoffen, den so genannten Epothilonen, die als Leitstrukturen für die Krebsmittelforschung in der jüngsten Vergangenheit grosse Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Struktur und Wirkung dieser Moleküle durch chemische Synthese geeigneter Analoga bildet eines der Forschungsthemen in der Arbeitsgruppe des Autors am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich. Das Erkennen dieser Zusammenhänge bildet die Voraussetzung für die Entwicklung von neuen Arzneistoffen, die ein gegenüber den ursprünglich aus natürlichen Quellen isolierten Naturstoffen verbessertes Wirkprofil aufweisen. Gegenwärtig befinden sich 6 Verbindungen vom Epothilon-Typ in verschiedenen Phasen der klinischen Entwicklung als Krebsmedikamente.
Felix Kienast, Stefan Hadorn und Martin Schütz  Werden Walliser Föhrenwälder zu Eichenwäldern?
Eine pflanzensoziologische Studie mit historischen Aufnahmen 
150/3-4: 106-108 
  Seit Beginn des 20. Jh. beobachtet man im Wallis in periodischen Abständen ein Waldföhrensterben. Gleichzeitig weisen das Landesforstinventar und kantonale Inventare nach, dass der Anteil der Flaumeiche (Quercus pubescens) zunimmt. Als mögliche Ursachen dieses offensichtlichen Sukzessionsprozesses kommen Klimaveränderung, veränderte Waldbewirtschaftung und erhöhte Föhrenmortalität in Frage. Unsere Untersuchung beleuchtet den Sukzessionsprozess mittels alter pflanzensoziologischer Aufnahmen, die im Jahre 2001 wiederholt wurden. Die Studie wurde als Diplomarbeit an der Universität Bern durchgeführt und ist Teil des Föhrenprojektes des Forschungsprogramms Walddynamik der WSL. In 44% der untersuchten 128 Probeflächen nahm in den letzten 20 bis 70 Jahren der Föhrenanteil deutlich ab. Die jährlichen Abnahmeraten liegen zwischen 1 und 6 Deckungsprozente. Gleichzeitig nahm in den Flächen mit abnehmender Föhrendominanz der Anteil der Flaumeiche deutlich zu. In der Strauch- und Krautschicht waren nur wenige Änderungen zu verzeichnen. Die Flächen, auf denen sich die Föhren- in Eichenwälder umwandeln, finden sich bevorzugt auf Standorten mit hoher Einstrahlung und hoher Kontinentalität sowie einem geringen Nährstoffangebot. 
Der Artikel wurde im Informationsblatt Forschungsbereich Landschaft 59/2004 veröffentlicht.
Elias Landolt AESCHIMANN,D., LAUBER, K., MOSER, D.M. und THEURILLAT, J.-P. 2004. 
Flora Alpina. 
Ein Atlas sämtlicher Gefässpflanzen der Alpen. 3 Bände, 2670 Seiten, 5933 Farbfotos, 4662 Verbreitungskarten. Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, Wien, ISBN 3-258-06600-0, Fr. 286.-.
150/3-4: 107-108
  Die im Juni 2004 erschienene «Flora alpina» umfasst erstmals das ganze Alpengebiet von Nizza bis Wien (etwa 170 000 km2), das politisch zu Frankreich, Italien, der Schweiz, Liechtenstein, Österreich und Slowenien gehört. Sie enthält 4500 Arten, die in den Alpen einheimisch sind oder dort vor längerer oder kürzerer Zeit einwanderten. Unter Arten verstehe ich im Folgenden alle Sippen oder Taxa, die im Buch auf der untersten taxonomischen Stufe erwähnt sind, also neben Arten auch Unterarten. Von den erwähnten Taxa gehören etwas über 10% zu den Neophyten, die erst nach dem Jahr 1500 eingewandert sind und sich seither einbürgerten. Der Benützer hat deshalb den Vorteil, dass er alle Arten, die er antrifft, identifizieren kann. Bei Spezialfioren für die Alpen oder Teile der Alpen sind viele Arten mit Hauptverbreitung ausserhalb des Gebietes nicht berücksichtigt und deshalb auch nicht zu bestimmen.
Christoph Angst WSL Vielfältige Waldentwicklung auf Lothar-Versuchsflächen 150/3-4: 111-114
  Während vier Jahren haben Forscher der WSL im Rahmen eines interdisziplinären Projektes die Waldentwicklung auf grossen, geräumten und ungeräumten Lotharflächen im Mittelland und in den Voralpen untersucht. Besonders auf den geräumten Windwurfflächen stellte sich nach dem Windwurf eine vielfältige Vegetation ein, die fast überall schnell von einer dichter werdenden «Brombeerdecke» abgelöst wurde. Die Waldverjüngung wird vor allem durch Jungbäume bestimmt, die bereits vor dem Sturm vorhanden waren; Pionierbaumarten spielen eine eher untergeordnete Rolle. Offene Fragen gibt es unter anderem zur Jungwaldpflege und zum Verhalten der Wildpopulationen nach grossflächigem Windwurf.

