Neujahrsblatt der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich auf das Jahr 2010, 212. Stück
Format 15.6 x 22 cm, 74 Seiten und XX Abbildungen. Ausgegeben am 31. Dezember 2009; ISSN 0379-1327.

Biologische Invasionen:
Mechanismen, Auswirkungen,
Chancen und Risiken

Ewald Weber und Jasmin Joshi (Potsdam/Zürich)

Home   zur Liste der Neujahrsblätter,   Neujahrsblatt für Kinder und Jugendliche
Umschlagsbild
Umschlagbilder: Vier invasive Arten: Sommerflieder (Buddleja davidii), Waschbär (Procyon lotor), verwilderte Schweine (Sus scrofa) und Purpurwinde (Ipomoea purpurea). Fotos: E. Weber (oben links, unten rechts), Darkone, wikipedia.commons (oben rechts), NASA, wikipedia.commons (unten links).
Four invasive species: summer lilac (Buddleja davidii), raccoon (Procyon lotor), feral pigs (Sus scrofa), and common morning-glory (Ipomoea purpurea). Fotos: E. Weber (top left, bottom right), Darkone, wikipedia.commons (top right), NASA, wikipedia.commons (bottom left).

Sponsor
SCNAT

Klappentext
Überall breiten sich exotische Arten aus. Ob Asiatischer Marienkäfer, Wollhandkrabbe oder Japanischer Staudenknöterich - wir leben in einer Welt von Exoten. Manche dieser fremden Eindringlinge werden so häufig, dass sie in natürlichen Lebensräumen die angestammte Natur durcheinander bringen oder in der Land- und Forstwirtschaft als Unkräuter und Schädlinge auftreten. Solche biologischen Invasionen sind ein weltweites Phänomen und gelten als eine der Hauptursachen für den weltweiten Rückgang von Arten. Der Band vermittelt einen Überblick zum Wissensstand über biologische Invasionen und diskutiert die Mechanismen, wie es zur Ausbreitung exotischer Arten kommen kann.

ZUSAMMENFASSUNG
Die spontane Ausbreitung nicht-einheimischer oder exotischer Arten, unabsichtlich eingeschleppt bzw. absichtlich eingeführt, ist heute ein weltweit zu beobachtendes Phänomen. Arten werden in grossem Umfang zwischen Kontinenten ausgetauscht und innerhalb der Kontinente verfrachtet; in erster Linie eine Folge des weltweiten Handels und Reiseverkehrs. Einige (aber nicht alle) dieser verwilderten Exoten breiten sich rasant aus, und ihr Massenvorkommen zieht nachteilige Auswirkungen auf Mensch und Umwelt nach sich. Solche invasive Arten sind heutzutage ein zentrales Thema im internationalen Naturschutz und in der ökologischen Forschung. Die Ausbreitung invasiver Organismen, als biologische Invasionen bezeichnet, gilt mittlerweile neben Lebensraumzerstörung als die zweitwichtigste Ursache des weltweiten Artenrückganges. Die Mechanismen, die zu einer biologischen Invasion führen können, sind sehr vielfältig und beruhen auf Eigenschaften der Arten sowie des betreffenden neuen Lebensraumes. Offene Habitate mit geringem Konkurrenzdruck anderer Arten und ohne spezialisierte Frassfeinde und Pathogene zeigen sich als besonders anfällig für die Besiedlung invasiver Arten.
Unter invasive Arten fallen auch solche, die in der Land- und Forstwirtschaft Schäden verursachen oder die Gesundheit des Menschen gefährden.
In der Schweiz sind über 800 exotische Pflanzen-, Tier- und Pilz-Arten etabliert, von diesen gelten 107 Arten als invasiv. Welche Massnahmen ergriffen werden sollen, richtet sich nach der Häufigkeit der Art, aber auch nach der Zielsetzung. Die kostengünstigsten Massnahmen sind präventive Massnahmen.
Die Gründe, wie es zu biologischen Invasionen kommen kann, welche Eigenschaften invasive Arten aufweisen, ob und wie schnell sich verschleppte Arten im neuen Verbreitungsgebiet evolutiv verändern können und welches die beste Strategie im Umgang mit invasiven Arten ist, ist Gegenstand dieser Schrift.

