Neujahrsblatt; Herausgegeben von der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich; Auf das Jahr 2004; 206. Stück
Ausgegeben am 31. Dezember 2003; ISSN 0379-1327, 64 Seiten, 30 Abb.

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Neusticosaurus
Der Monte San Giorgio im Südtessin-
vom Berg der Saurier zur Fossil-Lagerstätte
internationaler Bedeutung
Heinz Furrer
Neusticosaurus pusillus
Schlagwörter: Evolution - Fische - Fossilien - Geologie - Meride -Mitteltrias - Ölschiefer - Paläontologie - Schweiz - Südtessin




Der Monte San Giorgio im Südtessin-
vom Berg der Saurier zur Fossil-Lagerstätte
internationaler Bedeutung
Heinz Furrer

Zusammenfassung
Im Juli 2003 erhielt die weltweit einmalige Fossil-Lagerstätte am Monte San Giorgio im Südtessin die begehrte Auszeichnung «international bedeutendes Weltnaturerbe» von der Unesco. Dies ist unter anderem auch eine Anerkennung für die wissenschaftliche Arbeit mehrerer Generationen von Fachleuten und Laien, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts im italienischen Nachbargebiet bei Besano und am Monte San Giorgio in der Nähe des Tessiner Bergdorfes Meride geleistet wurde. Mehr als 10 000 kleinere und grössere Fossilien wurden in mühsamer Handarbeit aus dem harten Fels geborgen, sorgfältig freigelegt, studiert und in vielen Publikationen beschrieben. Eine Auswahl der schönsten Stücke ist in öffentlichen Museen ausgestellt. Es sind über 200 verschiedene Tier- und Pflanzenarten gefunden worden: fossile Reptilien oder «Saurier» (20), Fische (80), wirbellose Tiere (100) und Pflanzen (5). Die Überreste der Organismen wurden in einer mächtigen Schichtfolge aus tonigen, kalkigen und dolomitischen Gesteinen konserviert, die in einem subtropischen Meeresbecken abgelagert wurden. Einmalig ist am Monte San Giorgio das Vorkommen von fünf übereinander liegenden fossilreichen Schichten, die nach geologischen Untersuchungen aus der Mitteltrias stammen und 230 bis 245 Millionen Jahre alt sind. Die ausgezeichnete Erhaltung von vielen zusammenhängenden Skeletten macht das Gebiet zu einer fast unerschöpflichen Fundgrube für die Paläontologie. Nur sie kann dieses Zeitfenster der Evolution öffnen und damit der langen Entwicklungsgeschichte des Lebens auf unserem Planeten auf die Spur kommen. 

Summary:
Monte San Giorgio in southern Ticino - From the «saurian mountain» to a «Fossillagerstaette» of international importance

With the inclusion in the UNESCO World Heritage List in July 2003, Monte San Giorgio in southern Ticino received the honour to be internationally recognized as a unique «Fossillagerstätte» This also reflects the appreciation of the scientific work of several generations of professionals and amateurs in paleontology. They have worked on the fossils from Monte San Giorgio since the middle of the 19th century, partly in the Italian vicinity near Besano as well as on Monte San Giorgio near the small village Meride in southern Switzerland. More than JO 000 fossils of various dimensions have been gathered by painstaking manual labour from the hard rocks. Then they were carefully prepared, scientifically studied, and finally published in numerous publications. Some of the best specimens are exposed in public museums. More than 200 different animal and plant species have been found: fossil reptiles or «saurians» (20), fish (80), invertebrate animals (100) and plants (5). The remains of organisms are conserved in a thick sequence of shaly, calcareous and dolomitic sediments from a subtropical marine basin. The occurrence of five successive levels rich in vertebrate fossils from the Middle Triassic, dated by geologists as 230 to 245 millions years old, is world wide unique. The perfect preservation of many articulated skeletons makes the area a nearly inexhaustible treasure chest for paleontology. Only paleontologists may open this time window of evolution and, consequently, get insight in the long history of life on our planet

Keywords: Evolution - fish - fossils - geology - Meride - middle Trias -oilschale -palaentology - southern Ticino - Switzerland

Inhaltsverzeichnis
1  Einleitung    9
2  Geschichte der paläontologischen Forschung am Monte San Giorgio    12
  2.1  Erste Fossiliengrabungen auf italienischem Gebiet  12
  2.2  Bernhard Peyer macht den Monte San Giorgio zum Berg der Saurier  13
  2.3  Die grösste Fossiliengrabung unter Emil Kuhn-Schnyder  20
  2.4  Die Fische rücken in den Vordergrund  24
  2.5  Die neuesten Grabungen sind paläoökologisch ausgerichtet  25
  2.6  Neuere Grabungen von zwei Mailänder Forschungsgruppen  26
  2.7  Schon mehr als 30 Fossiliengrabungen  28
3  Steinbrüche und Bergwerke haben am Monte San Giorgio eine lange Tradition    30
  3.1  «Marmor»-Steinbrüche  30
  3.2  «Ölschiefer»-Bergwerke  31
  3.3  Erzbergbau  34
4  Geologische Geschichte des Monte San Giorgio    34
  4.1  Der Monte San Giorgio ist Teil der Südalpen  34
  4.2  Die Ablagerungen der Trias entstanden im Flachmeer  34
  4.3  Im Jura öffnete sich der Ozean  37
  4.4  Die alpine Gebirgsbildung begann vor 90 Millionen Jahren  38
5  Die Gesteine und Fossilien der Mitteltrias am Monte San Giorgio    38
  5.1  Fünf Fundschichten mit Wirbeltierfossilien  38
  5.2  Die Grenzbitumenzone ist die reichste Fundschicht  39
  5.3  Drei Fundschichten im unteren Meride-Kalk  43
  5.4  Viele kleine Fische und ein Saurier aus der Kalkschieferzone  46
6  Regionale Vergleiche und Paläogeographie    46
7  Lebens- und Ablagerungsraum in der Mitteltrias    48
8  Ein Saurier erwacht zu neuem Leben - die Arbeit der Paläontologinnen und Paläontologen    49
9  Verdankungen    49
10  Literatur    53
Adresse des Autors      60
Tabelle 1:    Grabungschronologie  61
Tabelle 2: Systematik der vorkommenden Tierfossilien      63

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