2005, Jahrgang 150

Christian Stauffer  The reintroduction of the Przewalski's horse in the Gobi B-National Park in Mongolia. (2005) 150/1-2: 1-9 
  The Przewalski's horse was extinct in the wild in the late l960ties of the last century. But it survived in captivity, in zoos and animal parks. The successful breeding between 1950 and 1980 allowed the reintroduction to the wild after 1990. Different sites were checked in Mongolia, and the Gobi B-strictly protected area turned out to be the most suitable habitat. Between 1992 and 2004 89 Przewalski's horses were transported to the Gobi and 93 foals were born. 91 animals survived until now. Especially during winter 2000/2001 severe losses were registrated. By 2004 four harem-groups and one stallion-group were established in the wild. Since 1998 a substantial scientific program was established, which was helpful for the monitoring of the Przewalski-population and different habitat factors. Since 2002 the focus has changed; the Przewalski's horse is not the first goal of the project anymore, but the umbrella species for the development of the Gobi B-strictly protected area into a biosphere reserve. 
Stefan Brönnimann  Climatic variations in the first half of the 20th century  (2005) 150/1-2: 11-17 
  Studying past climate variability is a key to understanding and assessing climate change. While the second half of the 20th century is well studied, relatively little is known about the first half of the century. Yet, there were large climatic variations in that half with extreme environmental and economical effects such as the Arctic warming 1920-1945, the «Dust Bowl» droughts in the USA during the 1930s or the global climate anomalies of the early 1940s. In this contribution, the ongoing discussion is sketched on behalf of existing studies on these three examples as well as data analyses. Only by combining observational data and model results, the complex mechanisms behind these climatic variations can be understood. Many questions remain open, though. There is a lack of observation-based data in order to validate model-derived hypotheses. Future work will focus on this point. 
Oskar Keller und Edgar Krayss  The Rhine-Linth glacier in the last Glacial Maximum
Part 1: introduction. Building-up and retreat of the Rhine-Linth glacier during the Upper Würm 
(2005) 150/1-2: 19-32 
  The Würm glaciation of the Alpine foreland has been reconstructed in different phases as a result of investigations in the Rhine-Lake Bodan region as well as in the Linth glacier area. Moreover, it will be related with the glaciological, hydrographical and climatological environment. The methodical basis is the definition of ice marginal positions by using ice marginal relicts and the levels of glacial drainage paths. To understand the three-dimensional geometry of the ice bodies and the glacial processes it is necessary to construct contour charts with isohypses of the ice surface.
The building-up and the retreat of the Rhine-Linth glacial system can be divided into four main phases:
(1) Ice advance into the piedmont basins
(2) Building-up of the foreland glaciation
(3) Stages of the last glacial maximum (LGM)
(4) Wasting in the Alpine foreland and in the outlet valleys.
The real glacier advance supposedly begins at about 29 000 calendar years before present and ensued out of a base position near Chur at Domat-Ems. In the Bodan foreland in the region of Constance-Ravensburg an ice-marginal stage was found and named «Obersee-Stage». The greatest extension was reached near Schaffhausen before 24 000 years BP. The following high glacial stages as well as the ice retreat into the outlet channels consists of periods of wasting and of stabilisation or re-advance respectively, the so-called ice marginal complexes. One can distinguish Würm Maximum W/M (Schaffhausen/Killwangen), Feuerthalen/Schlieren W/F, Stein am Rhein/Zürich W/S, Konstanz/Hurden W/K and Weissbad-Koblach W/W. After 17 000 years BP the glaciers finally melted back rapidly into the inner Alpine valleys. 
Frank Klötzli  Unifying elements in vegetation: Convergence - coevolution – synevolution  (2005) 150/1-2: 33-45 
  1. «Synevolution» signifies convergent evolution of morpho- and physiological structures in vegetation of similar sites. Therefore synevolution determines that similar picture which prevails in a given biome and incorporates all compartments of an ecosystem.
2. Synevolution enables certain predictability on the evolution of disturbed ecosystems. The destabilization of decisive site factors leads to the modification of certain structures of the system.
Examples: accumulation of nutrients leads to «macrophorbisation» favouring large forbs, acidification gives way to heath-like structures, and desiccation to step-like structures (most important results see table 2!).
Browsing and shadowing or opening of strata give way to combined influences.
3. Synevolution enables us to draw conclusions from changes in site conditions to a change in vegetation structures without considering the taxa. 

Roland Psenner (Innsbruck) The secret life of Lake Vostok. 150/3-4: 57-67
Antarctic - ice ecosystems - life in ice - micororganisms - One of the most remarkable Antarctic ice cores, spanning the last 420 000 years of climate history, comes from a 14000 km² large and approximately 1000 m deep lake, called Vostok after the Russian station in East Antarctica. The core with a length of 3623 m has answered many questions regarding climate oscillations, at the same time, however, it has raised a number of enigmas which will not be solved soon. One of them regards the origin of the lake several million years ago, another one the question whether there is life in Lake Vostok, and, if so, which forms it may have adopted and which way the evolution might have gone. Since life does exist at any place where there is liquid water and since micro organisms have been found also in the accreted ice of the lake, we can assume that Lake Vostok does harbour life. An unsolved technical problem, however, prevents us from finding reliable answers, and this is how to sample the lake, for we do not have a method to collect water without the risk of contamination. So Lake Vostok remains at the center of research and – necessarily - of speculations about life in extreme environments. At the same time it provides inspiration for the exploration of extraterrestrial bodies which show similar conditions, such as low temperatures and oceans covered by several km of ice.
