SEX bei den INSEKTEN
Von Jungfrauen, Liebesgesängen, chemischen
Keuschheitsgürteln und Hermaphroditen
Eric Kubli und Daniel Bopp (Zürich)
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für Kinder und Jugendliche
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Von unten nach oben: Weibchen, Hermaphrodit und Männchen des afrikanischen Rosenkäfers (Mecynorrhina torquata). Die linke Rumpfhälfte des Hermaphroditen ist weiblich, die rechte Hälfte männlich. |
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ZUSAMMENFASSUNG
Die Evolution hat eine überwältigende Fülle an Formen hervorgebracht. Diese Vielfalt findet sich auf allen
Ebenen: vom Molekül bis zum Verhalten. Eine zentrale Stellung im Leben jedes Organismus nimmt die
Reproduktion ein. Auch hier findet sich ein grosser Reichtum an Mechanismen, die zu einer erfolgreichen
Fortpflanzung führen. Trotzdem gibt es bei unterschiedlichsten Lebewesen auch Gemeinsamkeiten.
Exemplarisch werden mit der «Geschlechtsbestimmung bei Insekten» und dem «Sex-Peptid von Drosophila melanogaster»
zwei Gebiete aus der Reproduktionsbiologie von Insekten vorgestellt.
Von fundamentaler Bedeutung für die geschlechtliche Reproduktion ist die Bildung von Spermien
produzierenden Männchen und Eier legenden Weibchen. Dennoch finden wir bei Insekten eine erstaunliche Vielfalt
von verschiedenen Mechanismen, welche die geschlechtliche Identität des Individuums festlegen.
Neuere Studien an verschiedenen Insektenarten deuten auf ein allgemeingültiges Prinzip der genetischen Kontrolle
dieser wichtigen Entscheidung hin, und dies trotz Unterschieden auf den Stufen der geschlechtsbestimmenden Signale.
Das Sex-Peptid wird vom Drosophila¬Männchen bei der Begattung mit den Spermien in das Weibchen übertragen.
Es löst dort eine Vielfalt von physiologischen Reaktionen aus: unter anderem gesteigerte Eilegerate,
reduzierte Kopulationsbereitschaft, Änderungen in der Futteraufnahme und im Schlafverhalten. Diese Reaktionen
sind biologisch sinnvoll, aber nicht gleich vorteilhaft für die beiden Geschlechter. Ein evolutives Seilziehen
sorgt daher für den «Kampf der Geschlechter».
Schlagwörter: Begattungsreaktionen – Drosophila – Evolution – Geschlechtsbestimmung – Oviposition – Rezeptivität – Sexpeptid – Sexualverhalten
SUMMARY
Evolution has produced an amazing variety of forms. Diversity is found at different levels: up from the molecule to behavior.
Reproduction is a central activity of life. Successful reproduction is based an an immense variety of mechanisms.
Nevertheless, common principles can be detected in different organisms. Taking «Sex-Determination» and
«The Sex-Peptide of Drosophila melanogaster» as examples, we discuss two topics of insect reproduction.
Formation of sperm producing males and egg laying females is fundamental to sexual reproduction.
Nevertheless, we find an amazing variety of mechanisms in insects determining the sexual fate of the individual.
Recent studies in different species suggest a general principle of the genetic control of this fundamental decision,
although there exist a great variety of sex-determining signals. Sex-peptide is synthesized in the male genital tract
and transferred into the female during mating. In the female it elicits about a dozen so-called postmating responses:
e.g. drastic increase of oviposition, reduced receptivity, increased food intake and inhibition of siesta sleep.
All there responses elicited by the peptide make biological sense. But they are not necessarily to the same
advantage for both sexes. An evolutionary «tug of war» leads to sexual competition between males and females.
Key words: Drosophila – Evolution – Oviposition – Postmating responses – Receptivity – Sex Determination – Sexpeptide – Sexual behavior
Inhaltsverzeichnis
Zusamenfassung/ Summary | 5 | ||
VORWORT: THE GREATEST SHOW ON EARTH | 9 | ||
1 | GESCHLECHTSBESTIMMUNG BEI INSEKTEN (D. Bopp) | 11 | |
1.1 | Vive la différence! | 11 | |
1.2 | Männchen und Weibchen sind verschieden. Auch bei Insekten! | 13 | |
1.3 | Wie entstehen Weiblein und Männlein? | 16 | |
1.4 | Gibt es ein allgemeingültiges Prinzip der Geschlechtsbestimmung? | 22 | |
1.5 | Drosophila: ein Paradigma für die genetische Kontrolle der Geschlechtsbestimmung | 24 | |
1.6 | Wie machen es die anderen Insekten? | 30 | |
1.6.1 | Die Stubenfliege, Musca domestica | 16 | |
1.6.2 | Der Seidenspinner, Bombyx mori | 33 | |
1.6.3 | Der Reismehlkäfer, Tribolium castaneum | 34 | |
1.6.4 | Die Honigbiene, Apis mellifica | 34 | |
1.6.5 | Die Erzwespe, Nasonia vitripennis | 35 | |
1.7 | Überlegungen zur Evolution geschlechtsbestimmender Mechanismen. Das Sanduhrmodell | 37 | |
2 | DAS SEX-PEPTID VON DROSOPHILA MELANOGASTER (E.Kubli) | 39 | |
2.1 | Das Begattungsritual und die Begattungsreaktionen | 39 | |
2.2 | Der Lebenslauf einer Taufliege | 42 | |
2.3 | Das Sex-Peptid | 43 | |
2.3.1 | Die Entdeckung des Sex-Peptids | 45 | |
2.3.2 | Struktur-Funktionsbeziehungen Teil 1 | 48 | |
2.4 | Der Spermieneffekt | 50 | |
2.4,1 | Das N-terminale Ende des Sex-Peptids bindet irreversibel an Spermien | 52 | |
2.4.2 | An Spermien gebundenes Sex-Peptid wird an der N-terminalen Trypsin-Stelle gespalten | 53 | |
2.5 | Sex-Peptid und das Immunsystem | 57 | |
2.6 | Sex-Peptid und Nahrungsaufnahme | 59 | |
2.7 | Sex-Peptid und Siesta | 61 | |
2.8 | Sex-Peptid und Tod | 63 | |
2.9 | Rezeptoren für das Sex-Peptid, Signalkaskaden und die Evolution des Sex-Peptid-Rezeptors SPR | 65 | |
2.9.1 | Welche Zielorgane? | 65 | |
2.9.2 | Wieviele Rezeptoren? Struktur-Funktionsbeziehungen Teil 2 | 67 | |
2.9.3 | Signalkaskaden | 69 | |
2.10 | Das Sex-Peptid-Netzwerk | 72 | |
2.11 | Wem nützt's? Das evolutionäre Seilziehen der Geschlechter | 74 | |
3 | Praktische Anwendungen? Schlussbetrachtungen | 76 | |
Weiterführende Literatur | 79 |