Schlagwörter: Exotische Arten – invasive Arten – Naturschutz – exotische Unkräuter – Neophyten – Neozooen – Schweiz

Biological invasions: mechanisms,
impacts , chances and risks

The spread of non-native or alien species, accidentally or deliberately introduced, is a global phenomenon. Species are being exchanged between continents at a large scale and transported within continents; a result of worldwide trade and travel. Some of the naturalized aliens spread rapidly and their high number of individuals has negative impacts on the environment and on human beings. Such invasive species have become a major issue for international nature conservation and for ecological research. The spread of invasive organisms or biological invasions is considered to be the second most important reason for the worldwide species loss, besides habitat destruction. The mechanisms leading to biological invasions are manifold and include characteristics of the species as well as of the habitats. Thus, open habitats with a low level of competition by other species and a low density of specialized herbivores and pathogens are especially prone to invasion.
Invasive species also include pest organisms of agri- and silviculture as well as species posing threats to human welfare.
In Switzerland, more than 800 alien species of plants, animals, fungi and microbes have become established, of which 107 are considered to be invasive. Measures against invasive species depend on the species' frequency but also to the conservation aim. The most cost-efficient measure would be prevention. The present work gives an overview on reasons leading to biological invasions, on properties of invasive species, on the extent to which invasive species can adapt and on what the best management strategies are.

Key words: Exotic species – invasive species – nature conservation – exotic weeds – Switzerland

Inhaltsverzeichnis

Zusamenfassung/ Summary 5
Vorwort 9
1 Was sind biologische Invasionen? 11
1.1  Der Zusammenbruch natürlicher Verbreitungsgrenzen 11
1.2  Die Zunahme exotischer Arten 14
1.3  Eingeführt, eingeschleppt, verwildert, invasiv: Begriffserklärungen 17
1.4  Zeitlicher Verlauf einer biologischen Invasion 19
2 AUSMASS BIOLOGISCHER INVASIONEN 22
2.1  Wieviele invasive Arten gibt es? 23
2.2  Wo finden die bedeutendsten biologischen Invasionen statt? 25
3 MECHANISMEN BIOLOGISCHER INVASIONEN 27
3.1  Durch welche Eigenschaften zeichnen sich invasive Arten aus? 28
3.2  Abwesenheit von natürlichen Schädlingen und evolutionäres Potential 30
3.3  Hybridisierungen und die Rolle der Taxonomie 32
3.4  Welche Eigenschaften eines Habitates fördern eine biologische Invasion? 34
4 WIE GELANGEN INVASIVE ARTEN IN EINE REGION? 35
4.1  Unabsichtliche Einschleppung 36
4.2  Absichtliche Einführung 37
5 AUSWIRKUNGEN INVASIVER ARTEN 38
5.1  Direkte Auswirkungen auf andere Arten 39
5.2  Veränderungen von abiotischen Ökosystemeigenschaften 42
5.3  Veränderungen des natürlichen Störungsregimes 45
5.4  Die Bedeutung der Interaktionen 47
5.5  Gegenseitige Verstärkung von invasiven Arten 50
5.6  Schäden an Infrastruktur und gesundheitliche Auswirkungen 51
5.7  Kosten von invasiven Arten 52
5.8  Wann ist eine Auswirkung schlimm? 54
6 WIE IST MIT INVASIVEN ARTEN UMZUGEHEN? 54
6.1  Die Optionen richten sich nach der Häufigkeit 55
6.2  Kontrollmöglichkeiten 56
6.3  Prävention: die Kunst der Vorhersage 57
7 INVASIVE ARTEN IN DER SCHWEIZ 58
7.1  Exotische Vielfalt 59
7.2  Invasive Tier- und Pilzarten 61
7.3  Invasive Pflanzenarten 61
8 AUSBLICK 62
Weiter führende Literatur 64
Anhang 71