Oskar Keller (Eggersriet SG), Edgar Krayss (St. Gallen)  The Rhine-Linth glacier during the last Glacial Maximum Part 2: Dating and models of the Rhine-Linth glaciation. Climate reconstructions  150/3-4: 69-85 
  All available 14C-data of the Rhine-Linth glacier during the last High Glacial are compiled in a special space-time diagram. The established chronology comprises a period of 29 000 to 24 000 calendar years before present for the building-up of the glaciation starting in the area of Chur and ending with the maximal extension. The ice wasting and the retreat back into the inner Alps took place between 23 000 and 16 500 years BP. Calculated by a model the building-up of the ice masses needed a medium net balance of 0.13 m of ice per year. During the first period the rate of advance reached 60 m per year in the outlet valleys, later on 15-20 m/year in the foreland basins. For the retreat after the Würm Maximum calculations provide melting rates of 0.05 m/year in the phase of the ice high stages and 0.15-0.18 m/year in the main phase of wasting. 
During the period of the glacial maximal stages the climate in the glacier foreland is characterized by an average year temperature of -6 °C, that means about 14-15 °C lower than today (2.nd part of 20th century). Average temperatures of +7 °C must be supposed for July and -20 °C nearly for January. The precipitations seem to have decreased to 20% compared with today. Finally, a diagram of the period between the last interglacial and present time provides an overview of the supposed course of the average year temperature (depression to recent) in the Lake Bodan (Lake Constance) and Lake of Zurich region.
Pascal Beer (Bäretswil)  Naturalness of forests and their alien plants - Investigations near Zurich and in the Canton of Aargau  150/3-4: 87-93 
Keywords: evaluation methods - Beech-forests - Hemeroby - Neophytes - Phyto-Diversity – potencial natural vegetation In two beech forest areas near Zurich and Zofingen AG (Swiss Central Plateau), a partly new method to quantify the degree of their naturalness has been investigated with the help of 41 plots. The assessment is based on vegetation records according to Braun-Blanquet and on the comparison between the actual and the potential natural vegetation. The method can be used with a reasonable time budget. Furthermore, the plant diversity has been calculated. On eight additional plots the appearance of invasive alien plants and their influence on plant diversity in the forest was investigated. 51% of the plots reach nearly their natural state, while 10% show a strong anthropogenic influence. Forest areas with invasive alien species show lightly lower plant diversity than similar areas with a natural vegetation. Between the two test areas of Zurich and Zofingen very few differences were recorded. While foresters are mainly responsible for the improvement of the state of forests, much can also be contributed by every person living around the forest areas.
Karl-Heinz Altmann (Zürich) Nature as drug producer and as a source of inspiration for the chemist: The importance of natural products in drug discovery.  150/3-4: 97-105
Keywords
Antibiotics - Biogene Arzneistoffe - Epothilone - Leitstrukturen - Lovastatin - Naturstoffforschung - Statine - Taxol
Natural products represent an immeasurable reservoir of lead structures for the development of new drugs. Today, more than 50% of drugs in clinical use are substances, which are produced, e. g., by plants, fungi, or bacteria or which are structurally derived from such compounds. The first part of this article will highlight the importance of natural product leads for drug discovery based on two specific examples of drugs (or groups of drugs) which are currently in clinical use. The second part of the paper will then deal with a new class of natural products, which are called epothilones, and which in the recent past have attracted considerable attention as new lead structures for anticancer drug discovery. The elucidation of the relationship between structure and biological activity of these molecules through the synthesis of appropriate analogs represents one of the major topics in the author's research group at the Institute of Pharmaceutical Sciences at the ETH Zurich. The understanding of structure-activity-relationships provides the necessary basis for the development of new drugs, which exhibit an improved overall profile over the original natural product leads. Currently 6 compounds of the epothilone structural class are undergoing clinical evaluation in humans.

2004, Jahrgang 149

Eric Kubli (Zürich) Einführung in das Themenheft «Was ist Leben?»  149/1: 1-2
Peter Walde (Zürich)  Was ist Leben? - Gedanken eines Chemikers. Pier Luigi Luisi zu seinem 65. Geburtstag gewidmet. 149/1: 3-14 
Schlagwörter: AIDS-Virus - Autopoiese - minimale Zellen - RNS (Ribonukleinsäure) - Selbstorganisation -Selbstreproduktion - Ursprung des Lebens - Vesikel - Wasser  Leben zu definieren oder eine allgemein akzeptierte Definition eines Lebewesens zu geben ist schwierig. Aus chemischer Sicht kann zelluläres Leben im Prinzip als nichts anderes als eine spezielle Form von Materie betrachtet werden. Ein Lebewesen ist eine hoch komplexe Organisation von einer Vielzahl chemisch gesehen sehr komplizierten und chemisch gesehen einfachen Molekülen und deren Wechselwirkungen innerhalb einzelner abgegrenzter Kompartimente (Zellen) oder innerhalb einer definierten Ansammlung von Zellen und im Austausch mit der Umgebung. Diese rein materialistische Betrachtung von Lebewesen basiert auf Hypothesen, welche einerseits die Verwandtschaft sämtlicher Lebewesen und die Abstammung aller Lebewesen von einem gemeinsamen Vorfahren postulieren und andererseits den Ursprung des Lebens als spontaner Übergang von unbelebter Materie zu lebender Materie annimmt. Die Frage «Was ist Leben?» beinhaltet somit letztendlich die Frage nach dem Ursprung des Lebens. Es wird vermutet, dass die Entstehung der ersten Lebewesen vor etwa 4 Milliarden Jahren eine direkte Folge zunehmender molekularer Komplexität war, wobei der gesamte Entstehungsprozess, bei welchem molekulare Selbstorganisationsprinzipien möglicherweise eine Rolle gespielt haben, in seinen Details zur Zeit nur schwer nachvollziehbar ist. 
Gottfried Schatz (Reinach)  Genomforschung, die Würde des Lebens und die wunderbaren Fehler der Evolution 149/1: 15-22 
Schlagwörter: Entstehung des Lebens - Individualität - Komplexität - menschliches Genom  Die Individualität des Menschen beruht auf der enormen molekularen Komplexität unseres Körpers und den praktisch unendlichen Kombinationsmöglichkeiten seiner Komponenten. Dank diesen ist jeder Mensch ein molekulares Unikat. Es wird die Geschichte des Lebens erzählt von den einfachsten Lebewesen bis zur (jetzigen) «Krönung» der Evolution: Homo sapiens.
Klaus Peter Rippe (Zürich)  Von der Robo-Roach zum RoboCop? Cyborg-Technologie aus ethischer Sicht 149/1: 23-28 
Schlagwörter: Ethik - Instrumentalisierung - Perfektionierung - Technikfolgenabschätzung - Wissenschafts-Ethik - Würde  An etlichen Universitäten der Welt werden derzeit Projekte zur Cyborg-Technologie durchgeführt. Die Wissenschaft betritt damit ein Gebiet, das bisher der Phantasie von Science Fiction-Autoren vorbehalten war. Ausgehend von einem dieser Projekte, der sog. «Robo-Roach», wird die Cyborg-Technik aus ethischer Sicht überprüft. Der Aufsatz kommt zu folgenden Schlussfolgerungen: Cyborg-Technologie im ausserhumanen Bereich schadet weniger den betroffenen Tieren, als dass sich dadurch eine moralisch verdächtige Haltung zeigt, Lebewesen und Natur bloss als ausbeutbare Instrumente zu sehen. Aus dieser Haltung könnten für Mensch, Tier oder Umwelt Schäden erwachsen. Im humanen Bereich hat die Cyborg-Technologie hohes Potential, Menschen zu helfen. Insbesondere bestehen hohe Erwartungen, Seh- und Hörgeschädigten und anderen Behinderten qualitativ hochfertige Prothesen und künstliche Sinnesorgane anbieten zu können. Allerdings ist hier aus ethischer Sicht vor Missbrauch und zu einfachen Lösungsansätzen zu warnen.
Christoph Rehmann-Sutter (Basel)  Eigener Sinn. Kritik der Gegenständlichkeit von «Leben». 149/1: 29-37 
Schlagwörter: Aristoteles - Leben - ökologische Ethik - organische Praxis - Relationalität lntrinsic Sense.  Die verbreitete Frageform «Was ist Leben?» setzt voraus, dass Leben etwas Gegenständliches sei. Der Artikel analysiert die philosophische Kontroverse, die es dazu gibt. Sie betrifft den Substantivismus (nicht den «Substanzialismus»). Diese Auseinandersetzung hat einen starken Bezug zur Ethik und öffnet die Frage nach theoretischen Alternativen. Als eine davon wird der Ansatz organischer Praxis aufgegriffen. Er führt zu einer relationalen Theorie von Leben, die davon ausgeht, dass lebendige Prozesse einen Sinn im eigenen Vollzug haben. Indem wir eine Wesenheit für «lebendig» halten, schreiben wir ihr einen eigenen Raum von Sinn zu. Leben wird zum Anerkennungsbegriff für eine Naturethik.
F. Klötzli  BRÜGGER, R. und VASSELLA, A. 2003. Pflanzen im Wandel der Jahreszeiten. Anleitung für phänologische Beobachtungen. 287 Seiten zweisprachig: d./f.) 8 Phototafeln 6 graphische Darstellungen, 36 Zeichnungen und 5 Tabellen. Arbeitsgemeinschaft Geographica Bernensia, Bern, Fr. 29.80.  149/1: 38 
Christoph P. E. Zollikofer und Marcia S. Ponce de León Paläoanthropologie: neue Methoden - neue Erkenntnisse 149/2-3: 39-50
Schlagwörter: Computerunterstützte Paläoanthropologie - evolutionäre Entwicklungsbiologie - Geometrische Morphometrie - Homo erectus - Homo neanderthalensis - Ontogenie - Phylogenie - Sahelanthropus tchadensis - virtuelle Fossilrekonstruktion Die Paläoanthropologie hat im Lauf der letzten Jahrzehnte einen tief greifenden Wandel durchgemacht, sowohl was die grundlegenden Fragestellungen, als auch was die quantitative Analyse von Fossilfunden betrifft. Die Seltenheit und der fragmentarische Erhaltungszustand vieler menschlicher Fossilien verlangt nach möglichst effizienten und gleichzeitig nicht-invasiven Untersuchungsmethoden, die es erlauben, ein Maximum an Information aus den wertvollen Fundstücken herauszuholen. Die computerunterstützte Paläoanthropologie verfolgt diesen Ansatz systematisch: Computertomographie (CT) ermöglicht einen Einblick in bisher unzugängliche interne Strukturen. Unter Einsatz von Computergraphik können aus CT-Daten virtuelle Fossilien berechnet werden, die am Computerbildschirm präpariert, rekonstruiert und anschliessend morphometrisch analysiert werden. Mit Methoden der Geometrischen Morphometrie wird die dreidimensionale Form der untersuchten Fossilien in ihrer Gesamtheit erfasst, was Aussagen über komplexe räumliche Muster der Formveränderung innerhalb einer Stichprobe ermöglicht. Dieses analytische Instrumentarium ist geeignet, die evolutionäre Entwicklungsbiologie von fossilen Hominiden zu erforschen, z. B. der Frage nachzugehen, welche Rolle Veränderungen im Entwicklungsprogramm bei der evolutionären Dichotomie Mensch-Neandertaler gespielt haben. - Neben neuen Analysemethoden sind es aber immer auch neue Fossilfunde, die in der Paläoanthropologie für neue Fragen und Antworten sorgen. In den letzten Jahren wurden in Georgien und dem Tschad fossile Hominiden gefunden, die entscheidend sind für unser Verständnis der Out-of-Africa-Bewegungen der frühen Vertreter der Gattung Homo und des Ursprungs der Hominiden.
Raoul J. Mutter  Fossile Fische aus der Trias der kanadischen Rocky Mountains 149/2-3: 51-58
Schlagwörter: Britisch-Kolumbien  fossile Fische - Geologie - Paläontologie - Trias - Wapiti Lake Die Suche nach Fossilien in der Untertrias der Sulphur Mountain Formation (Vega-Phroso-Schichtglied) in der Nähe des Wapiti Lake (östliches Britisch-Kolumbien) hat eine Vielzahl neuer Fischfossilien ans Tageslicht befördert. Trotz der oftmals dürftigen Erhaltung der Fossilreste begeistert eine ganze Reihe von verschiedenartigen Fischen einerseits durch ihre Vollständigkeit, andererseits durch ihren wissenschaftlichen Wert: Knorpelfische und Strahlenflosser ebenso wie Quastenflosser.
Die Untertrias der kanadischen Rockies liefert der Paläoichthyologie eine wichtige Referenzfauna, weil keine andere Fundstelle dieselbe Diversität aufweist. Es treten mehrere Abschnitte im Profil des Vega-Phroso-Schichtglieds auf in denen sich eine Konzentration an artikuliert und gut erhaltenen Fossilien findet. In bestimmten Horizonten gefundene Muscheln und vielleicht auch Mikrofossilien könnten erneut zur Bestätigung des relativen Alters der Faunenassoziationen herangezogen werden, da die Fauna im Vergleich mit anderen Untertrias-Faunen ursprünglich anmutet.
Fabian Egloff und Edwin Urmi Wasserpflanzen des Kantons Zürich: Kryptogame Makrophyten 149/2-3: 59-73
Schlagwörter: Bryophyta - Charophyta - Moose - Pteridophyta - Schweiz - Verbreitungskarten Verbreitung, Häufigkeit und Gefährdung der aquatischen Farnpflanzen (Pteridophyta), Moose (Bryophyta) und Armleuchteralgen (Charophyta) im Kanton Zürich sind Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Im Zentrum stehen dabei die in den Jahren 1971 bis 1974 gesammelten Moose. Die Ergebnisse werden in Listen und Verbreitungskarten dargestellt.
Von fünf festgestellten Farnpflanzen ist eine einzige Art (Equisetum fluviatile) als einheimische Wasserpflanze im engeren Sinn anzusprechen. Die Moose zeigen eine beachtliche Vielfalt von 64 verschiedenen Arten, von denen allerdings nur 16 eigentliche Wasserpflanzen sind. Eine Torfmoos-Art (Sphagnum teres) ist neu für das Untersuchungsgebiet. Die Armleuchteralgen sind mit 11 Arten vertreten.
Im Hinblick auf Bestandesveränderungen wurden im Jahre 2003 an 38 Fundorten mit besonders bemerkenswerten Arten Nachuntersuchungen vorgenommen. Sowohl Rückgang als auch Zunahme wurden dabei festgestellt. Seit der ersten Aufnahme sind einzelne Arten möglicherweise ganz verschwunden.
Soll die Diversität an Wasserpflanzen wenigstens im gegenwärtigen Umfang erhalten bleiben, sind weitere Anstrengungen nötig.
Peter Staubli Regeneration von Hochmooren im Kanton Zug 149/2-3: 75-81
Schlagwörter: Brämenegg - Breitried - Georadar - Sägemehl - Torfmächtigkeit - Zuger Methode Die Hochmoorfläche der Schweiz umfasst heute rund 1500 Hektaren, was rund 14% der ursprünglich vorkommenden F1äche entspricht. Davon sind lediglich 150 Hektaren in einem natürlichen Zustand. Die zwei Bundesverordnungen zum Moorschutz verlangen von den Kantonen, dass bestehende Beeinträchtigungen von Mooren bei jeder sich bietenden Gelegenheit soweit als möglich rückgängig gemacht werden.
Der Kanton Zug ist, bezogen auf die Gesamtfläche, der hochmoorreichste Kanton. Er hat seit 1990 mehrere Projekte zur Hochmoorregeneration erfolgreich realisiert. Neben der Anwendung bewährter Regenerationsmethoden entwickelte das Amt für Raumplanung des Kantons Zug neu eine Methode, bei der Sägemehl in Kombination mit eingerammten Holzbrettern Torf als Füllmaterial für Entwässerungsgräben ersetzt (Zuger Methode).
In fünf weitgehend abgeschlossenen Regenerationsprojekten zeigen sich bereits nach 5-10 Jahren beachtliche Erfolge: die Grundwasserstände steigen merklich, Moorflächen vergrössern sich, (Torf-)Moose breiten sich aus, die Verbuschung geht zurück und über neue Extensivierungsflächen bestehen Verträge.
Eine Übersicht zeigt den Stand von verschiedenen Regenerationsprojekten in der Schweiz.
Gerhart Wagner Das Mittelmoränen-Modell – aus wissenschaftlicher Sicht
Duplik auf die Replik von Graf et al. in der "Vierteljahrsschrift" 148 (3)
149/2-3: 83-86
kein Abstract
Müller,L. und Fraefel,C.  Mehr als nur Fieberbläschen: Herpes simplex-Viren im Dienste der Gesundheit 149/4: 87-94
Schlagwörter: Adeno-Assoziierte Viren (AAV) - Amplikon - Gentherapie - Gentransfer - Herpes simplex-Virus - HSV-1 - Hybridvektoren - onkolytische Viren In der Natur kommen zahlreiche Herpesviren vor, von denen acht verschiedene beim Menschen als Krankheitserreger eine Rolle spielen. Zu dieser Gruppe zählt auch Herpes simplex-Virus Typ 1 (HSV-l), welches vor allem für lästige Fieberbläschen und seltener auch für Hornhaut- und Gehirnentzündungen verantwortlich ist. Gegenwärtig erfolgen intensive Bemühungen, einzelne Vertreter aus der Familie der Herpesviren in den Dienst der Gesundheit zu stellen. Die wesentlichen Anwendungsgebiete genetisch manipulierter Herpesviren liegen im Rahmen der somatischen Gentherapie und der Tumorbehandlung mit onkolytischen Herpesviren. Zahlreiche vorklinische Untersuchungen und erste klinische Studien belegen das grosse Potential der Herpesviren in diesen Bereichen.
Suter, St. und Hölzle, M. Kalte Gletscher als Paläotemperaturarchiv - Untersuchungen aus dem Mont-Blanc und Monte-Rosa-Gebiet 149/4: 95-104
Schlagwörter: Energiebilanz - Firntemperaturen - Glaziologie - Klimaveränderung – Mikroklimatologie - Modellierung - Temperaturrekonstruktion Wenig war bis anhin bekannt über die thermischen Verhältnisse hochgelegener Alpengletscher. Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes wurden im Mont-Blanc- und Monte-Rosa-Gebiet systematische Untersuchungen zur Erforschung der Temperaturverhältnisse so genannt kalter Gletscher und ihrer Beziehung zum Klima durchgeführt. «Kalt» bedeutet dabei, dass der Firn über das ganze Jahr hindurch Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aufweist. In der Studie wurden insbesondere die Verbreitung von kalten Fimgebieten, die Wechselwirkung zwischen kaltem Firn und Mikroklima und die Eigenschaft als Paläotemperaturarchiv untersucht. Die Verbreitung von kaltem Firn gehorcht einem komplexen mikroklimatischen Muster und ist grosser Variabilität unterworfen. Nebst der Höhenlage und der Hangexposition spielt die Schmelzwasserinfiltration während den Sommermonaten eine entscheidende Rolle, ob kalter Firn entsteht und wie kalt er ist. Dies konnte aufgrund einer Energiebilanzstudie gezeigt und mit Modellrechnungen untermauert werden. Die seit den 1990er Jahren in Mitteleuropa beobachtete Erwärmung konnte mit Hilfe von gemessenen Bohrlochtemperaturprofilen aus dem Gletscher auch für die hochalpinen Lagen der Alpen bestätigt werden. Wegen der hohen Sensitivität kalter Fimgebiete speziell auf hohe Sommertemperaturen droht diesen Gebieten in naher Zukunft eine rasche Erwärmung mit weitreichenden Folgen für das Klimaarchiv Gletscher.
Haab, R. und Jutz, X. Das Hochmoor-Regenerationsprogramm im Kanton Zürich 149/4: 105-115
Schlagwörter: Erfolgskontrolle - Hochmoor - Hochmoorregeneration - Moor - Moorhydrologie – Regeneration - Wiedervernässung Die Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich betreibt seit 6 Jahren em Hochmoor-Regenerationsprogramm mit dem Ziel, die 10 bis 15 wichtigsten Hochmoore im Kanton zu regenerieren. Im Rahmen des Programmes wurden in fünf Objekten Massnahmen bereits umgesetzt. Im Folgenden wird das Vorgehen bei der Planung und Umsetzung dieser Projekte dargestellt und auf die wesentlichsten Inhalte des Regenerationsprogrammes hingewiesen. Die bisher vorliegenden Resultate aus der Erfolgskontrolle zeigen, dass sich die Hochmoore in die gewünschte Richtung entwickeln.
Kuhn, N. Frahm, J.-P. und Frey,W. 2004 
Moosflora
149/4: 116
kein Abstract
Kuhn, N. Benkova, V.E. und Schweingruber, F.H. 2004
Anatomy of Russian Woods
149/4: 117
kein Abstract
Gilgen, R. Pressemitteilung der SANW zur Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Dr.h.c. Peter Baccini
Kupfer, Holz und Honig - Drei Stoffe und eine Geschichte
149/4: 118
Siehe www.sanw.ch

English:
2004, Jahrgang 149

Eric Kubli (Zürich) Einführung in das Themenheft «Was ist Leben?»  149/1: 1-2 
Peter Walde (Zürich)  What is life? - Thoughts of a chemist  149/1: 3-14 
Keywords: AIDS-Virus - Autopoiese - minimale Zellen - RNS (Ribonukleinsäure) - Selbstorganisation -Selbstreproduktion - Ursprung des Lebens - Vesikel - Wasser  It is difficult to define life and to provide a generally accepted definition of a living system (of a «creature»). From a chemical point of view, cellular life can be viewed as nothing else than a particular form of matter. A living system is a highly complex organization and interaction of a large number of very complex as well as rather simple chemical compounds within individual compartments (cells) or within defined assembles of compartments, and in exchange with the environment. This entirely materialistic consideration of living systems is based on different hypotheses. These hypotheses include the evolutionary relationship among all living systems, the postulate that all living systems have a common ancestor, and the assumption that the origin of life was a spontaneous process in which non-living matter transformed into living matter. The question «What is life?» contains at last the question about the origin of life. It is assumed that the first living systems formed about 4 billion years ago as a direct consequence of a pre-biological increase in molecular complexity, in a process in which the principles of molecular self-organization most likely played an important role, although the entire process is rather difficult to comprehend at the moment.
Gottfried Schatz (Reinach)  The human genome, dignity of life, and the wonderful mistakes of evolution  149/1: 15-22 
Keywords: Entstehung des Lebens - Individualität - Komplexität - menschliches Genom  Our individuality is based on the enormous molecular complexity of our body and the virtually limitless possibilities of combining its constituents. As a result, each of us is molecularly unique. The history of life is recounted from the simplest organisms up to the (present) «pinnade» of evolution, Homo sapiens.
Klaus Peter Rippe From «Robo-Roach» to «RoboCop»? Cyborg technology from an ethical point of view  149/1: 23-28 
Keywords: Ethik - Instrumentalisierung - Perfektionierung - Technikfolgenabschätzung - Wissenschafts-Ethik - Würde  Research projects in the field of cyborg-technology are currently conducted at several universities all over the world. Thus, science enters an area which has so far been reserved for science fiction writers. Starting with the example of one of these projects, the roboroach, this article examines cyborg technology from an ethical point of view. The author comes to the following conclusion: In the non-human domain, cyborg technology is no threat for an animal itself, but scientists may show a morally suspicious attitude of instrumentalising the non-human world. This attitude is potentially harmful for human beings, animals or the environment. In the human domain, cyborg technology has a high potential to help and benefit people. In particular, it can be expected to lead to the development of better
prostheses or artificial organs for handicapped persons. But besides the danger of abuse, there is a risk to follow a simplistic approach.
Christoph Rehmann-Sutter (Basel)  A discussion of the objectivity of «life»  149/1: 29-37 
Keywords: Aristoteles - Leben - ökologische Ethik - organische Praxis - Relationalität lntrinsic Sense.  In the common way of asking «What is life?» it is presupposed that life is something like an object at all. This article analyses the underlying philosophical controversy: it is about substantivism (not «substantialism»). This controversy is closely related to ethics and opens the question of alternatives. One alternative approach is the theory of organic practice. This approach leads to a relational idea of life, starting from the assumption that all living processes have their sense in themselves: as sensible performances. When we say that something is «living», we ascribe to it a space of sense. Life is reinterpreted as a basic term for an ethics of nature, a term that expresses moral recognition.
F. Klötzli BRÜGGER, R. und VASSELLA, A. 2003. Pflanzen im Wandel der Jahreszeiten. Anleitung für phänologische Beobachtungen. 287 Seiten zweisprachig: d./f.) 8 Phototafeln 6 graphische Darstellungen, 36 Zeichnungen und 5 Tabellen. Arbeitsgemeinschaft Geographica Bernensia, Bern, Fr. 29.80.  149/1: 38 
Christoph P. E. Zollikofer und Marcia S. Ponce de León Paleoanthropology: new methods, new insights 149/2-3: 39-50
Over past decades, paleoanthropology has undergone significant changes, both with respect to the kind of questions asked to the fossil record, and the tools used to analyze hominid fossils. Given the scarcity and fragmentary state of conservation of most hominid remains, there is a need for non-invasive methods providing a maximum of information about the precious specimens. Computer-assisted paleoanthropology unites various methods and technologies to achieve this goal: Computed Tomography (CT) provides insights into hidden internal structures of fossil specimens. Processing CT data with computer graphics methods permits touch-free preparation, three-dimensional reconstruction and morphometric analysis of virtual fossils. Geometric Morphometry aims at comprehensive measurement of the three-dimensional form of organismic structures, thus giving detailed insights into complex spatial patterns of form variability in a sample. This analytical toolkit can be used to address «evo-devo» questions, for example, to investigate the role of ontogenetic modifications during the evolutionary diversification of archaic Homo into Neanderthals and modern humans. Besides analytical innovations, new fossil finds play a key role in generating new questions and new answers in paleoanthropology. Fossil hominids recovered in recent years from sites in the Republic of Georgia and the Republic of Chad re-shapes our ideas about the Out-of-Africa movement of early Homo, and about the origin of hominids.
Raoul J. Mutter  Fossil fishes from the Triassic of the Canadian Rocky Mountains 149/2-3: 51-58
The search for fossils in the Early Triassic of the Sulphur Mountain Formation (Vega-Phroso Member) in the vicinity of Wapiti Lake (eastern British Columbia) has yielded a wealth of new finds. In spite of the fossils' generally poor preservation, a number of exciting remains has been recovered, representing fairly complete and/or scientifically valuable specimens:
chondrichthyans, ray-finned fishes and coelacanths.
The Early Triassic fauna of the Canadian Rockies is very important for palaeoichthyology because it serves as a reference fauna showing outstanding diversity. There are several rock-units in the Vega-Phroso Member where a concentration of associated and well-preserved fossils can be found. Clams retrieved from certain horizons, and possibly also microfossils, may help reconfirm the relative age of faunal assemblages since the fauna appears rather primitive when compared with other Early Triassic faunas.
Fabian Egloff und Edwin Urmi Water plants in the Canton of Zurich (Switzerland): Cryptogamic Macrophytes 149/2-3: 59-73
The present paper deals with the distribution and frequency of aquatic pteridophytes, bryophytes and stoneworts (charophytes) of the Canton of Zurich and the threats to them. It is focussed on bryophytes collected in the years 1971 until 1974. The results are presented as lists and in the form of distribution maps.
Only one (Equisetum fluviatile) out of five pteridophyte species is a native water plant in the narrow sense. Bryophytes show a considerable diversity with 64 species of which, however, only 16 are real aquatic plants. One species of peat moss (Sphagnum teres) is new to the survey area. Charophytes are represented by 11 species.
Aiming to assess changes in the species spectra, we undertook reinvestigations in 2003 at 38 sites with the most remarkable species. Decline was found as well as increase. Some species might possibly have vanished since the first survey.
Shall the water plant diversity be maintained at the present level, more conservation effort is needed.
Peter Staubli Regeneration of raised bogs in the Canton of Zoug 149/2-3: 75-81
The total expanse of raised bogs in Switzerland comprises around 1500 hectares, which corresponds to about 14% of the original area. Of this, only 150 hectares have been left in their natural state. The two federal acts on bog conservation require of cantonal governments to reverse as far as possible existing impairment of bogs at any given opportunity.
Compared to its total expanse the Canton of Zoug is the most copiously covered in bogs of all Swiss Cantons. Since 1990 several projects for the regeneration of raised bogs have been successfully carried out. Next to tried and tested regeneration methods the department for area planning of Zoug has developed a new method, which has come to be known as the Zouger Method. Hereby sawdust is used in combination with wooden boards rammed into the soil to replace peat as filling material for drainage ditches.
Five more or less completed projects have shown considerable success after already five to ten years:
Ground-water levels are rising significantly, bog areas are increasing, (peat-) moss is spreading, bush land is receding and new contracts on areas of extensification have been set up.An overview shows the state of various regeneration projects in Switzerland.
Gerhart Wagner Das Mittelmoränen-Modell – aus wissenschaftlicher Sicht; Duplik von Wagner auf die Replik von Graf et al.
in der "Vierteljahrsschrift" 148 (3) (German only)
149/2-3: 83-86
Müller,L. und Fraefel,C.  More than just fever blisters: therapeutic applications of herpes simplex viruses 149/4: 87-94
Of the numerous herpes viruses in nature, eight are known human pathogens. One of these is herpes simplex virus type 1 (HSV-1), which causes the sometimes-cumbersome fever blisters and more dangerous conditions such as keratitis and encephalitis. Currently, great efforts are under way to exploit selected members of the herpes virus family for therapeutic uses. Potential applications of genetically modified herpes viruses include somatic gene therapy and cancer therapy using oncolytic herpes. viruses. Numerous pre-clinical studies and some clinical trials underline the great potential herpes viruses hold in these areas.
Suter, St. und Hölzle, M. Cold glaciers as a paleo-temperature archive - a study from the Mont-Blanc and Monte-Rosa areas 149/4: 95-104
Little knowledge has existed until today on the thermal characteristics of high-elevation Alpine glaciers. In the framework of an international research project a systematic investigation on the thermal conditions of so-called cold glaciers and their relation to climate was carried out for the Mont-Blanc and Monte-Rosa areas. «Cold» means that the firn shows below-freezing temperatures throughout the year. Especially the occurrence of cold firn, the interaction between cold firn and microclimate and the characteristics as a paleo-temperature archive were investigated in the study. The occurrence of cold firn follows a complex microclimatic pattern and is characterized by a large variability. Besides altitude and slope aspect, melt water infiltration during the summer months plays an important part whether cold firn is formed and how cold it is. This could be shown with an energy-balance study and be supported with model calculations. The observed warming in Central Europe since the 1990s could as well be confirmed for high-alpine sites based on observed englacial borehole-temperature profiles. Due to the high sensitivity of cold firn areas especially to high summer temperatures, these areas might be subject to a rapid warming in the near future with serious consequences for the role of Alpine glaciers as a climate archive.
Haab, R. und Jutz, X. Bog Regeneration Program for the Canton of Zurich 149/4: 105-115
For six years, the Canton of Zurich's Conservation Unit has been running a bog restoration program, which aims to regenerate the Canton's most significant 10 to 15 bogs. On five of these sites, measures based on this restoration program have already been implemented. This paper describes the planning and implementation procedures applied to the individual projects as well as the program's core features. Monitoring results so far indicate that the relevant bogs develop as desired.
Kuhn, N. Frahm, J.-P. und Frey,W. 2004 
Moosflora
149/4: 116
No abstract
Kuhn, N. Benkova, V.E. und Schweingruber, F.H. 2004
Anatomy of Russian Woods
149/4: 117
Gilgen, Ruth Pressemitteilung der SANW zur Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Dr.h.c. Peter Baccini
Kupfer, Holz und Honig - Drei Stoffe und eine Geschichte
149/4: 118

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